Vöhl – Musik aus den unterschiedlichsten Klangwelten Europas und Stimmen aus der Politik prägten die Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ in den Gärten der ehemaligen Synagoge Vöhl und auf dem Nachbargrundstück.

„Ansehen, nicht wegsehen“, das war die gemeinsame Basis der Grußworte und Würdigungen der 30 Stelen von Künstlern aus der Region und kreativen Gestaltern aus allen Regionen Deutschlands, die am Sonntagnachmittag erstmals auf ein interessiertes Publikum trafen.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Verkündung der sechs Stelen, die bei der fünfköpfigen Jury unter der Leitung von Eva Renée Nele den meisten Anklang fanden.

Bei den sechs Stelen, die die Jury ausgewählt hatte, wurde kein expliziter Sieger gekürt. Zwei Arbeiten verbanden Symbole und liturgische Elemente ungebrochen zu einer neuen Einheit: Die Stele „Glasflamme“ von Haymo und Marina Aletsee fußt auf dem Leuchter Menora, im oberen Teil der Komposition aus Metall, Holz und Glas bringt das Tageslicht die Glasflamme zum Leuchten.

In „Lebensraum“ kombinierte Marco Bruckner zwei jüdische Symbole: Davidstern (front) und Lebensbaum (Rückseite) vereinigen sich im Auge des Betrachters zum titelgebenden Gebilde. „Bluebird“ war der Titel des Guckkastens in Betonoptik von Adrian DeDea, er ging kreativer mit der Tradition um und integrierte die neunarmigen Chanukka-Leuchter in die Rahmengestaltung der Sichtfenster.

Der Innenraum soll noch mit lyrischen Botschaften gefüllt werden und damit in Korrespondenz zur unmittelbar benachbarten Holzstele von Andreas Laugesen treten. Der in vielen Stilen sattelfeste Künstler hat Holocaust und Flüchtlingsthematik in doppelter Optik gestaltet. Die Front bildete ein Gedicht der späteren Nobelpreisträgerin Nelly Sachs, die phasenweise auf schwedischen Parkbänken übernachten musste. Die Rückseite zeigt einen leicht geneigten Davidsstern, der an zerstörte Synagogen mahnt.

An die einzige erhaltene Aufnahme vom Innenraum der Vöhler Synagoge als Gotteshaus knüpft Tobias Kergers Holzstele an. Der Toraschrein in Kombination mit einer Hand, die eine Kerze hält, stellt als einzige Arbeit den lokalen Bezug her.

Das Original von Eitan Jacob Katz, „Hoffnung“, bleibt in Vöhl, aber die symbolträchtige Kombination von Davidstern und Kreuz soll auch an Brennpunkten, wo Antisemitismus und Rassismus aufgeflammt sind, als Mahnung und Denkanstoß fungieren.

Während der Vorbereitung der Ausstellung und der Aufstellung der Stelen habe er nicht nur wunderschöne Kunstwerke, sondern auch durchweg großartige Menschen kennengelernt, zog Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins Synagoge in Vöhl, eine durchweg positive Bilanz. Er dankte den Mitstreitern im Vorstand, den Mitarbeitern des Vöhler Bauhofs und den Sponsoren des Landes Hessen, des Landkreises, der Gemeinde und aus der Region für die Unterstützung. Umrahmt wurde die Vernissage mit Musik.