13.11.2020 , Antisemitismus früh entgegentreten

Antisemitismus früh entgegentreten
Gedenkfeier einmal anders: An das Pogrom von 1938 erinnerte der Förderverein der Vöhler Synagoge diesmal per Video im Internet. Bei den Vorbereitungen dazu halfen unter anderem (von links) Elke Müller, Birgit Stadtler und ©Walter Schauderna. Foto: pr
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Vöhl - Viele positive Reaktionen gab es auf die Idee im Förderkreis für die Vöhler Synagoge, die Gedenkfeier zum November-Pogrom im Internet stattfinden zu lassen. Auf YouTube und auf der Website des Vereins sahen sich am 9. November mehr als 100 Interessierte das dafür produzierte Video an.

Karl-Heinz Stadtler hatte es mit anderen Vereinsmitgliedern an mehreren Tagen hergestellt. Sieben kleine Filme entstanden, die Marius Putscher, diesjähriger Landkulturbote, zu einem Video verband. Webmaster Berthold Herberz setzte das Werk dann auf die Internetseite.

In der Begrüßung ließ Vereinsvorsitzender Stadtler die Ereignisse des 9. November 1938 Revue passieren. Seiner Meinung nach spielte dieser Tag eine entscheidende Rolle in Bezug auf die bisherige Verfolgung und künftige Vernichtung der europäischen Juden. An jenem Tag hätten die Deutschen angesichts der miterlebten Gewalttätigkeiten auf staatlichen Befehl die Chance gehabt, Stopp zu sagen. Es wäre nicht passiert, was geschehen ist. Doch man habe zugeschaut, teilweise sogar mitgemacht.

Mit Blick darauf sieht Stadtler die Aufgabe des Förderkreises und aller aufrechter Demokraten: Sehr früh müsse man allen fremdenfeindlichen, antisemitischen und rassistischen Tendenzen entgegentreten.

Für die Gedenkrede hatte der Förderkreis sein Vereinsmitglied Jürgen Damm gewonnen. Der ehemalige Offizier der Bundeswehr begann mit einem starken Plädoyer gegen jede Form von Gewalt in der Politik, vor allem gegen den Krieg. Er zitierte das Gebet von Papst Franziskus anlässlich des Besuchs von Israels Staatspräsidenten Shimon Perez und des Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas im Vatikan im Jahre 2014, in dem dieser Gott bittet, die Menschen zu lehren, wie man zum Frieden komme.

Damm kritisierte all jene, die den Krieg mit einem Achselzucken hinnehmen. Man müsse stattdessen genau hinschauen, müsse sich die furchtbaren Folgen von Krieg und Gewalt vergegenwärtigen. Sein Kernsatz: „Wenn wir alle in unserem unmittelbaren Umfeld für Frieden arbeiten, dann wird die Welt friedlicher.“ Im zweiten Teil seiner Rede forderte er dazu auf, Neonationalsozialismus und Terrorismus frühzeitig entgegenzutreten und ihm keine Chance zu lassen.

Danach folgte der emotionale Höhepunkt der Feier: Elke Müller, Walter Schauderna sowie Birgit und Karl-Heinz Stadtler nannten im Wechsel die Namen der 72 Vöhler Opfer des Holocaust und entzündeten für jeden von ihnen eine Kerze. Sarah Küpfer sprach und sang das Kaddisch in aramäischer Sprache. Das Kaddisch wird oft als Totengebet bezeichnet, weil es in der jüdischen Welt vom ältesten Kind am Grab der Eltern gebetet wird, doch kommt das Wort „Tod“ nicht ein einziges Mal vor; es preist und lobt Gott als den Schöpfer aller Dinge und allen Lebens. Günter Maier übersetzte das Gebet dann in die deutsche Sprache. Das Gedenkvideo schloss mit einem Musikstück von Sarah Küpfer.

Viele Vereinsmitglieder, aber auch andere Menschen dankten dem Vereinsvorstand im Nachgang für die bemerkenswerte Gedenkfeier. Interessierte finden sie und alle Texte dazu auf der Homepage. synagoge-voehl.de

 
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