Vöhl – Starke Stimmen, fremde Melodien und bekannte Klänge, bunte Kleider und dezente Choreografien: Dieses musikalische Erlebnis mit der A-capella-Gruppe Aquabella aus Berlin haben die Konzertbesucher sichtlich genossen.

In Vöhl sind die Sängerinnen schon seit mehreren Auftritten in der ehemaligen Synagoge bekannt, doch unter freiem Himmel hatten sie hier noch nicht gesungen. So war das Konzert im Schlossgarten nicht nur vom Programm, sondern auch vom Ambiente her eine Premiere.

Für die meisten der rund 170 Besucher wird es wohl das erste richtige Konzert seit langem gewesen sein. Und für die Musikerinnen selbst war es der erste Auftritt in diesem Jahr vor Publikum: „Es fühlt sich gut an, dass wieder Menschen da sind.“

Und so stimmte das Ensemble mit einem ausdrucksstarken, vielstimmigen „Adiemus“ auf das ein, was in den nächsten gut zwei Stunden zu erwarten war: Lieder aus Ländern, die es nicht mehr gibt, deren Sprachen bedroht sind, von Menschen, die heimatlos geworden sind und sogar Lieder in Fantasiesprachen. „Heimat-Lose-Lieder“ ist ein anspruchsvolles Programm, das diverse Geschichten und Gefühle vermittelt, indem die Künstlerinnen sich der besonderen Interpretation mit Stimme, Mimik und Körpersprache vollends hingeben.

So profitieren die Sängerinnen von ihren Reisen, zum Beispiel nach Taiwan, von wo sie ein Klatsch- und Spiellied für Kinder der Bunun mitgebracht haben – einer indigenen Volksgruppe. Mit dem bekannten Stück „Aisha“ in französisch-arabischer Version zauberte die Gruppe ein Lächeln auf die Gesichter der Besucher. Jubel und Applaus gab es auch für ein ostfinnisches Lied, mit markanter Betonung der Silben, dessen folkloristischer Charakter und Rhythmus tänzerisch untermalt wurden.

Dann wurde es auch mal melancholisch und sentimental mit Beiträgen aus Südafrika, Bulgarien und Slowenien und vor allem bei dem englischen „Fragile“ von Sting, das schon verstorbenen Ensemble-Mitgliedern gewidmet ist.

Lebensfreude war spürbar beim spanischen „Con el Vito“, das noch mal den enormen Tonumfang der fünf Sängerinnen herausstellte, die auch alle mal abwechselnd als Solistinnen auftraten. So etwa Anett Levander, die in Ostdeutschland aufwuchs und aus ihrem alten Heimatland ein Stück von Nina Hagen amüsant darbrachte: „Ich hab den Farbfilm vergessen, mein Michael.“

Zur Besetzung zählten auch Bettina Stäbert, Erika Spalke, Elisabeth Sutterlüty und Nadja Dehn. Nach Liedern in ukrainischer und hebräischer Sprache folgten noch Zugaben. Nichts Gewöhnliches natürlich. Sondern zum Beispiel das Vaterunser auf Kisuaheli.

Karl-Heinz Stadtler vom Veranstalter, dem Förderkreis Synagoge Vöhl, freute sich über die Möglichkeit, im Freien mehr Besucher empfangen zu können, sagte er gegenüber der WLZ. Allerdings sei ein Konzert unter freiem Himmel mit deutlich mehr Aufwand, vor allem für die Technik, verbunden.