24.3.2016, Einzigartige Klangmuster

Einzigartige Klangmuster

Das Trio Santiago (auf dem Bild ohne Percussionist Christoph Repp) gastierte mit dem Oud-Spieler Faleh Khaless (Mitte) in der Vöhler Synagoge. Foto: Hennig

Von Armin Hennig

Vöhl. Ein überaus erfreuliches Wiederhören gab es beim 134. Synagogenkonzert mit Johannes Treml. Der Gitarrist und Weltmusiker ist seit Jahren immer wieder in den unterschiedlichsten Konstellationen in der Alten Synagoge aufgetreten und hat das Publikum jedes Mal angenehm überrascht. So auch beim zweiten Gastpiel des Trio Santiago und dem Oud-Virtuosen Faleh Khaless.

Erfreute das Quartett die Zuhörer beim ersten Mal mit einer Reise durch die musikalischen Kulturen rund ums Mittelmeer, so gelang im Verlauf des Konzerts am Samstag die bislang einzigartige Kombination von arabischen und lateinamerikanischen Klangwelten.

Im Eröffnungsstück „La Partida“ verschränkten sich die leichtere andalusische Gitarre Johannes Tremls mit dem etwas gewichtigeren orientalischen Klang der Oud von Faleh Kaless, ehe Katharina Fendel mit der Querflöte eine sich immer schneller drehende Accelerandospirale in Gang setzte.

Von Mexiko bis in die Anden

Doch schon im zweiten Stück wagte die arabische Laute den Sprung über den großen Teich nach Brasilien: Im elastischen Groove des Bossanova „Xodo“ gaben die vier Musiker die erste überzeugende Kostprobe der neuen Cross-over-Qualitäten, auch die orientalischen Soli von Faleh Kaless entwickelten sich aus dem lateinamerikanisch geprägten Kontext.

Von Mexiko bis in die Anden führte der musikalische Weg der dritten Komposition „Huapango“, in deren Verlauf die vier Musiker unverkennbare charakteristische Rhythmen und Klangfarben einsetzten, bis hin zu Piccololäufen, die an die Inkas und ihre Panflöten erinnerten.

Alle drei Flöten kamen in der arabischen Trilogie „Ya Bent Bladi/Anoreza/Chihlet Layeni“ zum Einsatz, in dessen Mittelteil die Bassflöte das rhythmische Fundament für den Zwiegesang der Saiteninstrumente lieferte, während die Piccolo beim abschließenden, immer schneller werdenden Tanz die Spitzenakzente setzte.

Das atmosphärische und rhythmisch vertrackte „Nubes de buenos aires“ mit seinen zahlreichen Wechseln bei Tempo und melodischer Führungsrolle erwies sich als weiteres Glanzstück der musikalischen Crossover-Qualitäten des Trio Santiago und des tunesischen Oud-Spielers.

Die Buena-Vista-Social-Club-Hommage „Chan Chan/Mandinga“ gehörte zu den Favoriten der zweiten Hälfte.

 

2.3.2016, Klangwelten der mongolischen Musik

 
Klangwelten der mongolischen Musik
 

Einzigartige Mischung: Die Gruppe Sedaa, persisch für „die Stimme“, gastierte in Vöhl. Nasaa Nasanjargal, Ganzorig Davaakhuu, Omid Bahadori und Naraa Naranbaatar entführten die Besucher in neue Klangwelten. Foto: Hennig

Vöhl. Sedaa heißt auf persisch die Stimme. Der Einsatz von Kehlkopf-, Oberton- und Untertongesang ist ein Markenzeichen des Weltmusikensembles, das zuletzt vor drei Jahren in Vöhl aufgetreten ist. Ein Zeitraum, den die vier Musiker zur Weiterentwicklung des Instrumentariums und zur Einbindung neuer Stilmittel genutzt haben.

Im Rhythmus des Reitens komponiert das mongolisch-iranische Quartett Sedaa seine Musik, in der sich die Traditionen der Herkunftsländer zu neuen Klangwelten vereinigen, in die konstant neue Einflüsse integriert werden.

Quartett mit viel Humor

In Sachen Tempo gibt es, wie beim Reiten, zahlreiche bruchlos miteinander kombinierbare Varianten. Beim jüngsten Stück im Verlauf des Auftritts in der alten Synagoge sind die vier Musiker, nach etlichen Ausritten in unendliche musikalische Weiten gar im Wilden Westen angekommen. „Tun zerd mori“ ist ein augenzwinkernder Country-Song. Mit entsprechend viel Humor erzählt Percussionist Omid Bahadori bei der Vorstellung der Neukomposition die Geschichte eines jungen Nomaden, dem eine Frau und ein Pferd zum Glücklichsein fehlt.

„Pferd ist da“ kommentiert Bassist Naraa Naranbaatar schon mal den Wechsel in den charakteristischen Rhythmus. Beim Werben um die Frau und dem Bewältigen der größeren Herausforderung spielen dann nicht minder unmissverständliche, aber ironisch gebrochene Wildwestweisen eine große Rolle. Anschließend eröffnet ein Zupfen am mittlerweile dreisaitigen Bass den „Oriental Bazar“, zu dessen Klangbild Ganzorig Davaakhuu auf dem Hackbrett das Rollen der Wagenräder beisteuert, ehe Nasaa Nasanjargal auf der Pferdekopfgeige (Morin Khur) das Gewimmel herbei zaubert. Derweil legt der Geiger Bogen und Fidel beiseite und markiert mit dem Ruf der mongolischen Oboe Bischgur den Gipfelpunkt des erste Segments, dem eine ruhigeres folgt. Es lässt sich als Mittagshitze oder Gebet interpretieren.

Mit einem eiligen Gitarrenlauf leitet Omid Bahadori das Finale mit seinen rasanten Unisonopartien aller Instrumente ein. „Noch mal ‘ne Runde reiten?“, fragt der iranische Multi-Instrumentalist und schwenkt dabei seine Rahmentrommel, bevor es mit „Unique Horse“ weiter geht, einer Komposition, die das musikalische Markenzeichen schlechthin ist.

Das Publikum in der Alten Synagoge genoss die einzigartige Mischung aus dynamischer Steppenmusik, Obertonmystik und unverwechselbarem musikalischen Humor in vollen Zügen und bekam zuletzt ein besonderes Erfolgserlebnis. Selbst mitsingen und dabei gut klingen, dies konnten die Zuschauer bei der Zugabe „Altai“ erleben. Mit einem ganz großen Tutti klang ein rundum gelungener musikalischer Abend aus.

 

28.1.2016, Es waren Nachbarn und Schulkameraden

Gedenkveranstaltung für Volkmarser Juden

Es waren Nachbarn und Schulkameraden

Gedenken in Volkmarsen auf dem jüdischen Friedhof.

Eine Gedenkveranstaltung für die ermordeten Volkmarser Jude fand am jüdischen Friedhof von Volkmarsen statt.

Seit 15 Jahren richtet der Verein "Rückblende Gegen das Vergessen" in Volkmarsen jeweils am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag,  eine besondere Gedenkfeier aus. Über 60 Gäste, unter ihnen Bürgermeister Hartmut Linnekugel und weitere Volkmarser Kommunalpolitiker, Bürgermeister Reinhard Schaake aus Wolfhagen, Vertreter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Kassel, des Fördervereins Synagoge in Vöhl und des Internationalen Suchdienstes Bad Arolsen versammelten sich an der Villa Dr. Bock.

Ernst Klein erinnerte an die Schicksale der Volkmarser Juden, die während der NS-Zeit ausgegrenzt, gedemütigt und am Ende in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Er machte auch am Beispiel der Familie Lichtenstein deutlich, dass sich viele deutsche Juden nicht vor der Verfolgung retten konnten, weil sie trotz verzweifelter Versuche keine Aufnahme in anderen Ländern fanden.

 

 Nach dem gemeinsamen Gang zum jüdischen Friedhof wurden dort die Namen der 26 ermordeten Juden verlesen, an der Lesung beteiligte sich auch ein Konfirmand und Pfarrerin Holk-Gerstung. Gleichzeitig wurden für alle Opfer Lichter angezündet und von den Gästen in die Öffnungen der Gedenkmauer gestellt.

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