Vöhl – Mit Le­on Wein­traub kommt am Frei­tag, 28. April, 19 Uhr, ei­ne ganz be­son­de­re Per­sön­lich­keit nach Vöhl. Der 97-Jäh­ri­ge wird an dem Abend in der Syn­ago­ge aus sei­nem Le­ben be­rich­ten. Sei­ne per­sön­li­che Er­in­ne­rung als jü­di­scher Über­le­ben­der und Zeit­zeu­ge wird den Vor­trag prä­gen.

Wäh­rend ei­ner Bil­dungs­rei­se im ver­gan­ge­nen Jahr lern­te der Vor­sit­zen­de des För­der­krei­ses Syn­ago­ge Vöhl, Karl-Heinz Stadt­ler, im pol­ni­schen Lódz Le­on Wein­traub ken­nen. „Er ist ein geis­tig fit­ter Mann, der mir un­heim­lich im­po­niert hat“, sagt Stadt­ler. So lud er den Zeit­zeu­gen nach Vöhl ein, denn Le­on Wein­traub kommt re­gel­mä­ßig nach Deutsch­land und Po­len und hält Vor­trä­ge. So wird er am kom­men­den Don­ners­tag auch vor Schü­lern des Be­ruf­li­chen Gym­na­si­ums in Kor­bach spre­chen. Le­on Wein­traub hat die Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus bei Be­wusst­sein mit­er­lebt, denn er war da­mals be­reits alt ge­nug, sagt Stadt­ler. 1926 in ei­ner jü­di­schen Fa­mi­lie in Lódz ge­bo­ren, er­leb­te Wein­traub mit 13 Jah­ren den Ein­marsch der Wehr­macht in Po­len. 1940 muss­te er zu­sam­men mit sei­ner Mut­ter und sei­nen Ge­schwis­tern in das Ghet­to Lódz um­sie­deln. Spä­ter wur­de er in das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz de­por­tiert und in wei­te­re Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ver­legt. 1945 ge­lang ihm die Flucht. Le­on Wein­traub stu­dier­te nach dem Krieg Me­di­zin und prak­ti­zier­te als Arzt in ei­ner Kli­nik in War­schau. Als in Po­len je­doch die Ju­den­feind­lich­keit zu­nahm, wur­de er ent­las­sen. Er emi­grier­te mit sei­ner Fa­mi­lie nach Schwe­den, wo er noch heu­te lebt. Le­on Wein­traub ge­hört zu den letz­ten jü­di­schen Zeit­zeu­gen, die über die Ver­bre­chen des NS-Re­gimes spre­chen kön­nen.

Der För­der­kreis emp­fiehlt ei­ne Platz­re­ser­vie­rung per Mail: in­fo@​syn​agog​e-​voehl.​de oder über Tel. 05635/1022. Die Platz­kar­ten bis spä­tes­tens 18.30 Uhr ab­ho­len. Ein­tritts­geld wird nicht er­ho­ben, es wird um Spen­den für die Ar­beit des För­der­krei­ses ge­be­ten.  srs