Ehemalige Synagoge Vöhl

5.7.2022, Amü­san­te Weis­hei­ten in der Syn­ago­ge

Diens­tag, 05. Ju­li 2022, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Gu­ten Mor­gen, Wal­deck!

Amü­san­te Weis­hei­ten in der Syn­ago­ge

Schau­spie­ler Mi­cha­el Tri­schan er­zählt Wit­ze zu ver­schie­de­nen The­men

 

 Le­sung mit Hu­mor: Mi­cha­el Tri­schan bot dem Pu­bli­kum in der Syn­ago­ge amü­san­te Un­ter­hal­tung. Sein Sohn At­ti­la spiel­te am E-Pia­no und Jo­han­nes Dau auf der Kla­ri­net­te. Fo­to: pr
 

Vöhl – „Mei­ne Frau und ich ha­ben das Ge­heim­nis für ei­ne glück­li­che Ehe her­aus­ge­fun­den. Zwei­mal die Wo­che ge­hen wir in ein hüb­sches Re­stau­rant, ich geh diens­tags, sie frei­tags.“: Vie­le sol­cher amü­san­ten Weis­hei­ten hat der Schau­spie­ler Mi­cha­el Tri­schan, be­kannt ge­wor­den als Hans-Pe­ter Bren­ner in der Arzt­se­rie „In al­ler Freund­schaft“, in ei­ner Ver­an­stal­tung des Kul­tur­som­mers Nord­hes­sen in der Vöh­ler Syn­ago­ge er­zählt.

Der Auf­takt der Ver­an­stal­tung war et­was un­ge­wöhn­lich: Sie be­gann mit der Pau­se. Chris­tel Schil­ler, An­na Evers, El­ke Mül­ler und Bir­git Stadt­ler hat­ten nach­mit­tags Bro­te ge­schmiert und hübsch de­ko­riert. Pe­ter Gö­bel hat­te die Aus­stel­lung zur „Ak­ti­on Rein­hardt“ ab­ge­baut, um im Ver­an­stal­tungs­raum Platz für die zahl­rei­chen Gäs­te zu schaf­fen.

Ul­rich Mül­ler und Wal­ter Schau­der­na tru­gen Steh­ti­sche in den Hof, weil an­ge­sichts des schö­nen Wet­ters die „Pau­se“ mit be­leg­tem Brot, küh­len Ge­trän­ken und net­ten Ge­sprä­chen im Hof der Syn­ago­ge statt­fin­den soll­te. In­mit­ten der Ste­len, die der För­der­kreis im ver­gan­ge­nen Jahr er­wor­ben hat­te.

Doch zu­rück zur Haupt­sa­che: „Sex am Sab­bat“ hieß das Pro­gramm von Mi­cha­el Tri­schan, und na­tür­lich hat­te er auch zahl­rei­che an­rü­chi­ge Wit­ze auf La­ger. Ei­ne Kost­pro­be: „Rab­bi, gibt es ein ab­so­lut si­che­res Mit­tel, da­mit die Frau nicht schwan­ger wird?“ „Das gibt es: ein Glas Was­ser trin­ken!“ „Vor­her – oder nach­her?“ „An­statt …“

Tri­schan er­zähl­te Wit­ze zu ver­schie­de­nen The­men: Über die Weis­heit des Rab­bis, über Pries­ter, Pfar­rer und Rab­bi­ner, über Mann und Frau, über Ju­den in Ame­ri­ka, Ge­or­gi­en, Pa­läs­ti­na und vie­les an­de­re.

Und er er­zähl­te sie auf ei­ne Wei­se, dass die Zu­hö­rer nach je­dem Witz gar nicht an­ders konn­ten, als herz­haft zu la­chen. Und weil man wäh­rend Lach­sal­ven kei­ne Wit­ze er­zäh­len kann, hat­te Tri­schan Be­glei­ter mit­ge­bracht: Sein Sohn At­ti­la spiel­te am E-Pia­no und Jo­han­nes Dau auf der Kla­ri­net­te, und sie wa­ren ab­so­lut mehr als Pau­sen­fül­ler. Bei­de sind Meis­ter ih­res Fachs.

Doch ab­schlie­ßend noch mal zwei Wit­ze, über die be­son­ders stark ge­lacht wur­de: Ein Ju­de fragt den Rab­bi: „Was ist mit dem Sex am Sab­bat? Ist er er­laubt?“ Der ant­wor­tet: „Man darf am Sab­bat Sex ha­ben, aber es soll­te die ei­ge­ne Frau sein– denn ein Ver­gnü­gen darf es nicht sein.“ In Vöhl lach­ten hier die Frau­en be­son­ders laut.

Ein letz­ter Witz: Der klei­ne Da­vid ist ei­ne Nie­te in Ma­the und soll jetzt des­halb auf ei­ne stren­ge ka­tho­li­sche Schu­le ge­hen. Und tat­säch­lich, wie wild und vol­ler Angst fängt er an zu pau­ken, und er­hält im Zeug­nis ei­ne Eins. Die Mut­ter ist er­staunt, wie das pas­siert sei? Da sagt Da­vid: „Na, als ich den ar­men Ty­pen ge­se­hen ha­be, den sie ans Plus­zei­chen ge­na­gelt ha­ben, da wuss­te ich: Die mei­nen es ernst!“

Das Pu­bli­kum war sich ei­nig. Das wol­len wir öf­ter se­hen. Auch in der al­ten Syn­ago­ge! Und ge­nau­so ei­nig war sich der Vor­stand des För­der­krei­ses:  So was ho­len wir uns öf­ter!“  red

1.6.2022, Mas­sen­mord un­ter Tarn­na­men „Rein­hardt“

Mitt­woch, 01. Ju­ni 2022, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Lo­ka­les

 

Mas­sen­mord un­ter Tarn­na­men „Rein­hardt“

Al­te Syn­ago­ge in Vöhl zeigt Son­der­aus­stel­lung 80 Jah­re nach De­por­ta­ti­on von Ju­den

VON KARL-HER­MANN VÖL­KER

 
In­for­ma­ti­ve Do­ku­men­te, ein­drucks­vol­le Kunst­wer­ke: Vom För­der­ver­ein Syn­ago­ge in Vöhl bau­ten (von links) Karl-Heinz Stadt­ler, Dr. Tho­mas Lu­dolph und Wal­ter Schau­der­na die Aus­stel­lung „Ak­ti­on Rein­hardt“ auf. Fo­tos: Karl-Her­mann Völ­ker
 

Vöhl – „Vor den Au­gen der Welt“ ge­scha­hen 1942 die Mas­sen­mor­de der Na­zis in den Ver­nich­tungs­la­gern Ost­eu­ro­pas, hei­ßt es auf der letz­ten Ta­fel zur Aus­stel­lung mit dem Ti­tel „Ak­ti­on Rein­hardt– Sie ka­men ins Ghet­to und gin­gen ins Un­be­kann­te“,, die e in der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge Vöhl er­öff­net wur­de. „Die Welt wuss­te es, aber tat nichts“, sag­te Karl-Heinz Stadt­ler, Vor­sit­zen­der des Syn­ago­gen-För­der­krei­ses, bei der Ver­nis­sa­ge.

Den al­li­ier­ten Gro­ß­mäch­ten sei es zu je­ner Zeit wich­ti­ger ge­we­sen, den Krieg zu ge­win­nen. Im Zu­ge der „Ak­ti­on Rein­hardt“ wur­den zwi­schen Ju­li 1942 und Ok­to­ber 1943 et­wa 1,6 bis 1,8 Mil­lio­nen Ju­den so­wie rund 50 000 Ro­ma aus den fünf Di­strik­ten des Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ments (War­schau, Lu­blin, Ra­dom, Kra­kau und Ga­li­zi­en) in den Ver­nich­tungs­la­gern Bel­zec, So­bi­bor und Treb­linka er­mor­det.

Stadt­ler blät­ter­te die dunk­len Sei­ten der Chro­nik der sys­te­ma­ti­schen Ver­nich­tung der eu­ro­päi­schen Ju­den in sei­ner Re­de am Vor­abend des 1. Ju­ni auf, an dem vor 80 Jah­ren am Kas­se­ler Haupt­bahn­hof ein De­por­ta­ti­ons-Son­der­zug mit 508 Ju­den aus dem Re­gie­rungs­be­zirk Kas­sel ab­fuhr, dar­un­ter 42 Frau­en, Män­ner und Kin­der aus den Krei­sen Wal­deck und Fran­ken­berg (wir be­rich­te­ten).

Es sei dies nach Trans­por­ten aus Ost­eu­ro­pa der ers­te Zug aus dem Deut­schen Reich ge­we­sen, der in dem Ver­nich­tungs­la­ger So­bi­bor am 3. Ju­ni 1942 an­ge­kom­men sei, konn­te Bür­ger­for­scher Stadt­ler er­mit­teln. „In­ner­halb von zwei Stun­den wur­den sie al­le in den Gas­kam­mern ge­tö­tet.“ Zu­vor wa­ren ar­beits­fä­hi­ge Män­ner in Lu­blin ent­la­den und zum Bau des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ma­jd­anek se­lek­tiert wor­den.

Der Tarn­na­me „Ak­ti­on Rein­hardt“ be­zog sich auf den Vor­na­men von Rein­hard He­yd­rich, Lei­ter des Reichs­si­cher­heits­haupt­amts (RSHA), und ei­ner der Haupt­or­ga­ni­sa­to­ren des Ho­lo­caust, der im Mai 1942 nach ei­nem At­ten­tat in Prag ge­stor­ben sei und um den sich un­ter den Na­zis ein re­gel­rech­ter Per­so­nen­kult ent­wi­ckelt ha­be, wie Karl-Heinz Stadt­ler be­rich­te­te. Bis zum 31. De­zem­ber 1942 soll­te die „End­lö­sung der Ju­den­fra­ge“ er­folgt sein.

In Er­in­ne­rung an ein frü­he­res Schwer­punkt­the­ma der Syn­ago­ge Vöhl ver­wies Stadt­ler auf die von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten 1940/41 or­ga­ni­sier­te „Ak­ti­on T 4“ zur Er­mor­dung von 70 000 be­hin­der­ten Men­schen in Gas­kam­mern. „Die­ses frei­ge­setz­te Eu­tha­na­sie-Per­so­nal wur­de nun in den ost­eu­ro­päi­schen Ver­nich­tungs­la­gern der Ak­ti­on Rein­hardt ein­ge­setzt.“

Dank galt zu Be­ginn der Ver­nis­sa­ge Ra­phae­la Ku­la (Kas­sel) für die Ver­mitt­lung der in Ma­jd­anek kon­zi­pier­ten Wan­der­aus­stel­lung mit 20 Roll-Ups.

Ei­ne be­son­de­re Ver­tie­fung er­fah­re die The­ma­tik durch acht Bil­der und ei­ne Skulp­tur, die der Kor­ba­cher Kunst­ver­ein spe­zi­ell für das Schwer­punkt­the­ma De­por­ta­tio­nen an­ge­fer­tigt ha­be, wo­für er be­son­ders dank­bar sei, hob Stadt­ler her­vor.

Für ei­nen ein­fühl­sa­men mu­si­ka­li­schen Rah­men der Aus­stel­lungs­er­öff­nung sorg­te mit der Quer­flö­te Bar­ba­ra Küp­fer.

31.5.2022, Die Na­men der De­por­tier­ten

Diens­tag, 31. Mai 2022, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Land­kreis

 

Die Na­men der De­por­tier­ten

Irm­gard Strauss aus Ei­mel­rod
 

Die Na­men der am 1. Ju­ni 1942 aus dem heu­ti­gen Kreis Wal­deck-Fran­ken­berg De­por­tier­ten hat Karl-Heinz Stadt­ler vom För­der­ver­ein der Vöh­ler Syn­ago­ge aus Trans­port­lis­ten und Auf­stel­lun­gen der Land­rats­äm­ter er­mit­telt:

Aus Bat­ten­feld: Sel­ma El­sof­fer und Wil­helm El­sof­fer.

Aus Ge­mün­den: Emi­lie Marx, Ama­lie Wolff und Edith Wolff.

Aus Vöhl: Bea­te Fran­ken­thal, Her­mi­ne Roth­schild, Gün­ter Stern­berg, Mar­tin Stern­berg und Ro­sa­lie Stern­berg.

Aus Rho­den: Lou­is Ja­cob, Max Ja­cob, So­phie Ja­cob, Ro­sel Ja­cob, Klär­chen Ja­cob und Rolf Ja­cob.

Aus Wr­e­xen: Ar­tur Lo­eb, Her­mi­ne Lö­wens­tern, Abra­ham Strauss.

Aus Us­seln: Ber­ta Schön­städt und Ru­dolf Schön­städt.

Aus Ei­mel­rod: Her­mann Strauss, Irm­gard Strauss und Jen­ny Strauss.

Aus Sach­sen­hau­sen: Il­se Bloch und Li­na Bloch.

Aus Adorf: Li­na Wei­ler und Paul Wei­ler.

Aus Volk­mar­sen: In­ge Lich­ten­stein, Mein­hard Lich­ten­stein, Kä­the Lich­ten­stein, Er­na Mi­chel und Ro­sa Ro­sen­stock.

Aus Kor­bach: Em­ma Hirsch, Me­ta Schön­thal, Hed­wig Katz, Sieg­fried Katz, Hen­ny Kauf­mann, Ru­dolf Kauf­mann, Her­jet­te oder Hen­ri­et­te Mos­heim, Feo­do­ra Mos­heim, Fritz Mos­heim und Lud­wig Mos­heim.

Dr. Ma­ri­on Li­li­en­thal hat 18 in So­bi­bor Er­mor­de­te mit Ge­burts- und Wohn­ort Kor­bach er­mit­telt – sie nennt auch: Frie­da Gold­berg, Lo­thar Gold­berg, Ro­sel Ja­kob, Em­ma Hirsch, Hed­wig Katz, Sieg­fried Katz, Hen­nie Her­mi­ne Lö­wens­tern, Hen­ri­et­te Mos­heim, Her­mi­ne Roth­schild, Mar­tha Schön­thal Frie­del Straus, Irm­gard Straus, Her­mann Straus, Jen­ny Straus und Jo­han­na Wert­heim. Ed­mund Mos­heim wur­de in Ausch­witz er­mor­det. zve

31.5.2022, Vor 80 Jahren

Diens­tag, 31. Mai 2022, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Land­kreis

 

VOR 80 JAH­REN
Die zwei­te De­por­ta­ti­on von Ju­den aus Wal­deck und Fran­ken­berg läuft an
Kei­ner hat die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger über­lebt

VON DR. MA­RI­ON LI­LI­EN­THAL

 
Ein Mo­dell des Ver­nich­tungs­la­gers So­bi­bor: Vöh­ler Ju­gend­li­che ha­ben es 2012 ge­baut, als in der dor­ti­gen Syn­ago­ge an die De­por­ta­ti­on vom 1. Ju­ni 1942 er­in­nert wur­de. In­zwi­schen stellt es der be­freun­de­te Volk­mar­ser Ar­beits­kreis „Rück­blen­de – Ge­gen das Ver­ges­sen“ in sei­nem Gus­tav-Hü­ne­berg-Haus aus. Fo­tos: Karl-Her­mann Völ­ker
 

Wal­deck-Fran­ken­berg – Vor 80 Jah­ren be­gann die zwei­te De­por­ta­ti­on von Ju­den aus 62 Dör­fern und Städ­ten des Kas­se­ler Re­gie­rungs­be­zirks. Sie wur­den ge­walt­sam aus ih­ren Woh­nun­gen ge­holt und in ein Sam­mel­la­ger nach Kas­sel ge­bracht.

Am 1. Ju­ni 1942 star­te­te der Son­der­zug „DA 57“ mit 508 Män­nern, Frau­en und Kin­dern. Die Zie­le wa­ren die Ver­nich­tungs­la­ger im Di­strikt Lu­blin – als ein­zi­ger über­leb­te Ro­bert Ei­sen­städt.

Un­ter den De­por­tier­ten wa­ren auch min­des­tens 42 jü­di­sche Ein­woh­ner aus dem heu­ti­gen Wal­deck-Fran­ken­berg. Al­lein 20 Män­ner, Frau­en und Kin­der hat­ten den Ge­burts- und Wohn­ort Kor­bach – 3,93 Pro­zent. Kei­ner von ih­nen soll­te über­le­ben.

Mi­nu­ti­ös wur­de auch die­se De­por­ta­ti­on vor­be­rei­tet. Be­reits am 20. März 1942 in­for­mier­te die Ge­hei­me Staats­po­li­zei­stel­le in Kas­sel die Land­rä­te und Po­li­zei­dienst­stel­len über schon „lau­fen­de Eva­ku­ie­rungs­ak­tio­nen“, bei de­nen in nächs­ter Zeit „auch aus dem Re­gie­rungs­be­zirk Kas­sel ca. 840 Ju­den nach dem Os­ten ab­ge­scho­ben“ wer­den soll­ten.

Auf der De­por­ta­ti­ons­lis­te stan­den auch Ju­den, die vom ers­ten Trans­port am 9. De­zem­ber 1941 zu­rück­ge­stellt wor­den wa­ren – et­wa die bis 1937 in Kor­bach le­ben­den Al­bert und Ehe­frau Frie­da Gold­berg. Schon Wo­chen vor der Ver­schlep­pung war Wr­e­xen zum Ghet­to-Sam­mel­la­ger für jü­di­sche Men­schen aus Kor­bach, Vöhl und Dör­fern des Uplan­des ge­wor­den.

Am 31. Mai 1942, heu­te vor ge­nau 80 Jah­ren, muss­ten auch in den da­ma­li­gen Krei­sen Wal­deck und Fran­ken­berg 42 Ju­den mit we­ni­gen Hab­se­lig­kei­ten im Ge­päck in Zu­lei­tungs­zü­gen nach Kas­sel auf­bre­chen.

Es ist zu ver­mu­ten, dass die Kor­ba­cher Ju­den erst re­la­tiv spät von der be­vor­ste­hen­den „Um­sied­lung“ er­fuh­ren. Ihr Zug nach Kas­sel fuhr um 6.20 Uhr ab. Der frü­he Ter­min er­mög­lich­te ei­nen Ab­trans­port oh­ne öf­fent­li­ches Auf­se­hen.

Wel­che Angst, Ver­zweif­lung und Not die be­vor­ste­hen­de De­por­ta­ti­on aus­lös­te, kann nur er­ahnt wer­den. Die nach Wr­e­xen ge­brach­ten Kor­ba­che­rin­nen An­na und El­la Ba­er sa­hen schein­bar kei­nen an­de­ren Aus­weg, als sich am Vor­abend der De­por­ta­ti­on das Le­ben zu neh­men.

Dass bei die­ser Ver­schlep­pung in den Tod, zy­nisch „Aus­wan­der­er­trans­port“ über­schrie­ben, herz­los ge­zählt und bü­ro­kra­tisch ver­wal­tet wur­de, zei­gen die er­hal­te­nen Trans­port­lis­ten ab Kas­sel, die die Na­men al­pha­be­tisch und oh­ne Rück­sicht auf Orts- oder Fa­mi­li­en­zu­sam­men­ge­hö­rig­keit bis zur Zif­fer 508 auf­zäh­len. Die 508 wa­ren in den Wag­gons, als der Zug am 1. Ju­ni 1942 in Kas­sel star­te­te. In Hal­le wur­den wei­te­re 155 Men­schen ein­ge­la­den. Es war heiß und sti­ckig in den Wag­gons, schnell gin­gen Was­ser und Es­sen aus. Die La­ge war aus­sichts­los: „Die Leu­te wa­ren völ­lig mut­los“, schil­der­te Ro­bert Ei­sen­städt spä­ter.

Am 3. Ju­ni 1942 er­reich­te der Son­der­zug den Bahn­hof in Lu­blin. Auf ei­nem Ne­ben­gleis wur­de „ent­la­den“ – um die 100 kräf­ti­ge, ar­beits­fä­hi­ge Män­ner zwi­schen 15 und 50 Jah­ren wur­den für das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ma­jd­anek „se­lek­tiert“ – sie muss­ten dort Schwerst­ar­beit leis­ten.

Dann fuhr der Zug wei­ter – di­rekt ins Ver­nich­tungs­la­ger So­bi­bor. Dort wur­den die üb­ri­gen De­por­tier­ten ver­gast.

Die De­por­ta­ti­on am 1. Ju­ni war die zwei­te gro­ße aus dem Re­gie­rungs­be­zirk, be­vor am 7. Sep­tem­ber 1942 die letz­ten noch in den Krei­sen le­ben­den Ju­den nach The­re­si­en­stadt und von dort in To­des­la­ger ab­trans­por­tiert wur­den.

30.5.2022, Ge­nia­le Mu­si­ker aus Finn­land

Mon­tag, 30. Mai 2022, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Lo­ka­les

 

Ge­nia­le Mu­si­ker aus Finn­land

„Narink­ka“ bril­liert bei Kon­zert in Vöh­ler Syn­ago­ge

VON NAD­JA ZE­CHER-CHRIST

Die Grup­pe „Narink­ka“ be­geis­ter­te das Pu­bli­kum: (von links) die Mu­si­ker Sam­po Las­si­la (Kon­tra­bass), Mark­ku Le­pi­stö (Ak­kor­de­on), Jan­ne Tuo­mi (Per­kus­sio­nist) und Alexo Trygg (Vio­la). Fo­to: Nad­ja Ze­cher-Christ
 

Vöhl – Ei­nen be­son­de­ren mu­si­ka­li­schen Le­cker­bis­sen ha­ben Mu­sik­lieb­ha­ber am Mitt­woch­abend in der Vöh­ler Syn­ago­ge ser­viert be­kom­men. Prä­sen­tiert von der Deutsch-Fin­ni­schen Ge­sell­schaft läu­te­te das fin­ni­sche En­sem­ble „Narink­ka“ die Kon­zert­sai­son ein.

Kom­po­nist Sam­po Las­si­la (Kon­tra­bass), Mark­ku Le­pi­stö (Ak­kor­de­on), Jan­ne Tuo­mi (Per­kus­si­on) und Alexo Trygg (Vio­la) be­geis­ter­ten das Pu­bli­kum mit ih­rer spe­zi­el­len In­ter­pre­ta­ti­on der tra­di­tio­nel­len jü­di­schen In­stru­men­tal­mu­sik, die sie als „Suo­mik­lez­mer“ be­zeich­nen. Man konn­te sich da­von über­zeu­gen, dass der Tan­go der Blues der Fin­nen ist, denn des­sen Klän­ge ka­men mit me­lan­cho­li­scher Lei­den­schaft da­her. Mit ei­nem mit­rei­ßen­den Stück über Bu­ko­wi­na zeig­te das Quar­tett sei­nen Sup­port für die Ukrai­ne.

Die kon­ge­nia­len Mu­si­ker ent­führ­ten das Pu­bli­kum in die dunk­len Wäl­der im Os­ten Hel­sin­kis. Sie web­ten ei­nen zau­ber­haf­ten Klang­tep­pich. Sam­po Las­si­la ent­lock­te sei­nem Kon­tra­bass Wind­ge­räu­sche. Mark­ku Le­pi­stö ahm­te mit sei­nem Ak­kor­de­on Vo­gel­ge­zwit­scher nach. Zart zup­fend er­zeug­te Alexo Trygg Was­ser­trop­fen auf sei­ner Vio­la, wäh­rend Per­kus­sio­nist Jan­ne Tuo­mi auf sei­nem Be­cken mit Jazz­be­sen das Rau­schen von Blät­tern imi­tier­te. Bei der Win­ter­sze­ne auf dem Wi­kin­ger­hü­gel ver­zau­ber­te er zu­dem mit dem Klang ver­schie­de­ner Glöck­chen.

Die Ei­gen­kom­po­si­tio­nen aus dem Os­ten Hel­sin­kis, die „Suo­mik­lez­mer“, be­sta­chen durch ra­san­te Ton­art­wech­sel. Mal wa­ren sie mit­rei­ßend rhyth­misch, dann ge­mäch­lich und sanft oder gar ge­konnt schräg me­lo­di­ös. Bei ei­ner Tanz­sze­ne von der grö­ß­ten fin­ni­schen In­sel wipp­te so manch Zu­hö­rer mit den Fü­ßen. Mys­ti­sche Klän­ge und Ge­räu­sche gab es beim Stück über Finn­lands Na­tio­nal­park Ou­lan­ka zu Ge­hör.

Das Pu­bli­kum in der Vöh­ler Syn­ago­ge spar­te nicht mit Zwi­schen­ap­plaus und for­der­te sich am En­de mit don­nern­dem Ap­plaus noch ein ro­man­ti­sches Stück über ei­ne Lie­bes­sze­ne im Shop­ping Cen­ter ein.

30.4.2022, Er­in­nern an jü­di­sches Le­ben

Sams­tag, 30. April 2022, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Lo­ka­les

Er­in­nern an jü­di­sches Le­ben

Neue Bro­schü­re soll Rei­se­be­glei­ter bei Tou­ren durch den Land­kreis sein

VON AR­MIN HEN­NIG

 Bro­schü­re vor­ge­stellt: (von links) Dr. Wolf­gang Wer­ner (Fo­tos), Axel Mar­burg (Bat­ten­feld, Au­tor), Mi­ri­am Gra­bow­ski (Bad Wil­dun­gen, Ge­stal­tung), Karl-Heinz Stadt­ler (Au­tor, Or­ga­ni­sa­ti­on), Jo­han­nes Gröte­cke (Bad Wil­dun­gen, Au­tor), Dr. Ma­ri­on Li­li­en­thal (Kor­bach, Au­to­rin), Dr. Horst He­cker (Fran­ken­berg, Au­tor), Uta Op­per-Fied­ler (Ge­mün­den, Au­to­rin), Ernst Klein (Volk­mar­sen, Au­tor), Land­rat Jür­gen van der Horst. Auf dem Fo­to fehlt Lo­thar Al­brecht (Sach­sen­hau­sen, Au­tor). Fo­to: Hen­nig
 

Vöhl – „Er­in­ne­rung an jü­di­sches Le­ben in Wal­deck-Fran­ken­berg“, ist der Ti­tel ei­ner Bro­schü­re mit über 70 Sei­ten Um­fang, die Schü­ler und Tou­ris­ten als Rei­se­be­glei­ter über die Ge­schich­te des Land­krei­ses und sei­ner Men­schen in­for­mie­ren soll. Den ers­ten ge­wünsch­ten Ef­fekt hat die mit vie­len Bil­dern aus den Städ­ten und Ge­mein­den il­lus­trier­te Pu­bli­ka­ti­on schon ge­leis­tet.

So ver­wies Land­rat Jür­gen van der Horst auf den Er­folg sei­ner Toch­ter, die bei der Vor­be­rei­tung ei­nes Re­fe­rats über jü­di­sches Le­ben in Bad Arol­sen auf das druck­fri­sche Heft zu­rück­grei­fen konn­te, das in ei­ner Auf­la­ge von 5000 Stück ge­druckt wur­de.

Der er­folg­reich be­stan­de­ne ers­te Här­te­test war nicht der ein­zi­ge Grund, wes­halb der Land­rat den In­itia­to­ren und Au­to­ren des Pro­jekts für ih­ren Bei­trag zur Er­in­ne­rungs­kul­tur dank­te. „Bis zur Zä­sur durch die NS-Zeit wa­ren die Ju­den ein Teil der Ge­mein­schaft, sie un­ter­schie­den sich nur durch ih­ren Glau­ben. Von den 800, die ein­mal hier ge­lebt ha­ben und Op­fer der Ver­fol­gung durch die Na­zis wur­den, kehr­ten die al­ler­we­nigs­ten zu­rück, die Men­schen ha­ben ei­ne Lü­cke hin­ter­las­sen, sie feh­len uns“, sag­te van der Horst. Er hofft auf ei­ne wei­te­re In­ten­si­vie­rung der Er­in­ne­rungs­kul­tur.

„Bei die­ser Zahl han­delt es sich um Men­schen, die ir­gend­wann in un­se­rem heu­ti­gen Kreis­ge­biet ge­wohnt ha­ben, da­bei sind auch die, die aus­ge­wan­dert sind und von dort de­por­tiert wur­den“, er­gänz­te Karl Heinz Stadt­ler, der in sei­ner Re­de bis zu den An­fän­gen der Spu­ren­su­che nach jü­di­schem Le­ben An­fang der 1980er zu­rück­ging.

„Die ers­ten Im­pul­se ka­men von Zu­ge­zo­ge­nen, de­nen es leich­ter fiel, an den Schutt von Schuld und Ver­drän­gung zu rüh­ren,“ er­klär­te er. Die ers­te Idee zu der Bro­schü­re „Er­in­ne­rung an jü­di­sches Le­ben in Wal­deck-Fran­ken­berg“ kam von Ernst Klein und Karl-Heinz Stadt­ler schon vor zehn Jah­ren, an­ge­dacht war ei­ne Fahr­rad­wan­der­kar­te zu den Denk­ma­len jü­di­schen Le­bens.

Doch ei­ne Ta­ges­tour er­wies sich an­ge­sichts der Grö­ße des Krei­ses als nicht durch­führ­bar: zu vie­le Or­te und zu gro­ße Di­stan­zen. Kon­se­quent wei­ter ge­dacht, ent­stand nun mit­hil­fe zahl­rei­cher Kol­le­gen und Co-Au­to­ren ei­ne klei­ne, reich­lich be­bil­der­te En­zy­klo­pä­die, mit der sich vie­le Aus­flü­ge von Bat­ten­feld bis Rho­den oder Arol­sen bis Wil­lin­gen pla­nen las­sen.

In dem hand­li­chen Rei­se­be­glei­ter sind mus­ter­gül­tig re­stau­rier­te Denk­mä­ler eben­so auf­ge­führt wie Ge­bäu­de, die nach Um­bau oder Um­wid­mung die sel­ben Funk­tio­nen er­fül­len wie nach 1938. Aber auch an­de­re, nicht auf An­hieb er­kenn­ba­re Re­lik­te aus der Ver­gan­gen­heit las­sen sich dank der Il­lus­tra­ti­on leich­ter auf­spü­ren.

Am En­de je­des Ka­pi­tels sind An­sprech­part­ner für je­de Stadt oder Ge­mein­de bzw. die je­wei­li­gen Orts­tei­le auf­ge­führt, das sind in der Re­gel die Au­to­ren der ent­spre­chen­den Ka­pi­tel.

Fi­nan­ziert wird die Bro­schü­re durch den Land­kreis und das Netz­werk für To­le­ranz, das die För­de­rung durch Bun­des­mit­tel aus dem Pro­gramm „De­mo­kra­tie le­ben“ des Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­ums er­mög­licht.

Ei­nen be­son­de­ren Dank für die Un­ter­stüt­zung sprach Karl-Heinz Stadt­ler dem MV Me­di­en Ver­lags Fran­ken­berg und sei­nem Ge­schäfts­füh­rers Oli­ver Gentzsch aus, der mit der kos­ten­frei­en Nut­zung von Orts­kar­ten aus dem „Hand­li­chen Te­le­fon­buch“ auch zum rund­um ge­lun­ge­nen Er­geb­nis bei­trug.

18.3.2022, Vorstand wiedergewählt – Ingeborg Drüner zum Ehrenmitglied ernannt


Foto: Walter Schauderna
Das Foto zeigt Ehrenmitglied Ingeborg Drüner und den Vorstand des Förderkreises; es fehlen Sahra Küpfer und Jan-Friedrich Eisenberg.

18. März 2022
Vorstand wiedergewählt – Ingeborg Drüner zum Ehrenmitglied ernannt

An der Jahreshauptversammlung des Förderkreises Synagoge in Vöhl e.V. nahm auch Landrat Jürgen van der Horst teil und sprach dem Verein seine Anerkennung für seine engagierte und auch für die Region bedeutende Arbeit aus. Der Landkreis wie auch die Nationalparkgemeinde Vöhl sind Mitglieder des Vereins. Für die Gemeinde sprach Ortsvorsteherin Monika Heidel ein Grußwort, richtete die Grüße des Bürgermeisters und der gemeindlichen Gremien aus und würdigte ebenfalls das Engagement des Förderkreises gegen Rassismus und Antisemitismus und für die Demokratie.
Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Stadtler berichtete über die zahlreichen und weit über die Region hinaus beachteten Aktivitäten des Jahres 2021. Schwerpunkte waren die Veranstaltungen rund um die Stelenausstellung von August bis Oktober und die Baumaßnahmen Ende des Jahres. Zwar mussten viele Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie ausfallen, doch zumindest im Sommer konnten mehrere Konzerte im Schlossgarten bzw. in der Henkelhalle stattfinden. Auch das Landkulturbotenprojekt wurde wieder durchgeführt. Schatzmeister Herbert Keim stellte fest, dass die Maßnahmen wegen der vielen positiv beschiedenen Förderanträge die Vereinskasse nicht belastet haben. Kassenprüfer Gerhard Henkel bestätigte eine ausgezeichnete Kassenführung und beantragte die Entlastung des Vorstands, die auch einstimmig gewährt wurde.
Ingeborg Drüner, die dem Vorstand seit 2001 als zweite Vorsitzende – von 2014-2017 auch als kommissarische erste Vorsitzende - angehörte, erklärte aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr kandidieren zu wollen. Karl-Heinz Stadtler würdigte die engagierte und von starkem Verantwortungsbewusstsein geprägte Arbeit des ausscheidenden Vorstandsmitglieds. Die Versammlung ernannte Ingeborg Drüner zum Ehrenmitglied des Vereins. Mit Blumenstrauß und goldener Ehrennadel vollzog Stadtler die Ernennung.
Die Neuwahlen, geleitet von Ortsvorsteherin Heidel, hatten folgendes Ergebnis: Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler, Schriftührerinnen Elke Müller und Karin Keller, Kassierer*in Herbert Keim und Birgit Stadtler; Beisitzer Anna Evers, Christel Schiller, Sarah Küpfer, Günter Maier, Walter Schauderna, Peter Göbel, Jan Friedrich Eisenberg, Berthold Herberz und – zum ersten Mal im Vorstand – Dr. Thomas Ludolph und Philipp Wecker.
Auch das Jahr 2022 ist geprägt von vielen Veranstaltungen. Dienstagskino und „Offene Synagoge“ einmal im Monat gehören ebenso dazu wie mehrere Konzerte, Ausstellungen und Vorträge. Einen Schwerpunkt bilden die Veranstaltungen zum 80. Jahrestag mehrerer Deportationen im Jahr 1942, bei denen viele Juden aus Waldeck-Frankenberg, aber insbesondere auch aus Vöhl in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten gebracht und dort ermordet wurden.
 

8.3.2022, Rote Rosen für starke Frauen

Dienstag, 08. März 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales

 

Rote Rosen für starke Frauen

Duo „tonArt“ überzeugt in Synagoge mit heiteren und gefühlvollen Liedern

VON STEFANIE RÖSNER

Gibt jedem Lied eine eigene Note: Das Duo „tonArt“ mit Claudia Paul und Gerald Berberich bei ihrem Konzert in der Synagoge Vöhl. Foto: Stefanie Rösner

Vöhl – Die Kraft der Musik war am Sonntagvormittag in der Synagoge in Vöhl zu spüren. Das Duo „tonArt“ mit Sängerin Claudia Paul und Gitarrist Gerald Berberich beglückte sein kulturhungriges Publikum mit einer ansprechenden Auswahl an bekannten Stücken unter dem Motto „Starke Frauen – starke Lieder“.

Die Musiker hatten mit diesem Thema vorwiegend das Interesse von Frauen, aber auch das männlicher Besucher geweckt, und so waren alle Plätze schnell belegt. Endlich wieder ein Live-Konzert – das genossen die meisten ganz bewusst und belohnten das Duo „tonArt“ stets mit lautem Applaus. Dieses stimmte mit „It’s the Morning“ aus den 70er-Jahren auf sein facettenreiches Programm ein, das vorwiegend aus Liedern bestand, die einst von erfolgreichen Frauen auf die Bühne gebracht worden waren.

Auf charmante Weise sang Claudia Paul mit ihrer sanften Stimme mal heitere, mal tiefgründige Lieder – begleitet von Gerald Berberich, der die Saiten der Gitarre flexibel zupfte oder anschlug. Das Publikum fühlte sich angesprochen durch Evergreens wie „Bei mir bist du schön“ von Zarah Leander und „Mr. Sandman“ von The Chordettes. Zuspruch vom Publikum gab es auch für Interpretationen von Stücken der deutschen Sängerin Hildegard Knef. Da durfte „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ nicht fehlen.

Verschiedene Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts fanden somit Berücksichtigung ebenso wie verschiedene Genres und verschiedene Sprachen. Überzeugend war die präzise Artikulation der Sängerin – ob auf Spanisch („Hijo de la luna“) oder bei französischen Chansons („La vie en rose“).

Claudia Paul strahlte bei Hymnen, die das Leben preisen. Besonders gut stand ihr die ausdrucksstarke Interpretation von „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros.

Ein stimmungsvolles Liebeslied war mit „I say a little Prayer zu hören“ – hierbei wurde das Publikum mit der amerikanischen Soul-Künstlerin Aretha Franklin an eine weitere starke Frau erinnert. Als Zugabe gab es nicht nur das zuversichtliche „Guten Tag, liebes Glück“ von Max Raabe, sondern Claudia Paul las auch einen hoffnungsvollen Text von dem Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch vor, der als Mutmacher in dieser international schweren Zeit gedacht war.

Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis Synagoge Vöhl dankte den Musikern für die wohltuenden Klänge in schönem Ambiente.

23.2.2022, Kids-Chor-Pro­jekt mit Song­wri­te­rin Na­di­ne Fin­ger­hut


Mitt­woch, 23. Fe­bru­ar 2022
, Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung /
Lo­ka­les


Kids-Chor-Pro­jekt mit Song­wri­te­rin Na­di­ne Fin­ger­hut


Foto: pr. WLZ 21.7.2021

Vöhl – Von Mit­te März bis Ju­li – so­weit die pan­de­mi­sche La­ge es zu­lässt – bie­tet Na­di­ne Fin­ger­hut ei­nen Kids-Pop­chor-Work­shop an, für den sich Kin­der im Al­ter von sechs bis elf Jah­ren aus Vöhl und Um­ge­bung be­wer­ben kön­nen. Die Teil­nah­me ist kos­ten­los. Die Plät­ze sind be­grenzt auf ma­xi­mal 15 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer pro Grup­pe. Ge­sun­gen wird in zwei Grup­pen je­weils diens­tags (Grup­pe 1 von 15 bis 16 Uhr und Grup­pe 2 von 16 bis 17 Uhr) in der Vöh­ler Syn­ago­ge und in Ko­ope­ra­ti­on mit dem För­der­ver­ein der Syn­ago­ge Vöhl. Er­mög­licht wird das Pro­jekt vom Un­ter­neh­men Ern­stings Fa­mi­ly, das in Deutsch­land und Ös­ter­reich Kids-Chor-Pro­jek­te an Grund­schu­len mit pro­fes­sio­nel­len Künst­lern för­dert. Bis­her fan­den die Pro­jek­te im­mer nur di­rekt in und an Schu­len statt, zum ers­ten Mal gibt es jetzt in Vöhl ein für al­le Kin­der of­fe­nes Kids-Chor Pro­jekt.

Na­di­ne Fin­ger­hut: „Es ist egal, wo­her ihr kommt, ob ihr schon ein­mal in ei­nem Chor ge­sun­gen habt, oder noch gar kei­ne Er­fah­rung habt – ich freue mich rie­sig dar­auf mit euch ge­mein­sam ei­ni­ge schö­ne Songs zu er­ar­bei­ten. Am En­de des Work­shops wer­den wir so­gar ge­mein­sam auf­tre­ten und ei­nen der Songs zu­sam­men auf­neh­men.“

Be­wer­bun­gen durch die El­tern für ih­re Kin­der sind noch kur­ze Zeit per E-Mail an na­di­ne@​nadine-​fin​gerh​ut.​de mög­lich. Es sind nur noch we­ni­ge Plät­ze frei.  red

kids-chor.de

19.2.2022, Diesmal 25 000 Euro ausgeschüttet

Samstag, 19. Februar 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!

 

Diesmal 25 000 Euro ausgeschüttet

Sparkasse Waldeck-Frankenberg überreicht Gewinne aus Adventskalender

Das Landkulturboten-Pojekt der Synagoge Vöhl hat sich in den letzten Jahren etabliert. 1000€ sollen dabei helfen, dass es so bleibt. Foto pR

VON JONAS BREMMER

Waldeck-Frankenberg – Die Advents- und Weihnachtszeit ist nicht nur die Zeit der Besinnlichkeit und des Miteinanders, sie ist natürlich auch die Zeit der Geschenke. Doch nicht immer kommt alles, was im Strumpf steckt oder unter dem Baum liegt, gut an.

Ganz anders sehen das die insgesamt 29 Vereine, die im Dezember reichlich beschenkt wurden. Die Sparkasse Waldeck-Frankenberg hat mit ihrem Adventskalender wieder zahlreiche Wünsche erfüllt und dafür gesorgt, dass tolle Vereinsprojekte realisiert werden können. „Das besondere am Sparkassen- Adventskalender 2021 war, dass erstmals fünf besonders nachhaltige Projekte zusätzlich ausgezeichnet wurden“, sagt Michael Bott, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Waldeck-Frankenberg. Und so warteten die Vereinsvertreter nicht nur vom 1. bis 24. Dezember, ob sich für sie ein Türchen öffnet, die Chance bot sich noch bis Silvester.

Die Gesamtgewinnsumme erhöhte sich diesmal auf 25 000 Euro mit Tagesgewinnen von 250 bis 2000 Euro, wobei auf jedes Nachhaltigkeitsprojekt 1000 Euro entfielen. „Insgesamt wurden 80 Anträge von 78 Vereinen aus allen Großgemeinden unseres Geschäftsgebiets gestellt“, so Michael Bott. Das seien zwar nicht so viele Anträge wie im Rekordjahr 2020, als 119 Vereine 130 Projekte beworben hatten, dennoch sei die Zahl bemerkenswert.

„Immerhin darf man nicht vergessen, dass Corona das Vereinsleben im vergangenen Jahr besonders gebeutelt hat“, so Bott. Eines mache die Vielzahl an Bewerbungen deutlich: „Der Bedarf der Vereine ist weiterhin groß. Sie sind willens kleine wie große Projekte umzusetzen, um tolle Angebote für Mitglieder und ihr Umfeld zu schaffen. Und der Nachhaltigkeitsgedanke spielt dabei eine sehr große Rolle, weswegen die Sonderpreise genau zur rechten Zeit kommen.“

 

■  Über die beiden Hauptpreise in Höhe von je 2000 Euro freuen sich die AWO Waldeck-Frankenberg, die die Finanzspritze für die Durchführung ihrer Ferienspiele verwenden wird, und die Kinderkrebshilfe Waldeck-Frankenberg, die ein Ferienhaus für krebskranke Kinder und Familien realisiert.

■  Die Gruppe Modern Line Dance des TSV Frankenberg möchte den Gewinn dazu nutzen, in diesem Jahr einen Tanznachmittag auszurichten. Bei kalkulierten Kosten von rund 450 Euro sind die 250 Euro der Sparkasse mehr als eine Starthilfe.

■  Turni Turnfrosch ist das Maskottchen des Turngau Waldeck e.V. Er animiert Kinder zu mehr Bewegung und vermittelt dabei Spaß und Freude. Um künftig noch mehr Kinder zu erreichen, soll Turni einen Partner erhalten. Das zweite Maskottchen wird in einem Malwettbewerb ermittelt. Für jede Einsendung pflanzt der Turngau einen Baum im Waldecker Land. Dafür gab es 1000 Euro aus dem Adventskalender.

■  Bäume hat auch der Förderverein Soroptimist International Club Bad Wildungen gepflanzt, und dabei großen Wert auf Klimastabilität durch Diversität gelegt. 36 Winterlinden, 36 Vogelkirschen und 20 Robinien sollen sich künftig nicht nur positiv auf die CO2-Bilanz auswirken, sondern auch Lebensraum für viele Tierarten sein. Mit 500 Euro hat die Sparkasse Waldeck-Frankenberg das Projekt unterstützt.

■  Seit einigen Jahren informieren Jugendliche aus der Gemeinde Vöhl als Landkulturboten über die Geschichte der jüdischen Gemeinde und der alten Synagoge Vöhl. Die Finanzierung des Sommerferienjobs muss durch Spenden und Förderungen gesichert werden. Da kommen 1000 Euro aus dem Sparkassen-Adventskalender gerade recht.

■  Im Museum Mengeringhausen wird den Besuchern Handwerk und Kultur aus der Region näher gebracht. Um Kosten und Energie einzusparen, sollen die 180 vorhandenen Leuchtmittel auf LED-Technik umgerüstet werden. Für das Projekt erhält der Heimat- und Museumsverein Mengeringhausen 500 Euro.

„Es ist uns immer ein großes Anliegen die Vereinsarbeit im Geschäftsgebiet zu unterstützen. Wir sehen, dass die Vereinsvielfalt und die damit einhergehenden Angebote ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft sind. Daher steht bereits fest, dass der Sparkassen-Adventskalender 2022 in seine nächste Runde geht“, verspricht Michael Bott. Dann werden wieder 25 000 Euro für innovative und nachhaltige Projekte bereitgestellt.

Der Bewerbungsstart wird im September sein. Online unter www.sparkassenadventskalender.de können Vereine ihre Projekte bewerben und auch Informationen zum Gewinnspiel und den Teilnahmebedingungen finden.

25.1.2022, Jahresprogramm Synagoge Vöhl

Dienstag, 25. Januar 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!

 

JAHRESPROGRAMM SYNAGOGE VÖHL  

Konzerte, Humor und AusstellungenJüdische Kultur aufleben lassen

 

Klezmer und Humor bringen Narinkka (oben links), Michael Trischan (oben rechts), die „Klezmer Tunes“ (unten links) sowie Florian Mayer und Falk Zenker (rechts) nach Vöhl. Foto: sini liimatainen/urbans ruths berlin/irina maier/peter hoffmann/PR
 

Vöhl – Nach vielen coronabedingten Absagen in den vergangenen Jahren möchte der „Förderkreis Synagoge in Vöhl“ wieder mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm einladen. „Man weiß noch nicht, wie die Lage sich entwickelt“, erklärt Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler – es werde also bestimmt Abweichungen vom Programm geben, vielleicht aber auch Ergänzungen. Grundsätzlich sollen die 2G+-Regeln gelten, auf die Entwicklung der Pandemie will der Förderkreis mit Zuschauerbegrenzungen, Abständen und Maskenpflicht reagieren.

„Spirituals und Gospels“ spielen die Riverside Jazz Messengers bei einer Matinee am Sonntag, 13. Februar, um 11 Uhr. Unter dem Titel „Starke Lieder für starke Frauen“ tritt am Sonntag, 6. März, um 11 Uhr das Duo „tonArt“ aus Gitarrist Gerald Berberich und Sängerin Claudia Paul auf. Der Eintritt zu diesen beiden Matineen ist frei, Spenden sind aber erwünscht.

Ein verschobener Auftritt soll am Mittwoch, 25. Mai, um 19 Uhr nachgeholt werden: Die Gruppe Narinkka spielt „Finnischen Klezmer“. In den Kompositionen des Bandleaders Sampo Lassila verschmilzt dabei die Tradition der jüdischen Volksmusik mit der Atmosphäre Finnlands. Das Konzert findet mit Unterstützung der Deutsch-Finnischen Gesellschaft statt. „Das hilft, wenn wir nur die halbe Bestuhlung nutzen können“, sagt Karin Keller vom Förderkreis-Vorstand. Auch bei anderen Terminen freut der Förderkreis sich über Unterstützung und die Anerkennung der Arbeit.

Jüdischer Humor wird am Montag, 20. Juni, um 19 Uhr unter dem Titel „Sex am Sabbat“ präsentiert – hierfür kam der Kultursommer Nordhessen auf die Synagoge zu. Die von Ilan Weiss gesammelten Witze trägt der Schauspieler Michael Trischan vor, umrahmt von Klezmer-Musik mit Klarinette und Klavier.

Zum Tag des Offenen Denkmals am Samstag, 10. September, spielen die „Klezmer Tunes“ um 19 Uhr ein Konzert unter dem Titel „Back to Odessa“. Die Sparkassen-Kulturstiftung unterstützt den Auftritt, der für vergangenes Jahr geplant war. „Eingängige Melodien aus der unendlichen Fungruppe der Klezmermusik verarbeitet das Quartett auf ganz spezielle Weise“, so die Ankündigung.

Zum 175. Synagogenkonzert kommt dann am Samstag, 22. Oktober, um 19 Uhr ein alter Bekannter: Violinist Florian Mayer bietet zusammen mit Falk Zenker an der Gitarre ein „Hörkino“, also „verträumte Fantasien gewürzt mit humorigen Entertainment“.  wf/red

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