31.07.2020, Große Pläne für Vöhler Synagoge

Notausgänge, neu gestalteter Hof und ein Buchprojekt sind in Arbeit

Waldeck-Frankenberg: Große Pläne für Vöhler Synagoge

Der Plan für die Umgestaltung des Hofes der Vöhler Synagoge sieht unter anderem Treppenstufen zum Bach und mehrere Sitzgelegenheiten vor. Günter Maier (von links), Anna Evers, Karl-Heinz Stadtler und Walter Schauderna zeigen den Entwurf.

Der Hof wird neu gestaltet, das Gebäude bekommt zwei Notausgänge, Hinweistafeln an Häusern sollen die Geschichte Vöhler Juden erzählen, und ein neues Buch wird auch veröffentlicht: Der Förderkreis der Synagoge Vöhl hat mehrere Projekte in Angriff genommen, die Vorstand und Mitglieder in den nächsten Jahren begleiten werden.

Vöhl - „Es hat uns schon immer bewegt, dass wir nur eine Tür als Ein- und Ausgang haben“, sagt Günter Maier, Mitglied im Vorstand des Förderkreises. Bisher sei nie etwas passiert, Gedanken mache man sich dennoch, wie im Notfall alle sicher nach draußen kommen. Der Anschlag auf eine Synagoge in Halle im vergangenen Jahr habe den Wunsch nach Notausgängen noch bestärkt.

Sowohl der Denkmalschutz als auch die weiteren Behörden hätten das Anliegen positiv aufgenommen, sagt Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler. Deshalb hat Architektin Silvia Steiner zwei Notausgänge geplant: Vom Erdgeschoss würde einer, über zwei oder drei Treppenstufen, in die angrenzende Gasse führen, ein zweiter würde Besucher über eine Treppe vom ersten Stock aus auf den Hof bringen. Stadtler rechnet damit, dass der Umbau Kosten im unteren fünfstelligen Bereich verursachen wird. Der Verein könne das nicht allein stemmen, deshalb bemühe man sich um Unterstützung vom Land Hessen. Möglichst noch in diesem Jahr sollen die beiden Ausgänge entstehen, so der Wunsch.

Bauliche Veränderungen soll es auch hinterm Haus, im Hof der alten Synagoge geben. Dort ist eine Umgestaltung geplant, um das Areal künftig besser für Veranstaltungen, beispielsweise für Sommerkonzerte, nutzen zu können. Mehr als 100 Leute würden dort Platz finden, sagt Stadtler. Zum kleinen Bach hinunter sollen künftig einige Treppenstufen führen, erklärt Walter Schauderna. Dort sollen Besucher auch sitzen können. Auch weitere Sitzgelegenheiten sollen entstehen.

Der Hang, an dem es neben dem Haus zum Hof hinunter geht, wird ebenfalls umgestaltet. Der Farn ist bereits weg. In der Mitte der Anhöhe wird ein kleiner Weg angelegt, und jeweils auf dem oberen und dem unteren Teilstück sollen drei Stelen stehen. Gestaltet werden sollen diese von Künstlern, dazu wird es eigens eine Ausschreibung geben.

Form, Farbe, Material und Gestaltung der Stelen sollen die Künstler dann selbst übernehmen, die Finanzierung übernimmt der Förderkreis. Die Voraussetzung für die Gestaltung: Das Ergebnis muss etwas mit der Synagoge bzw. der Arbeit des Förderkreises zu tun haben. Ob Texte oder Symbole, sagt Stadtler, möglich sei auch, etwas für Offenheit und gegen Rassismus umzusetzen.

Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres wird zudem ein Buch unter dem Titel „Facetten des Rassismus“ veröffentlicht. Darin finden sich alle Vorträge und Geschichten der großen gleichnamigen Veranstaltungsreihe aus dem vergangenen Jahr.

Weitere Infos zur Arbeit des Förderkreises gibt es auf www.synagoge-voehl.de.

Tafeln an Gebäuden erzählen Geschichte der Vöhler Juden

In vielen heute noch erhaltenen Vöhler Häusern haben früher Juden gelebt. Der Förderkreis will Interessierten die Möglichkeit geben, sich über diese jüdischen Familien zu informieren und plant, entsprechende Hinweistafeln anzubringen.

Die Idee hatte der Vorstand schon länger, nun machen die Landkulturboten Benjamin Grön und Silas Schwehn den Anfang. Sie arbeiten an der Umsetzung für die erste Betontafel, die später an der Synagoge selbst angebracht werden soll. „Geschichte der Vöhler Juden“ soll jede Tafel überschrieben sein, darunter folgen Infos über die Familie, die in dem Haus lebte, deren Auswanderung oder Ermordung, oder auch die frühere Nutzung des Gebäudes.

Ein QR-Code soll bei Interesse auf die Internetseite des Förderkreises weiterleiten, erklären die beiden Landkulturboten. Dort gibt es ausführlichere Infos und eine Karte mit einer Übersicht, an welchen Häusern noch weitere Tafeln angebracht sind. 43 Zentimeter breit und gut 80 Zentimeter hoch wird das Hinweisschild sein, das – so der Plan – im September an der Synagoge enthüllt werden soll. Doch nicht überall sei die Höhe die selbe, sagt Karl-Heinz Stadtler. Das hänge immer von der Geschichte des Hauses und seiner Bewohner ab.

Starten das Projekt: Die Kulturboten Silas Schwehn (links) und Benjamin Grön.

Etwa 25 Häuser sind es in dem Ort, an denen am Ende eine Tafel hängen und einen Teil der Vöhler Geschichte erzählen könnte. Über mehrere Jahre werde sich das Vorhaben hinziehen. Umgesetzt werden soll das Projekt in jedem Fall immer nur gemeinsam mit den aktuellen Hauseigentümern, betont der Vorsitzende des Förderkreises.

Stadtler und die anderen Vorstandsmitglieder hoffen, dass dabei aber alle mitmachen und Ja sagen zu der Idee, bezahlen müssen sie für die Umsetzung natürlich nichts, die Kosten trägt der Verein. Und wenn jemand keine Tafel an seinem Haus oder am Zaun haben möchte, sei das natürlich auch in Ordnung.

Wie berichtet, ist die Finanzierung des Projekts Landkulturboten im kommenden Jahr noch ungewiss. Doch der Vorstand will das Projekt fortsetzen. Rund 5000 Euro kostet die jährliche Umsetzung, „das sollte machbar sein“. Möglich sei eine Finanzierung durch Sponsoren, sagt Karl-Heinz Stadtler, oder auch durch das hessische Kultusministerium. Auch Kooperationen mit Einrichtungen wie der Jugendherberge Hohe Fahrt und dem Camp der Landessportjugend seien möglich. (Julia Janzen)

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