Dienstag, 22. November 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Hausschilder sollen an Juden erinnern
Förderkreis Synagoge in Vöhl lädt ein zur Enthüllung am 3. Dezember
Vöhl – Die Geschichte der Vöhler Juden sichtbar zu machen ist eine der Intentionen des Förderkreises Synagoge Vöhl. Neue Schilder an Häusern, wo einst jüdische Familien lebten, sollen deren Vergangenheit aufzeigen. Am Samstag, 3. Dezember, ab 10 Uhr, werden die ersten vier Hausschilder enthüllt.
In anderen Orten weisen Stolpersteine auf die Schicksale von Juden hin. In Vöhl sollen nun die Hausschilder entsprechende Informationen liefern, kündigt Karl-Heinz Stadtler, der Vorsitzende des Förderkreises, an. Ähnlich dem Schild neben dem Eingang der Synagoge sollen an weiteren Häusern und Orten Schilder angebracht werden.
Christian Schnatz aus Dorf-itter hat die Hausschilder aus Beton künstlerisch gestaltet. Per Smartphone kann man sich über einen am Schild angebrachten QR-Code weitere Informationen holen: in einigen Fällen Fotos der Personen, Details über ihr Leben sowie die eine oder andere Anekdote.
„Wir haben unheimlich viele Biografien von Vöhler Juden und von Juden aus dem ganzen Landkreis“, sagt Karl-Heinz Stadtler. Auf die vielen Stammbäume, Fotos und Informationen könne dabei zurückgegriffen werden.
Es werden neben denjenigen, die durch den Holocaust zu Tode kamen, auch Juden berücksichtigt, die vor der Zeit des Dritten Reiches in Vöhl lebten.
An der Enthüllung werden laut Karl-Heinz Stadtler der Landrat Jürgen van der Horst und Bürgermeister Karsten Kalhöfer teilnehmen. Auch Abgeordnete aus dem Bundes- und Landtag sind eingeladen. Der Landkreis unterstützt das Projekt finanziell. Der Förderkreis würde sich über viele Interessierte freuen.
Neben den Eigentümern und Bewohnern der vier Häuser sind besonders auch diejenigen Besitzer weiterer Gebäude eingeladen, in denen früher Juden wohnten. In den nächsten Jahren sollen nach und nach auch dort Schilder mit ähnlichem Text befestigt werden, sofern die Besitzer einverstanden sind. Einige haben bereits zugesagt. Eventuell sollen auch Schilder in Marienhagen und Basdorf an Häuser angebracht werden, in denen früher Juden lebten. Darüber hinaus wird in Erwägung gezogen, an solchen Stellen Informationstafeln aufzustellen, wo einst solche Häuser standen, die aber mittlerweile abgerissen worden sind.
Die Aktion startet am 3. Dezember um 10 Uhr am alten Haus Selzam an der Kreuzung Basdorfer Straße/Mittelgasse; die weiteren drei Häuser befinden sich alle in der Mittelgasse.
Die Veranstalter empfehlen auswärtigen Besuchern die Benutzung des Parkplatzes vor der Henkelhalle; der Fußweg beträgt von dort maximal fünf Minuten; Ortskundige können auch die Abkürzung über den Schulhof wählen.
In Absprache mit dem Förderkreis ist der Landgasthof Appelbaum am Samstagmittag geöffnet. Es besteht die Möglichkeit, nach der Veranstaltung bei Kaffee, Tee oder auch einem Mittagessen zusammenzukommen. Telefonische Reservierung wird empfohlen. srs