7.6.2016, Auftakt zur Reihe "Auschwitz"

Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Auschwitz“ in der Vöhler Synagoge

Die doppelte Optik des Grauens

Vöhl. 155 Juden aus Waldeck-Frankenberg wurden im größten Vernichtungslager des Dritten Reiches ermordet. In Erinnerung an die Menschen veranstaltet der Förderkreis der Vöhler Synagoge mit vielen Partnern eine Veranstaltungsreihe.

Zum Auftakt am vergangenen Samstag standen gleich drei Veranstaltungen auf dem Programm: Lesung, Theaterperformance und Ausstellung vermittelte in ihrer Kombination eine beeindruckende Zusammenschau.

Einzelschicksale im Blick

Fotografien aus dem Stammlager, Birkenau und und Monowitz zeigt Dr. Wolfgang Werner bis 11. September. Die Ausstellungsidee habe die Veranstaltungsreihe „Auschwitz“ überhaupt erst entstehen lassen, erzählte Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis der Vöhler Synagoge.

Dr. Werner beschrieb dann die großen Probleme bei der Annäherung an den Schauplatz des gewaltigen Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Angesichts der hohen Opferzahl müsse man sich immer wieder vergegenwärtigen, dass jede Nummer ein Einzelschicksal sei. Eindrucksvolle Bilder sind so entstanden: Ein auf dem Brett festgefrorener Schmetterling. Der Blick durch die Fenster des Bahnhofs des Vernichtungslagers Birkenau auf die Gleise. Gewissermaßen das Gegenstück zu jenem Bild, das zum optischen Synonym für Auschwitz geworden ist. Damit der Abstand zwischen Betrachter und Objekt nicht zu groß wird, hat sich der Fotograf bewusst gegen die Konvention von Schwarzweiß-Aufnahmen entschieden und mit farbreduzierten Bildern eine Balance zwischen Gegenwart und Historie versucht.

In seinem Grußwort und dem Gedenken an die in Auschwitz und anderen Todeslagern ermordeten Vöhler Bürger nahm auch Bürgermeister Matthias Stappert auf Motive der Ausstellung Bezug.

Nah am Publikum

Die Theatergruppe der Lebenshilfe setzte dann einen weiteren Akzent zum Auftakt: Unmittelbare Präsenz bei starker Korrespondenz mit dem Vorwissen der Zuschauer zeichnete die Choreografie über ein Gebet von Primo Levi aus. Aufrüttelnd und bewegend. Dabei gestaltete die Inszenierung von Sonja Schmitt zahlreiche Stationen auf dem Weg ins Lager und in die Vernichtung.

In großer Nähe zu den Zuschauern, die sich bei Selektion, Appell, Misshandlungen oder dem Wegbleiben der Luft in der Gaskammer zuweilen wie Zeitzeugen fühlten. Und dabei vom düsteren Bewusstsein bedrängt wurden, dass die Mehrzahl der Darsteller dieser Mahnung gegen das Vergessen im Dritten Reich auch als Kandidaten für die Vernichtungsmaschinerie gegolten hätten. WeitereR Artikel

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