
Drei Nägel und ein Stück vom Himmel (2005)
© Kurt-Willi Julius
Wolfgang Niedecken
*1951 in Köln; lebt in Köln
Drei Nägel und ein Stück vom Himmel (2005)
Wolfgang Niedecken hat von 1970-1974 an der FHBK Köln das Studium der Freien
Malerei absolviert und bei Prof. Dieter Krämer examiniert. Das Studium der
Kunstgeschichte an der Universität Bonn folgte ab 1975. Unzählige Ausstellungen
des Künstlers Niedecken fanden seit Anfang der 70er Jahre statt, u. a. in der
Städtischen Galerie im Lenbachhaus München und im Museum Moderner Kunst in
Wien. Zuletzt präsentierte die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland in Bonn 2004 unter dem Titel „Spuren“ einen eigens für diese Schau
zusammengestellten Zyklus neuerer Arbeiten von Wolfgang Niedecken.
Zwar hatte Niedecken schon musikalische Erfahrungen in einigen Schülerbands
gesammelt, aber dann bis 1976 eine musikalische Pause eingelegt. Die erste
Langspielplatte mit BAP erschien erst 1979. Schon bald nahm Niedecken eine
Spitzenstellung unter den deutschen Musikern ein. Seitdem müssen Niedecken und
BAP zu den Künstlern gezählt werden, die sich in Liedtexten und Aktionen immer
wieder aktiv gegen Fremdenhass, Intoleranz und Rechtsradikalismus einsetzen. So
thematisierte Niedecken in „Kristallnaach“ bereits 1982 ein Wieder-Erkeimen rechter
Strömungen. Diese Hit-Single erreichte, wie später das Mitwirken an der Kampagne
„Arsch huh , Zäng ussenander“, breite Schichten von Jugendlichen.
Als Niedecken sich „sein Brett“ in Vöhl abholte, nahm er interessiert und konzentriert
die Arbeit des Förderkreises Synagoge wahr. Er schrieb in sein Internet-Tagebuch:
„29.03.2004 Kassel - Off Day
... In Kassel angekommen geht es dann weiter ins ca. 60km entfernte Vöhl, wohin
mich eine Gruppe von Leuten eingeladen hatte, die in Eigeninitiative eine seit den
dreißiger Jahren leer stehende Synagoge renoviert. Ihre Bitte ist, dass ich eines der
während der Renovierung entnommenen und ersetzten Bretter zu einem …
Kunstwerk verarbeite. Fand diese Idee vor Monaten auf Anhieb unterstützenswert
und hatte geantwortet, dass ich bei Gelegenheit auf der Matte stände.
Bewundernswert, was diese Leute in ihrer Freizeit auf die Beine stellen, ohne
jegliche Aussicht auf irgendeinen materiellen Vorteil, nur weil sie sich des dunkelsten
Kapitels deutscher Geschichte bewusst sind, fest entschlossen, kein Gras darüber
wachsen zu lassen. Respekt. …“
Diesen freundlichen Respekt scheint Niedecken auch mit seiner Arbeit ausdrücken
zu wollen. Die vielen Staniolsterne aus Wein- und Sektflaschenverschlüssen
entsprechen wohl seinem Wunsch nach „neuen Sternen“ für den Vöhler
Synagogenhimmel ebenso, wie der Hoffnung auf ein besseres Verhältnis zwischen
den Kulturen und Religionen.
Drei Nägel, die sich im Brett befanden, hat Niedecken abgeschnitten. Sie wurden am
originalen Ort auf Tina Niedeckens Fotografie der Brettrückseite befestigt und geben
der Arbeit ihren Titel.
Nach einer Idee zum Umgang mit dem Brett gefragt, hatte Niedecken 2004 in Vöhl
geäußert: „Ich arbeite viel mit Fundstücken. Das, was ich hier erlebe, muss erst
sacken. Schließlich hat das Brett über viele Jahre hinweg von dort oben auf so vieles
herab gesehen; auf Gutes und Schönes, aber auch auf Not, Angst und Furcht vor
Schlimmem.“ Entstanden ist eine Arbeit, die Optimismus und neue Perspektiven
aufzeigt.

© Kurt-Willi Julius

Wolfgang Niedecken besucht die Synagoge Vöhl; 29.03.2004
© Martina Biedenbach

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