14.2.2023, Konzerte, die Kulturen verbinden

 

Konzerte, die Kulturen verbinden

För­der­kreis Syn­ago­ge Vöhl prä­sen­tiert sein Jah­res­pro­gramm

 
Das Trio JMO um Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann aus der Schweiz, Moussa Cis­sok­ho aus dem Se­ne­gal und Om­ri Ha­son aus Is­ra­el gasiert am 13. Mai in der Vöh­ler Syn­ago­ge. Fo­to: Jan Ocil­ka

Vöhl – Das kul­tu­rel­le Pro­gramm des För­der­krei­ses Syn­ago­ge in Vöhl für die­ses Jahr war­tet auf mit an­spruchs­vol­len Kon­zer­ten, in­ter­es­san­ten Vor­trä­gen, Füh­run­gen, un­ter­halt­sa­men Fil­men und lehr­rei­chen Aus­stel­lun­gen. Ka­rin Kel­ler und Karl-Heinz Stadt­ler vom För­der­kreis ha­ben die Ver­an­stal­tun­gen jetzt vor­ge­stellt. Sie hof­fen auf gu­te Re­so­nanz und freu­en sich auf hoch­ka­rä­ti­ge Künst­ler und di­ver­se Re­fe­ren­ten.

Beim ers­ten Syn­ago­gen­kon­zert in die­sem Jahr wird das Fla­men­coduo An­na Mur­to­la und Joo­nas Wi­de­ni­us aus Finn­land zu er­le­ben sein. Die deutsch-fin­ni­sche Ge­sell­schaft hat sich an den För­der­kreis ge­wandt und das Duo vor­ge­schla­gen, das in Finn­land sehr be­kannt sein soll, be­rich­tet Ka­rin Kel­ler. Am Mitt­woch, 8. März, 19 Uhr, wer­den die vir­tuo­sen Rhyth­men der Fin­nen in der Syn­ago­ge zu hö­ren sein.

Am Sams­tag, 25. März, eben­falls um 19 Uhr, wird „Klez­mer im El­fen­pa­last“ prä­sen­tiert. Die For­ma­ti­on aus Hel­mut Ei­sel, der schon re­gel­mä­ßig in der Syn­ago­ge ge­we­sen ist, an der Kla­ri­net­te und Bir­ke Fal­ken­roth an der Har­fe wird ei­ne be­son­de­re Kom­bi­na­ti­on der bei­den In­stru­men­te auf die Büh­ne brin­gen.

Ein fas­zi­nie­ren­des Zu­sam­men­spiel aus Klän­gen un­ter­schied­li­cher Kul­tu­ren er­war­tet die Zu­schau­er am Sams­tag, 13. Mai, ab 19 Uhr: Das Trio JMO ver­bin­det in sei­nem Kon­zert drei Kon­ti­nen­te mit­ein­an­der. Moussa Cis­sok­ho aus dem Se­ne­gal, Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann aus der Schweiz und Om­ri Ha­son aus Is­ra­el wer­den tra­di­tio­nel­le und mo­der­ne Mu­sik aus Afri­ka so­wie aus Eu­ro­pa mit­ein­an­der ver­knüp­fen.

Am Sonn­tag, 11. Ju­ni, ab 15 Uhr tre­ten die „Har­mo­nist:in­nen“ in der Syn­ago­ge auf. Yvon­ne Schmidt-Volk­wein, An­ne Pe­tros­sow, An­ne Wal­precht und Bernd Gei­ers­bach wer­den Lie­der aus dem Re­per­toire der Co­me­di­an Har­mo­nists vor­tra­gen. Zu die­sem Kon­zert ist der Ein­tritt frei. Im Rah­men des Kul­tur­som­mers Nord­hes­sen soll es am Don­ners­tag, 27. Ju­li, 19 Uhr ein Kon­zert in der Syn­ago­ge ge­ben. Die Künst­ler ste­hen noch nicht fest. Die Ri­ver­si­de Jazz Mes­sen­gers wer­den am Sams­tag, 26. Au­gust, 19 Uhr zu ei­ner mu­si­ka­li­schen Rei­se von den Ufern von Ful­da und Eder zum Mis­sis­sip­pi ein­la­den.

Am Sams­tag, 9. Sep­tem­ber, um 19 Uhr wer­den Ma­ria Tho­masch­ke und Ni­ko­lai Or­loff dem Pu­bli­kum ei­nen hei­te­ren Chan­son-Abend bie­ten. Zum Tag des of­fe­nen Denk­mals wer­den die Sän­ge­rin und der Pia­nist ihr Pro­gramm „So nah und doch so fern“ in der Syn­ago­ge zum Bes­ten ge­ben.

Auch die in Vöhl be­kann­ten und be­lieb­ten Künst­ler Paul Ho­orn und Ka­ro­li­na Pe­tro­va wer­den wie­der da­bei sein. Am Sams­tag, 18. No­vem­ber, 19 Uhr wer­den sie mit Pa­blo Go­mez, An­na v. Koch und Ca­pe­lye Co­ra­zon ihr Pro­gramm „Shir ha shirim“ – Cantar de los cant­ares dar­bie­ten. Die Grup­pe ver­bin­det Lie­der aus den jü­di­schen Ghet­tos mit la­tein­ame­ri­ka­ni­scher Mu­sik. Ein­tritts­preis: 25/23 oder 20 Eu­ro.  srs

Ein­tritts­kar­ten zu den an­de­ren Kon­zer­ten sind meist zu 20/18 oder 16 Eu­ro zu er­hal­ten. Schü­ler und Stu­den­ten zah­len vier Eu­ro we­ni­ger. Re­ser­vie­rung bei An­na Evers: Tel. 05635/1022 oder per Mail: in­fo@​syn​agog​e-​voehl.​de.

30.1.2023, Schü­ler er­in­nern an Op­fer

 

Schü­ler er­in­nern an Op­fer

Ge­denk­tag in Syn­ago­ge – Wie Ju­den be­tro­gen wur­den

 
Zum Tag des Ge­den­kens an die Op­fer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus: Schü­le­rin­nen und Schü­ler der 9. Re­al­schul­klas­sen der Eder­see­schu­le Herz­hau­sen er­in­ner­ten in der ehe­ma­li­gen Vöh­ler Syn­ago­ge an die Op­fer der Ge­walt­herr­schaft und fei­er­ten die De­mo­kra­tie in Deutsch­land. Fo­tos: Ste­fa­nie Rös­ner

 

Vöhl – Die De­mo­kra­tie, in der wir heu­te le­ben und die Men­schen­rech­te, auf die wir set­zen, sind un­trenn­bar ver­bun­den mit den Leh­ren aus der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Dar­an er­in­ner­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler der 9. Re­al­schul­klas­sen der Eder­see­schu­le Herz­hau­sen in der ehe­ma­li­gen Vöh­ler Syn­ago­ge.

Zum Ge­denk­tag an die Op­fer der Ge­walt­herr­schaft, dem 27. Ja­nu­ar, prä­sen­tier­ten sie in Form von Wort­bei­trä­gen und Bil­dern am Bei­spiel des La­gers The­re­si­en­stadt, wie „das Re­gime Häft­lin­ge und Be­völ­ke­rung be­tro­gen hat“. Gleich­zei­tig woll­ten die Schü­ler die De­mo­kra­tie in Deutsch­land fei­ern.

Leh­rer, El­tern und In­ter­es­sier­te wa­ren ein­ge­la­den, der Prä­sen­ta­ti­on in der Syn­ago­ge bei­zu­woh­nen und zu er­le­ben, was die Schü­ler zu­vor im Un­ter­richt mit ih­rer Leh­re­rin Su­san­ne Ku­bat er­ar­bei­tet hat­ten. Die­se schil­der­ten aus­führ­lich, mit welch hin­ter­häl­ti­gen Me­tho­den die Na­zis Ju­den zum Teil nach The­re­si­en­stadt ge­lockt hat­ten und un­ter wel­chen Um­stän­den die Men­schen dort be­han­delt wur­den oder spä­ter um­ka­men. Das Get­to und Durch­gangs­la­ger The­re­si­en­stadt sei zu­nächst als ein Ge­fäng­nis für „un­er­wünsch­te Per­so­nen“ de­kla­riert und dann zu ei­nem „Vor­zei­ge­la­ger“ der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ent­wi­ckelt wor­den.

844 hes­si­sche Ju­den, dar­un­ter et­li­che aus Wal­deck-Fran­ken­berg, wa­ren am 8. Sep­tem­ber 1942 aus Kas­sel nach The­re­si­en­stadt de­por­tiert wor­den. 207 von ih­nen wur­den di­rekt wei­ter nach Treb­linka de­por­tiert und dort er­mor­det, be­rich­te­ten die Schü­ler, die sich mit je­weils kur­zen Wort­bei­trä­gen ab­wech­sel­ten. 244 die­ser Ju­den wur­den in den Jah­ren 1943 und ‘44 ins Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger nach Ausch­witz ge­bracht, und nur 70 er­leb­ten 1945 die Be­frei­ung. Die Schü­ler be­rich­te­ten zu­dem über den NS-Pro­pa­gan­da-Film „The­re­si­en­stadt – Der Füh­rer schenkt den Ju­den ei­ne Stadt“, der ei­ne heuch­le­ri­sche In­sze­nie­rung ge­we­sen war.

In ei­nem Ka­pi­tel ih­res Vor­trags be­leuch­te­ten die Schü­ler das The­ma Kin­der in The­re­si­en­stadt, das den Be­su­chern be­son­ders na­he ging. Eben­so gin­gen sie auf die so ge­nann­ten „Heimein­kaufs­ver­trä­ge ein“, die al­ten Leu­ten ein gut um­sorg­tes Le­ben ver­spra­chen, die je­doch vie­len den schnel­len Tod brach­ten. „The­re­si­en­stadt war ei­ne To­des­fal­le“.

Der Vor­sit­zen­de des För­der­krei­ses der Syn­ago­ge, Karl-Heinz Stadt­ler, lob­te die Schü­ler für ih­re gut um­ge­setz­te Prä­sen­ta­ti­on.

27.1.2023, Holocaust-Gedenktag

 

HOLOCAUST-GEDENKTAG Auch Min­der­hei­ten wur­den zum Op­ferMord­plä­ne fan­den will­fäh­ri­ge Voll­stre­cker

 
Ein ge­spal­te­ner Dia­bas-Stein als Sym­bol: Die­ses Denk­mal auf dem Fried­hof von Hai­na/Klos­ter wur­de, wie die In­schrift auf den Stein­rän­dern lau­tet, „zur Er­in­ne­rung an die hilf­lo­sen Kran­ken, die in der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus 1933-1945 hier star­ben“, im Jahr 1990 auf­ge­rich­tet. „Ihr Tod ist uns Mah­nung und Ver­pflich­tung.“ Im In­nen­hof des Hos­pi­tals wird auf ei­ner Ge­denk­ta­fel der Eu­tha­na­sie-Op­fer ge­dacht. Ar­chiv­Fo­tos: Karl-Her­mann Völ­ker

Wal­deck-Fran­ken­berg – In Er­in­ne­rung an den Tag der Be­frei­ung des NS-Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz am 27. Ja­nu­ar 1945 ge­denkt der Deut­sche Bun­des­tag heu­te ab 10 Uhr im Ple­nar­saal der Op­fer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Im be­son­de­ren Blick­punkt ste­hen da­bei in die­sem Jahr Men­schen, die auf­grund ih­rer se­xu­el­len Ori­en­tie­rung oder ge­schlecht­li­chen Iden­ti­tät im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ver­folgt wur­den.

Zu den ins­ge­samt sechs Mil­lio­nen Er­mor­de­ten, an die der In­ter­na­tio­na­le Ho­lo­caust­ge­denk­tag er­in­nert, ge­hö­ren auch mehr als 800 Ju­den, Sin­ti, Be­hin­der­te und po­li­tisch An­ders­den­ken­de al­lein aus Städ­ten und Ge­mein­den des heu­ti­gen Land­krei­ses Wal­deck-Fran­ken­berg, et­wa 155 von ih­nen ka­men im Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz um. Auch ih­rer wird heu­te im Land­kreis ge­dacht, so ab 18 Uhr in der al­ten Syn­ago­ge Vöhl, wo Schü­ler der Eder­see­schu­le Herz­hau­sen über das Ghet­to The­re­si­en­stadt be­rich­ten. Ab 17 Uhr wer­den dort „Lich­ter ge­gen die Dun­kel­heit“ leuch­ten.

Mit Ver­an­stal­tun­gen, Aus­stel­lun­gen, Buch­pu­bli­ka­tio­nen, ver­leg­ten Stol­per­stei­nen, Mahn­or­ten, Ge­denk­por­ta­len im In­ter­net und Kon­tak­ten zu Nach­fah­ren der Op­fer von deut­scher Ge­walt­herr­schaft hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in un­se­rem Kreis ei­ne breit in der Be­völ­ke­rung ver­an­ker­te Ge­denk­kul­tur ent­wi­ckelt. Da­bei gilt be­son­de­re Auf­merk­sam­keit den ver­trie­be­nen und er­mor­de­ten jü­di­schen Bür­gern, die Jahr­hun­der­te lang christ­lich-jü­di­sches Zu­sam­men­le­ben, Ge­sell­schaft und Kul­tur mit­ge­stal­tet ha­ben. Die Bar­ba­rei des in un­se­rer Re­gi­on länd­lich ge­präg­ten NS-Fa­schis­mus, aus­ge­führt von gro­ben SA-Braun­hem­den oder Schreib­tisch-Tä­tern, er­fass­te da­ne­ben aber auch Min­der­hei­ten, an die sel­te­ner ge­dacht wird.

Das vom NS-Re­gime schon 1933 er­las­se­ne „Ge­setz zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses“ fand auf un­te­rer Ebe­ne der Ge­sund­heits­äm­ter in sys­tem­treu­en Me­di­zi­nern will­fäh­ri­ge Voll­stre­cker. Un­ter dem Buch­ti­tel „Erb­bio­lo­gi­sche Se­lek­ti­on in Kor­bach 1933-1945“ leg­te da­zu 2014 Dr. Ma­ri­on Li­li­en­thal ei­ne um­fang­rei­che Stu­die mit er­schre­cken­den Er­geb­nis­sen vor: 45 Ein­woh­ner al­lein der Stadt Kor­bach wur­den auf­grund des Ge­set­zes zwangs­ste­ri­li­siert, 27 ju­gend­li­che und er­wach­se­ne Bür­ger und Pa­ti­en­ten fie­len der NS-„Eu­tha­na­sie“ zum Op­fer.

Ge­fürch­tet war, wie Zeit­zeu­gen be­rich­te­ten, der Fran­ken­ber­ger Me­di­zi­nal­rat Dr. Kurt Pe­ters, der sie als An­ge­hö­ri­ge kin­der­rei­cher Fa­mi­li­en ein­be­stell­te und „un­ter­such­te“. Er ord­ne­te Ste­ri­li­sie­run­gen nicht nur an, son­dern ent­schied auch dar­über als Mit­glied des „Erb­ge­sund­heits­ge­richts“. Im De­zem­ber 1939 schlug er ei­ne so­zi­al­schwa­che („aso­zia­le“) Vöh­ler Fa­mi­lie zur Un­ter­brin­gung in ei­nem La­ger, „evtl. KZ“, vor.

Ei­ne durch das Le­bens­hil­fe­werk Wal­deck-Fran­ken­berg 2009 an­ge­sto­ße­ne For­schungs­in­itia­ti­ve er­mit­tel­te, dass in den Krei­sen Wal­deck und Fran­ken­berg ins­ge­samt 500 Bür­ger dem NS-Mas­sen­mord an Kran­ken und Be­hin­der­ten, zy­nisch „Eu­tha­na­sie“ ge­nannt, zum Op­fer fie­len.

Be­hin­der­te ver­schwan­den plötz­lich aus dem Dorf­bild oder wur­den sys­te­ma­tisch aus An­stal­ten wie He­phata oder Hai­na de­por­tiert. An mehr als 400 der Tö­tung preis­ge­ge­be­ne Pa­ti­en­ten er­in­nert heu­te ei­ne Mahn- und Ge­denk­stät­te auf dem Fried­hof Hai­na.

Der so­ge­nann­te „Ausch­witz-Er­lass“ des SS-Reichs­füh­rers Hein­rich Himm­ler vom 16. De­zem­ber 1942 ord­ne­te nach lan­ger Ver­fol­gung die völ­li­ge Ver­nich­tung der im Deut­schen Reich le­ben­den et­wa 500 000 Sin­ti und Ro­ma an. Zu de­nen, die im „Zi­geu­ner­la­ger“ Ausch­witz-Bir­ken­au und an­de­ren Or­ten er­mor­det wur­den, ge­hö­ren bei­spiels­wei­se al­lein aus der Sied­lung Krö­ge, wie Arnd Bött­cher auf sei­nem Bat­ten­berg-Ge­denk­por­tal nach­weist, zwölf An­ge­hö­ri­ge der Fa­mi­lie Klein.

 

13.1.2023, Sen­sa­ti­ons­fund bei Bau­ar­bei­ten

 

Sen­sa­ti­ons­fund bei Bau­ar­bei­ten

In Kas­sel sind his­to­ri­sche Do­ku­men­te auf­ge­taucht – auch aus Vöhl

Bei Bau­ar­bei­ten in der Syn­ago­ge – hier der Got­tes­dienst­raum – sind un­be­kann­te Pa­pie­re auf­ge­taucht.

Kas­sel/Vöhl – Die Bau­ar­bei­ten für mehr Si­cher­heit in der Kas­se­ler Syn­ago­ge ha­ben über­ra­schend ei­nen Sen­sa­ti­ons­fund zu­ta­ge ge­för­dert. Er gibt vie­le Fra­gen und Rät­sel auf.

Beim not­wen­di­gen Um- und Aus­räu­men ei­ni­ger Räu­me wur­de in ei­nem un­ge­nutz­ten Wand­schrank ei­nes Schul­raums ein un­be­kann­tes Kon­vo­lut an un­ter­schied­li­chen Ak­ten und Pa­pie­ren ge­fun­den, die jü­di­sche Men­schen aus Nord­hes­sen be­tref­fen, un­ter an­de­rem aus Fran­ken­berg und Vöhl.

Es han­delt sich um zwei Dut­zend Ord­ner mit Un­ter­la­gen, Ori­gi­nal-Do­ku­men­ten von pri­va­ten und städ­ti­schen In­sti­tu­tio­nen aus den Jah­ren des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, De­por­ta­ti­ons- und Eva­ku­ie­rungs­lis­ten so­wie Fra­ge­bö­gen, auf de­nen Ju­den An­ga­ben et­wa über ih­ren Be­sitz ma­chen muss­ten. Die Be­schrif­tung der ge­fun­de­nen Ord­ner weist zu­dem auf Fi­nanz­amts­un­ter­la­gen hin. Ein Teil der Pa­pie­re sind Ori­gi­na­le, ei­ni­ge sind Fo­to­ko­pi­en.

Da­mit nicht ge­nug. Dar­über hin­aus wur­den um­fang­rei­che his­to­ri­sche Do­ku­men­te ge­fun­den wie Grund­buch- und stan­des­amt­li­che Ein­tra­gun­gen, Ak­ten aus Be­hör­den und Ka­tas­ter­äm­tern aus dem 19. Jahr­hun­dert aus den Ort­schaf­ten Fran­ken­berg und Vöhl. Dort hat­te es vor dem Ho­lo­caust gro­ße jü­di­sche Ge­mein­den und Syn­ago­gen ge­ge­ben.

Zu dem rät­sel­haf­ten Fund, zu dem auch aus­ge­schnit­te­ne Zei­tungs­ar­ti­kel aus den frü­hen 1930er-Jah­ren zäh­len, ge­hört au­ßer­dem ei­ne ori­gi­nal per­ga­men­te­ne Bi­bel­rol­le, dem Buch Es­ther.

„Kei­ner wuss­te von den Pa­pie­ren und wir kön­nen nicht sa­gen, wann, wie und war­um sie in die Kas­se­ler Syn­ago­ge ge­langt sind“, sagt Es­ther Haß vom Vor­stand der Kas­se­ler Jü­di­schen Ge­mein­de.

Ei­ne wis­sen­schaft­li­che Be­trach­tung soll nun für mehr Klar­heit sor­gen. Mit ei­ner Spen­de des Kas­se­ler Clubs Sor­op­ti­mist In­ter­na­tio­nal Eli­sa­beth Sel­bert in Hö­he von 2500 Eu­ro sol­len die Ak­ten jetzt ge­si­chert und ih­re Er­for­schung an­ge­scho­ben wer­den. Da­zu wur­de ein Teil des Kon­vo­luts be­reits ins Sa­ra-Nuss­baum-Zen­trum für jü­di­sches Le­ben ge­bracht. „Als ers­tes wer­den wir al­les di­gi­ta­li­sie­ren“, sagt Ele­na Pad­va, Ge­schäfts­füh­re­rin im Nuss­baum-Zen­trum. Und wei­ter: „Dann se­hen wir wei­ter. Es ist auf je­den Fall sehr be­we­gend, Ori­gi­nal-Pa­pie­re in der Hand zu hal­ten, auf de­nen Sa­ra Nuss­baum hand­schrift­li­che An­ga­ben ge­macht hat.“

Sa­ra Nuss­baum (1868-1956) war ei­ne deut­sche Rot-Kreuz-Schwes­ter und Über­le­ben­de des Ho­lo­causts. Im Jahr 1956 wur­de sie zur Eh­ren­bür­ge­rin der Stadt Kas­sel er­nannt und post­hum mit ei­nem Eh­ren­grab ge­ehrt.

Die Prä­si­den­tin des SI-Clubs Eli­sa­beth Sel­bert und Ver­le­ge­rin Re­na­te Mat­thei sagt: „Die­ser sen­sa­tio­nel­le Fund muss nun sorg­fäl­tig auf­ge­ar­bei­tet wer­den, um ihn für die Nach­welt zu er­hal­ten und die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Stadt­ge­schich­te zu er­mög­li­chen.“

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