Es war eine ganz besondere Geburtstagsfeier, zu der sich am Freitagabend Gratulanten und Gastgeber in der ehemaligen Vöhler Synagoge trafen. Anlass war das 25-jährige Bestehen des Förderkreises Synagoge in Vöhl.

Vöhl – Der Abend war geprägt von Erinnerungen an die Anfänge des Förderkreises und daran, wie die Synagoge auch für die Nachfahren ehemaliger Vöhler Juden zu einem festen Ort der Begegnung und Erinnerung in ihrem Leben geworden ist.

Die Ehrengäste waren aus Kalifornien, Seattle, Utah New York, Israel und Hamburg angereist. Sie erzählten, wie sie auf der Suche nach ihren Vorfahren die Arbeit des Förderkreises kennenlernten. Der Vorsitzende Karl-Heinz Stadtler habe sich in den vergangenen Jahren mit großem Engagement und Wissen um die jüdische Kultur und Religion für die ehemalige Synagoge eingesetzt.

Carol Davidsohn-Baird, die mit ihrer Familie angereist war, machte in einer sehr persönlichen Rede deutlich, wie wichtig der Raum der Erinnerung für alle ist – Juden, Christen und Angehörige anderer Religionen.

„Es ist mir eine große Freude, dass unsere Kinder und Enkel den Weg der Erinnerung als großen Schritt in die Zukunft erkennen. Sie fühlen ebenso wie wir, dass hier ein Teil unseres Herzens schlägt. Wir sagen in der Familie immer ‚Healing in Hessen’ – ‚Heilung in Hessen’.“ Ihr Mann, Sohn und Enkel sangen anschließend das Lied „Hat niemand bemerkt, dass niemand zurückkam?“ – eine emotionale Erinnerung und gleichzeitig ein Aufruf, nicht mehr wegzusehen.

Elizabeth Foote aus Utah hat sich der Ahnenforschung verschrieben und berichtete von bewegenden Begegnungen, die sie im Rahmen ihrer aufwendigen Recherchen erlebte. „Mit der Unterstützung des Fördervereins habe ich vielen Menschen die Geschichten ihrer Vorfahren nähergebracht und viele neue, tiefe Freundschaften geschlossen. Wir werden auch in Zukunft gemeinsam die Erinnerungen wachhalten.“

Michael Dimor, Enkelsohn des Vöhler Juden Moritz Mildenberg, und seine Frau Helene sind in Israel zuhause. Der 87-Jährige besuchte Vöhl nicht zum ersten Mal. „Wir erleben im Augenblick einen großen Wandel. Es ist nichts Besonderes in der Geschichte, dass Menschen von einem Land zum anderen ziehen. Es ist auch nichts Besonderes, dass diese Wanderungen mit Konflikten verbunden sind“, sagte Michael Dimor und fügte hinzu: „Sehr unterschiedliche Kulturen lassen sich nicht immer mit Erfolg integrieren. Der 7. Oktober in Israel ist ein schreckliches Beispiel dafür, was Hass anrichten kann. Wäre dieses Ereignis in Deutschland geschehen, wären im Vergleich 15 000 Menschen an einem Tag ermordet worden. Es ist eine Herausforderung an alle Demokratien der Welt, und sie müssen endlich schwere Entscheidungen treffen.“ Nach vielen Wortbeiträgen kamen alle Teilnehmer und Besucher zu entspannten, familiären Gesprächen zusammen.