Kor­bach/Vöhl – Co­ro­na, Wirt­schafts­kri­se und Krieg prä­gen den All­tag – wie hilft der Glau­be, durch die­se Zei­ten zu kom­men? Die Fra­ge stell­ten sich die Teil­neh­mer des Pro­jekts „Wei­ße Tau­be“, die re­gel­mä­ßig über re­li­giö­se Fra­gen spre­chen. Das The­ma für die nächs­te Po­di­ums­dis­kus­si­on mit Lai­en aus Ju­den­tum, Chris­ten­tum, Is­lam und Ba­hai­tum lau­tet als „Die Kraft der Re­li­gi­on in schwie­ri­gen Zei­ten“.

Sie be­ginnt am Mitt­woch, 2. No­vem­ber, um 19 Uhr in der Vöh­ler Syn­ago­ge: „Wir freu­en uns und fin­den es für das The­ma sehr an­ge­bracht, dass wir uns ge­ra­de in die­sen Räu­men tref­fen“, sag­te der Bahá’í, Dr. Ber­nar­do Fritz­sche. Die Ge­schich­te des jü­di­schen Vol­kes war von Kri­sen ge­prägt, er­klärt Ar­man­do Si­mon-Thie­len aus Wup­per­tal. Der Um­gang mit den Ver­nich­tungs­ver­su­chen sei al­so die ei­ne Säu­le sei­nes Bei­trags. Die an­de­re sei, wie sei­ne jü­di­sche Ge­mein­de in Wup­per­tal mit dem Krieg in der Ukrai­ne um­ge­he.

Als Christ an der Dis­kus­si­on be­tei­ligt sich erst­mals Franz Harb­ecke: „Schwe­re Zei­ten“ sei ein sehr wei­tes Feld, er wol­le sich auf die Co­ro­na-Kri­se kon­zen­trie­ren. „Die christ­li­chen Ge­mein­den in Deutsch­land ge­hen nicht ge­stärkt aus ihr her­vor“, be­fürch­tet er nach den Schlie­ßun­gen: In kri­ti­schen Mo­men­ten sei die Kir­che nicht sys­tem­re­le­vant ge­we­sen. „Den Be­griff ,schwe­re Zei­ten‘ darf man nicht nur aus heu­ti­ger Sicht se­hen, son­dern auch his­to­risch“, hält der Mos­lem Mu­ham­met Bal­kan fest: Die Men­schen hiel­ten in vie­len Kri­sen an der Re­li­gi­on fest – er ver­zeich­ne­te in Kor­bach nach den Co­ro­na-Lo­cke­run­gen denn auch sehr gro­ßen An­drang auf die Mo­schee.

„Was schwe­re Zei­ten sind, ist ganz in­di­vi­du­ell“, hält Ber­nar­do Fritz­sche fest: Ar­beits­ver­lust, Trau­er­fäl­le und psy­chi­sche Be­las­tun­gen ge­hör­ten eben­so da­zu – und Glau­be kön­ne auch dort Kraft ge­ben. Da be­stä­tig­ten Stu­di­en über die Aus­wir­kung von Re­li­gi­on auf kör­per­li­che wie geis­ti­ge Ge­sund­heit, die er be­leuch­ten will.

Neu zur Run­de stö­ßt die War­bur­ge­rin Tahi­reh Setz als Mo­de­ra­to­rin. Die Ju­ris­tin und wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin an der Uni Kas­sel er­klärt: „Ich fin­de es toll, solch ei­nen ge­mein­sa­men Lern- und Re­fle­xi­ons­raum zu ha­ben.“ Dar­in kä­men em­pi­ri­sche Da­ten und Ge­schich­te, In­spi­ra­ti­ons­quel­len und per­sön­li­che Er­leb­nis­se zu­sam­men. Der Dia­log un­ter Lai­en sei oft frucht­bar. Sie hof­fe auf vie­le Ge­dan­ken, um sich als Ein­zel­ner und Ge­sell­schaft auf die nächs­te Kri­se vor­zu­be­rei­ten.

Die Red­ner hal­ten je­weils ei­nen gut sie­ben­mi­nü­ti­gen Im­puls­vor­trag – die vie­len ver­schie­de­nen An­sät­ze bie­ten dann An­lass zur Dis­kus­si­on, blickt Mu­ham­met Bal­kan vor­aus. „Im An­schluss wer­den Ge­be­te aus al­len Re­li­gio­nen ge­spro­chen“, sagt Dr. Sie­bo Siuts, Mit­grün­der der Run­de – die Gäs­te sei­en ein­ge­la­den, sich ein­zu­brin­gen.

Tref­fen zur Ab­fahrt nach Vöhl ist am Mitt­woch um 18.30 Uhr am Hau­er­park­platz, um Fahr­ge­mein­schaf­ten zu bil­den.  wf