Einzigartige Mischung: Die Gruppe Sedaa, persisch für „die Stimme“, gastierte in Vöhl. Nasaa Nasanjargal, Ganzorig Davaakhuu, Omid Bahadori und Naraa Naranbaatar entführten die Besucher in neue Klangwelten. Foto: Hennig
Vöhl. Sedaa heißt auf persisch die Stimme. Der Einsatz von Kehlkopf-, Oberton- und Untertongesang ist ein Markenzeichen des Weltmusikensembles, das zuletzt vor drei Jahren in Vöhl aufgetreten ist. Ein Zeitraum, den die vier Musiker zur Weiterentwicklung des Instrumentariums und zur Einbindung neuer Stilmittel genutzt haben.
Im Rhythmus des Reitens komponiert das mongolisch-iranische Quartett Sedaa seine Musik, in der sich die Traditionen der Herkunftsländer zu neuen Klangwelten vereinigen, in die konstant neue Einflüsse integriert werden.
Quartett mit viel Humor
In Sachen Tempo gibt es, wie beim Reiten, zahlreiche bruchlos miteinander kombinierbare Varianten. Beim jüngsten Stück im Verlauf des Auftritts in der alten Synagoge sind die vier Musiker, nach etlichen Ausritten in unendliche musikalische Weiten gar im Wilden Westen angekommen. „Tun zerd mori“ ist ein augenzwinkernder Country-Song. Mit entsprechend viel Humor erzählt Percussionist Omid Bahadori bei der Vorstellung der Neukomposition die Geschichte eines jungen Nomaden, dem eine Frau und ein Pferd zum Glücklichsein fehlt.
„Pferd ist da“ kommentiert Bassist Naraa Naranbaatar schon mal den Wechsel in den charakteristischen Rhythmus. Beim Werben um die Frau und dem Bewältigen der größeren Herausforderung spielen dann nicht minder unmissverständliche, aber ironisch gebrochene Wildwestweisen eine große Rolle. Anschließend eröffnet ein Zupfen am mittlerweile dreisaitigen Bass den „Oriental Bazar“, zu dessen Klangbild Ganzorig Davaakhuu auf dem Hackbrett das Rollen der Wagenräder beisteuert, ehe Nasaa Nasanjargal auf der Pferdekopfgeige (Morin Khur) das Gewimmel herbei zaubert. Derweil legt der Geiger Bogen und Fidel beiseite und markiert mit dem Ruf der mongolischen Oboe Bischgur den Gipfelpunkt des erste Segments, dem eine ruhigeres folgt. Es lässt sich als Mittagshitze oder Gebet interpretieren.
Mit einem eiligen Gitarrenlauf leitet Omid Bahadori das Finale mit seinen rasanten Unisonopartien aller Instrumente ein. „Noch mal ‘ne Runde reiten?“, fragt der iranische Multi-Instrumentalist und schwenkt dabei seine Rahmentrommel, bevor es mit „Unique Horse“ weiter geht, einer Komposition, die das musikalische Markenzeichen schlechthin ist.
Das Publikum in der Alten Synagoge genoss die einzigartige Mischung aus dynamischer Steppenmusik, Obertonmystik und unverwechselbarem musikalischen Humor in vollen Zügen und bekam zuletzt ein besonderes Erfolgserlebnis. Selbst mitsingen und dabei gut klingen, dies konnten die Zuschauer bei der Zugabe „Altai“ erleben. Mit einem ganz großen Tutti klang ein rundum gelungener musikalischer Abend aus.