19.9.2025, An jüdisches Leben in Vöhl erinnert

 

An jüdisches Leben in Vöhl erinnert

Landkulturboten präsentieren in der Synagoge ihre Projekte

Zertifikate an Landkulturboten überreicht: (von links) Jan Philipp Eisenberg, Sarah Müller, Tristan Kröhnert, Ida Formella, Stella Heyne, Anastasiya Subbotina und Projektleiterin Christiane Schimana-Schreiber. © Foto: Ruth Piro-Klein/pr

Vöhl – „Imagevideo für die Website“, „Die Anfänge von DAP und NSDAP“, „Schule und Erziehung im NS-Staat“, „Die Weiße Rose“, „Vergleich verschiedener Religionen“ und „Judenfeindschaft im Mittelalter“: So lauteten die Themen der diesjährigen Landkulturboten, die während der Sommerferien jeweils zu zweit zwei Wochen lang in der ehemaligen Synagoge in Vöhl gearbeitet haben. In der vorigen Woche stellten Jan Philipp Eisenberg, Tristan Kröhnert, Ida Formella, Stella Heyne, Sarah Müller und Anastasiya Subbotina ihre Präsentationen vor und ernteten viel Applaus vom Publikum.

Christiane Schimana-Schreiber, die das Projekt in diesem Jahr leitete und zusammen mit Karl-Heinz Stadtler die Schülerinnen und Schüler täglich in der Synagoge besuchte, berichtete den Zuhörern, dass zum Projekt auch häufige Führungen von Gästen durch das Gebäude gehörten. Eine Gästegruppe von Nachfahren Battenberger Juden aus den USA seien ebenso wie niederländische Touristen sehr spontan sogar in englischer Sprache durch die Synagoge geführt worden.

Auch beim Besuch der Landtagsabgeordnete Daniela Sommer, die mit zahlreichen Begleitern gekommen war, hätten Landkulturboten die Geschichte des Hauses und der jüdischen Gemeinde vorgestellt. Sowohl bei den Führungen als auch bei den Präsentationen sei deutlich geworden, dass sich die sechs Schülerinnen und Schüler intensiv in die jeweilige Thematik eingearbeitet und die Erwartungen in vollem Umfang erfüllt hätten. Ähnliche Worte hatte sie auch in die Zertifikate geschrieben, die sie den Landkulturboten zusammen mit Susanne Kubat, der Ersten Beigeordneten der Nationalparkgemeinde Vöhl, gegen Ende der Veranstaltung überreichte.

Die Begrüßung der Gäste wie auch das Schlusswort blieb Karl-Heinz Stadtler vorbehalten, der das Landkulturbotenprojekt 2018 ins Leben gerufen und die bisherigen Durchgänge geleitet hatte. Er freute sich darüber, dass außer Susanne Kubat, die den im Urlaub befindlichen Bürgermeister Karsten Kalhöfer vertrat, mit Inga Wiesemann, Jürgen Klinkert und Peter Göbel weitere Vertreter der kommunalen Politik den Schülerinnen und Schülern durch ihre Anwesenheit ihren Respekt zollten.

Herzlich begrüßte Karl-Heinz Stadtler auch Erik Wohlfart-Schüßler und Astrid Döhler für die Schulleitung sowie weitere Lehrkräfte der Ederseeschule Herzhausen, Ruth Piro-Klein vom Geschichtsverein Frankenberg, Susanne Sell vom Geschichtsverein Itter-Hessenstein sowie Thomas Neutze vom Verein „Rückblende – Gegen dasVergessen“ in Volkmarsen.

Stadtler betonte die besonders gute Zusammenarbeit mit der Herzhäuser Schule, die sich in vielen Aktivitäten ausdrücke. So zeichnen seit fünf Jahren Oberstufenklassen der Schule für die Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag verantwortlich, im Ethik- oder Religionsunterricht verbringen sie hin und wieder ganze Unterrichtstage in der Synagoge und sehr regelmäßig nehmen Klassen das Angebot zu Führungen wahr. Ihrem Anspruch, „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu sein, komme die Schule konsequent nach.

Auch Stadtler lobte die zuverlässige und engagierte Arbeit der diesjährigen Projektteilnehmer, die ihren durch Vertrag eingegangenen Verpflichtungen in großer Selbstständigkeit nachgekommen seien. Christiane Schimana-Schreiber und er selbst hätten ja immer nur für wenige Minuten die Teilnehmer besucht, um Fragen zu beantworten und Tipps zu geben; ansonsten hätten sie ihre Arbeit selbst eingeteilt und gestaltet.

Die Veranstaltung in der Synagoge wurde feierlich und musikalisch umrahmt von dem Duo Kerstin Engel und Markus Gellrich von der Musikschule Korbach mit thematisch passenden Melodien.RED

17.9.2025, Charismatisches Saxophonspiel

 

Charismatisches Saxophonspiel

„Sistergold“ begeistert bei Auftritt in Vöhler Synagoge

„Sistergold“ in Aktion auf der Bühne in der Vöhler Synagoge: (von links) Inken Röhrs, Elisabeth Flämig, Tini Thomsen und Natascha Protze. © Foto: Elea Ulbrich

Vöhl – „Goldene Töne“ flogen am Samstagabend zum Nachthimmel der Vöhler Synagoge empor. Die Musikerinnen des Quartetts „Sistergold“, die sich bis Dezember auf Deutschland-Tournee befinden, verzauberten das Publikum mit ihrem charismatischen Saxophonspiel.

Zu dem Saxophonquartett gehören Inken Röhrs (Sopransaxophon), Elisabeth Flämig (Altsaxophon), Tini Thomsen (Tenorsaxophon) und Natascha Protze, die ein Baritonsaxophon spielt. Ihr neues Programm „Luft-Maschen“ zeichnet sich vor allem durch eine große Vielfalt an Stilrichtungen und deutlichen Variationen in Lautstärke, Sanftheit und Ausdrucksstärke aus.

Heiter spielten die vier Saxophonistinnen Groove-orientierte Lieder wie eine „Wilde Komposition“ von dem Jazzmusiker Charles Mingus oder den Klassiker aus den Niederlanden „Daddy, don’t walk so fast“. Aber auch moderne Stücke wie „Ain’t Nobody“ von Felix Jaehn und Jasmine Thompson waren Bestandteil des Konzerts.

„Heute Abend werden wir Melodien stricken. Wir werden Stroh zu Gold spinnen – na ja, wir versuchen es“, verkündete Inken Röhrs in ihrer belebten Moderation zum Einstieg, um das Publikum vorab in Stimmung zu bringen. Die Freude und der Spaß, den die Musikerinnen bei ihren Auftritten erleben, waren ihnen deutlich anzumerken. Dieses Mal brachten sie auch etwas ganz Neues in ihr Programm ein, in dem sie sich dem südamerikanischen Tangostil näherten. Dabei bedienten sie sich auch anderen Holzblasinstrumenten wie einer Panflöte und einer kleinen Blockflöte.

Das Publikum war von dem schwungvollen Auftritt sehr begeistert und freute sich, dass „Sistergold“ nach einigen Jahren wieder in Vöhl zu Besuch war, was sich auch an den bis auf den letzten Platz gefüllten Sitzreihen zeigte. Und auch der Applaus für das Quartett fiel fast lauter aus, als die Saxophone-Klänge wenige Minuten zuvor. Alles in allem war es ein bereichernder Abend für die Zuschauer. ELEA ULBRICH

28.8.2025, „Synagoge hilft, Erinnerungen zu bewahren“

 

„Synagoge hilft, Erinnerungen zu bewahren“

SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer besucht bei ihrer Sommertour auch Vöhl

Sommertour: Die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer hat die Synagoge in Vöhl besucht, die Landkulturboten (vorn) stellten das Gebäude vor. © Foto: SPD/pr

Vöhl – Die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer hat ihre diesjährige Sommertour unter das Motto „DENKMAL“ gestellt. Mit ihren Sommertourgästen besuchte sie auch die ehemalige Synagoge in Vöhl. Die Landkulturboten stellten den Besuchern die Synagoge vor. Das Gebäude aus dem Jahre 1827 ist mit Empore und Gewölbe sehr gut erhalten. Die Inneneinrichtung war in der Pogromnacht 1938 vollständig zerstört worden.

Die Synagoge diente im 19. Jahrhundert für bis zu 140 Juden in Vöhl als Versammlungs- und Gottesdienstraum, bis sie im August 1938 an eine christliche Familie verkauft wurde. In der NS-Zeit wurde sie unter anderem deswegen nicht zerstört, was sie zu einer Besonderheit dieser Region macht und ihr diesen kulturellen Status gibt. Von der Nachkriegszeit bis 1999 wechselten die Besitzer, wobei sie unter anderem als Rohstofflager diente, bis sie 1999 von dem im selben Jahr gegründeten Förderkreis „Synagoge Vöhl“ mithilfe einer großzügigen Geldspende der Gemeinde erworben wurde. Bis 2006 wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt.

Der Förderkreis „Synagoge in Vöhl“ hält mit Veranstaltungen und Ahnenforschung die Geschichte der Juden in Waldeck-Frankenberg wach. Der erhaltene Betsaal der Synagoge lässt die Atmosphäre des jüdischen Gebetraums spüren. Das Museum in der Synagoge zeigt das frühere und jetzige jüdische Leben.

Nach der Besichtigung der Synagoge wurde auch der jüdische Friedhof mit den noch 46 vorhandenen Grabsteinen sowie der Gedenkstein aufgesucht, bevor ein gemütlicher Abschluss im Garten zwischen den Skulpturen stattfand.

Dr. Daniela Sommer bedankte sich bei dem Förderverein und den Landkulturboten für die Informationen und die Führung: „Gerade die Synagoge ist für uns in Waldeck-Frankenberg ein wichtiges Denkmal, das an historische Ereignisse erinnert und nicht vergessen lässt, dass vielen Menschen im Nationalsozialismus Unrecht und Unmenschliches angetan wurde. Die Synagoge mit ihrer Erinnerungsarbeit hilft, Erinnerungen zu bewahren, Identitäten und Geschichte ins Gedächtnis rufen, auf Vergangenes aufmerksam zu machen, sich bewusst zu werden, zu lernen sowie zu mahnen ‚Nie wieder ist jetzt!‘, damit unsere Gegenwart und unsere Zukunft positiv gestaltet werden!“RED

23.8.2025, Spurensuche in der Synagoge

 

Spurensuche in der Synagoge

Nachfahren der Jüdin Hannelore Dreifus zu Gast in Vöhl

Bewegende Eindrücke: Nachfahren von Hannelore Dreifus haben die Vöhler Synagoge besucht, (links) zwei Söhne von Hannelore Dreifus, in der Mitte die Landkulturbotinnen Sarah Müller und Anastasiya Subbotina und (rechts) Enkel der Jüdin. © Foto: Jürgen Hübner

Vöhl – Im Jahre 2009 besuchte die frühere Battenberger Jüdin Hannelore Dreifus, geb. Stern, die ehemalige Synagoge in Vöhl. Ihr gefiel die Arbeit des Vöhler Vereins so sehr, dass sie ihm ein Jahr später ein besonderes Geschenk machte: Das Totenkleid, das sie schon zu Lebzeiten für sich selbst gekauft hatte und das sie nun in den USA – wie sie sagte – nicht mehr benutzen wollte. Außerdem übereignete sie dem Förderkreis einen Purimteller. Beide Präsente werden neben anderen Judaica im kleinen Museum der Synagoge ausgestellt.

Totenkleid und Teller waren nun ein Grund dafür, dass ein Besuch in der Vöhler Synagoge zu einer hochemotionalen Angelegenheit wurde. Acht Nachfahren der Hannelore Dreifus besuchten Deutschland auf einer Tour auf den Spuren ihrer Vorfahren, verbrachten ein Wochenende in Battenberg, wo sie den Friedhof und das Dorfmuseum in Battenfeld und andere Orte besuchten, die mit ihren Vorfahren in Zusammenhang standen.

Jürgen Hübner, nun bei Berlin wohnend, 2009 Vorsitzender des Battenberger Geschichtsvereins, wusste vom Besuch von Hannelore Dreifus in Vöhl und schlug nun auch den Nachfahren vor, einen Ausflug nach Vöhl zu unternehmen. Die Gäste aus den USA – das waren zwei Söhne der Hannelore Dreifus, eine Schwiegertochter, eine Enkelin mit Ehemann und weitere Enkel. Sie wurden von mehreren Battenberger Geschichtsfreunden begleitet.

Der Zufall wollte, dass der Besuch in die Zeit des Landkulturbotenprojekts fiel. Anastasiya Subbotina und Sahra Müller übernahmen daher die Aufgabe, die Gäste durch die Synagoge zu führen, dem Bedürfnis der Gäste nachkommend, sogar in englischer Sprache. Christiane Schimana-Schreiber, für das Landkulturbotenprojekt verantwortlich, und Karl-Heinz Stadtler ergänzten an der einen oder anderen Stelle und stellten den Gästen die Arbeit des Förderkreises vor.

Wie erwartet, fand das Totengewand das besondere Interesse der Besucher. Es war berührend zu sehen, wie sehr dieser besondere Gegenstand ihre Gemüter bewegte. Weißes Leinen mit schwarzer Borte versehen, so lagen in der Vitrine die Haube für den Kopf, Handschuhe und Schuhe, das Kleid, die Schürze und ein kleines Säckchen für Erde aus Israel. Da Juden davon ausgehen, dass der Messias noch kommt, und weil einige erwarten, dass er zuerst nach Israel kommt, wollen außerhalb von Israel wohnende Juden wenigstens ein wenig Erde aus ihrem „Heiligen Land“ mit ins Grab nehmen.

Anschließend saßen Gäste und Gastgeber noch zwei Stunden in Gesprächen zusammen. Die Enkelgeneration der Gäste unterhielt sich angeregt mit den jugendlichen Landkulturboten. Dieses Projekt stieß bei den Besuchern auf großes Interesse. Sie waren sogar richtiggehend begeistert – sowohl von dem Projekt an sich, als auch von den beiden jungen Damen, die sie so kompetent durch das Haus geführt hatten.

Karl-Heinz Stadtler meinte beim Abschied: „Begegnungen wie diese sind einer der Gründe dafür, dass wir tun, was wir tun: Erinnern an das, was in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft Menschen angetan wurde, die hier lebten; die Nachfahren um Vergebung bitten und zeigen, dass Deutschland heute ein anderes Land ist; jüdische Kultur durch Konzerte, Ausstellungen und Vorträge vorstellen. Wir bemühen uns insbesondere um den Kontakt zu jungen Leuten und arbeiten deshalb gern und intensiv mit Schulen und insbesondere mit der Ederseeschule Herzhausen zusammen.“

Die Gäste fanden beim Abschied viele nette Worte für die Arbeit des Förderkreises wie auch für ihre vorherigen Begegnungen in Battenberg und Umgebung. RED

24.7.2025, Schwungvolle Musik erfreut Herzen

 

Schwungvolle Musik erfreut Herzen

Jazzmusiker begeistern Publikum im Garten der Vöhler Synagoge

Konzert unter freiem Himmel: Die Jazz-Band „Riverside Jazz Messengers” hat den Besucherinnen und Besuchern in der Vöhler Synagoge am vergangenen Sonntag mit ihrer Musik einen unvergesslichen Nachmittag beschert. © Foto: Elea Ulbrich

Vöhl – Unter freiem Himmel gab die Jazz-Band „Riverside Jazz Messengers“ am vergangenen Sonntag ein heiteres Konzert im Garten der ehemaligen Synagoge in Vöhl. Die zum Teil aus Fulda stammenden Musiker waren bereits mehrfach in Vöhl aufgetreten und freuten sich, auch dieses Jahr das Publikum mit ihrem New-Orleans-Jazz unterhalten zu dürfen.

Vor allem auf den aus New Orleans stammenden Jazz hat sich die Band in den letzten Jahren konzentriert, dabei ist ihr vor allem Freiheit bei der Interpretation sehr wichtig. Blues, Swing, Dixieland sind die elementaren Bausteine ihrer Musik. Während schwungvolle Musik die Herzen des Publikums erfreute, wurde ebenfalls Kaffee und Kuchen ausgegeben, sodass eine entspannte und heimelige Atmosphäre entstand.

Mit Blasinstrumenten, Kontrabass, Klavier und Banjo interpretierte die bemerkenswerte Musikgruppe Songs wie „Careless Love“, „I found a new Baby“ und „Monday Night in New Orleans“ von dem Trompeter Kermit Ruffins neu und verlieh ihnen einen eigenen Charakter. Die Musikstücke zeichneten sich vor allem durch ihre belebten Tempovarianzen und auch den großen instrumentalistischen Anteil aus.

Mit wenig Text und ausdrucksstarkem Gesang wurden Geschichten früherer Interpreten zum Leben erweckt, es war eine Reise in die 1930er Jahre, in eine kulturelle Welt voller Musik. Bei manchen Songs sang die Band auch die deutsche Übersetzung der Jazz-Songs aus New Orleans.

Besonders der Song von Kermit Ruffins sorgte für Heiterkeit. „Das Stück handelt von einer Party in New Orleans mit leckeren Schweineschwänzen und roten Bohnen. Das gibt es dort alles“, beschrieb der Frontsänger und Trompeter Herbert Rittger amüsiert.

Organisiert wurde das Konzert vom Förderkreis Synagoge in Vöhl. Der Eintritt war frei, da die Jazzband keine Gage forderte und sich der Förderkreis somit auf Spenden beschränken konnte. Damit setzte die Band ein bemerkenswertes Zeichen im Bereich soziales Engagement.

Es war ein sehr gelungenes Konzert, das beim Publikum viel Freude ausgelöst hat. Besucht werden konnte auch die Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben aus dem Jahr 2021“, die zurzeit in der Vöhler Synagoge gezeigt wird. Es war ein unvergesslicher Nachmittag für Musiker und Gäste. ELEA ULBRICH 

5.7.2025, Viel Programm in Synagoge

 

Viel Programm in Synagoge

In Sommerferien: Führungen, Jazz, Ausstellung und Vorträge

In der Vöhler Synagoge: Die beiden Landkulturboten Tristan Krönert (links) und Jan Philipp Eisenberg sind in den Sommerferien im Einsatz. © Foto: pr

Vöhl – Der Förderkreis Synagoge in Vöhl hat sich für die Sommerferien einiges vorgenommen. Montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr bieten gut präparierte Schülerinnen und Schüler Führungen durch das frühere Versammlungs- und Gottesdienstgebäude an.

In den ersten beiden Wochen sind dies Jan Philipp Eisenberg und Tristan Krönert. Sie erzählen, warum und wie die Vöhler Synagoge als einzige der Region erhalten geblieben ist, wie der Sakralraum früher ausgestattet war, sie führen durch den Gedenkhof mit dem Mahnmal des Landkreises für alle im NS-Staat deportierten Menschen und durch die Räume im Obergeschoss mit interessanten Erinnerungsstücken an eine vergangene, aber nicht vergessene Zeit.

Am Sonntag, 13. Juli, wird um 13 Uhr die Ausstellung „Krieg und Frieden“ der Korbacher Künstlergruppe Artur im Nebenraum der Synagoge eröffnet. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs zeigen die Künstlerinnen und Künstler, die die Kunstszene der Region seit Jahren immer wieder mit ihren Ideen bereichern, wie sie mit ihren Bildern Krieg und Kriegsende empfinden und künstlerisch interpretieren.

Am selben Tag um 15 Uhr lädt der Förderkreis zu einem „Spaziergang auf den Spuren Vöhler Juden“ ein. Angesichts der früher von Juden bewohnten Häuser erfahren die Teilnehmer des Rundgangs viel über arme und reiche Juden, über ihre Geschäfte untereinander und mit christlichen Kunden, über die beginnende Diskriminierung, die Verfolgung und Vernichtung vieler Menschen.

Am Freitag, 18. Juli, macht „Daniela Sommers Sommertour 2025“ Station an der Vöhler Synagoge. Die Landtagsabgeordnete will mit ihren Besuchern gegen 14 Uhr das Gebäude besichtigen, sich über die Arbeit des Förderkreises informieren und auch den jüdischen Friedhof besuchen. Im Hof der Synagoge wird der Nachmittag fröhlich ausklingen.

Der Hof der Synagoge ist auch zwei Tage später, am Sonntag, 20. Juli, Ort des Geschehens, wenn zum wiederholten Male die „Riverside Jazz Messengers“ dort um 15 Uhr ein Konzert geben. Unter dem Titel „Spirituals und Gospels“ bietet die Gruppe „New Orleans Jazz“ vom Feinsten. Rhythmus, Feeling, gute Laune sind die Kernbotschaft an diesem Nachmittag mit den Jazzern von Eder- und Fuldastrand. Der Förderkreis kredenzt selbstgebackene Kuchen und Kaffee; natürlich gibt es auch gekühlte Getränke. Der Eintritt ist frei; natürlich sind Spenden willkommen.

Am Sonntag, 27. Juli, bietet der Verein eine Führung über den jüdischen Friedhof an. Themen sind dabei die Entstehung und Geschichte der Begräbnisstätte, die Symbolik der Grabsteine sowie jüdische Begräbnisriten. RED

1.7.2025, Geschichte erlebbar machen

 

Geschichte erlebbar machen

Neue Landkulturboten haben sich in Synagoge vorgestellt

Besonderer Ferienjob: Die neuen Landkulturboten mit Karl-Heinz Stadtler (4. von links) und Bürgermeister Karsten Kahlhöfer (rechts) vor dem Gebäude der ehemaligen Synagoge in Vöhl. © Foto: Elea Ulbrich

Vöhl – Die diesjährigen Landkulturboten in der ehemaligen Vöhler Synagoge haben sich am vergangenen Donnerstag bei einer Veranstaltung vorgestellt. Vorab präsentierte sich noch das „Netzwerk für Toleranz” als Unterstützer des Projektes. Sechs Schülerinnen und Schüler von der Alten Landesschule Korbach und der Ederseeschule in Herzhausen wurden für einen Ferienjob in der Synagoge ausgewählt.

Hierbei handele es sich um einen sehr unkonventionellen Ferienjob, wie Leiter und Organisator Karl-Heinz Stadler in seiner Ansprache mehrmals betonte. Denn es gehe vor allem darum, den engagierten Schülerinnen und Schülern die bedeutende Geschichte dieses Ortes und das Leid der Judenverfolgungen im Zweiten Weltkrieg näherzubringen, weshalb die jüdische Gemeinde in Vöhl nicht mehr existiere.

„Das Projekt ist deshalb auch wichtig, weil es sich an junge Leute richtet, an Jugendliche“, so Karl-Heinz Stadler. In den hessischen Schulferien vom 7. Juli bis zum 15. August sollen die Landkulturboten ein 30 Seiten langes Skript lernen und in diesem Zeitraum von montags bis freitags Besuchern und Feriengästen für Führungen zur Verfügung stehen. Zudem werden die Landkulturboten 80 Arbeitsstunden in der Synagoge leisten – zusammen mit zusätzlichen Terminen wird mit insgesamt 100 Stunden gerechnet.

In dieser Zeit widmet sich jeder der Landkulturbote auch einem speziellen Thema und bereitet dazu einen Vortrag vor. Die Präsentationen sollen voraussichtlich am 11. September gehalten werden. Die Themen reichen von der Gründung der NSDAP über Werbevideos, in denen die Synagoge an sich und deren Projekte beworben werden soll, die jüdische Religion, bis hin zur Judenverfolgung vor der NS-Zeit. „Ich finde, es ist eine sehr andere Art Ferienjob, die neben dem eigentlichen Grund, Geld zu verdienen, auch Wissen vermittelt”, sagte Anastasia, eine der sechs Landkulturboten und Schülerin der Alten Landesschule Korbach.

Die Jugendlichen haben sich alle motiviert präsentiert, auch ist ihnen bewusst, wie wichtig das Projekt ist, das bereits zum achten Mal in der Synagoge stattfindet. „Ich finde es gut, ein Zeichen zu setzen gegen Antisemitismus und Rassismus”, ergänzte Jan Philipp Eilenberg, ein weiterer Landkulturbote. Auch der Förderkreis Synagoge in Vöhl freut sich auf eine gute Zusammenarbeit mit den Jugendlichen. ELEA ULBRICH

18.6.2025, Starke Stimmen ohne viele Worte

 

Starke Stimmen ohne viele Worte

Musikgruppe „Sedaa“ begeistert die Zuhörer beim Konzert in Vöhler Synagoge

Drei Musiker mit Instrumenten
Musik aus fremden Welten: die Gruppe „Sedaa“ mit (von links) Ganzorig Davaakhuu, Omid Bahadori und Naraa Naranbaatar. © Foto: Elea Ulbrich

Vöhl – „Mongolei meets Orient“: Die Musikgruppe „Sedaa“ trat in der ehemaligen Synagoge in Vöhl auf und entführte das Publikum in eine fremde Welt zwischen Orient und mongolischer Steppe. Das Trio besteht aus dem Meistersänger Naraa Naranbaatar, dem Hackbrettspieler Ganzorig Davaakhuu und dem Multi-Instrumentalisten Omid Bahadori.

Das Konzert war gut besucht und von Beginn an herrschte eine ausgelassene Stimmung. Besonders der Meistersänger Naraa Naranbaatar beeindruckte mit seiner tiefen und eindrucksvollen Stimme, mit der er jedoch auch hohe Töne erreichen kann. Er beherrscht Untertongesang sowie Kehlgesang, der es ermöglicht, zwei hörbare Töne gleichzeitig zu singen.

Die Gruppe spielte während ihres Auftritts an unterschiedlichsten Instrumenten, wie dem Kontrabass, der mongolischen Pferdekopfgeige, dem Hackbrett, einer Trommel und Gitarre. Die drei Bandmitglieder sangen auf Persisch sowie Mongolisch.

Trotz der Sprachbarriere vermittelte Sedaa den Zuhörern die Botschaften ihrer Lieder, die sich durch Lebendigkeit und dramatischen Spannungsaufbau charakterisieren lassen. Es brauchte nicht viele Worte, um die Sinnlichkeit und Bedeutung der Musik nachvollziehen zu können. Ergriffen erlebten die Zuschauer eine ausdrucksstarke musikalische Fusion zweier unterschiedlicher Kulturen, die in der Musik eins werden.

Mit Freude erinnerten sich die Musiker an ihren letzten Besuch in Vöhl im Jahr 2019. Sie erzählten, im Laufe ihrer Karriere in 26 Ländern gespielt zu haben. Den Song „Homecoming“ auf ihrem neuen Album widmeten sie dem Nachhausekommen nach langer Zeit in der Fremde. „Manchmal haben wir uns sehr gefreut, nach einer langen Tour wieder nach Hause zu kommen“, gab Omid Bahadori zu.

Im Verlauf des Konzerts forderten die Musiker das Publikum auf, mitzusingen, was ebenfalls für ein freundschaftliches Miteinander zwischen Band und Besucher sorgte. Alles in allem war es ein bereicherndes Konzert, aus dem jeder für sich etwas mitnehmen konnte. ELEA ULBRICH

4.6.2025, Liste erinnert an Opfer der NS-Zeit

 

Liste erinnert an Opfer der NS-Zeit

Kriegsende vor 80 Jahren: Vortragsveranstaltung in der Vöhler Henkelhalle

Kriegsende vor 80 Jahren: Viele Vöhlerinnen und Vöhler waren in die Henkelhalle gekommen, um zu erfahren, was die Referenten über die damaligen Geschehnisse in der Region zusammengetragen hatten. © Fotos: pr

Vöhl – An den Einmarsch der Amerikaner in die 15 Dörfer der heutigen Gemeinde Vöhl vor 80 Jahren wurde bei einer Veranstaltung der Henkelhalle erinnert. Eingeladen dazu hatten die vier Kirchengemeinden, der Geschichtsverein Itter-Hessenstein und der Förderkreis Synagoge in Vöhl.

Nach arbeitsintensiven Recherchen und Vorbereitungen stellten Volker König, Andreas Schultze, Susanne Sell, Dr. Heinrich Knoche und Karl-Heinz Stadtler dar, was seinerzeit in den Orten geschah. Für die musikalische Unterhaltung an diesem Nachmittag bei Kaffee und Kuchen sorgte Nadine Fingerhut mit hervorragend vorgetragenen, selbst getexteten und komponierten Liedern.

Zu Beginn informierte Dr. Frank Hartung über den Zug der amerikanischen Armeen von der Brücke bei Remagen bis in heimische Region. Ziel der US-Truppen war zum einen Paderborn, um sich mit anderen Armeen zu vereinigen und das noch von deutschen Truppen gehaltene Ruhrgebiet einzukesseln. Zum anderen sollte auf dem Weg nach Kassel und weiter nach Osten die Sperrmauer erreicht werden, um deren Sprengung durch deutsche Soldaten zu verhindern.

Kind starb durch eine Handgranate

Die folgenden Referenten thematisierten dann den schnellen Rückzug deutscher Soldaten, die nicht immer folgenlosen Schüsse amerikanischer Panzer bei der Annäherung an die Vöhler Orte, die Durchsuchung der Häuser nach Soldaten und Waffen, die Behandlung der Nazis und den Wechsel der Bürgermeister und anderer Verantwortungsträger. Auch das Verhalten von Kriegsgefangenen, Fremd- und Zwangsarbeitern kamen zur Sprache.

In Ederbringhausen hatten 30 SS-Leute aus der Arolser Kaserne Widerstand leisten wollen. Sieben von ihnen bezahlten die unsinnige und von verantwortungslosen Vorgesetzten befohlene Aktion mit ihrem Leben. Auch in Buchenberg kam es zu einem Todesfall. In Dorfitter wurde die Tochter russischer Zwangsarbeiter durch den Schuss eines Panzers getötet und ein Parteiaktivist brachte sich selbst um. In Harbshausen starb ein fünfjähriges Kind, weil es mit einer in einem zurückgelassenen amerikanischen Panzer vergessenen Handgranate spielen wollte.

Eine schlimme Geschichte schilderte Karl-Heinz Stadtler. Das zu Beginn der Nazizeit auf dem Vöhler Masloh errichtete Arbeitsdienstlager wurde gegen Kriegsende zu einem wohl von der SS betriebenen Wehrertüchtigungslager, wo Hitlerjungen vorbereitende Lehrgänge für den Kriegseinsatz besuchten. Wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner verließ eine Gruppe von zehn Lehrgangsteilnehmern das Lager Richtung „Festung Harz“, wo sie Mitte April eintrafen. Am 18. April wurden neun von ihnen, der Zehnte hatte sich verstecken können, von Amerikanern festgenommen und am nächsten Tag erschossen.

Erst Anfang der 1990er Jahre hatte jener zehnte Junge, die Angelegenheit zur Anzeige gebracht. Das Grab der Jungen wurde im Wald bei Treseburg gefunden und geöffnet. Festgestellt wurde, dass die Jungen durch Genickschuss getötet worden waren. Wegen des großen zeitlichen Abstands zum Geschehen kam die Untersuchung der Staatsanwaltschaft zu keinem Ergebnis. In Vöhl bekannt wurde die Angelegenheit durch ein Auskunftsersuchen der Staatsanwaltschaft in Magdeburg.

Über 300 Soldaten ließen ihr Leben

An einer Wand der Henkelhalle hing eine Liste mit über 400 von Stadtler und Volker König ermittelten Namen von Opfern von Krieg und Gewalt mit Bezug zu den 15 Vöhler Dörfern. Darunter waren über 300 Soldaten; bei den anderen Personen handelte es sich um die vom NS-Regime ermordeten Juden, die Toten von Ederbringhausen, Buchenberg und Dorfitter, die Opfer im Zusammenhang mit den Ereignissen am Polenkreuz und die neun Jungen vom Wehrertüchtigungslager.

Mitgeteilt wurde auch die Zahl der Fremd- und Zwangsarbeiter. In den 15 Dörfern lag die Gesamtzahl bei 513, wobei die in Obernburg und Hof Lauterbach beschäftigten Kriegsgefangenen noch nicht miterfasst waren. Und sie wurden – das wurde in den Gesprächen deutlich – durchaus nicht alle von ihren Arbeitgebern gut behandelt. Man machte Unterschiede nach „rassischen“ Gesichtspunkten: französische und niederländische Fremd- und Zwangsarbeiter durften mit den Bauernfamilien am Küchentisch essen, bei Polen und Russen war das nur selten der Fall.

Man hatte manchmal Angst vor den Zwangsarbeitern, verhielt sich ihnen gegenüber distanziert, manchmal auch schroff und provozierte damit hin und wieder Reaktionen der Verärgerung und des fehlenden Respekts. Susanne Sell machte dies am Beispiel der am späteren Polenkreuz hingerichteten polnischen Zwangsarbeiter deutlich, die vorher wegen Bagatelldelikten im Lager Breitenau oder im Kasseler Gefängnis in Welheiden inhaftiert waren, bevor man sie bei Herzhausen wegen der Tat eines anderen aufhing.

Den Nachmittag in der Henkelhalle beschloss Pfarrer Andreas Reichwein von der Kirchengemeinde Viermünden, zu der auch Ederbringhausen und die beiden Orkedörfer gehören. Er sprach das „Gebet der Vereinten Nationen“, das der amerikanische Präsident Roosevelt 1942 erstmals öffentlich im Radio gesprochen hatte und in dem Gott um den Sieg über die Tyrannen gebeten wird, die alle freien Menschen und Nationen versklaven würden. Als Aufgabe der Menschen definiert er, „aus der Erde einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden“.
RED

24.4.2025, Projekt Landkulturboten geht in neue Runde

 

Projekt Landkulturboten geht in neue Runde

Förderkreis Synagoge in Vöhl ruft Schülerinnen und Schülern zur Bewerbung auf

In der alten Synagoge in Vöhl werden die neuen Landkulturboten arbeiten. © ArchivFoto: Julia Janzen

Vöhl – Der Förderkreis Synagoge in Vöhl bietet auch in diesem Jahr wieder das Projekt Landkulturboten an. Für jeweils zwei Wochen in den Sommerferien arbeitet dabei ein Tandem von Schülerinnen und Schülern in der ehemaligen Synagoge in Vöhl.

Neben ihrer Aufgabe als Gästeführer erarbeiten sie in dieser Zeit ein individuelles Projekt zu einem geschichtlichen Thema. Die umfangreiche Bibliothek im Dachgeschoss der Synagoge kann zur Recherche genutzt werden und auch Mitglieder des Förderkreises stehen beratend zur Seite.

Nach einer Vorbereitung durch Mitglieder des Förderkreises sollen die Landkulturboten den Besuchern des historischen Gebäudes dessen Geschichte erklären, die Räumlichkeiten zeigen und Einblicke in die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde geben.

Die Anwesenheit der Landkulturboten ermöglicht es, dass die ehemalige Synagoge Vöhl während der hessischen Sommerferien täglich für Gäste geöffnet werden kann. Das Projekt wird vom Netzwerk für Toleranz im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesfamilienministerium sowie im Rahmen des Landesprogramms „Hessen aktiv für Demokratie, gegen Extremismus“ vom Land Hessen gefördert.

Die Ausarbeitungen der Landkulturboten werden dann in der feierlichen Abschlussveranstaltung im September einem interessierten Publikum vorgestellt. An diesem Termin erhalten die Landkulturboten auch ein Zertifikat.

Für das Projekt Landkulturboten bewerben können sich Realschülerinnen und Realschüler ab 15 Jahren und Gymnasiasten ab 17 Jahren, die aus der Gemeinde Vöhl oder einer angrenzenden Kommune kommen und Interesse an geschichtlichen Themen haben. Sie sollten teamfähig sein, Spaß am Umgang mit Menschen haben und sich für unsere Region interessieren. Die Tätigkeit wird nach Mindestlohn vergütet. Die Arbeitszeit beträgt 40 Stunden pro Woche, dazu kommen rund 10 Stunden an Vor- und Nachbereitungstreffen.

Interessierte Jugendliche senden bitte ihre Bewerbung (Anschreiben und Lebenslauf) per E-Mail an This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.. Einsendeschluss ist der 3. Mai 2025. Weitere Informationen sind außerdem auf der Internetseite des Förderkreises synagoge-voehl.de zu finden.
RED

23.4.2025, Philipp Wecker neuer Vorsitzender

 

Philipp Wecker neuer Vorsitzender

Förderverein Synagoge in Vöhl: Karl-Heinz Stadtler rückt ins zweite Glied

 
Langjährige Mitglieder hat der Förderkreis Synagoge Vöhl geehrt.

Vöhl – Philipp Wecker, Historiker, Kunstgeschichtler und noch keine 30 Jahre alt, löst Karl-Heinz Stadtler als Vorsitzender des Förderkreises Synagoge in Vöhl ab. Stadtler rückt aus gesundheitlichen Gründen „ins zweite Glied“. „Außerdem ist es ein Glücksfall, dass ein junger und fachlich versierter junger Mann da ist, der den Vorsitz übernehmen will. Da wäre es doch dumm, die Chance zum Wechsel nicht zu nutzen“, sagte Stadtler bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins.

Wiedergewählt wurden bei der Versammlung die Vorstandsmitglieder Herbert Keim und Birgit Stadtler für die Kassenführung, Elke Müller und Karin Keller für das Schriftwesen. Beisitzer blieben bzw. wurden Anna Evers, Peter Göbel, Berthold Herbertz, Herbert Keim, Sahra Küpfer, Günter Maier, Marius Putscher, Christel Schiller, Christiane Schimana-Schreiber und Walter Schauderna. Marius Putscher aus Rhena wurde neu in das Gremium gewählt.

Karl-Heinz Stadtler berichtete über die Aktivitäten im vergangenen Jahr. Der Förderverein Synagoge in Vöhl habe zurzeit 221 Mitglieder. Die Arbeit mit jungen Leuten sei dem Verein sehr wichtig. Der regelmäßige Besuch von Konfirmanden, das Landkulturbotenprojekt, die Auftritte der Musikschule Frankenberg mit Sahra Küpfer und die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Ederseeschule Herzhausen, zum Beispiel beim Tag des Gedenkens an den Holocaust, aber auch bei Besuchen von Klassen in den Fächern Religion, Ethik und Geschichte würden dies unterstrechen. Die Ederseeschule wurde unter anderem für diese Zusammenarbeit als „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“ anerkannt.

Vorträge zum Nahostkonflikt, Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen und Führungen im Gebäude und durch das Dorf wurden angeboten. Karin Keller, zu deren Aufgaben auch die Auswahl der Kinofilme und die Organisation der Konzerte in der Synagoge gehört, berichtete, dass die Besucherzahlen sich langsam wieder denen der Vor-Corona-Zeit nähern. Sie dankte der Deutsch-Finnischen Gesellschaft und der Sparkassen-Kulturstiftung, die bei jeweils einem Konzert pro Jahr den Förderkreis unterstützen.

Herbert Keim berichtete über einen befriedigenden Kassenstand. Regina Kolmi, die mit Gerhard Henkel die Kasse geprüft hatte, beantragte die Entlastung des Vorstands, die auch gewährt wurde.

Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden übernahm Philipp Wecker die Leitung der Mitgliederversammlung in Vöhl. Er berichtete, dass dem Verein immerhin noch 66 Personen angehören, die im Gründungsjahr 1999 bereits beigetreten waren. Eine Urkunde und Anstecknadel erhielten: Lothar Albrecht, Heidi Bock, Heike Bönisch, Ingeborg Drüner, Anna Evers, Achim Frede, Birgit Göbel, Peter Göbel, Klaus Hartmann, Ingeborg Hoffmann, Friedrich Hoffmann, Karin Keller, Wolfgang Keller, Regina Kolmi, Sahra Küpfer, Eberhard Leicht, Günter Maier, Elke Müller, Ulrich Müller, Heinz Schäfer, Christel Schiller, Elsbeth Schwarz, Birgit Stadtler, Karl-Heinz Stadtler, Edelhard Wudel sowie Bündnis 90/Die Grünen.

Da Stadtler das Jahresprogramm 2025 noch federführend vorbereitet hatte, nannte er einige Schwerpunkte. Den Vorstand habe besonders gefreut, dass im Rahmen des Literarischen Frühlings auch eine Veranstaltung in der Synagoge stattfand.

Karin Keller hat für das Jahr sechs Abend- und ein Nachmittagskonzert – Letzteres im Hof der Synagoge mit den Riverside-Jazz-Messengers - vorgesehen. Hochkaräter wie „Sedaa“, „Sister Gold“, Christian Backhaus mit Anna Todorova und ein Weihnachtskonzert mit Fola Dada und ihren Freunden stehen noch aus.

Der neue Vorsitzende Philipp Wecker dankte dem Vorstand für die intensive und freundschaftliche Zusammenarbeit in der Vergangenheit und versprach den Teilnehmern der Versammlung, dass die engagierte Arbeit fortgesetzt werde.
RED

5.4.2025, Für jiddische Kultur gelebt

LITERARISCHER FRÜHLING

Für jiddische Kultur gelebt

Dovid Bergelsons Liebe zur Sprache

Um die Liebe Dovid Bergelsons zur jiddischen Kultur ging es bei der Lesung mit Sabine Koller und Klaus Brill. © Foto: E. Schmidt

Vöhl – „Ich weiß, dass ich nicht mehr lange zu leben habe, doch ich liebe das Jiddische wie ein liebender Sohn die Mutter“, waren, so das Verhörprotokoll, seine letzten Worte. Im Lubjanka-Gefängnis in Moskau, am 12. August 1952, an seinem 68. Geburtstag, wurde Dovid Bergelson erschossen. Es war die „Nacht der ermordeten Dichter“. Für Stalin ein letzter Schritt auf dem Weg, die jiddische Lyrik auszulöschen. Mit diesem letzten Satz endet auch das Buch „Die Welt möge Zeuge sein“, das im Rahmen des literarischen Frühlings in der Synagoge Vöhl von Sabine Koller vorgestellt wurde. Die Professorin für Slavisch-Jüdische Studien an der Universität Regensburg studierte Romanistik und Slawistik in Sankt Petersburg und verbrachte für ihre wissenschaftliche Arbeit auch viel Zeit in Litauen, Moskau, Petersburg und Jerusalem.

Mit 15 ausgewählten Texten, 13 Erzählungen und einem Ausschnitt aus dem Drama „Prinz Reuveni“ , ergänzt durch einfühlsam ausgewählte Zitate des Dichters, öffnet sie für die Besucher im ausverkauften ehemaligen Betsaal der Synagoge einen neuen Blick auf die Geschichte eines Volkes, die von der Antike bis zur Neuzeit geprägt ist von Stigmatisierung, Unterdrückung, Verfolgung, Gewalt, Verlust, Pogromen, Stalinismus und dem Nationalsozialismus. Es ist der Blick einer Wissenschaftlerin, die, so scheint es, die Sprache des Dichters ebenso liebt wie er selbst.

Immer wieder liest sie ausgewählte Textpassagen in jiddischer Sprache, erklärt die Entstehung einer Sprache, die sich wie eine Landkarte entlang der Migrationswellen durch Europa zieht und so Regionen und Länder miteinander verbindet. Klaus Brill, Programmleiter des literarischen Frühlings, begleitet als ausgewiesener Kenner deutscher Geschichte die Wissenschaftlerin mit politischen und historischen Einordnungen. Dovid Rafailowitsch Bergelson, geboren 1884 in Ochrimowo, in der heutigen Westukraine, lebte lange Zeit in Kiew, gründete dort die Jiddische Kulturliga. In den 1920er Jahren verließ er, wie rund 40.000 jüdische Revolutionsflüchtlinge, das Zarenreich, um in Berlin eine neue Heimat zu finden.

Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus zog es ihn, den nun überzeugten Sozialisten, wieder zurück in die Sowjetunion. Er glaubte fest daran, dass die jiddische Sprache und systemnahe Schriftsteller nur dort eine Zukunft hätten. Diese Überzeugung und seine führende Mitgliedschaft im einflussreichen Jüdischen Antifaschistischen Komitee, das in der ganzen Welt Gelder für die Rote Armee akquirierte, schützten ihn am Ende aber nicht vor Stalins letztem paranoiden antisemitischen Feldzug gegen die jüdische Kultur. Bergelsons Traum von einem Nationen umfassenden „Jiddischland“, einer Art „Wortrepublik“ starb mit ihm.

Das Buch „Die Welt möge Zeuge sein“ mit achtsam ausgewählten Texten, die mit Schonungslosigkeit und Härte, eindringlich und subjektiv vom Niedergang des jüdischen Lebens berichten, wird ergänzt durch ein ausführliches Nachwort: zum Leben des Schriftstellers, zur Übersetzung, mit Anmerkungen zur Entstehung der Texte und einer geschichtlichen Einordnung.

Sabine Koller und Klaus Brill gelingt es in der Synagoge, sachlich und doch emotional eine dichte, besondere Atmosphäre zu schaffen, die 120 Besucher beinahe zwei Stunden lang in ihren Bann zieht. Mit dem Applaus will Sabine Koller Tränen der Rührung nicht zurückhalten. Tief bewegt ist sie noch immer und immer wieder von den Texten. Aber auch von einem Publikum, das so aufmerksam, mitfühlend und klug ihrer Geschichte und der von Dovid Bergelson folgte.
BARBARA LIESE

3.4.2025, Von Vertreibung und Schokolade

 

Von Vertreibung und Schokolade

Senioren teilen 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Erinnerungen

Erzählen und zuhören: (von links) Ulrich Müller, Gerhard Stumpe und Walter Henkler. © Fotos: Stefanie Rösner

Vöhl – „Wir hatten solche Angst“, sagt Marlies Schreiber und schüttelt den Kopf. „So etwas wie den Krieg will ich nicht mehr erleben.“ Die im Jahr 1932 geborene Obernburgerin gehört zu den knapp 40 Seniorinnen und Senioren, die am vergangenen Sonntag in der Henkelhalle in Vöhl von ihren Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg erzählt haben. Eindrucksvoll schildert sie von einer Gruppe deutscher Soldaten, die kurz vor Kriegsende nach Russland an die Front mussten und dort alle umkamen. „Wir hatten uns als Kinder ja immer mit denen unterhalten.“ Für die junge Marlies war das damals alles unbegreiflich.

80 Jahre nach dem Ende des Krieges wollten die Veranstalter in Vöhl so viele Zeitzeugen wie möglich zusammenbringen und deren Geschichten sammeln. Sie haben die mündlichen Berichte aufgezeichnet und wollen sie später schriftlich festhalten, damit nicht noch mehr Erinnerungen an diese Zeit verloren gehen.

Pfarrerin Ursula Nobiling, die Pfarrer Matthias Müller, Andreas Reichwein und Dr. Harald Wahl zählten zu den Moderatoren, die die Gespräche an den Tischen anleiteten, wo sich Bewohnerinnen und Bewohner der verschiedenen Vöhler Ortsteile versammelt hatten. Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises Synagoge Vöhl und Volker König vom Geschichtsverein Itter-Hessenstein freuten sich über die große Resonanz der älteren Bürgerinnen und Bürger, die das Kriegsende meist als Kinder miterlebt hatten.

Viele Erinnerungen sind verblasst, manches ist nach acht Jahrzehnten längst vergessen, doch einzelne Erlebnisse haben die alten Menschen noch heute klar vor Augen. „Wir Kinder haben die Amerikaner nach Schokolade gefragt“, erinnert sich Walter Henkler aus Basdorf an die Zeit der amerikanischen Besatzung.

In den Dörfern rund um Vöhl und darüber hinaus endete der Krieg bereits Ende März 1945, als amerikanische Panzer durch die Orte fuhren. „Wir Kinder standen am Zaun und haben zugeschaut. Ein Panzer schoss in die Luft. Da haben wir uns erschreckt und sind schnell ins Haus geflitzt“, berichtet Wilfried Schultze-Ueberhorst aus Basdorf. „Ein amerikanischer Soldat mit Maschinengewehr ging dann durch unser Haus und suchte alle Zimmer ab.“ An der Dorfkirche war ein Bettlaken als weiße Flagge gehisst.

„Keine guten Erinnerungen“ an diese Jahre hat seine Ehefrau Johanna Schultze-Ueberhorst, die 1939 geboren wurde und mit ihrer Familie aus dem Riesengebirge nach Detmold ausgewiesen wurde. „Wir hatten sehr viel Hunger gelitten. Wenn es mal Pellkartoffeln mit Salz gab, war das ein Festmahl.“ Ihr Vater war in Kriegsgefangenschaft und traf die Familie nach dem Krieg wieder. Doch später sprachen die Eltern nicht über die Zeit des Nationalsozialismus. „Das wurde verdrängt. Wir haben lange Jahre nichts von der Tragik erfahren.“

Flucht und Vertreibung hat auch Gerhard Stumpe erfahren. Als niederrheinische Familie wurden er, seine fünf Geschwister und seiner Mutter wegen der herannahenden Westfront evakuiert und später aus dem Egerland vertrieben. „Meine 16-jährige Schwester musste Zwangsarbeit leisten, und meine jüngere Schwester und ich arbeiteten für den Broterwerb in der Landwirtschaft.“ Später wurde die Familie nach Herzhausen gebracht.

Der Krieg endete offiziell am 8. Mai 1945. Viele Menschen waren mittellos. „Wir haben Bucheckern im Wald gesammelt und Ähren vom Feld, wenn es abgeerntet war“, erinnert sich Manfred Kreuzer aus Obernburg.

Die zahlreichen Tonaufnahmen sollen in Texte verarbeitet werden, kündigte Karl-Heinz Stadtler an. „Vielleicht entsteht daraus ein Buch.“ Am 25. Mai sollen die Ergebnisse in Vöhl präsentiert werden.
STEFANIE RÖSNER

22.3.2025, An Krieg erinnern und Frieden feiern

 

An Krieg erinnern und Frieden feiern

Aktion in Vöhl: Ältere Mitbürger sollen am 30. März Geschichten erzählen

Sie laden ein: (hinten von links) Dr. Heinrich Knoche, Dr. Reinhard Kubat, Dr. Frank Hartung, Peter Göbel, Pfarrer Andreas Reichwein, (Mitte von links) Susanne Sell, Susanne Kubat, Christiane Schimana-Schreiber, Ursula Nobiling, Arno Klöser, (vorne von links) Andreas Schultze, Volker König, Karl-Heinz Stadtler, Matthias Müller. Es fehlt Dr. Harald Wahl). © Foto: pr

Vöhl – „Wir möchten wissen, was bei Kriegsende und in der Zeit der Besatzung bis 1949 in den Dörfern der Nationalparkgemeinde Vöhl los war“ : So begründet Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis Synagoge in Vöhl, was er zusammen mit den vier Pfarrern der evangelischen Kirchengemeinden und dem Geschichtsverein Itter-Hessenstein vorhat.

Pfarrerin Ursula Nobiling sowie die Pfarrer Matthias Müller, Andreas Reichwein und Dr. Harald Wahl laden mit Stadtler und Volker König vom Geschichtsverein die älteren Bürgerinnen und Bürger aller Vöhler Ortsteile, die das Kriegsende meist als Kinder miterlebt haben, am Sonntag, 30. März, um 16 Uhr in die Henkelhalle ein. Dort sollen die Senioren in kleinen Gruppen, unterstützt von den Moderatoren, erzählen.

Sie können berichten über den Einzug der amerikanischen Soldaten, über weiße Fahnen oder Widerstand, über Ge- und Verbote, über Veränderungen in den Kindergärten, Schulen und Kirchen, über Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene oder über das Verhalten der Besatzungsmacht gegenüber führenden Nationalsozialisten. Thematisiert werden sollen auch Flucht und Vertreibung, sowohl aus der Sicht der Flüchtlinge und Vertriebenen als auch aus der Sicht der Einheimischen.

„Ende März vor 80 Jahren war das die Osterzeit, als die amerikanischen Soldaten in unsere Dörfer einrückten. Insofern passt der 30. März als Termin für die Veranstaltung“, so Pfarrer Matthias Müller.

Seine Kollegin Ursula Nobiling hofft, dass viele ältere Menschen kommen und erzählen, woran sie sich noch erinnern.

„In den Jubiläumschroniken einiger Dörfer sowie in Ursula Wolkers Buch ‚Zwischen Kriegsende und Neubeginn‘ gibt es einige Informationen, aber wir wollen mehr erfahren“, meint Geschichtsvereinsvorsitzender Volker König. Außerdem seien die heutigen Alten vielleicht eher als frühere Zeitzeugen bereit, auch kritische Aspekte anzusprechen.

Es gehe ja auch darum, wie die Amerikaner mit den Verantwortungsträgern der NS-Zeit umgegangen seien. Wer wurde seines Amtes enthoben? In welchen Fällen wurde ehrenamtliches Wirken untersagt? Wie war das mit den sogenannten „Persilscheinen“, also mit Gefälligkeitsaussagen, mit denen Täter „reingewaschen“ wurden?

Pfarrer Andreas Reichwein weist darauf hin, dass in Ederbringhausen bei Kriegsende auf amerikanische Panzer geschossen worden sei, dass Häuser zerstört und Menschen auch getötet worden seien. „Kriege sind furchtbar. Ich hoffe sehr, dass wir nie wieder einen Krieg erleben“, macht er deutlich.

Sein Kollege Pfarrer Dr. Harald Wahl hofft darauf, dass es auch noch Fotos aus jener Zeit gibt und am 30. März mitgebracht werden. „Vielleicht machen wir aus den Erinnerungen ein Buch, in dem Bilder die Texte illustrieren.“ Und Dr. Heinrich Knoche wünscht sich auch andere Unterlagen, Ausweise, Schriftstücke und andere Gegenstände aus jenen Jahren.

Auf jeden Fall, darin ist sich die Vorbereitungsgruppe dieser besonderen Aktion einig, soll bei einer weiteren Veranstaltung am 25. Mai eine Zusammenfassung des Erzählten vorgestellt werden. Dann möchte die Liedermacherin Nadine Fingerhut mitwirken“, verrät Karl-Heinz Stadtler.
RED

15.3.2025, Ein erlesenes Musikmenü

 

Ein erlesenes Musikmenü

„Kammer“-Konzert in Vöhler Synagoge beeindruckt

Mit „Kam­mer“ ha­ben Vio­li­nist Flo­ri­an May­er, Cel­list Mat­thi­as Hüb­ner und Gi­tar­rist Mal­te Vief ihr ak­tu­el­les Kon­zert­pro­gramm be­ti­telt. © Fo­to: pr

Vöhl – Be­reits zum 193. Mal hat­te der För­der­kreis „Syn­ago­ge in Vöhl“ zu ei­nem Kon­zert in das ehe­ma­li­ge jü­di­sche Ge­bets­haus ein­ge­la­den und zahl­rei­che Mu­sik­freun­de sind letz­ten Sams­tag der Ein­la­dung ge­folgt. Sie be­ka­men ein er­le­se­nes mu­si­ka­li­sches Me­nü drei­er Aus­nah­me­künst­ler ser­viert, das noch lan­ge in den All­tag nach­klin­gen und in der Er­in­ne­rung lä­cheln las­sen wird. Ein we­nig hat das Pu­bli­kum am Le­ben der Mu­si­ker durch ih­re aus­drucks­star­ke mu­si­ka­li­sche In­ter­pre­ta­ti­on teil­ha­ben dür­fen.

„Kam­mer“ ha­ben Gi­tar­rist Mal­te Vief, Cel­list Mat­thi­as Hüb­ner und Vio­li­nist Flo­ri­an May­er ihr ak­tu­el­les Kon­zert­pro­gramm be­ti­telt. Al­le drei wa­ren be­reits als Mit­glie­der an­de­rer En­sem­bles in der Vöh­ler Syn­ago­ge zu Gast und si­cher­lich ei­ni­gen der Kon­zert­be­su­cher als ab­so­lu­te Kön­ner an ih­ren In­stru­men­ten be­kannt. Der Kon­zert­ti­tel spielt auf ei­nen selbst­ge­schrie­be­nen Stück­zy­klus an, der den Le­bens­kreis be­schreibt und als „Kam­mer“ auf Ton­trä­ger zu­sam­men­ge­fasst ist.

Aus dem Zy­klus prä­sen­tier­ten die drei Sai­ten-Vir­tuo­sen in der zwei­ten Hälf­te des Pro­gramms die Se­quen­zen „Lie­be“, „Kreis“, „Tod“ und „Ich“. Zu­vor hat­ten sie ih­re be­geis­ter­te Zu­hö­rer­schaft be­reits un­ter an­de­rem mit ei­ner eng­li­schen Gigue aus dem 16./17. Jahr­hun­dert oder „Lu­ci­as Tanz“ zum skan­di­na­vi­schen Lich­ter­fest in der dunk­len Win­ter­zeit er­freut.

Stau­nen­de Be­wun­de­rung rie­fen die „Kam­mer“-In­ter­pre­ten vor al­lem mit „Auf der Flucht“ her­vor, ei­nem über­aus laut­ma­le­ri­schen, nicht min­der ra­san­ten Lauf über die Sai­ten, der den ge­schei­ter­ten Ver­such schil­dert, ei­ner all­zu an­häng­li­chen Sand­kas­ten­lie­be zu ent­kom­men.

Bei ei­ner Ca­pri­ce von Pa­ga­ni­ni er­wies sich Flo­ri­an May­er auch als Künst­ler im Ge­sichts­aus­druck. Auch oh­ne die Mu­sik zu hö­ren wä­re deut­lich ge­wor­den, dass es um ei­ne ver­ba­le Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Mann und Frau ging – ein­fach nur, in­dem man May­ers Mi­mik stu­dier­te. Und beim Cel­lo­so­lo „Kratz und Maus“ oder dem „Kin­der­lie­der“-Gi­tar­ren­so­lo lohn­te es sich eben­so, Mat­thi­as Hüb­ner und Mal­te Vief so­wohl zu­zu­hö­ren als auch in die Ge­sich­ter zu bli­cken. Solch ge­leb­te, hin­ge­bungs­vol­le Mu­sik gibt es nicht al­le Ta­ge. Lang an­hal­ten­der Ap­plaus be­lohn­te die drei Künst­ler, die sich mit ei­nem „Veits­tanz“ und ei­ner „Noc­turne“ als Zu­ga­be be­dank­ten.
PE­TRA FRÖ­MEL

21.2.2025, Stilübergreifende Musik erklingt in der Synagoge

 

Stilübergreifende Musik erklingt in der Synagoge

Trio „Malte Viefs Kammer“ am 8. März in Vöhl zu Gast – Karten sind ab sofort erhältlich

Al­te Be­kann­te zu Gast: Das Trio „Mal­te Viefs Kam­mer“ tritt am Sams­tag, 8. März, in der Vöh­ler Syn­ago­ge auf. © Fo­to: Ama­rell/pr

Vöhl – Ein Wie­der­se­hen mit al­ten Be­kann­ten bie­tet das kom­men­de Syn­ago­gen­kon­zert in Vöhl am Sams­tag, 8. März. Zu hö­ren sein wird das Trio „Mal­te Viefs Kam­mer“ mit Mal­te Vief (Gi­tar­re), Floran May­er (Gei­ge) und Mat­thi­as Hüb­ner (Cel­lo). Vief und Hüb­ner wa­ren zu­letzt mit ih­rem Pro­gramm „Hea­vy Clas­sic“ vor gut zehn Jah­ren zu Gast, Flo­ri­an May­er gas­tier­te vie­le Ma­le mit dem „Blau­en Ein­horn“ so­wie so­lis­tisch und zu­letzt zu­sam­men mit „Tan­go Tran­sit“ im Jahr 2018 in Vöhl.

Zum ak­tu­el­len Pro­gramm hei­ßt es im Pres­se­text des En­sem­bles: Ob man be­reits ein­mal mit Mal­te Viefs Pro­gram­men „Re­nais­sance“ oder „Hea­vy Clas­sic“ in Be­rüh­rung ge­kom­men ist oder nicht, in der Kam­mer er­öff­nen sich zu­nächst si­gni­fi­kant neue Fa­cet­ten und Emo­tio­na­li­tä­ten, er­öff­net sich ei­ne neue Spiel­art. Da­bei fin­den sich in der Tie­fe der ge­halt­vol­len Kom­po­si­tio­nen zwar eben­falls trei­ben­de Ele­men­te wie­der, wie man sie even­tu­ell aus sei­nen an­de­ren Pro­gram­men kennt. Al­ler­dings rich­tet sich der nun­meh­ri­ge ,Spiel­raum‘ sehr deut­lich nach in­nen, ist we­ni­ger aus- und auf­stre­bend, als mehr mit der Er­den­welt be­schäf­tigt.“

Mit ei­nem er­staun­li­chen Ge­spinst aus Kon­tra­punkt, klas­si­schen For­men, ba­ro­cken Har­mo­nie-Fol­gen, pop­pi­gen Me­lo­di­en und dem Dri­ve der Rock­mu­sik neh­men die drei Mu­si­ker ih­re Hö­rer mit auf ei­ne emo­tio­na­le Rei­se. Ih­re klas­si­schen Wur­zeln sind der Nähr­bo­den für ei­ne stil­über­grei­fen­de Mu­sik. Das neue Kon­zert­pro­gramm „Kam­mer“ ist in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren ent­stan­de­ne Kam­mer­mu­sik, die von der Be­geg­nung lebt und aus sel­bi­ger ent­stan­den ist. Er­leb­tes wird in die Spra­che Mu­sik über­setzt. Im Kon­zert sind per­sön­li­che Klang­bil­der zu hö­ren, die Ge­schich­ten er­zäh­len, die be­rüh­ren und ei­ne Wei­le nach­klin­gen.

Das Kon­zert in der al­ten Syn­ago­ge Vöhl, Mit­tel­gas­se 9, be­ginnt um 19 Uhr. Kar­ten zum Preis von 20 und 18 Eu­ro (er­mä­ßigt 16 und 14 Eu­ro) kön­nen per Mail un­ter in­fo@​syn​agog​e-​voehl.​de oder un­ter Tel. 05635/1022 be­stellt wer­den. Wenn nicht vor­ab über­wie­sen wird, wird an der Abend­kas­se ein Auf­schlag von zwei Eu­ro er­ho­ben.
RED

19.2.2025, Schicksal jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus

 

Schicksal jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus

Dr. Harro Jenss referiert am 27. Februar in der ehemaligen Vöhler Synagoge

Dr. Harro Jenss hält einen Vortrag in der ehemaligen Synagoge in Vöhl. © Foto: pr

Vöhl – Dr. Harro Jenss, ehrenamtlicher Archivar der DGVS (Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten) referiert am Donnerstag, 27. Februar, um 19 Uhr in der ehemaligen Synagoge in Vöhl über das Schicksal jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus.

Im Jahre 1933 war 1 Prozent der deutschen Bevölkerung jüdischen Glaubens, jedoch 10 Prozent der Ärzte und über 20 Prozent der Gastroenterologen., wird in einer Pressemitteilung erläutert.

Lange wurde die Zeit zwischen 1933 und 1945 in der Geschichte der Fachgesellschaft verschwiegen. Etwa ein Viertel der damals 480 Mitglieder der DGVS galten 1933 als „nicht arisch“. Fünf der sechs Mitglieder des Vorstandes bekannten sich zur mosaischen Religion oder hatten Eltern jüdischen Glaubens. Prof. Ismar Boas, der Begründer der Gastroenterologie, nahm sich 1938 in Wien das Leben. Der Tagungspräsident des Fachkongresses 1933, Prof. Hermann Strauss, starb 1944 in Theresienstadt.

Alle diese Ärzte haben aktiv und wesentlich zur wissenschaftlichen Entwicklung des damals jungen Faches Gastroenterologie beigetragen, sie versorgten Patienten in Praxen und Krankenhäusern, besuchten Kongresse. Sie waren hochgeachtet, bis die Kollegialität an die Konfession gebunden wurde. Die Ärzte verloren im März 1933 die Zulassung zur Behandlung von Kassenpatienten, im September 1938 ihre ärztliche Approbation, also die Erlaubnis zur Ausübung des ärztlichen Berufs .

Der Mehrheit der jüdischen Ärzte gelang bis 1940 die Flucht ins Ausland, sie konnten dort unter größter Mühe ein neues Leben beginnen und ihre ärztliche Karriere fortsetzen. Manche hatten diese Möglichkeit nicht mehr; sie und ihre Familien wurden verfolgt, entrechtet, wirtschaftlich und wissenschaftlich ruiniert - aber auch oftmals deportiert und ermordet.

Die Initiative „Gegen das Vergessen“ der DGVS hat sich zum Ziel gesetzt, an die jüdischen Mitglieder - auch die weniger bekannten - der Fachgesellschaft zu erinnern, die aus dieser ausgeschlossen wurden. Biographien der einzelnen Ärzte geben den Vergessenen ihre Namen wieder und erinnern mit zahlreichen erstmalig publizierten Dokumenten an jene Menschen, die bis zum Frühjahr 1933 geachtete Mitglieder der Fachgesellschaft waren.

Die Arbeit der Initiative stützt sich unter anderem auf Mitgliederverzeichnisse aus den Jahren 1932/1933, die Recherchen wären allerdings nicht möglich ohne die Unterstützung der Nachfahren - meist den Enkeln - der verfolgten und entrechteten Mitglieder der Fachgesellschaft.

Der Referent Dr. Harro Jenss ist Chefarzt der Gastroenterologie im Ruhestand und derzeit ehrenamtlicher Archivar der DGVS. Den Kontakt hergestellt hat Dr. Thomas Ludolph, ehemaliger Chefarzt am Kreiskrankenhaus in Frankenberg und Vorstandsmitglied im Vöhler Förderkreis.

Der Vortrag war eigentlich für Oktober vorigen Jahres vorgesehen. Wenige Tage vorher starb Dr. Ludolph, der übrigens auch den Text der Ankündigung – mit Ausnahme dieses letzten Absatzes - geschrieben hat.
RED

13.2.2025, Einzigartiges Repertoire begeistert

 

Einzigartiges Repertoire begeistert

Finnisches Trio NOX bietet in Vöhler Synagoge ein Kontrastprogramm

Sein einzigartiges Repertoire präsentierte das Trio NOX bei seinem Gastspiel in der Vöhler Synagoge. © Foto: Hans Peter Osterhold

Vöhl – Das Trio NOX aus Finnland gastierte am vergangenen Dienstag in der ehemaligen Synagoge in Vöhl und überraschte dabei mit einem abwechslungsreichen, anspruchsvollen und einzigartigen Repertoire. Es war eine Reise durch finnische Musik bis hin zu Metal-Klängen mit zwei Programmteilen, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

Die deutsch-finnische Gesellschaft hatte die Tournee des Trios organisiert, und die Zuhörer in der vollbesetzten Synagoge waren gespannt auf das musikalische Spektrum. Das Trio aus Lotta-Maria Heiskanen an der Violine, Helena Dumell an der Viola und Saara Viika am Cello stellt in der aktuellen Tournee sein Album „Origin“ vor, das in Zusammenarbeit mit drei nordischen Komponisten entstand, die auf Bitte des Trios ein dreiteiliges Stück zum Thema „Soundtrack ohne Film“ schufen.

Das Ziel dieses Albums ist es, den einzigartigen Klang von NOX darzustellen. Erno Hulkkonens dreiteiliges Stück „Origin“, namensgebend für das Album, schafft eine unheimliche, melancholische und oft dunkle Atmosphäre. Die Musiker starteten mal sanft gezupft und mal mit dynamischem Streichen, zunächst langsam und schwermütig, in Tempowechseln auch mit schnelleren Passagen, um dann im harmonischen Schluss zu enden.

Das Stück „Voyage“ ist fast wie eine schöne Reise durch wilde Natur, mit weiten stürmischen Meeren und abenteuerlichen Reisen, ein rhythmisches Stück, das auch mit großem Orchester geht. Das folgende dreiteilige Stück ist eine Hommage an drei griechische Göttinnen: Athena, Aphrodite und Eris. Es beginnt mit einem Cello-Solo, dann kommen die anderen dazu. Im zweiten Satz beginnt die Violine alleine, im dritten Satz startet die Viola recht provokant. Und so geht es auch weiter: sehr rhythmisch, mit gelegentlich ruhigen Zwischentönen und einem fulminanten Finale.

Im zweiten Teil des Abends war Kontrastprogramm angesagt: Eher sanfte und melodiöse Klänge waren zu hören. Filmmelodien, eine Reise über eine Insel zum Thema Freundschaft, sanfte Folksongs, ein finnischer Tango, der allen Besucherinnen und Besuchern ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.

Es ging zwar wechselvoll, aber eher ruhig und entspannt weiter, wobei bei vielen Stücken jedes Instrument scheinbar eine eigene Melodie spielte, immer perfekt aufeinander abgestimmt und immer wieder zu einem gemeinsamen Ganzen vereint. Das Publikum war begeistert und konnte sich einfach nicht satt hören. Zum Schluss erklatschte es sich deshalb mehrere Zugaben.
HANS PETER OSTERHOLD

31.1.2025, Religionsfreiheit gemeinsam leben

 

Religionsfreiheit gemeinsam leben

Zehntklässler der Ederseeschule erinnern an die Opfer des Holocausts

Die Opfer nicht vergessen: Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b der Ederseeschule in Herzhausen erinnerten in der Vöhler Synagoge an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. © Foto: Barbara Liese

Vöhl – Bereits zum vierten Mal haben Schülerinnen und Schüler der Ederseeschule in Herzhausen in der Vöhler Synagoge zum Jahrestag an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz erinnert. Jedes Jahr setzen sie hierbei einen Artikel des Grundgesetzes in den Mittelpunkt einer Präsentation. Sie spiegeln seine Bedeutung in der Gegenwart, um gleichzeitig zu zeigen, wie der Nationalsozialismus Millionen Menschen alle Rechte entzog.

Das vierte Jahr gehörte dem Artikel 4 des Grundgesetzes: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“ (...)

Braucht die Freiheit des Glaubens tatsächlich einen Platz im Grundgesetz? Ist das nicht selbstverständlich? In kurzen Statements erklärten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b zunächst, wie wichtig die Grundrechte, vor allem die Meinungs- und Pressefreiheit sind – und vor allem, dass man frei leben könne.

Das Recht auf Religionsfreiheit leben sie täglich gemeinsam in der Ederseeschule. Christen, Baptisten, Jesiden und Muslime stehen gemeinsam auf dem Schulhof, sind befreundet, lachen über die gleichen Witze und sind neugierig. Einschränkende Erfahrungen hat keiner der Schüler gemacht.

Den Gästen in der Synagoge erzählen sie auf einer Leinwand davon, was ihre Religionen unterscheidet. Sie alle stehen zu ihrem Glauben, den sie mehr oder weniger aktiv praktizieren.

Dem entspannten Blick auf die Gegenwart folgte ein Überblick über die Situation der Juden im Nationalsozialismus, mit all dem Schrecken der Verfolgung, den Verboten und Morden. Die Schüler erinnerten aber auch an das Schicksal politischer Gegner des Nationalsozialismus sowie an die Verfolgung von Sinti und Roma, Homosexuellen und von den Nazis bezeichneten „Asozialen“. Auch an die Gewalt gegen ausländische Häftlinge wurde erinnert.

Nein, die Freiheit des Glaubens war nicht selbstverständlich und genau deshalb erhielt sie ihren Platz im Grundgesetz. „Es war auch für mich ein spannendes Thema“, sagte Religionslehrerin Maria Burkhard, die gemeinsam mit ihrem Kollegen und Politiklehrer Olaf Berg die Schüler auf den Abend vorbereitet hatte. Zum Abschluss erzählte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins der Synagoge Vöhl, mit Fotografien und Beschreibungen ihrer ehemaligen Wohnhäuser die sehr persönlichen Geschichten der Juden aus Vöhl, Marienhagen und Basdorf.
BARBARA LIESE

29.1.2025, Synagoge am Holocaust-Gedenktag beleuchtet

 

Synagoge am Holocaust-Gedenktag beleuchtet

 

 

Vöhl – In der ehemaligen Vöhler Synagoge fanden auch in diesem Jahr wieder Veranstaltungen anlässlich des Holocaust-Gedenktages statt. Am Montag wurde die Synagoge in der Mittelgasse in hellem Licht erstrahlt, unter dem Motto „Lichter für Freiheit und Toleranz“. Die Farben wechselten. Der Förderkreis der Synagoge Vöhl bemüht sich jedes Jahr darum, verschiedene Angebote zu machen, und das Fachwerkhaus wird dann auch ansprechend beleuchtet. Peter Göbel kümmerte sich darum. Bereits am Wochenende zeigte der Förderkreis eine vierteilige US-amerikanische TV-Serie – eine fiktive Geschichte einer jüdischen Berliner Arztfamilie zur NS-Zeit. Im früheren Gottesdienstraum wurden 770 Namen von Opfern des Holocaust aus Waldeck-Frankenberg auf eine Leinwand projiziert.
SRS/FOTO: RÖSNER

25.1.2025, Verschiedene Facetten der Musik

 

Verschiedene Facetten der Musik

Förderkreis der Synagoge in Vöhl präsentiert sein Jahresprogramm

 SW-Aufnahme von 3 Musiker
„Kammer“: Matthias Hübner (Cello) Florian Mayer (Geige) und Malte Vief (Gitarren). Die Musiker besuchen die Synagoge mit unterschiedlichen Gruppen seit den Jahren 2013/14. © Foto: M. Vief/pr

Vöhl – Nach einem gelungenen Jubiläumsjahr startet der Förderkreis Synagoge Vöhl ins Jahr 2025 mit einem ansprechenden Kulturprogramm. Der Verein setzt seine beliebte Konzertreihe fort. „Es ist wie immer ein Mix aus Altbewährtem und Neuem“, sagt Karin Keller, die sich im Vorstand um die Organisation der Konzerte kümmert.

Den Auftakt macht das Trio NOX am 11. Februar um 19 Uhr. Das vielseitige Streichtrio bietet ein breites Spektrum von klassischer bis hin zu Metal-Musik. Das Trio wurde von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft empfohlen, mit der der Förderkreis seit Jahren zusammenarbeitet.

Ein weiteres Crossover aus Klassik und Rock erwartet das Publikum am Samstag, den 8. März. Dann wird der facettenreiche Gitarrist Malte Vief mit seinem Projekt „Kammer“ auf der Bühne stehen. Mit einem „erstaunlichen Gespinst“ aus Kontrapunkt, klassischen Formen, barocken Harmoniefolgen, poppigen Melodien und dem Drive der Rockmusik wollen Malte Vief, Matthias Hübner am Cello und Florian Mayer mit seiner Geige die Hörer mit auf eine emotionale Reise nehmen.

Weiter geht es am Freitag, den 13. Juni um 19 Uhr mit Sedaa unter dem Motto „Mongolei meets Orient“. Die Formation tritt diesmal als Trio auf. In Vöhl waren sie auch schon als Quartett. Reizvoll hierbei ist der ungewöhnliche Gesang. Der Meistersänger Naraa Naranbaatar und der Hackbrettspieler Ganzorig Davaakhuu entführen gemeinsam mit dem iranischen Multiinstrumentalisten Omid Bahadori in eine fremde Welt zwischen Orient und mongolischer Steppe – eine akustische Reise entlang der Seidenstraße.

Am Samstag, 13. September, 19 Uhr, ist Sister Gold mit dem Programm „Luftmaschen“ in der ehemaligen Synagoge zu erleben. Die vier Saxophonistinnen Natascha Protze, Tini Thomsen, Elisabeth Flämig und Inken Röhrs spielen neben bekannten Stücken aus Jazz, Klassik, Funk und Pop auch viele eigene Kompositionen.

Am Samstag, 1. November wird ein heimischer Künstler in der Synagoge gastieren: Christian Backhaus aus Vöhl. Der Sänger besucht die Synagoge mit wechselnder Begleitung seit dem Jahr 2017. Er ist Bariton und arbeitet an verschiedenen Opern und Schauspielhäusern. Am Klavier wird ihn Anna Todorova begleiten – ukrainische klassische Pianistin und Klavierpädagogin. Die beiden werden Franz Schuberts letzten, posthum veröffentlichten Liederzyklus darbieten.

Das insgesamt 197. Synagogenkonzert und letzte des Jahres wird ein Weihnachtskonzert sein, am Freitag, den 19. Dezember um 19 Uhr. Unter dem Titel „Christmas with my friends“ werden die Sängerin Fola Dada, der Bläser Jo Kraus und der Gitarrist Daniel Stelter internationale Advents- und Weihnachtslieder interpretieren und mit einfühlsamen Jazz-Elementen versehen.

Zusätzlich ist am 13. Juli um 15 Uhr ein Sommerkonzert mit den Riverside Jazz Messengers geplant.

Vorträge und Dienstagskino

Am Donnerstag, 27. Februar, wird ein Vortrag nachgeholt zum Thema „Jüdische Ärzte im NS-Staat“. Referent ist Dr. Harro Jenss. Die Idee dazu hatte ursprünglich Dr. Thomas Ludolph, der Beisitzer im Vorstand des Förderkreises war und im vergangenen Jahr verstarb.

Ein Fotovortrag von Ulrich Müller über seinen Besuch in Amritsar in Indien wird sich mit der Welt der Sikhs beschäftigen. Termin dafür ist der 18. Mai um 15 Uhr. Am 8. Mai soll der Tag der Befreiung anlässlich 80 Jahre Kriegsende gefeiert werden. Und am 14. September ist eine Veranstaltung zu den „Nürnberger Gesetzen“ im Jahre 1935 vorgesehen. Näheres wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Wie gewohnt wird weiterhin das Dienstagskino angeboten, was jeweils kurzfristig angekündigt wird. Zudem wird der Förderkreis-Vorsitzende Karl-Heinz Stadtler Spaziergänge auf Spuren Vöhler Juden veranstalten. Stadtler wird auch Vorträge halten wie „Die jüdische Schule in Vöhl“ am 10. August um 15 Uhr und „Die jüdischen Frauenbäder in Vöhl“ am 17. August um 15 Uhr. Zweimal ist ein Literaturcafé geplant, und die Synagoge steht an einigen Sonntagen für Besucher offen.

Bereits an diesem Wochenende vom 25. und 26. Januar wird ein vierteiliger amerikanischer Spielfilm über die Verfolgung und Vernichtung der Juden gezeigt.
STEFANIE RÖSNER

Eintrittskarten

Eintrittskarten für Konzerte in der Vöhler Synagoge kosten 20/18 Euro (4 Euro Ermäßigung); an der Abendkasse plus 2 Euro. Bestellung bei Anna Evers unter der Telefonnummer: 05635/1022 oder unter: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it..