Presse 2017
- Presse 2017
- Paul Hoorn und Gäste
- Lyrik, Chanson und Rap
- Vier Religionen: Friedensgebet in der Synagoge Vöhl
- Musik in rasantem Tempo
- "Kultur des Mitgefühls leben"
- Grenzgänger zwischen den Stimmlagen
- „Winterreise“ in der Vöhler Synagoge
- Synagogenkonzert in Vöhl: Don Giovanni im Klezmer-Gewand
- Fluchtgedanken 3.0
- Einblick in die Geschichte der Juden
- Ausstellung Richard Rothschilds
- Musikalische Reise mit Trio Lumimare
- Tosender Applaus für "Aquabella"
- Hunderten das Leben gerettet
- Volkslieder in neuem Gewand
- Faszinierende Klangteppiche
- Reise mit dem Orient-Express
- "Diese Abschiebungen sind Unrecht"
- Lehrer dürfen nicht teilnehmen
- "Keinen Zeitdruck für Flüchtlinge"
- "Wir wollen nicht sterben"
- Aufwühlend und heiter
- Erinnern an Kurt Finkenstein
- Judaica-Bibliothek im Dachgeschoss
- "Bin zu brechen, aber nicht zu biegen"
Paul Hoorn und Gäste
© Armin Hennig / WLZ 12.12.17
Paul Hoorn gastiert mit seinen musikalischen Freunden in Vöhl

Vöhl. Die ketzerischen Weihnachtsoratorien von Paul Hoorn und seinen musikalischen Freunden gehören gewissermaßen schon zur Tradition in der Alten Synagoge in Vöhl.
Aber nicht nur deshalb war das um Ali Pirabi zum Quartett verstärkte Multi-Instrumentalisten-Ensemble aus Dresden mit seinem Programm „Wir Waisen aus dem Abendland“ die denkbar beste Wahl für das 150. Synagogenkonzert.Bestätigung von Hörgewohnheiten gehört nämlich nicht zum Konzept, eher schon bestürzende Einsichten in nie geahnte Abgründe. Für die kritische Auseinandersetzung mit dem in der (Wahl)Heimat Dresden zum politischen Kampfbegriff entwerteten „Abendland“ verschob auch Paul Hoorn seinen ersten Einsatz als wortgewandter Poet-Prophet vergleichsweise weit nach hinten.
Stattdessen beschränkte sich der Deuter bei Ali Pirabis Konzerteröffnung auf kurze Akzente mit dem Chalumeau und ließ erst einmal eine Konfrontation des an Weltmusik-Crossover-Cocktails gewohnten Zuhörer mit Persien pur zu. Wegen der Vertonung des 700 Jahre alten Gedichts des persischen Dichters, der Goethe zum West-Östlichen Divan inspiriert hatte, erhielt Ali Pirabi ein Berufsverbot im Iran. Mit der Schließung der Musikschule entfiel auch die Lebensgrundlage für den Musiker, der neben einer breiten Auswahl von orientalischen Instrumenten auch immer wieder zur Geige griff und damit Katerina Petrova größere Spielräume am Bass eröffnete.
Epischer Höhepunkt des zweiten Teils war das multikulturelle Fresko „Abendland“, eine musikalische Collage, die auf der Suche nach neuer Gewissheit sämtliche Wertsetzungen hinterfragte. Im Verlauf des musikalischen Gipfelwerks auf der Basis von André Hellers Lyrik steuerte Paul Hoorn ein paar ironische Takte Mozart ein, ehe Katerina Petrova mit einer existenziell-verfremdeten Interpretation von „Ich steh an deiner Krippen hier“ den Rahmen in Richtung Bach und Barock erweiterte.
Als musikalischer advocatus diaboli führte schließlich Matthias Manz das „Stairway to Heaven“ des bekennenden Satanisten Jimmy Page in den abendländischen Diskurs ein, zugleich die musikalische Grundlage für Paul Hoorn, um sämtliche Zweifel an den traditionellen Wegen zum Himmel und den Wunsch nach echter Versöhnung zu artikulieren. (ahi)
Lyrik, Chanson und Rap
Lyrik, Chanson und Rap
Förderkreis der Synagoge Vöhl stellt abwechslungsreiches Programm für 2018 vor



Vier Religionen: Friedensgebet in der Synagoge Vöhl
© Julia Renner / WLZ 17.11.17
Vier Religionen: Friedensgebet in der Synagoge Vöhl

Vöhl. Anhänger mehrerer Religionen beten für den Frieden: Im Rahmen der Interkulturellen Woche Korbach stand das „Multireligiöse Friedensgebet“ auf dem Programm. Aus Krankheitsgründen musste es verschoben werden, nun fand es am Donnerstagabend in der ehemaligen Vöhler Synagoge statt.
Zum dritten Mal habe bei der Interkulturellen Woche eine Podiumsdiskussion stattgefunden, die stets verbunden sei mit einem Friedensgebet mehrerer Religionen, sagte Siebo Siuts. Zum ersten Mal wurde in der Quernst-Kapelle gebetet, dann in der Kirche St. Marien in Korbach und nun in der Synagoge. Das Ziel: Mehrere Religionen zusammenbringen und sich mit Gebeten und Liedern gemeinsam für den Frieden in der Welt starkmachen.Friedfertigkeit als gemeinsamer Nenner
Armando Simon-Thielen, der eigens aus Wuppertal anreiste, begrüßte die Besucher und sprach – als Vertreter des Judentums – das erste Gebet. Den christlichen Glauben deckten die Gebete von Karin Keller sowie Birgit und Siebo Siuts ab, die in ihre Fürbitten auch Opfer von Kriegen und Flüchtlinge einbanden. Ihnen schloss sich Oguzhan Arslan an, Imam der türkisch-islamischen Gemeinde in Korbach. Er zitierte auf Türkisch Verse aus dem Koran. Einen deutschen Text aus dem Koran verlas anschließend Mohammet Balkan. Barbara Gerhold und Renate Rosine schlossen das multireligiöse Gebet mit Texten aus der Religion Bahá’í.
Allen Gebeten an diesem Abend war eines gemeinsam: Friedfertigkeit. „Herr, mache mich zu einem Werkzeug des Friedens“, hieß es beispielsweise im Gebet der Christen, während die Muslime um die Kraft baten, für den Frieden zu arbeiten. Allah sei ein Gott des Friedens, betonte Muhammet Balkan.
Begleitet wurden die Gebete musikalisch von Barbara Fischer-Jahn an der Flöte, außerdem wurden gemeinsam einige Lieder gesungen. Im Anschluss trugen noch einige Besucher eigene Gebete vor.
Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises Synagoge in Vöhl, gab schließlich noch einen Überblick über die Geschichte der Vöhler Synagoge und lud die rund 20 Besucher und die Vertreter der verschiedenen Religionen nicht nur zu einer Führung durch das Gebäude ein, sondern auch zu einem gemeinsamen Austausch über Religionen bei Snacks und Getränken.
Musik in rasantem Tempo

"Kultur des Mitgefühls leben"


Grenzgänger zwischen den Stimmlagen

„Winterreise“ in der Vöhler Synagoge
© pr / WLZ 21.09.17
„Winterreise“ in der Vöhler Synagoge

Vöhl. Reisen ist immer ein Thema in den Konzerten in der Vöhler Synagoge. Konzerte entführen die Zuhörer in die ganze Welt. Ob per Orient-Express, Indian Jazz oder Klezmer, ob von Afrika bis zum hohen Norden, immer werden Geschichten aus der ganzen Welt über Musik vermittelt.
Christian Backhaus und Masako Ono haben sich beim Musikstudium in Leipzig kennengelernt, wo die Japanerin heute noch als Solorepetitorin an der Musikhochschule tätig ist. Backhaus kennt inzwischen viele Opernbühnen der Welt, tritt aber auch mit verschiedenen Rundfunkchören europaweit auf. Er wohnt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Vöhl.
Schuberts „Winterreise“ ist ein 1827 entstandener Liederzyklus auf der Basis von 24 Gedichten des romantischen Dichters Wilhelm Müller, die dieser wenige Jahre zuvor veröffentlicht hatte. Die Zuhörer werden zu Begleitern eines Wanderers, der nach einem Liebeserlebnis ziel- und hoffnungslos in der winterlichen Nacht umherzieht. Stimmungsschwankungen von überschwänglicher Freude bis hin zu hoffnungsloser Verzweiflung verlangen den Interpreten ein hohes Maß an Kunstfertigkeit und Einfühlungsvermögen ab.
Synagogenkonzert in Vöhl: Don Giovanni im Klezmer-Gewand
© Armin Hennig / WLZ 12.09.17
Synagogenkonzert in Vöhl: Don Giovanni im Klezmer-Gewand

Vöhl. Helmut Eisel kommt immer wieder gern in die Alte Synagoge nach Vöhl und jedes mal in einer anderen Besetzung.
Fluchtgedanken 3.0
© Armin Hennig / WLZ 12.09.17
„Fluchtgedanken 3.0“ in der Vöhler Synagoge

Vöhl. Eindringlich und verstörend geriet der Auftritt von Barbara Gottwald und Jessica Stukenberg mit der Theaterproduktion „Fluchtgedanken 3.0 – Über das Leben in der neuen Heimat“ in der Vöhler Synagoge: Die beiden Schauspielerinnen hatten Interviews mit Angehörigen von drei unterschiedlichen Einwanderergenerationen zu einer an die Substanz gehenden Stunde verdichtet.
Dabei machten sie die Erfahrungen von Heimatvertriebenen, Gastarbeitern der ersten Generation und den Asyl-Suchenden aus Afghanistan und Afrika vergleichbar, ohne zu relativieren.
Einblick in die Geschichte der Juden
Ausstellung Richard Rothschilds
© Armin Hennig / WLZ 21.06.17
Ausstellung mit Bildern aus dem Nachlass Richard Rothschilds in der Vöhler Synagoge

Vöhl. 20 Landschaftsbilder aus Palästina und dem Hochschwarzwald zeigt eine Ausstellung in der Vöhler Synagoge. Die Bilder stammen von Richard Rothschild, der am 12. Mai 1905 in Vöhl geboren wurde und dort aufwuchs.
Bei der Eröffnung gab Karl-Heinz Stadtler vom Vorstand des Förderkreises „Synagoge Vöhl“ einen kurzen Rückblick auf das Leben des Künstlers und die Begegnungen mit dem Maler, der wegen seines Widerstands gegen Nazis schon kurz nach der Machtübernahme inhaftiert wurde. (ahi)
Musikalische Reise mit Trio Lumimare
© Battefeld / WLZ 14.06.17
Musikalische Reise mit Trio Lumimare

Vöhl. Wer sich beim 145. Synagogenkonzert in Vöhl angesichts von Klavier, Querflöte und Cello auf rein klassische Musik eingestellt hatte, der wurde schnell eines Besseren belehrt: Das Repertoire des Ensembles Trio Lumimare – bestehend aus Mathias Schabow, Michaela Neuwirth und Victor Plummetaz – war vielschichtig und reichte von Jazz, Latin, Klassik bis hin zum Tango.
Verschiedene Musikgenres wechselten sich ab, die Stimmungen reichten von meditativ bis leidenschaftlich. Wie bereits von Bettina Küpfer vom Förderkreis der Synagoge bei der Begrüßung der rund 60 Zuhörer angekündigt, waren alle Stücke des Trios selbst komponiert und arrangiert – und wurden zum Teil eigenwillig interpretiert. „Wir spielen ausschließlich Stücke, die ich schreibe und dann in die Runde werfe“, sagte der Pianist und Komponist Mathias Schabow, der die gute Akustik in der Vöhler Synagoge lobte: „Sie ist wie gemacht für ein Konzert“.
Schabow, der bereits als Jugendlicher komponiert und improvisiert hat, hatte sich bei vielen seiner Eigenkompositionen von seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern inspirieren lassen: So war ein Stück einer „Großtante väterlicherseits“ gewidmet, die ihm sein erstes Schifferklavier vererbt hatte. Ein anderes erinnerte an eine Kastanienallee, die seinen Heimatort mit dem Nachbardorf verbunden hatte. Durch die heiter-melancholische Melodie entstanden vor dem geistigen Auge der Zuhörer automatisch Bilder von unbeschwerten Kindheitstagen.
Zu Gehör brachte das Musiker-Trio auch einige Kompositionen ihrer Flötistin Michaela Neuwirth, die – ebenso wie der Cellist Victor Plummetaz – mit großer Spielfreude mit ihrem Instrument experimentierte. Am Ende der musikalischen Reise, bei dem das Trio nicht ohne mehrere Zugaben von der Bühne entlassen wurde, warb Bettina Küpfer für kommende Veranstaltungen in der Synagoge sowie auch für eine Mitgliedschaft im Förderkreis. Die ursprünglich angepeilte Zahl von 200 Mitgliedern sie zwar inzwischen schon überschritten, es dürften aber ruhig noch weitere dazu kommen, so Küpfer.
Tosender Applaus für "Aquabella"

Hunderten das Leben gerettet
Hunderten das Leben gerettet


Volkslieder in neuem Gewand
Volkslieder in neuem Gewand

Faszinierende Klangteppiche
© Nadja Zecher-Christ / WLZ 25.04.17
Faszinierende Klangteppiche

Vöhl. Ein kleines, feines Konzert hat das Publikum am Samstagabend in der ehemaligen Vöhler Synagoge genossen. Der Max Clouth Clan, bestehend aus Max Clouth (Gitarre), Andrey Shabashev (Keyboard), Markus Wach (Bass) und Martin Standke (Schlagzeug), wob faszinierende Klangteppiche, bei denen westlicher Jazz mit klassischer indischer Musik fusionierte.
Ein Hingucker war die doppelhalsige akustische Gitarre von Clouth, die Gitarrenbauer Philipp Neumann nach seinen Vorstellungen gebaut hatte, und der er Gitarren-, Oud- und Sitar-Töne entlocken konnte.
Reise mit dem Orient-Express
© Nadja Zecher-Christ / WLZ 29.03.17
Reise mit dem Orient-Express

Vöhl. Unter dem Motto „Orient-Express“ hat das „Trio Macchiato“ am Samstagabend sein Publikum in der vollbesetzten Vöhler Synagoge auf eine musikalische Zugreise entführt.
Das „gefleckte Trio“ aus Hamburg ist eine bunte Mischung, denn Jana Mishenina (Violine) ist Tatarin, Jakob Neubauer (Akkordeon, Bandoneon) gebürtiger Russe und Henry Altmann (Kontrabass) Nachfahre französischer Zigeuner.
Zum Auftakt ertönte das rhythmusgeladene „Orient-Express“, bei dessen Verlauf die Musiker ihren Instrumenten Lokomotiven-Geräusche entlockten. „Willkommen auf der Premierenfahrt mit dem Orient-Express“, sagte Henry Altmann. Man werde erster Klasse Gefilde zwischen Paris und Istanbul ansteuern.
"Diese Abschiebungen sind Unrecht"

Lehrer dürfen nicht teilnehmen

"Keinen Zeitdruck für Flüchtlinge"

? Sind die Flüchtlinge nur oberflächlich und unter großem Zeitdruck angehört worden?
Tatsächlich ist es in Offenbach zwischen September und Oktober 2016 mehrfach zu Problemen gekommen, räumt das BAMF ein. „Hintergrund war der Anspruch, möglichst vielen Flüchtenden schnellstmöglich ein Asylverfahren zu ermöglichen. Nicht alles verlief in diesen Zeiten reibungsfrei. Diese Startprobleme sind beseitigt“, sagt eine Sprecherin der Behörde. Eine Anhörung dauere so lange, wie es nötig sei für den Schutzsuchenden, seine individuellen Fluchtgründe ausführlich darzulegen und genau so lange, wie es notwendig sei, dass die Mitarbeiter die Gründe nachvollziehen und zu einem rechtsgültigen Bescheid umsetzen könnten. „Es gibt keinen Zeitdruck.“
? Haben die Flüchtlinge teils mehrere Tage auf ihre Anhörung warten müssen?
Nein, sagt die Sprecherin. Die Anzahl der Ladungen sei abhängig von der Anzahl der anwesenden Anhörer und von den jeweiligen Herkunftsländern, die zur Anhörung vorgesehen seien. In der Regel könnten alle am entsprechenden Tag angehört werden. In Einzelfällen sei es möglich, dass jemand geladen werde, die vorhergehende Anhörung aber so viel Zeit in Anspruch nehme, dass diese dann an dem Tag nicht mehr stattfinde. Dabei handele es sich aber um Einzelfälle. Zudem würden Personengruppen wie Schwangere oder Kranke immer vorrangig behandelt.
? Sind die Flüchtlinge von fachfremdem Personal, das von anderen Behörden abgezogen worden ist, angehört worden?
Im Rahmen des Rückstandsabbaus wurden Mitarbeiter befristet eingestellt oder aus anderen Behörden abgeordnet, bestätigt das BAMF. Alle hätte die ausgeschriebenen Qualifikationen, wie beispielsweise einen abgeschlossenen Studiengang, mitgebracht. Sie seien zudem durch eine mehrwöchige Schulung qualifiziert und in einer intensiven Weiterbildung vor Ort zusätzlich ausgebildet worden. Durch Besprechungen, Schulungen, einem Mentorenprinzip werde zudem gewährleistet, dass die Arbeitsweise aller Mitarbeiter einheitlich und auf fachlich aktuellem Stand bleibe.
? Betroffene berichteten, dass ihnen Dokumente nicht in der richtigen Sprache ausgehändigt worden seien. Trifft das zu?
Fälle, bei denen falsche Formulare ausgehändigt wurden, seien in beiden Dienststellen nicht angemerkt worden und demnach nicht bekannt. „Hier würden wir um eine entsprechende Meldung vor Ort bitten, sollte so etwas vorkommen“, so die Sprecherin. Zudem finde im Anhörungszentrum keine Antragstellung statt, außer dem Anhörungsprotokoll gebe es keine weiteren Formulare.
? Sind die Einladungen zu den Anhörungen nur mit zwei bis drei Tagen Vorlauf versandt worden?
Zur Anhörung werde in der Regel mit einem Mindestvorlauf von sieben Tagen geladen. Antragsteller sollten, je nach Postzustellung, eine Ladung vier bis fünf Tage vor ihrer Anhörung erhalten. In der Außenstelle Neustadt würde grundsätzlich mit einem Vorlauf von zwei Wochen eingeladen. Auf Anfrage, etwa von Rechtsanwälten oder Jugendämtern, würden auch individuelle Termine vereinbart.