Freitag, 28. Oktober 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
„Die Kraft der Religion in schwierigen Zeiten“
Laien verschiedenen Glaubens diskutieren am 2. November in Vöhler Synagoge über Krisen
Korbach/Vöhl – Corona, Wirtschaftskrise und Krieg prägen den Alltag – wie hilft der Glaube, durch diese Zeiten zu kommen? Die Frage stellten sich die Teilnehmer des Projekts „Weiße Taube“, die regelmäßig über religiöse Fragen sprechen. Das Thema für die nächste Podiumsdiskussion mit Laien aus Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum lautet als „Die Kraft der Religion in schwierigen Zeiten“.
Sie beginnt am Mittwoch, 2. November, um 19 Uhr in der Vöhler Synagoge: „Wir freuen uns und finden es für das Thema sehr angebracht, dass wir uns gerade in diesen Räumen treffen“, sagte der Bahá’í, Dr. Bernardo Fritzsche. Die Geschichte des jüdischen Volkes war von Krisen geprägt, erklärt Armando Simon-Thielen aus Wuppertal. Der Umgang mit den Vernichtungsversuchen sei also die eine Säule seines Beitrags. Die andere sei, wie seine jüdische Gemeinde in Wuppertal mit dem Krieg in der Ukraine umgehe.
Als Christ an der Diskussion beteiligt sich erstmals Franz Harbecke: „Schwere Zeiten“ sei ein sehr weites Feld, er wolle sich auf die Corona-Krise konzentrieren. „Die christlichen Gemeinden in Deutschland gehen nicht gestärkt aus ihr hervor“, befürchtet er nach den Schließungen: In kritischen Momenten sei die Kirche nicht systemrelevant gewesen. „Den Begriff ,schwere Zeiten‘ darf man nicht nur aus heutiger Sicht sehen, sondern auch historisch“, hält der Moslem Muhammet Balkan fest: Die Menschen hielten in vielen Krisen an der Religion fest – er verzeichnete in Korbach nach den Corona-Lockerungen denn auch sehr großen Andrang auf die Moschee.
„Was schwere Zeiten sind, ist ganz individuell“, hält Bernardo Fritzsche fest: Arbeitsverlust, Trauerfälle und psychische Belastungen gehörten ebenso dazu – und Glaube könne auch dort Kraft geben. Da bestätigten Studien über die Auswirkung von Religion auf körperliche wie geistige Gesundheit, die er beleuchten will.
Neu zur Runde stößt die Warburgerin Tahireh Setz als Moderatorin. Die Juristin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Kassel erklärt: „Ich finde es toll, solch einen gemeinsamen Lern- und Reflexionsraum zu haben.“ Darin kämen empirische Daten und Geschichte, Inspirationsquellen und persönliche Erlebnisse zusammen. Der Dialog unter Laien sei oft fruchtbar. Sie hoffe auf viele Gedanken, um sich als Einzelner und Gesellschaft auf die nächste Krise vorzubereiten.
Die Redner halten jeweils einen gut siebenminütigen Impulsvortrag – die vielen verschiedenen Ansätze bieten dann Anlass zur Diskussion, blickt Muhammet Balkan voraus. „Im Anschluss werden Gebete aus allen Religionen gesprochen“, sagt Dr. Siebo Siuts, Mitgründer der Runde – die Gäste seien eingeladen, sich einzubringen.
Treffen zur Abfahrt nach Vöhl ist am Mittwoch um 18.30 Uhr am Hauerparkplatz, um Fahrgemeinschaften zu bilden. wf