Freitag, 19. August 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Reise durch viele Musikstile
A-cappella-Ensemble „dezibelles“ erhält viel Beifall in der Vöhler Synagoge
VON ARMIN HENNIG

Vöhl – Die „dezibelles“ bescherten in der ehemaligen Synagoge in Vöhl einen gern gehörten Überraschungscoup im Programm für den Sommer. Unter dem Titel „Best of“ präsentierte das mehrfach preisgekrönte A-cappella-Ensemble nicht nur Höhepunkte aus den vorherigen vier Alben oder längst konzertreife Novitäten, sondern wagte sich auch mit absoluten Premieren vor das Publikum.
Seine Feuertaufe auf der Bühne bestand auch die Quartett-Version von Imogen Heaps „Hide and Seek“. Die Vorlage hatte die Künstlerin mit sich selbst und zahlreichen Tonspuren der eigenen Stimme eingespielt, bei Nicole Hitz, Aude Freyburger (beide Sopran), Daniela Villiger (Mezzo) und Editha Lambert (alt) kamen sämtliche Töne spontan und live aus vier unterschiedlichen Kehlen, gleichbedeutend mit einer Offenbarung für alle Zuhörerinnen und Zuhörer.
Die Aufführung eines noch nie im Konzert gehörten, aber sonst phasenweise omnipräsenten Erfolgstitels erreichte auf Anhieb höchste Zustimmungswerte beim Publikum, ganz anders verhielt es sich oft bei unbekanntem Liedgut. Mit ihrer Hommage an die jenseits der Schweizer Grenzen nicht ganz so populäre Musik der Heimat setzte sich das Quartett zum Auftakt der musikalischen Reise durch sämtliche Stile selbst ein wenig unter Überzeugungsdruck.
Doch klingende Naturschauspiele wie das Gipfelglück „Luegid“ oder „Sommertid“ mit der Reaktion zweier Liebender auf die Sternschnuppe, die für die Trennung eines anderen Paars steht, erwiesen sich als wirkungsvolle Appelle an Gehör und Gemüt, die auch ohne die Vorgeschichte funktionierten.
Als virtuoses Spiel mit dem musikalischen Vorwissen des Publikums erwies sich dagegen das „Mondmashup“, das sich aus der Vorauswahl für das jüngste Album ergab, das eine Reise durch den Weltraum zum Thema hat. „Wir hatten genügend Mondmusik für ein ganzes Album“, gab Daniela Villiger einen Hinweis auf die Vielzahl der Stücke, die in der thematischen Collage mehr oder minder prominent zur Geltung kamen. Auf das „Mondlied“ von Matthias Claudius hatten wohl alle gerechnet, doch Beethovens „Mondscheinsonate“ kam beim stilübergreifenden Weltmusikspektakel ebenso zur Geltung wie „Hijo de la Luna“, „Moon River“ oder der Jazz-Standard „Fly me to the Moon“. Wenn es überhaupt eine stilistische Lücke gegeben hatte, dann Rap. Der melodische Sprechgesang von „So Far“ schloss nach dem Verklingen des stürmischen Beifalles diese Lücke. Als komischer Höhepunkt der zweiten Hälfte erwies sich der choreografierte Flug mit sämtlichen Reaktionen des Passagiers, der mit einem „Campari Soda“ alle Probleme hinter sich lassen möchte.