Vöhl – Die 30 Stelen der Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ in Vöhl fordern zur Auseinandersetzung und vielleicht auch zum Widerspruch auf, stellen auf jeden Fall aber einen nicht unbeträchtlichen Wert dar. Deshalb war für die Dauer von zwölf Wochen ein Schutz gegen Diebstahl für die Kunstwerke im Hof der Synagoge und im Garten des Nachbargrundstücks gefordert.

Bauzäune bieten zwar ein gewisses Hindernis gegen Übergriffe durch Langfinger oder Beschädigungen durch Zeitgenossen, die sich an Un- oder Missverstandenem abreagieren wollen, vermitteln Besuchern aber das Gefühl, hinter Gittern zu sein. Der Vorstand des Fördervereins der ehemaligen Synagoge kam daher auf eine Idee, die den Kunstwert wie die Reichweite der Ausstellung erhöhen sollte und dabei einen doppelt wirksamen Schutz gegen Diebe und geistige Unruhestifter bildet.

Sieben Transparente sollten durch Schulen, Jugendhäuser und Einrichtungen für Senioren gestaltet werden und dabei die Wirkung der Ausstellung nach außen verstärken. Die beiden Abschlussklassen der Edersee-Schule in Herzhausen, die Jugendhäuser aus Frankenberg und Korbach, sowie das Haus zum Weinberg in Asel nahmen das Angebot an. Eine Plane am Schutzzaun ist bislang weiß geblieben und wartet noch auf Gestaltung.

Die Hauptschüler von Nadine Becker setzten sich bei ihrem Willkommenstransparent kreativ mit dem Ausstellungsmotto auseinander, tauschten dabei „Wachen“ durch „Mahnen“ und malten ein Bündnis von Kindern aus allen Erdteilen, die sich „Hand in Hand gegen Gewalt“ stellen.

Drei Transparente korrespondieren über die Gestaltung eines gemeinsamen Motivs: In „Ohne Liebe“ symbolisiert ein Baum in zwei Klimazonen anschaulich die Wirkung von Hass und Gewalt bzw. Liebe und Freiheit, eine postapokalyptische Haldenlandschaft steht einer blühenden Wiese gegenüber“, so der Entwurf der Realschul-Klasse von Susanne Kubat.

Viele bunte Blüten sind dagegen die Früchte am Baum des Lebens, den die Bewohner des Altenpflegeheims in Asel gestaltet haben. Mehr Aufmerksamkeit fordert das Kunstwerk des Jugendhauses Frankenberg: Akzeptanz für alle Menschen in ihrer Vielfalt und mit ihren Macken ist der Subtext, größtmögliche Teilnahme war der Anspruch, in der Krone des Baumes haben die Kinder aus der Sommerbetreuung ihre Handabdrücke hinterlassen. Das Jugendhaus Korbach ging einen symbolischen Weg mit den Zeichen für Toleranz und Gleichberechtigung in unterschiedlichen Kombinationen. Einziges Wort = Vote, die Aufforderung, bei der Wahl seine Stimme gegen den Hass abzugeben.

Jede Woche werden die Standorte gewechselt, sodass kein Werk ein Schattendasein fristen muss, sondern auf jeden Fall in den Genuss der vollen Aufmerksamkeit kommt, so Karl Heinz Stadtler.