VON ARMIN HENNIG
Vöhl - Mit einer „KlezFiesta!“ im Vöhler Schlossgarten verklang der kurze Konzertsommer auf höchstem Niveau. Helmut Eisel und JEM bedankten sich mit einer Glanzvorstellung für den Einfallsreichtum und das Organisationsgeschick beim Förderverein Alte Synagoge Vöhl,
Denn unter dem Eindruck von Corona waren andere Veranstalter bei der Jubiläumstour gleich ganz auf Nummer sicher gegangen.
Ein Klarinetten-Aufschrei ins verebbende Glockengeläut der Martinskirche eröffnete das Konzert und ein Arrangement des Klassikers „Los Bilbilicos“, in dessen Verlauf das Trio gleich sämtliche Register zog, allen voran Helmut Eisel, der auf seinem Instrument die volle Ausdruckspalette erkundete.
Ob sanft schmelzende Melodien, stoßend-rhythmisches Blöken, durchmischt von beglücken Kieksern oder Accelerando zu finaler expressiver Verdichtung: Ein Moment zum Aufhorchen schloss sich nahtlos an den nächsten an
Als zweites großes Virtuosenstück erklang das Titelstück, Stefan Engelmanns Arrangement von Chick Coreas „La Fiesta“, zu dem sich der Bassist von einem Workshop mit dem Meister inspirieren ließ. Dabei bildeten brillante Läufe über das komplette Spektrum der vier Saiten nicht die einzige Delikatesse für die Ohren, vielmehr markierte der Doppeleinsatz von Gitarre und Klarinette und die Rückkehr ins Trio den überwältigenden Gipfelpunkt. Als weiterer bezeichnender Moment im Verlauf der Weiterentwicklung des Standards erwies sich das Duett der Kontraste zwischen tiefem Bass und hellen Gitarrenklängen, lediglich die Klarinette hielt noch melodische Verbindung zur Vorlage.
Bei aller Brillanz überstrapazierten die drei Musiker keineswegs die Aufmerksamkeit der Zuhörer, vielmehr bildeten subtilere Meisterwerke voll musikalischem Humor und sanften Andeutungen Ruhepolster für Kenner, etwa in „Ronja“, das die Streiche der durch die Komponistenwerkstatt schleichenden Katze mit Ironie in der Bassbegleitung zeigte.
Im Arrangement zu „Quando el Rei Nimrod“ gelang Helmut Eisel ein nahtloser Übergang von einer Stilrichtung zur nächsten: Ein rockiges Riff für Bass und Gitarre bildete die Eröffnung, ehe die Klarinette erste Klezmer-Akzente setzte, die sich aber unversehens in bezaubernde morgendländische Reismusik verwandelte, ehe sich das melodische Führungsinstrument im Reich des Jazz wiederfand. Gegensatzpaare kennzeichneten das Ende der ersten Hälfte und den Wiederbeginn.
Für die harmonischen Klänge zeichnete Gitarrist Michael Marx verantwortlich, der die sanfte Saite beim Schlummerlied für Enkelin „Paula“ und eine Hommage an „Spanische Gärten“ zupfte, in „Yorams Freilach“ und „A Short Freilach“ nahm Helmut Eiselt seine Rolle als Pflichteröffnung bei israelischen Festivals aufs Korn.
Zum Höhepunkt der zweiten Hälfte geriet die Fiesta-Trilogie „Gracias por..“/A la Luna yo naci/Vamos al fiesta“, eine Kombination aus der frischen Eigenkomposition von Meisterschülerin Franka Plößner, einer besinnlichen barocken Tanzweise und dem einen temperantvollen Abschluss in hohem Tempo.