Auftritt mit musikalischem Humor und Virtuosität
 
Phantasie in Gelb: Mit „Hoch auf dem gelben Wagen“ als Teil eines Weltmusik-Hitmix boten „Quadro nuevo“ musikalischen Kleingeistern die Stirn. Foto: Hennig
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Hennig, Armin

VON ARMIN HENNIG

Vöhl - Sechs Jahre ist es her, seitdem „Quadro nuevo“ zuletzt in der Alten Synagoge gastiert hatten. Da die vier Weltmusiker seitdem neue Wege gegangen sind, geriet auch das Wiederhören mit Kindheitserlebnissen wie „Hoch auf dem gelben Wagen“ oder „Die Gedanken sind frei“ zum Erstkontakt für zahlreiche Zuhörer.

Im halbstündigen Opener „Flying Carpet“ und dessen zahlreichen nahtlosen Übergängen von einer morgenländischen Region zur nächsten forderte sich das Quartett und verlangte dem Publikum ebenso viel Aufmerksamkeit wie Bewunderung ab. Auf die Tour de Force durch diverse Stile und dynamische Extreme folgte mit „Café Cairo“ die Konfrontation zwischen westlicher Walzer-Tradition und nahöstlichen Klängen, die Akkordeonist Andreas Hinterseher aber erst einmal in kreativer Karl-May-Nachfolge komponiert hatte. Bei der Erstaufführung in Kairo war es dann zu einem denkwürdigen Crossover gekommen, bei dem die afrikanischen Musiker den Walzer-Part und die vier Europäer den orientalischen Teil übernommen hatten. Eine anregende Erfahrung für alle Beteiligten.

Den Weg der Auseinandersetzung mit der lokalen Tradition wollten nicht alle Fans mitgehen, ließ Saxofonist Mulo Francel in der Ansage zum von Bundespräsident Walter Scheel und Heino in die deutschen Hitparaden gebrachten Volkslied anklingen. Die in Postfarben gerückte kreative Auseinandersetzung mit musikalischen Kindheitstraumata geriet aber so weltläufig wie vom Quartett gewohnt und damit zum Musterbeispiel für Kombination von musikalischem Humor und Virtuosität. Denn anstelle von gemächlichem Postkutschentempo begleiteten feurige Bossa-Nova-Rhythmen die bekannte Weise, die sich immer wieder atomisierte und neu zusammensetzte und dabei auch andere Welthits wie „Tequila“ aufscheinen ließ, bevor sich die nächste mehr oder minder vertraute Konstellation einstellte.

Neue Wege gingen Bassist/Percussionist D. D. Lowka und seine Mitspieler auch beim Arrangement von „Die Gedanken sind frei“. Für die ganz in blau ausgeleuchtete Jazz-Version hatte Akkordeonist Hinterseher Trompete gelernt. Pianist Chris Gall, der erstmals in Vöhl mit dabei war, sorgte an den Tasten für das Hardbop-Feeling. Eine Komposition des „Neuzugangs“ erwies sich dagegen eher als Stolperstein für die Hörgewohnheiten von langjährigen Fans. Erklangen die vermeintlich verpönten Volkslieder in gewohnter Vielfalt, so geriet das ungewöhnlich geradlinig und klar strukturierte „Thom Yorkes Guitar“ zum Fels in der musikalischen Brandung des fließenden Sounds. Orient und Okzident bildeten in der finalen Sehnsuchtsballade „Ikarus Dreams“ eine vollkommene Synthese.

In den beiden Zugaben „Der Mond ist aufgegangen“, und Variationen über Mozarts Kanon „Bona nox“ knüpften die vier Weltmusiker auf Jazz-Basis noch einmal zahlreiche Querverbindungen zwischen Volkslied, Klassik und Folklore.

 
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