13.10.2021, Indien und Edersee im Fokus

 

Indien und Edersee im Fokus

Ausstellungen mit Bildern des Hobbyfotografen Ulrich Müller

 
Eindrücke aus Indien hat Ulrich Müller mitgebracht. Viele davon werden bei einer seiner beiden Ausstellungen zu sehen sein. Foto: Ulrich Müller(pr

Vöhl – „Du kannst sie sehen und rufen hören – Tiere in der Ederseeregion“, so lautet der Titel einer Foto-Ausstellung, die am Samstag, 16. und Sonntag, 17. Oktober jeweils von 14 bis 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge Vöhl zu sehen sein wird.

Ulrich Müller aus Vöhl hat eine Auswahl seiner schönsten Fotos zusammengestellt. Tiere ganz nah, Auge in Auge. Großformatige Fotos und kurze Videoclips werden so manchen überraschen. „Viel Geduld, Kenntnis und eine gute Tarnung machen es möglich, Tiere so nah vor die Linse zu bekommen“, verrät der Fotograf. – Für Besucher gelten die 3G-Regeln.

„Zwar anders, aber wie wir – Begegnungen in Indien“ heißt die zweite Foto-Ausstellung von Müller, die am darauffolgenden Wochenende gezeigt wird. Termin: Samstag und Sonntag, 23. und 24. Oktober, jeweils von 14 bis 17 Uhr in der Synagoge.

„Begegnungen sind das, was das Leben bereichert – das Leben auf der Straße, zu Hause und in den Dörfern, oder bei der Arbeit. Die Fotos zeigen meine Erlebnisse mit Menschen in einer anderen Welt. Natürlich und naturbelassen, arm und krank oder lustig und zufrieden“, schreibt Ulrich Müller in der Ankündigung.

Mit dem Rucksack machte er sich bereits mehrfach auf die Reise durch Indien. Vom Norden, dem Himalayagebirge, wo Yaks und Kaschmirziegen leben, bis an die südlichste Spitze, wo der Indische Ozean, die Arabische See und das Bengalische Meer aneinanderstoßen. Von Westen, wo am Meer noch riesige Holzschiffe gebaut werden und die letzten wilden Esel leben, bis zum Osten, an die Grenze von Bangladesch und Butan, wo lebende Brücken gebaut werden und die Frauen das Sagen haben.

Die großformatigen Fotos werden in den Räumen der ehemaligen Synagoge gezeigt und eine kontinuierlich laufende Diashow mit mehr als 1000 Fotos wird im Sakralraum zu sehen sein.

Während der beiden Ausstellungen werden Getränke, Kaffee und Kuchen angeboten.  red/srs

12.10.2021, Künstler Ghaku Okazaki – Fotoausstellung „Tiere der Region“ – Karolina Petrova: „Ich bin keine schwarze Tulpe“

 

Kunst, Fotografien und Konzerte in der Vöhler Synagoge

Künstler Ghaku Okazaki – Fotoausstellung „Tiere der Region“ – Karolina Petrova: „Ich bin keine schwarze Tulpe“

 
Karolina Petrova singt Chansons. Foto: John Kanone

Vöhl – Auch am kommenden Wochenende wird in der Vöhler Synagoge viel geboten: Stelenausstellung im Hof, Fotoausstellung mit Tierfotografien von Ulrich Müller im Sakralraum, ein Saxofon-Duett, ein Künstlerbesuch und ein Synagogenkonzert mit Karolina Petrova.

Das Kunstwerk, das der aus Japan stammende Künstler Ghaku Okazaki nach Vöhl brachte, entsprach nicht den Kriterien der Ausschreibung. Gleichwohl steht es auf einem Baumstamm im Hof der Synagoge. Ein Missverständnis beim jungen Japaner war die Ursache für das Versehen. Am Samstagnachmittag macht Okazaki Station in Vöhl.

Er studierte Japanische Malerei in Tokyo und wurde Meisterschüler am Fachbereich Freie Kunst in Bremen. Die durch Volltonfarben und scharfe Konturen geprägte Formgestaltung ermöglicht es dem Künstler, Zeichen und Formen fließend zu verbinden. Ebenfalls am Samstagnachmittag unterhalten Sarah Küpfer und Ingo Stotz als Saxofon-Duett die Besucher mit flotten Melodien.

Ein Glanzlicht ist Ulrich Müllers Foto-Ausstellung „Du kannst sie sehen und rufen hören – Tiere in der Ederseeregion“. Großformatige Fotos machen es möglich, den meist seltenen Tieren wie dem Grünspecht quasi Auge in Auge gegenüberzustehen. Am Samstag und Sonntag jeweils um 14 Uhr führt Müller ein in seine Ausstellung, zu der auch kurze Videoclips gehören. Mit viel Geduld, fotografischen Kenntnissen und guter Tarnung sind ihm die Aufnahmen gelungen.

Am Sonntag beschließen Karolina Petrova und Hans-Richard Ludewig (Piano und Akkordeon) um 17 und bei entsprechender Nachfrage auch um 20 Uhr das Programm mit dem Konzert: „Ich bin keine schwarze Tulpe“ – Erinnerungen an die französische Sängerin Barbara in Texten und Chansons. „Ich singe mein Leben“ sagt die 1930 als Tochter jüdischer Emigranten in Paris geborene Barbara.

Ihre Kindheit ist geprägt von Verfolgung und Flucht. Früh verlässt sie ihr Elternhaus und begibt sich auf die Suche nach Liebe und Anerkennung. Die Suche bringt sie nach einer kurzen Ehe zu dem, was sie wirklich liebt: Ihre Lieder.

In Frankreich ist die gebürtige Pariserin aus der Reihe der Chansoninterpreten nicht wegzudenken, in Deutschland kennt man fast nur das Chanson „Göttingen“, das sie bei einer Reise dorthin als Liebeserklärung an die Stadt schreibt und damit einen Beitrag für die Aussöhnung von Frankreich und Deutschland leistet.

Gemeinsam mit Hans-Richard Ludewig (Piano und Akkordeon) gelingt es Karolina Petrova, ein einfühlsames Porträt über Barbara zu schaffen, in dem sie anhand von Texten und Chansons, gesungen in Französisch und Deutsch, die Facetten dieser Persönlichkeit aufzeigt.  red

Für das Konzert am Sonntag können Karten vorbestellt werden unter 05635/1022 oder This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. zum Preis von 18/16/14 Euro, an der Abendkasse ist ein Aufschlag von 2 Euro fällig. Ein Nachweis über Impfung, Genesung oder ein negativer Corona-Test ist vorzulegen.

5.10.2021, Bei Rassismus widersprechen

 

Bei Rassismus widersprechen

Schüler besuchen und reflektieren Ausstellung an Synagoge

 
Schüler der Ederseeschule Herzhausen sowie Lehrer und der Schulleiter Erik Wohlfart-Schüßler besuchten die mobile Ausstellung „Out of the Box“, hier mit Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis Synagoge Vöhl. Foto: Stefanie Rösner

Vöhl – Vorurteile gegenüber Juden, Diskriminierung von Minderheiten, Ausgrenzung verschiedener Bevölkerungsgruppen: Alles Phänomene, die es in der Geschichte der Menschheit schon lange gibt, und die leider immer wieder in der Gesellschaft aufkommen. Schüler der Ederseeschule Herzhausen haben eine Ausstellung vor der Synagoge besucht, die sich mit der Historie von Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus beschäftigt.

Die Arbeitsgruppe Region gegen Rassismus in Waldeck-Frankenberg hat mit der Unterstützung des Netzwerks für Toleranz die Ausstellung mit dem Namen „Out of the Box“ erstellt, die auch schon in Korbach zu sehen war. An aufeinandergestapelten Kisten konnten die Besucher Wissenswertes nachlesen und lernen.

Schon in der Antike gab es Vorurteile und abwertende Bezeichnungen wie „Barbaren“ oder „Wilde“. Zudem wurden Menschen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert und als Sklaven ausgebeutet.

Verschiedene Formen und Facetten von Rassismus werden beschrieben, rechte Vorfälle in Waldeck-Frankenberg aufgezeigt und überregionale Vorfälle rechtsextremer und rassistischer Gewalt genannt. Als sehr anspruchsvoll bezeichnete Karl-Heinz Stadtler als Gastgeber des Förderkreises Synagoge die Ausstellung.

Die Schüler der Klassen 8 bis 10 wussten ihren Beitrag zu leisten. So formulierten sie ihre eigenen Appelle für eine friedliche Welt: „Gegen Rassismus“ schrieben sie in bunten Farben auf eine dafür vorgesehene Box. „Mensch ist Mensch, ganz egal welcher Hautton oder Nationalität“ – unterzeichnet von mehreren Schülerinnen und Schülern der Klasse R8b.

Im Sakralraum der Synagoge besprachen die Schüler der 10a ihre Eindrücke mit Violetta Bat vom Netzwerk für Toleranz sowie mit Thomas Neutze vom Volkmarser Arbeitskreis Rückblende – Gegen das Vergessen. „Es überrascht mich, dass heute überhaupt noch Hakenkreuze an öffentliche Flächen gezeichnet oder in Bäume geritzt werden“, äußerte ein Schüler seine Gedanken zum Thema Rassismus.

Alle sind unterschiedlich, und doch sind wir alle gleichwertig und gleichberechtigt.“

Violetta Bat,
Netzwerk für Toleranz

Verschiedene Fragen kamen auf. Warum macht jemand das? Wann kamen die ersten Vorwürfe gegenüber Juden auf? Was ist Rassismus? Gibt es Menschenrassen?

„Alle sind unterschiedlich, und doch sind wir alle gleichwertig und gleichberechtigt“, erklärte Violetta Bat. Spannend waren die Antworten auf die Frage: „Was kannst du gegen Rassismus tun?“ Er würde widersprechen, sagte ein Schüler. Aufklärung wurde zudem als wirksame Methode genannt. „Haltung zeigen ist wichtig“, sagte Violetta Bat. Karl-Heinz Stadtler ergänzte: „Ich würde immer sagen, dass ich anderer Meinung bin. Das wünsche ich mir von uns allen. Auch bei diskriminierenden Äußerungen im Freundes- und Verwandtenkreis.“

2.10.2021, Künstlerin Ulrike Gründel spendet

Künstlerin Ulrike Gründel spendet

600 Euro für Flutopfer-Hilfe

Ulrike Gründel und Andi Eisenmann. Foto: pr

Vöhl – Ulrike Gründel aus Dorfitter, die in der Vöhler Synagoge Bilder und weitere Kunstwerke ausgestellt hatte, versteigerte einige ihrer Exponate. 600 Euro kamen so zusammen. Diesen Betrag spendete sie für die Flutopfer in Westdeutschland.

Sie übergab das Geld an Andi Eisenmann, der zusammen mit weiteren Helfern aus Vöhl und Umgebung mehrmals an Wochenenden nach Ahrweiler fuhr, um dort bei Aufräumarbeiten zu helfen. Eisenmann, von Beruf Polizeibeamter, will das Geld seiner Kollegin aus Ahrweiler geben, die sich persönlich darum kümmern wird, dass das Geld die Betroffenen erreicht.  red

30.9.2021, Ausstellung gegen Rassismus in Vöhler Mittelgasse

Ausstellung gegen Rassismus in Vöhler Mittelgasse

Synagoge: Bilder von Thorwirth stoßen auf große Resonanz – Musik am Nachmittag

Bilder von Hubert Thorwirth werden gezeigt. Foto: Stadtler

Vöhl – „Out of the Box“ heißt die Ausstellung, die „#Region gegen Rassismus“ in diesem Jahr mit Unterstützung des Netzwerks für Toleranz Waldeck-Frankenberg entwickelte. Sie zeigt die Geschichte von Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus in Mitteleuropa von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart und wird am kommenden Wochenende vor der Synagoge gezeigt.

Am Freitag, 1. Oktober, besuchen Schülerinnen und Schüler der Ederseeschule Herzhausen die Ausstellung von 8 bis 12 Uhr. Von 15 bis 17 Uhr sind auch andere junge Leute willkommen. Am Samstag und Sonntag ist die Ausstellung von 14 bis 17 Uhr für alle geöffnet. Am Samstag und am Sonntag um 14 Uhr gibt es eine kurze Einführung. Da an einigen Stationen mit QR-Code gearbeitet wird, ist die Nutzung des Smartphones zu empfehlen.

Thematisiert werden in der Ausstellung die religiös, ökonomisch und rassisch begründeten Formen der Judenfeindschaft, Rassismus im Zusammenhang mit Kolonialismus und Sklaverei, aber auch der Zweite Weltkrieg im Osten gegen die angeblichen slawischen Untermenschen und sogenannten „mongolischen Horden“. Auch die Hinrichtung unschuldiger polnischer Zwangsarbeiter bei Herzhausen ist Gegenstand der Ausstellung. Natürlich werden auch aktuelle Formen des Rassismus, Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit dargestellt – der Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke, die Anschläge von Halle und Hanau sind furchtbare Beispiele hierfür.

Samstag und Sonntag sind von 14 bis 17 Uhr die Stelen-Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ im Hof und die Karl-Thorwirth-Ausstellung im Sakralraum geöffnet. Weil die Karl-Thorwirth-Ausstellung auf starke Resonanz stößt und die Zahl der Gemälde inzwischen auf 30 gestiegen ist, werden sie noch weitere Wochenenden in der Synagoge zu sehen sein.

Im Hof der Synagoge gibt es am Wochenende außerdem ein ansprechendes musikalisches Angebot: Pia Ebeling wird am Klavier „Nuvole Bianche“ von Ludvico Einaudi, einen Walzer von Chopin, „River flows in You“, die Filmmusik aus „Sagenhafte Welt der Annelie“, einen Türkischen Marsch und „Halleluja“ von Leonard Cohen spielen. Sarah Küpfer und Robin Rauch stellen Saxofon-Duette vor und mit Maja Rauch präsentiert Sarah Küpfer Querflöten-Duette.  red

25.9.2021, Kunst in neuem Licht sehen

Kunst in neuem Licht sehen

Art-Night in der Vöhler Synagoge beeindruckt die Besucher

Graffiti-Stil: Fred Baumgart (rechts) und Eduard Lass neben der Glas-Stele ohne Titel. Die Elemente der Komposition wurden zu einer faszinierenden Einheit geformt.

Vöhl – Veränderung der Wahrnehmung, erhöhte Sensibilisierung, das ist der Anspruch jedes Kunstwerks und jeder thematischen Ausstellung. Mit der Art-Night ging die ehemalige Synagoge Vöhl einen Schritt weiter.

Einen Monat nach der Vernissage der Stelen-Ausstellung und der Präsentation der Jury-Ergebnisse im Licht eines Sommernachmittags, setzte die Art-Night zahlreiche Kunstwerke in ein neues Licht. Dadurch kamen bislang übersehene Feinheiten zum Vorschein, die unter voller Sonneneinstrahlung verborgen blieben.

Von den ausgezeichneten Kunstwerken profitierte besonders Adrian DeDeas „Bluebird“ von starken Spots, aufgrund des phosphoreszierenden Innenlebens erwies sich der Guckkasten in Betonoptik als einer der Publikumsmagneten. Massive Tagesgewinner mutierten dagegen oft zu monolithischen Mauerblümchen, während sich stiefmütterlich gewürdigte Stelen mit transparenten Qualitäten als facettenreiche Meisterwerke entpuppten.

Zur regelrechten Offenbarung geriet der Kontrast bei Fred Baumgarts Glas-Stele im Graffiti-Stil, die unter blauem Himmel schon zu den Hinguckern zählte, aber trotzdem vergleichsweise blass wirkte. Zur allzeit sichtbaren Kombination von schützender Hand, Davidsstern und Menora gesellten sich nun die Botschaften von politischen Gefangenen und KZ-Insassen, die mit den offenen Fenstern an der linken Seite als Symbol der Sehnsucht nach Freiheit korrespondierten.

Der Künstler, der bei der Vernissage nicht zugegen sein konnte, stand bei der Art-Night mehr im Fokus als seine Sonnenschein-Kollegen und gern Rede und Antwort.

Als thematisches Gegenstück im unteren Garten erstrahlten Christine Schirrmachers „Spiritual Guardians“ in Blau, Gold, Purpur und Rot mit der schützenden Hand als Fundament für die miteinander verschmolzenen Symbole. Auch vermeintliche Kataloggrößen wie Lisa Schwermer-Funkes Spiel mit der Perspektive des Erinnerns, bzw. Hassen Sheidaeis Stele aus gepressten Kleidern erfüllten im Licht der Nacht doch noch die ursprüngliche Verheißung.

Überall, wo Transparenz im Spiel war, offenbarte der Kontrast zwischen natürlicher Dunkelheit und starkem Kunstlicht zahlreiche bislang übersehene Feinheiten und Zusammenhänge.

„Die Art-Night hat unsere Erwartungen erfüllt“, zog Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins, ein durchweg zufriedenes Fazit für die Veranstalter. „Der beleuchtete Garten bot ein sehr schönes Ambiente für die Stelen und natürlich auch für die doch recht zahlreich erschienenen Gäste“, erklärte er. Das Quartett „Chaverim“ habe mit seinen KlezmerKlängen die Menschen verzaubert. Sie hätten andächtig gelauscht und mit Applaus nicht gespart. Den Abschluss bildete ein Quiz. Berthold Herberz hatte mit dem Beamer Ausschnitte aus allen Stelen auf die Wand geworfen und die Gäste mussten raten, zu welcher Stele der Fotoausschnitt gehörte.

20.9.2021, Gespräche über Versöhnung

Gespräche über Versöhnung

Jüdisch-christlicher Dialog am Donnerstag im Garten der Vöhler Synagoge

Jüdisch-christlicher Dialog: Dazu laden die evangelische Kirchengemeinde und der Förderkreis der Vöhler Synagoge am Donnerstagabend in den Garten neben der Synagoge ein – dort läuft derzeit eine Kunstausstellung. An der Stele Karl-Heinz Stadtler, rechts Pfarrer Jan Friedrich Eisenberg. Foto: Schilling

Vöhl – Zum dritten Jüdisch-christlichen Dialog laden der Vöhler Pfarrer Jan Friedrich Eisenberg und Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis der Vöhler Synagoge am Donnerstag, 23. September, ein. Beginn ist um 18 Uhr.

In den Dialog treten zwei ausgewiesene Fachleute: Pfarrer Dr. Manuel Goldmann aus Großkrotzenburg habe sich schon in seiner Doktorarbeit mit dem Alten Testament beschäftigt, berichtet Pfarrer Eisenberg. Er sei auch Beauftragter der Landeskirche für den Jüdisch-christlichen Dialog. Bis vor zwei Jahren leitete er das Studienseminar der Landeskirche in Hofgeismar, in dem auch angehende Pfarrer ausgebildet werden. „Er ist sehr kompetent“, sagt Eisenberg,

Für die jüdische Seite diskutiert Christopher Willing, der die reformierte Gemeinde in Felsberg begründet hat und Vorsitzender des Vereins zur Rettung der Synagoge in der Stadt ist. „Es wird ein sehr lebhaftes Gespräch“, sagt Stadtler voraus. Die Besucher können Fragen stellen und mitdiskutieren. Unter dem Titel „Versöhnung feiern“ geht es um einen Vergleich des jüdischen Festes Jom Kippur mit der christlichen Buße und dem Sakrament des Abendmahls. Jom Kippur, der „Versöhnungstag“, ist der höchste jüdische Feiertag – er wurde vorige Woche überschattet von Attentatsplänen auf eine Synagoge in Hagen.

Bislang gab es zwei Jüdisch-christliche Dialoge. Am 31. März ging es um den Vergleich zwischen Ostern und Pessach, an dem die Juden die Befreiung des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten feiern. Ende Mai folgte der Dialog über Pfingsten und Schawuot, das jüdische Wochenfest, das ein Erntedankfest ist, aber auch an den erneuten Empfang der zehn Gebote erinnert.

Wegen der Corona-Pandemie konnten beide Dialoge nur in der Form eines Zoom-Meeting übers Internet stattfinden. „Ich freue mich, dass wir uns jetzt live sehen“, sagt Pfarrer Eisenberg. „Ich erhoffe mir, dass wir ganz anders ins Gespräch kommen.“

Eigentlich sollte der Dialog in der Kirche stattfinden, „Wegen Corona gehen wir raus, wenn es das Wetter zulässt“, kündigt der Pfarrer an: in den Garten der Synagoge und in den Garten des einst von einer jüdischen Familie bewohnten Nachbarhauses. Dort läuft derzeit die Kunstausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ mit 25 Stelen. Es gelten die 3G-Regeln.

Der vierte und letzte Dialog folgt am Donnerstag, 9. Dezember, um 19 Uhr. Dann geht es um den Vergleich des jüdischen Chanukka-Festes mit Weihnachten.

18.9.2021, Geschichte wird lebendig

Ge­schich­te wird le­ben­dig

Ab­schluss­pro­jek­te der Land­kul­tur­bo­ten in der Vöh­ler Syn­ago­ge vor­ge­stellt

 
En­ga­gier­te Ju­gend­li­che: (von links) Kim­ber­ley Si­mon, Erik Pe­per, An­dré Strem­mel und Ni­ko Sell ha­ben wich­ti­ge Ar­beit in der Vöh­ler Syn­ago­ge ge­leis­tet. Auf dem Fo­to feh­len Ma­ri­us Put­scher und An­na Rä­bi­ger. Fo­to: Hen­nig

Vöhl – Mehr Füh­run­gen in die­sem Som­mer und ei­ne hö­he­re Er­leb­nis­tie­fe für die Be­su­cher, die vier­te Sai­son der Land­kul­tur­bo­ten in der Vöh­ler Syn­ago­ge war ein vol­ler Er­folg. Die­se Bi­lanz zog Karl-Heinz Stadt­ler bei der Vor­stel­lung der Pro­jek­te.

Ei­ne Ur­sa­che für das hö­he­re In­ter­es­se von Tou­ris­ten wa­ren ein neu­es Hin­weis­kon­zept und die An­ge­bo­te im Som­mer. Al­le Teil­neh­mer äu­ßer­ten sich po­si­tiv über ih­re Er­fah­run­gen bei den Füh­run­gen und die Chan­ce, durch den per­sön­li­chen Um­gang mit in­ter­es­sier­ten Gäs­ten fürs Le­ben zu ler­nen.

Vor die­sem Hin­ter­grund bat Bür­ger­meis­ter Kars­ten Kal­hö­fer die sechs Land­kul­tur­bo­ten dar­um, auch nach Ab­lauf ih­rer Zeit und dem Ab­schluss ih­rer Pro­jek­te wei­ter für die Na­tio­nal­park­ge­mein­de Vöhl und die Re­gi­on zu wer­ben.

Kom­mu­ni­ka­ti­on über bis­her be­stehen­de Sprach­bar­rie­ren hin­weg war der An­spruch der Über­set­zer­ar­beit von Kim­ber­ley Si­mon, die we­sent­li­che Tei­le des In­ter­net­auf­tritts in ih­re Mut­ter­spra­che über­setzt hat­te. Denn bei vie­len Nach­fah­ren von Vöh­ler Ju­den, die im an­glo-ame­ri­ka­ni­schen Sprach­raum auf­ge­wach­sen sind, spielt die deut­sche Spra­che nur noch ei­ne un­ter­ge­ord­ne­te Rol­le. Am En­de ih­rer Ar­beit von zwei Wo­chen ste­hen 35 000 Wör­ter und neun Füh­run­gen, in de­nen sie zahl­rei­che Fra­gen schlüs­sig be­ant­wor­ten konn­te.

Gut 150 Jah­re ei­ner Ma­ri­en­ha­ge­ner Fa­mi­lie, die ei­nen we­sent­li­chen Bei­trag zum kul­tu­rel­len und ge­sell­schaft­li­chen Le­ben von Ma­ri­en­ha­gen leis­te­te, bil­de­te das Er­geb­nis der Re­cher­chen von Ni­ko Sell, die fort­an auch über den In­ter­net­auf­tritt der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge zu­gäng­lich sind.

Der Schü­ler aus der Eder­see­schu­le in Herz­hau­sen zeich­ne­te den Stamm­baum ei­ner Fa­mi­lie aus Ma­ri­en­ha­gen. In sei­ner Dar­stel­lung kam dem 1786 ge­bo­re­nen Ja­kob Krat­zen­stein ge­wis­ser­ma­ßen die Rol­le des Pa­tri­ar­chen zu, sein En­kel Jo­sef (*1821) zähl­te zu den Grün­dern der Lie­der­ta­fel.

Als Gast­wirt und Kauf­mann stand Fe­lix Is­ling um die Jahr­hun­dert­wen­de gleich an meh­re­ren Schnitt­stel­len des dörf­li­chen Le­bens. Wäh­rend der NS-Zeit ge­lang ei­ni­gen Nach­fah­ren über ei­nen Häu­ser­tausch die Aus­wan­de­rung nach Hol­land. Der Han­dels­ver­tre­ter Her­mann Krat­zen­feld kam da­ge­gen im KZ Floss­bürg ums Le­ben, sei­ne Schwes­ter Hed­wig Win­ter, die nach Kas­sel ge­hei­ra­tet hat­te, wur­de im Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz ver­gast. Die Vor­stel­lungs­kraft der Be­su­cher stei­gern und ver­lo­ren ge­gan­ge­nen Glanz wie­der sicht­bar ma­chen woll­ten Erik Pe­per und An­dré Strem­mel mit ih­rem Aug­men­ted-Rea­li­ty-Pro­jekt. Die Be­wäl­ti­gung der tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen ge­lang mit­tels der Kom­bi­na­ti­on un­ter­schied­li­cher Soft­ware. Nun ent­steht mit­tels im Ge­bäu­de an­ge­brach­ter QR-Codes ei­ne Si­mu­la­ti­on des frü­he­ren Got­tes­dienst­raums auf dem Smart­pho­ne der Be­su­cher. „Wir ha­ben im Um­gang mit Men­schen wie mit der Tech­nik in un­se­rer Zeit als Land­kul­tur­bo­ten viel fürs Le­ben da­zu ge­lernt“, zo­gen die bei­den Schü­ler der Al­ten Lan­des­schu­le in Kor­bach ein rund­um po­si­ti­ves Fa­zit aus ih­rer Zeit als Ent­wick­ler und Füh­rer durch die Ge­schich­te der Vöh­ler Ju­den und ih­rer Syn­ago­ge.

16.9.2021, Spielfreudige Musiker


Spielfreudige Musiker

„Hör mal im Denkmal“: Quintett Sistanagila begeistert in Vöhl

Crossover light spielte das jüdisch-iranische Quintett Sistanagila in der Vöhler Henkelhalle. Foto: Armin Hennig

Vöhl – Das jüdisch-iranische Quintett Sistanagila begeisterte mit Crossover light und einem finalen Tabubruch die Zuhörer in der Vöhler Henkelhalle, dem Ausweichspielort für ein Konzert im Rahmen der Reihe „Hör mal im Denkmal“. Denn als spontan mitgetanzte Zugabe spielte das iranisch-jüdische Quintett „Hava Nagila“.

Dank dem frischen Zugang der fünf spielfreudigen Musiker klang der vermeintlich überstrapazierte Klassiker aber so anders, dass niemand im Vorstand des Fördervereins Synagoge Vöhl daran Anstoß nahm, dass das Hausverbot für allzu vernutzte Klänge ignoriert wurde.

Zumal der chassidische Niggun nicht nur Teil des Bandnamens ist, sondern auch zur Gründungslegende des in Berlin ansässigen Ensembles gehört, in dem Musiker aus miteinander verfeindeten Staaten eine neue musikalische Einheit bilden.

Die Offenheit für Einflüsse aus unterschiedlichen Stilrichtungen und Traditionen gehört zu den Stärken des Ensembles, das nicht persische Traditionen, jüdische Musikkulturen, sondern auch Latin Jazz und Ambient-Elemente ins Klangbild integriert.

Zur Premiere geriet ein bislang als Tomprak-Solo gespieltes Stück von Percussionist Jawad Salkhordeh, das Omri Abramov, der dem Sound der Band sonst mit dem Saxophon Flügel verleiht, zur improvisierten Konversation am Synthesizer weiter entwickelt hatte. Zwei Sätze aus einer Jahreszeiten-Suite, in der unterschiedliche Klimata und die Wetterphänomene in gegensätzlichen Landschaften in musikalische Bilder umgesetzt werden, gerieten zur ganz großen Reise.

Mit heller Stimme markierte Yuval Halpern den Unterschied zu maximal virtuosen Fusion-Ensembles wie Johannes-Krampen-Trio, Quadro Nuevo oder Tango Transit, die als reine Instrumentalisten schon einen höheren Grad von Intensität und Variabilität erreichen.

Denn während der musikalische Mastermind den Stammplatz an den Keyboards verlässt und mit dem Mikro an die Rampe tritt, können sich gerade Zuhörer, die es nicht permanent nach komplexen Mixturen voll raffinierter Sprünge durch diverse Stile verlangt, entspannt von der im Singer-Songwriter-Stil eingekleideten sephardischen Ballade „La Reine Jerifa“ verzaubern lassen. Vom mittelalterlichen Gewand der Geschichte von der Königin, die in der zum Zeitvertreib angeschafften Sklavin eine vermisste Schwester wieder erkennt, ist nichts mehr übrig geblieben.

Fazit: Die Schwergewichte der Fusion-Szene haben schon eine klarere musikalische Handschrift, auch für Klezmer-Puristen oder Traditionalisten wird die stilistische Vielfalt von Sistanagila vielleicht allzu beliebig wirken, aber dazwischen gibt es sicherlich eine breite Mitte, deren Ansprüchen die leichte Muse des Quintetts sicher sehr entgegen kommt.

2.9.2021, Von Klassik bis Kabarett

Donnerstag, 2. September 2021, Waldeckische Landeszeitung

Von Klassik bis Kabarett

„Hör-mal im Denkmal“ in Adorf, Flechtdorf, Frankenberg und Vöhl

Sie freuen sich auf viele Zuhörer: (von links) Sascha Biehn-Tirre (Pfarrer in Adorf),Ursula Küthe (Vorsitzende des Kirchenvorstandes in Adorf), Karl-Heinz Stadtler (Förderverein Synagoge Vöhl), Sonja Klein (Sparkasse Waldeck-Frankenberg), Karin Keller (Förderverein Synagoge Vöhl), Bettina Riehl, Anna Evers (Förderverein Synagoge Vöhl), Birgit Gabriel (Kulturring Frankenberg), Jürgen Albrecht, Uwe-Lutz Scholten (beide Förderverein Kloster Flechtdorf) Foto: Röse

Waldeck-Frankenberg – Kultur in Kirchen und Denkmälern gibt es am zweiten Wochenende im September: Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen fördert gemeinsam mit der Sparkasse Waldeck-Frankenberg vier Veranstaltungen in der Region im Rahmen der Reihe „Hör-mal im Denkmal“. Von klassischer Musik bis Kabarett ist alles dabei.

Die Veranstaltungsserie beginnt am Freitag, 10. September um 20 Uhr in der Evangelischen Kirche in Diemelsee-Adorf mit dem Kabarettisten Faith Cevikkollu. Dieser wird sein Programm „Fathimorgana“ zeigen.

Im Schlossgarten in Vöhl treten am Samstag, 11. September, „Sistanagila“ auf und präsentieren „eine iranisch-israelische Musik-Affäre“.

Zum Abschluss der Reihe gibt es am Sonntag, 12. September, gleich zwei Veranstaltungen. Um 17 Uhr tritt in der Liebfrauenkirche in Frankenberg das „Duo Concento“ auf und nimmt das Publikum mit auf eine Reise in die klassische Musik. In der Klosterkirche Flechtdorf tritt um 18 Uhr das Ensemble „La Tabatiere“ auf.

Die Veranstalter haben viel zu bieten. Aufgrund der geltenden Corona-Regelungen werden die Besucher gebeten, sich rechtzeitig anzumelden und beim Kartenvorverkauf ihre Daten zu hinterlegen. In den einzelnen Veranstaltungen gelten die 3-G-Regeln, die kontrolliert werden. Daher sollte rechtzeitig der Weg zum Eingang erfolgen und nicht zu knapp kalkuliert werden, damit die Künstler pünktlich beginnen können.

„Man kann bei der Bevölkerung einen Hunger nach Kultur wahrnehmen. Ich freue mich sehr auf diese Veranstaltungsreihe zum Tag des Denkmals“, betont Bettina Riehl von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die das Projekt auch dieses Jahr wieder leitet. „Die Förderung durch uns und den Sparkassen vor Ort ist in diesem Jahr besonders wichtig.“ Coronabedingt sei nur ein Teil der sonst ausgebuchten Kirchen, Klöster und Synagogen besetzt gewesen. So sei erst durch die Förderung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen die Finanzierung der Künstler abgesichert. Riehl und die weiteren Veranstalter freuen sich darauf, endlich wieder Besucher zu den Kulturveranstaltungen begrüßen zu können und danken den Sponsoren für die Unterstützung.  fr

18.8.2021, „Ansehen, nicht wegsehen“

„Ansehen, nicht wegsehen“

Kunstausstellung in der Vöhler Synagoge mit Vernissage eröffnet

 
Die Preisträger: (von links) Haymo Aletsee, Marina Aletsee, Marco Bruckner, Andreas Laugesen, Tobias Kerger und Eitan Jacob Katz. Es fehlt Preisträger Adrian DeDea. Foto: Armin Hennig

Vöhl – Musik aus den unterschiedlichsten Klangwelten Europas und Stimmen aus der Politik prägten die Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ in den Gärten der ehemaligen Synagoge Vöhl und auf dem Nachbargrundstück.

„Ansehen, nicht wegsehen“, das war die gemeinsame Basis der Grußworte und Würdigungen der 30 Stelen von Künstlern aus der Region und kreativen Gestaltern aus allen Regionen Deutschlands, die am Sonntagnachmittag erstmals auf ein interessiertes Publikum trafen.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Verkündung der sechs Stelen, die bei der fünfköpfigen Jury unter der Leitung von Eva Renée Nele den meisten Anklang fanden.

Bei den sechs Stelen, die die Jury ausgewählt hatte, wurde kein expliziter Sieger gekürt. Zwei Arbeiten verbanden Symbole und liturgische Elemente ungebrochen zu einer neuen Einheit: Die Stele „Glasflamme“ von Haymo und Marina Aletsee fußt auf dem Leuchter Menora, im oberen Teil der Komposition aus Metall, Holz und Glas bringt das Tageslicht die Glasflamme zum Leuchten.

In „Lebensraum“ kombinierte Marco Bruckner zwei jüdische Symbole: Davidstern (front) und Lebensbaum (Rückseite) vereinigen sich im Auge des Betrachters zum titelgebenden Gebilde. „Bluebird“ war der Titel des Guckkastens in Betonoptik von Adrian DeDea, er ging kreativer mit der Tradition um und integrierte die neunarmigen Chanukka-Leuchter in die Rahmengestaltung der Sichtfenster.

Der Innenraum soll noch mit lyrischen Botschaften gefüllt werden und damit in Korrespondenz zur unmittelbar benachbarten Holzstele von Andreas Laugesen treten. Der in vielen Stilen sattelfeste Künstler hat Holocaust und Flüchtlingsthematik in doppelter Optik gestaltet. Die Front bildete ein Gedicht der späteren Nobelpreisträgerin Nelly Sachs, die phasenweise auf schwedischen Parkbänken übernachten musste. Die Rückseite zeigt einen leicht geneigten Davidsstern, der an zerstörte Synagogen mahnt.

An die einzige erhaltene Aufnahme vom Innenraum der Vöhler Synagoge als Gotteshaus knüpft Tobias Kergers Holzstele an. Der Toraschrein in Kombination mit einer Hand, die eine Kerze hält, stellt als einzige Arbeit den lokalen Bezug her.

Das Original von Eitan Jacob Katz, „Hoffnung“, bleibt in Vöhl, aber die symbolträchtige Kombination von Davidstern und Kreuz soll auch an Brennpunkten, wo Antisemitismus und Rassismus aufgeflammt sind, als Mahnung und Denkanstoß fungieren.

Während der Vorbereitung der Ausstellung und der Aufstellung der Stelen habe er nicht nur wunderschöne Kunstwerke, sondern auch durchweg großartige Menschen kennengelernt, zog Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins Synagoge in Vöhl, eine durchweg positive Bilanz. Er dankte den Mitstreitern im Vorstand, den Mitarbeitern des Vöhler Bauhofs und den Sponsoren des Landes Hessen, des Landkreises, der Gemeinde und aus der Region für die Unterstützung. Umrahmt wurde die Vernissage mit Musik.

12.8.2021, Transparente gegen Hass und Gewalt

Transparente gegen Hass und Gewalt

Schutzzaun für Ausstellungsstücke an der Vöhler Synagoge kreativ gestaltet

 
Ein Statement für Liebe und Freiheit geben Schülerinnen und Schüler des Realschulzweigs der Ederseeschule in Herzhausen mit ihrem Transparent ab, das an der Synagoge zu sehen ist. Foto: Armin Hennig

Vöhl – Die 30 Stelen der Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ in Vöhl fordern zur Auseinandersetzung und vielleicht auch zum Widerspruch auf, stellen auf jeden Fall aber einen nicht unbeträchtlichen Wert dar. Deshalb war für die Dauer von zwölf Wochen ein Schutz gegen Diebstahl für die Kunstwerke im Hof der Synagoge und im Garten des Nachbargrundstücks gefordert.

Bauzäune bieten zwar ein gewisses Hindernis gegen Übergriffe durch Langfinger oder Beschädigungen durch Zeitgenossen, die sich an Un- oder Missverstandenem abreagieren wollen, vermitteln Besuchern aber das Gefühl, hinter Gittern zu sein. Der Vorstand des Fördervereins der ehemaligen Synagoge kam daher auf eine Idee, die den Kunstwert wie die Reichweite der Ausstellung erhöhen sollte und dabei einen doppelt wirksamen Schutz gegen Diebe und geistige Unruhestifter bildet.

Sieben Transparente sollten durch Schulen, Jugendhäuser und Einrichtungen für Senioren gestaltet werden und dabei die Wirkung der Ausstellung nach außen verstärken. Die beiden Abschlussklassen der Edersee-Schule in Herzhausen, die Jugendhäuser aus Frankenberg und Korbach, sowie das Haus zum Weinberg in Asel nahmen das Angebot an. Eine Plane am Schutzzaun ist bislang weiß geblieben und wartet noch auf Gestaltung.

Die Hauptschüler von Nadine Becker setzten sich bei ihrem Willkommenstransparent kreativ mit dem Ausstellungsmotto auseinander, tauschten dabei „Wachen“ durch „Mahnen“ und malten ein Bündnis von Kindern aus allen Erdteilen, die sich „Hand in Hand gegen Gewalt“ stellen.

Drei Transparente korrespondieren über die Gestaltung eines gemeinsamen Motivs: In „Ohne Liebe“ symbolisiert ein Baum in zwei Klimazonen anschaulich die Wirkung von Hass und Gewalt bzw. Liebe und Freiheit, eine postapokalyptische Haldenlandschaft steht einer blühenden Wiese gegenüber“, so der Entwurf der Realschul-Klasse von Susanne Kubat.

Viele bunte Blüten sind dagegen die Früchte am Baum des Lebens, den die Bewohner des Altenpflegeheims in Asel gestaltet haben. Mehr Aufmerksamkeit fordert das Kunstwerk des Jugendhauses Frankenberg: Akzeptanz für alle Menschen in ihrer Vielfalt und mit ihren Macken ist der Subtext, größtmögliche Teilnahme war der Anspruch, in der Krone des Baumes haben die Kinder aus der Sommerbetreuung ihre Handabdrücke hinterlassen. Das Jugendhaus Korbach ging einen symbolischen Weg mit den Zeichen für Toleranz und Gleichberechtigung in unterschiedlichen Kombinationen. Einziges Wort = Vote, die Aufforderung, bei der Wahl seine Stimme gegen den Hass abzugeben.

Jede Woche werden die Standorte gewechselt, sodass kein Werk ein Schattendasein fristen muss, sondern auf jeden Fall in den Genuss der vollen Aufmerksamkeit kommt, so Karl Heinz Stadtler.

5.8.2021, Konzerterlös: 1250 Euro gehen an Flutopfer

Konzerterlös: 1250 Euro gehen an Flutopfer

Vöhl – Beim Nadine-Fingerhut-Konzert des Förderkreises Synagoge in Vöhl in der Henkelhalle spendeten die Besucher 900 Euro für die Flutopfer. Bürgermeister Karsten Kalhöfer erklärte für die Gemeinde den Verzicht auf Hallengebühren und Reinigungskosten zugunsten des Spendenzwecks, und an den nächsten Tagen wurden noch einmal 150 Euro gespendet. Herbert Keim, Kassenwart des Förderkreises, konnte somit 1250 Euro auf das Spendenkonto „Deutschland hilft“ überweisen.  red

4.8.2021, Kunst gegen das Vergessen

 

Kunst gegen das Vergessen

Ausstellung in der Vöhler Synagoge ab 15. August zu sehen

 
Ausstellung: Carola Petersen vor ihrem Triptychon „Dreiecksbeziehung“ aus Lindenholz.
Daneben: "Ehre des Sternes" von Ghaku Okazaki
Fotos: Armin Hennig

Vöhl – „Erinnern, Erwachen, Erleben“: Das ist der Titel einer Kunstausstellung, die in der ehemaligen Synagoge in Vöhl vom 15. August bis 31. Oktober zu sehen ist. Ausgangspunkt war die Neugestaltung eines Teils des Grundstücks neben dem Gebäude.

Dort entstanden zwei Plattformen, die in Zukunft als Ausstellungsfläche für sechs Skulpturen fungieren sollen. Um eine möglichst große thematische Vielfalt zu erreichen, wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an deren Ende jene sechs Skulpturen, die bei einer Jury unter der Leitung Eva Renée Nele am besten ankommen, in der Mittelgasse stehen bleiben.

Die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehören unterschiedlichen Generationen an, einige haben lokalen und persönlichen Bezug, andere einen internationalen Hintergrund bzw. länger in anderen Kulturkreisen gelebt. Die Auswahl der Künstler erfolgte in persönlicher Ansprache und über thematische Internetportale“, erklärte der Vorsitzende des Fördervereins, Karl-Heinz Stadtler.

Er verweist auf eine breite Auswahl klassischer Materialien und ihrer Kombination, aber auch auf signifikante Abweichungen. Die Collage von Hassan Sheidaei sei eine Stele aus gepressten Kleidern, die aus der Motto-Trilogie das erste Thema aufgreife.

„Jede früher getragene Kleidung erinnert an etwas Erlebtes, hat seine eigene Geschichte und erinnert an ein anderes Ich“, würdigt der in Teheran geborene Künstler das einzelne Element. „In der Zusammensetzung der Kleidungen sind die Einzelgeschichten nicht mehr voneinander zu trennen und geben dem Werk einen vielschichtigen Charakter“, beschreibt Scheidai die Gesamtaussage seiner Komposition, die sich jeglicher religiöser Symbolik entzieht und nur auf die Vorerfahrung der Betrachter appelliert.

Auf die Mechanik des Erinnerns unter dem Eindruck aktueller Erfahrung spielen die bemalten Plexiglasflächen von Lisa Schwermer-Funke an, bei unterschiedlicher Perspektive und wechselndem Lichteinfall sorgen die einander überlagernden Farbflächen für einen vollkommen anderen Eindruck.

Der Genius loci, bzw. die Traditionen der Thora und ihre Nachwirkungen in den Symbolen Davidsstern und Kreuz finden sich in mehr als der Hälfte der ausgestellten Arbeiten wieder.

So verbinden sich die Symbole der beiden Weltreligionen in „Hoffnung“ von Eitan Jakob Katz. Der in Israel und Hamburg aufgewachsene Künstler verbindet in seiner Metallskulptur die religiösen Wurzeln seiner Vorfahren, die Jahrhunderte im Großraum Kassel ansässig waren.

Den Schnittpunkt von Herz und Davidsstern gestaltet Christine Schirrmachers „Spiritual Guardians“ in Blau, Gold, Purpur und Rot, eine schützende Hand trägt die miteinander verschmolzenen Symbole. Nicht ganz so offensichtliche Anspielungen auf biblischen Mythen und Symbole spielen auch eine Rolle, wie in Jutta Schliers Holzleiter mit Bezügen vom Buch Genesis wie dem Baum der Erkenntnis oder der Himmelsleiter wie zur Verbindung der heute lebenden Menschen zu Gott.

Eine vergleichsweise moderne Parabel hat Elisabeth Schlaunstein mit „Kafkas Haus“ in nachvollziehbare Optik umgesetzt. Die Geschichte vom Torwächter als Struktur einer endlosen Aneinanderreihung von Durchgängen.

22.7.2021, Konzerte, Dialoge und Kunst in der Vöhler Synagoge

 

Konzerte, Dialoge und Kunst in der Vöhler Synagoge

Förderverein zieht Bilanz und ernennt Ehrenmitglieder – Stelen-Ausstellung ab Mitte August

 
Erstmals Ehrenmitglieder ernannt: Der Förderverein mit dem Vorsitzenden Karl-Heinz Stadtler (rechts) zeichnete in der Versammlung Nachfahren von Vöhler Juden aus, die sich vor Ort oder im Netz engagieren. Geehrt wurden Carol und Stephen Baird, Daniel und Geoffrey Baird, Elizabeth Foote und Camille Calman sowie Michael Dimar. Foto: Armin Hennig

Vöhl – Juli statt März: So spät wie nie fand die Jahreshauptversammlung des Fördervereins der ehemaligen Synagoge in Vöhl statt. Der traditionelle Termin im Frühjahr war dem erneuten „Lockdown“ zum Opfer gefallen. Angenehm überrascht war Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler darüber, dass die Teilnehmerzahl trotz Pandemie konstant geblieben war.

Mit aktuell 211 Mitgliedern hat der Förderverein einen neuen Höchststand erreicht. Auch wenn durch die Pandemie der Konzertkalender des vergangenen Jahres auf zwei Termine schrumpfte, so verbesserten diese doch die Einnahmesituation. Der Start ins Konzertjahr 2020 mit einer Hommage an Édith Piaf durch Emilia Blumenberg war finanziell überaus erfolgreich und das Open-Air von Helmut Eiselt und JEM zum Tag des offenen Denkmals ließ nicht nur höhere Besucherzahlen zu, sondern war zudem durch die Sparkassen-Kulturstiftung gedeckt, berichtete Karin Keller. Die Mehrzahl der im Vorjahr ausgefallenen Konzerte sei in den Kalender 2021 integriert worden, berichtete Keller, die für das Programm verantwortlich ist.

„Aquabella“ hatten schon ihren Auftritt, am 11. September folgt „Sistangalia“, am 17. Oktober Karolina Petrova und am 27. November das Ensemble „Santiago feat. Faleh Khaless“.

Die Konzerte finden wieder in der ehemaligen Synagoge statt. Für sie wird in näherer Zukunft ein Notausgangssystem entwickelt, denn bislang gibt es dort für bis zu 120 Besucher nur einen Ausgang.

Der Landtagsabgeordnete Jürgen Frömmrich hatte den Kontakt zum Innenministerium vermittelt. Die Beratung läuft und eine zügige Umsetzung erscheint möglich.

Die Vorbeugung in Sachen Corona hat viele Konstanten im Programm wie das Dienstagskino, das Synagogencafé oder Führungen auf den Spuren der Vöhler Juden nur in deutlich eingeschränktem Umfang zugelassen.

Auch bei der neuen vierteiligen Reihe der jüdisch-christlichen Dialoge fanden die ersten beiden Treffen als Zoom-Konferenz statt. Stadtler ist allerdings zuversichtlich, dass die beiden folgenden Teile zu „Jom Kippur/Buße Abendmahl“ am 23. September und zu „Chanukka/Weihnachten“ am 9. Dezember in Präsenzform stattfinden können.

Für das Stelenprojekt „Erinnern – Wachen – Erleben“ vom 15. August bis 31. Oktober wurde das Gelände links der Synagoge umgestaltet. Die Jury unter der Leitung von Eva Renée Nele wählt sechs von 16 Skulpturen aus, die in der Mittelgasse stehen bleiben sollen.

Am ersten Wochenende im Oktober erweitert die Ausstellung „Out of the Box“ des Bündnisses Region gegen Rassismus das Spektrum.

Neben den Kosten für die Gestaltung der Ausstellungsflächen und die Anschaffung der Stelen schlug die Auseinandersetzung mit einem Abmahnanwalt auf der Kostenseite zu Buche. Deshalb wurden im Rahmen der Neugestaltung des Internetauftritts potenzielle Ansatzpunkte bereinigt, dazu gehört auch die Entwicklung eines frischen Logos.

Die Vorstandswahlen 2022 sollen einen Verjüngungsprozess einleiten. Zwei Mitglieder schieden aus, erklärte Stadtler, der schon in diesem Jahr gerne jüngere Beisitzer hinzunehmen würde.  ahi

21.7.2021, Nadine Fingerhut singt im Vöhler Schlossgarten

Nadine Fingerhut singt im Vöhler Schlossgarten

Klappstuhlkonzert am 24. Juli

 
„Lasst die Liebe lauter werden“: Nadine Fingerhut gibt ein Konzert in Vöhl. Foto: pr

Vöhl – Nadine Fingerhut, die „Rebellin auf leisen Sohlen“, singt am Samstag, 24. Juli, ab 20 Uhr im Vöhler Schlossgarten Songs aus ihrem neuen Album „Lasst die Liebe lauter werden“.

Hier erzählt sie vor allem von ihrer Reise zu sich selbst, einem großen Abenteuer, einem Wechselbad der Gefühle. Ihre Lieder sind liebevoll arrangiert, haben schöne Melodien und tiefgründige Texten über das Suchen und das Finden, Freiheit, die Wertschätzung des Moments, die Liebe zum Leben, das Miteinander und den Traum von mehr Menschlichkeit und Respekt in unserer Gesellschaft. Aber ebenso sind sie ein flammendes Plädoyer für die Menschlichkeit und gegen hasserfüllte Wutbürger und Rechtsextremisten.

Begleitet wird Nadine Fingerhut bei ihrem Auftritt von ihren Bandkollegen Frank Wesemann (Gitarre), Erik Regul (Piano) und Dave Schröder (Percussions).

Karten für dieses Konzert gibt es unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. oder telefonisch unter 05635/1022 zum Preis von 18 Euro. An der Abendkasse wird ein Aufpreis von zwei Euro fällig. Die Besucher werden gebeten, eigene Sitzgelegenheiten mitzubringen.

Die Corona-Hygieneregeln sind entsprechend den Informationen am Eingang zum Schlossgarten zu befolgen. Bei schlechtem Wetter wird das Konzert in die Henkelhalle verlegt. Dort kann ein negativer Corona-Test, ein Impf- bzw. Genesenennachweis erforderlich sein. Die tagesaktuellen Vorschriften müssen beachtet werden.  red

9.7.2021, Gedenkkultur auf dem Smartphone

Gedenkkultur auf dem Smartphone

Neue Landkulturboten in Vöhl haben verschiedene Projekte geplant

 
Das sind die neuen Landkulturboten: (von links) Kimberley Simon, André Stremmel, Erik Peper und Niko Sell. Auf dem Bild fehlen Marius Putscher und Anna Räbiger. Die Landkulturboten kommen alle aus der Gemeinde Vöhl. Foto: Armin Hennig

Vöhl – Das Programm der Landkulturboten in der ehemaligen Synagoge in Vöhl geht in die vierte Runde. „Wir hatten so viele Bewerber wie noch nie“, erklärte Karl-Heinz Stadler bei der Vorstellung der sechs Teilnehmer für 2021 am Dienstagabend. Gemeinsames Auswahlkriterium bei den Kandidaten aus der Alten Landesschule und der Ederseeschule war der touristisch-kulturelle Aspekt.

Denn neben der Vermittlung historischer Fakten und gesellschaftlicher Zusammenhänge spielte der persönliche Bezug zu Vöhl und den Vorzügen des Ortes in diesem Jahr eine Rolle.

„Die Beschäftigung mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte und ihre Vermittlung im örtlichen Umfeld ist eine wichtige Aufgabe“, hob Bürgermeister Karsten Kalhöfer in seinem Grußwort die wichtige Rolle der sechs im Ort verwurzelten Schüler bei der Begrüßung von Gästen hervor, die bei ihrer Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Themenkomplex von Judenverfolgung und Vernichtung im Dritten Reich auch die aktuellen Vorzüge von Vöhl erfahren sollen. Als Vorsitzender des Fördervereins konnte Stadtler mit Blick auf die zurückliegenden Jahre auf positive Auswirkungen der Besucher auf Gastgewerbe und Handel verweisen.

Unterstützung des Tourismus ist eine der vier Säulen des Projekts, Kulturförderung, Politik und Pädagogik sind weitere Grundpfeiler. Bei der Vermittlung von lokaler Geschichte wie der Verbindung zum Holocaust setzen die Projekte der aktuellen Teilnehmer an.

Erik Peper und André Stremmel wollen mittels „Augmented Reality“ die Synagoge wie in alten Zeiten auferstehen lassen. Mittels eines QR-Codes soll eine Simulation des früheren Gottesdienstraums auf dem Smartphone der Besucher erscheinen. Die Bildquellen dafür sind vorhanden, entsprechende Vermessungen wurden schon von einem Team geleistet, so Karl-Heinz Stadtler. Aber vor dem Erfolg stehen noch ein paar technische Hürden, so André Stremmel, der sich für die neue Dimension der Gedenkkultur von der App eines schwedischen Möbelhauses inspirieren ließ.

Marius Putscher und Anna Räbiger wollen mittels Alltagsmaterialien wie Eisstielen das Modell eines weniger bekannten Konzentrationslagers als Modell basteln. Eine unlängst in die Bibliothek eingereihte Sammlung enthält Material über weniger prominente Vernichtungslager, die als Grundlage dienen könnten. Niko Sell, in diesem Jahr der einzige Teilnehmer von der Ederseeschule, setzt auf direkten Ortsbezug und will einige Lebensbilder von Vöhler Juden erarbeiten. Als „native speakerin“ soll Kimberley Simon möglichst viele Seiten des Internetauftritts, der Facebook-Seite ins Englische übersetzen.

Vor der erfolgreichen Umsetzung des Augmented Reality-Projekts geht es nicht nur um technische Lösungen im Detail, sondern auch finanzielle Grundlagen für die Umsetzung. Karl-Heinz Stadtler will für die neue Attraktion aber noch einmal Spenden einsammeln.

Wie in den vorherigen Jahren bezahlen Sponsoren die Gehälter für die sechs Landkulturboten. Für das Jahr 2021 fungiert die Landeszentrale für politische Bildung erstmals und einmalig als Hauptsponsor, die Gemeinde Vöhl und das Netzwerk für Toleranz sind die weiteren Geldgeber.

5.7.2021, „Erinnern – Wachen – Erleben“

„Erinnern – Wachen – Erleben“

Kunstausstellung an der Synagoge – Bewerber für Begleitprogramm gesucht

 
Kunstobjekte für die Vöhler Synagoge: Mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler nehmen an der Ausstellung teil, die am 15. August beginnt. Foto: archiv

Vöhl – Die Kunstausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ findet vom 15. August bis 31. Oktober an der Vöhler Synagoge statt. Mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler von Hamburg bis ins Allgäu, von der Ostsee bis zum Schwarzwald, aber auch aus der näheren Umgebung nehmen daran teil.

Sechs Werke dieser Ausstellung werden von einer Jury prämiert und vom Verein erworben. Die Kunstobjekte sollen nach der Ausstellung auf einem Hang neben der Synagoge platziert werden und somit für alle sichtbar sein.

Die Veranstalter vom Förderverein „Alte Synagoge Vöhl“ erwarten zahlreiche Besucher aus ganz Deutschland. „Den vielen Gästen, die erwartet werden, wollen wir zeigen, dass auch bei uns Kultur stattfindet. Ausstellungen in den Nebenräumen der Synagoge, Vorträge im Sakralraum, kleine Konzerte inmitten der Kunstwerke auf dem Hof, gerne auch Experimentelles und Kunsthandwerkliches sind möglich“, erklärt Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler und lädt zum Mitmachen ein. Wer sich beteiligen möchte, meldet sich per E-Mail unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it..

Die Gäste sollen in einer Broschüre Informationen zu Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten erhalten. Wer in der Broschüre inserieren möchte, kann sich ebenfalls mit den Veranstaltern per E-Mail in Verbindung setzen.

Für die Kunstausstellung sollen fünf Bauzaunplanen von jungen Leuten künstlerisch gestaltet werden. Schülergruppen, Jugendabteilungen von Vereinen und Feuerwehren können sich hierfür auch mit einer E-Mail an This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. bewerben; sie bekommen dann auch weitere Informationen. Die fünf Gruppen, die hierfür ausgewählt werden, unterstützt die Waldeckische Landeszeitung als Medienpartner der Ausstellung mit einem Zuschuss zur Gruppenkasse.  red/tk

3.7.2021, Konzert im Vöhler Schlossgarten Song-Poetin Nadine Fingerhut

Konzert im Vöhler Schlossgarten

Song-Poetin Nadine Fingerhut tritt mit Band am 24. Juli auf

 
Open-Air-Konzert: Begleitet wird Nadine Fingerhut von ihren Bandkollegen Frank Wesemann (Gitarre), Erik Regul (Piano) und Dave Schröder (Percussions).  Foto: Fingerhut/pr

Vöhl – Auf Einladung des Förderkreises Synagoge in Vöhl gibt die Song-Poetin Nadine Fingerhut am Samstag, 24. Juli, um 20 Uhr ein Open-Air-Konzert im Vöhler Schlossgarten. Die „Rebellin auf leisen Sohlen“ singt aus ihrem dritten Album „Lasst die Liebe lauter werden“. Begleitet wird Nadine Fingerhut bei ihrem Auftritt von ihren Bandkollegen Frank Wesemann (Gitarre), Erik Regul (Piano) und Dave Schröder (Percussions).

In ihrem neuen Album erzählt die Vöhlerin vor allem von ihrer Reise zu sich selbst, einem großen Abenteuer, einem Wechselbad der Gefühle. Songperlen, liebevoll arrangiert und mit schönen Melodien, tiefgründigen Texten über das Suchen und das Finden, Freiheit, die Wertschätzung des Moments, die Liebe zum Leben, das Miteinander.

Zugleich ist das Album „Lasst die Liebe lauter werden“ ein flammendes Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Respekt in unserer Gesellschaft und gegen hasserfüllte Wutbürger und Nazis in diesem Land. Insgesamt „entwaffnend authentisch“, wie der Musikjournalist David Wonschewski über sie schreibt. „Wer schon mal eines ihrer Konzerte besucht hat, ist sehr wahrscheinlich mit dem wunderbaren Gefühl nach Hause gegangen, dass wir alles schaffen können, wenn wir es nur wollen und, dass es sich immer lohnt seine Träume zu leben“, heißt es in der Einladung des Förderkreises Synagoge Vöhl.

Karten zum Preis von 18 Euro gibt es unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. oder telefonisch unter 05635/1022. An der Abendkasse wird ein Aufpreis von zwei Euro fällig.

Die Corona-Hygieneregeln sind entsprechend den Informationen am Eingang des Schlossgartens zu befolgen. Bei schlechtem Wetter wird das Konzert in die nahe gelegene Henkelhalle verlegt. Dort kann – je nach aktuellen Inzidenzwerten und Vorschriften – ein negativer Corona-Test, ein Impf- oder Genesenennachweis erforderlich sein.  red

23.6.2021, Klangvielfalt im Schlossgarten

Klangvielfalt im Schlossgarten

Beliebter A-capella-Chor Aquabella gibt erstes Konzert im Freien

 
Farbenfroh und abwechslungsreich war das Konzert von Aquabella im Schlossgarten in Vöhl, das der Förderkreis Synagoge organisiert hatte. Foto: Stefanie Rösner

Vöhl – Starke Stimmen, fremde Melodien und bekannte Klänge, bunte Kleider und dezente Choreografien: Dieses musikalische Erlebnis mit der A-capella-Gruppe Aquabella aus Berlin haben die Konzertbesucher sichtlich genossen.

In Vöhl sind die Sängerinnen schon seit mehreren Auftritten in der ehemaligen Synagoge bekannt, doch unter freiem Himmel hatten sie hier noch nicht gesungen. So war das Konzert im Schlossgarten nicht nur vom Programm, sondern auch vom Ambiente her eine Premiere.

Für die meisten der rund 170 Besucher wird es wohl das erste richtige Konzert seit langem gewesen sein. Und für die Musikerinnen selbst war es der erste Auftritt in diesem Jahr vor Publikum: „Es fühlt sich gut an, dass wieder Menschen da sind.“

Und so stimmte das Ensemble mit einem ausdrucksstarken, vielstimmigen „Adiemus“ auf das ein, was in den nächsten gut zwei Stunden zu erwarten war: Lieder aus Ländern, die es nicht mehr gibt, deren Sprachen bedroht sind, von Menschen, die heimatlos geworden sind und sogar Lieder in Fantasiesprachen. „Heimat-Lose-Lieder“ ist ein anspruchsvolles Programm, das diverse Geschichten und Gefühle vermittelt, indem die Künstlerinnen sich der besonderen Interpretation mit Stimme, Mimik und Körpersprache vollends hingeben.

So profitieren die Sängerinnen von ihren Reisen, zum Beispiel nach Taiwan, von wo sie ein Klatsch- und Spiellied für Kinder der Bunun mitgebracht haben – einer indigenen Volksgruppe. Mit dem bekannten Stück „Aisha“ in französisch-arabischer Version zauberte die Gruppe ein Lächeln auf die Gesichter der Besucher. Jubel und Applaus gab es auch für ein ostfinnisches Lied, mit markanter Betonung der Silben, dessen folkloristischer Charakter und Rhythmus tänzerisch untermalt wurden.

Dann wurde es auch mal melancholisch und sentimental mit Beiträgen aus Südafrika, Bulgarien und Slowenien und vor allem bei dem englischen „Fragile“ von Sting, das schon verstorbenen Ensemble-Mitgliedern gewidmet ist.

Lebensfreude war spürbar beim spanischen „Con el Vito“, das noch mal den enormen Tonumfang der fünf Sängerinnen herausstellte, die auch alle mal abwechselnd als Solistinnen auftraten. So etwa Anett Levander, die in Ostdeutschland aufwuchs und aus ihrem alten Heimatland ein Stück von Nina Hagen amüsant darbrachte: „Ich hab den Farbfilm vergessen, mein Michael.“

Zur Besetzung zählten auch Bettina Stäbert, Erika Spalke, Elisabeth Sutterlüty und Nadja Dehn. Nach Liedern in ukrainischer und hebräischer Sprache folgten noch Zugaben. Nichts Gewöhnliches natürlich. Sondern zum Beispiel das Vaterunser auf Kisuaheli.

Karl-Heinz Stadtler vom Veranstalter, dem Förderkreis Synagoge Vöhl, freute sich über die Möglichkeit, im Freien mehr Besucher empfangen zu können, sagte er gegenüber der WLZ. Allerdings sei ein Konzert unter freiem Himmel mit deutlich mehr Aufwand, vor allem für die Technik, verbunden.

3.6.2021, Gemeinsam wirken für eine bessere Welt

Gemeinsam wirken für eine bessere Welt

Synagoge in Vöhl setzt Reihe der jüdisch-christlichen Dialoge fort

 
Videokonferenz: Pfarrer i.R. Heinz Daume aus Hanau beim jüdisch-christlichen Dialog. Screenshot: Armin Hennig

Vöhl – Auch die zweite Veranstaltung der jüdisch-christlichen Dialoge in der Vöhler Synagoge ging als Videokonferenz mit rund 40 Teilnehmern über die Bühne. Unter dem Titel „Shawout Beziehungsweise Pfingsten“ deckten Pfarrer i.R.Heinz Daume aus Hanau und Rabbiner Jehoshua Ahrens aus Darmstadt zahlreiche Parallelen zwischen zentralen Ereignissen der Heilsgeschichte und der Angebote Gottes an die Menschheit auf.

Zur Begrüßung verwies der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge in Vöhl, Karl-Heinz Stadtler, auf die ideelle und räumliche Nähe zwischen Christentum und Judentum in Vöhl. Er erteilte aus aktuellem Anlass eine klare Absage an jegliche Form des Antisemitismus, formulierte aber auch Kritik an der Nutzung der Bibel als Grundlage für territoriale Forderungen, Vertreibung oder die Entrechtung von Menschen.

Mehr Frieden in einer besseren Welt war auch das Ergebnis der Spurensuche nach den Grundlagen des Pfingstfestes und oft übersehene Gemeinsamkeiten. Heinz Daume begann mit einer Erinnerung an die eigene Kindheit und der Frage, ob es den Heiligen Geist schon vor Pfingsten gegeben hätte. Eine erste Antwort fand sich schon in der Schöpfungsgeschichte, aber auch ein relativ langes Schweigen. Im Verlauf seines Studiums eröffneten sich dann andere Perspektiven.

Im Gegensatz zum weitverbreiteten Glauben, dass Gott nach der Ausgießung des Heiligen Geistes mit seinem Volk abgeschlossen habe, wurden die jüdischen Traditionen als Grundlagen des Pfingstwunders offenbar. Dabei knüpft das christliche Ereignis nicht nur beim Datum an den jüdischen Feiertag Shawout an, der viele Pilger aus allen Länder nach Jerusalem brachte.

Hintergrund für das 50 Tage nach Pessach gefeierte „Wochenfest“ war ein ganz zentrales Ereignis: die Übergabe der Torah auf dem Sinai (2. Mose, 19).

Dabei weist die Beschreibung der Gotteserfahrung Mose’ durch den jüdisch-hellenistischen Philosophen Philon von Alexandria auffällige Parallelen zum Pfingstwunder auf, gerade bei den visuellen Aspekten wie der Sichtbarkeit der Stimme Gottes, die zur Allgemeinverständlichkeit der Botschaft beigetragen habe. Mit der Einbettung in die jüdischen Tradition sei der Heilige Geist kein Exklusivbesitz der Christen, sondern die Pfingsterfahrung eher eine Erneuerung des Bundes von Gott mit der Menschheit.

Auf seinem Weg durch die Überlieferung zeigte Jehoshua Ahrens schon in der Ära vor Abraham einen ersten Bund Gottes mit der gesamten Menschheit auf. Denn zur Verheißung, nie mehr eine Sintflut zu schicken, gab Gott den Nachfahren Noahs sieben Gebote, die sich inhaltlich weitest gehend mit dem auf dem Berg Sinai verkündeten Dekalog decken.

Vor der Rückkehr ins Gelobte Land habe Gott mit dem Volk Israel einen besonderen Bund geschlossen, die Juden für eine Vorbildfunktion zum Wirken unter der Menschheit auserwählt, aber keine Privilegien im Sinne von Machtbefugnissen erteilt, so der Darmstädter Rabbiner. „Gott will den Pluralismus und dass es unterschiedliche Wege zu ihm gibt“, deutete Ahrens im Sinne der drei großen monotheistischen Religionen die Tradition gegen einen exklusiven Heilsweg.

Die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei dem Wirken für eine bessere Welt sei mit den Jahren nicht geringer geworden. „Wir müssen das Wirkungsproblem gemeinsam lösen, damit wir richtige Antworten für alle anbieten können“, betonte Ahrens.