Kongeniales Zusammenspiel

„Ad astra Percussion Ensemble“ tritt unterm Sternenhimmel der Synagoge auf

Tango auf Samtpfoten: (von links) Leon Lorenz und Deng Wehui mit Astor Piazzollas „Café 1930“. Foto: Armin Hennig

Vöhl – Im Rahmen des Kultursommers Nordhessen ist das „Ad astra Percussion Ensemble“ in der ehemaligen Synagoge in Vöhl aufgetreten. Die Dimensionen des Denkmals ließen zwar nur eine reduzierte Besetzung zu, die Premiere in einem so kleinen Raum, erwies sich zudem auch als Herausforderung in Sachen Dosierung der Dynamik. Doch Deng Wehui und Leon Lorenz ließen sich vom genius loci und der Verbindung vom Sternenhimmel im Dach des Gebäudes und dem Namen der Gruppe (Zu den Sternen) inspirieren.

Dabei sorgten die akustischen Herausforderungen des kleinsten Konzertraums bislang für Premierenfieber, auch wenn die Zuhörer erst bei der Zugabe eine Ahnung davon mitbekamen, wie hoch die Spannung beim ersten Stück gewesen sein musste: Denn beim zweiten mal klang die Crossover-Komposition „Udacrep Akubrad“ von Avner Dorman viel ausgelassener, selbstbewusste Spielfreude war an die Stelle des kalkulierten Risikos getreten.

Für respektvolles Staunen sorgte aber auch schon die erste Darbietung des Arrangements für zwei Marimbas, in deren Melodien sich spanische Einflüsse und keltische Motive kreuzten. Bei der Aufteilung der Stimmen setzten die beiden Virtuosen auf Kontraste mit wechselnden Einsätzen am obersten und untersten Ende der Skala.

Das Werk des israelischen Komponisten erlebte 2007 seine Premiere mit Orchester, den umgekehrten Weg ging Maurice Ravels „Alborada de gracioso“, das ursprünglich für zwei Klaviere komponiert wurde und anschließend vom Komponisten für die bekanntere Version instrumentalisiert wurde. Im ungleich bekannteren Klassiker der Moderne ließ sich der Anspruch der beiden Multiperkussionisten, das beste aus beiden Welten auf der Marimba zu bieten, auf Anhieb nachvollziehen.

Als weiterer Höhepunkt in Sachen Zusammenspiel erwies sich Astor Piazollas „Café 1930“, beim Tango auf Samtpfoten konnte sich das Publikum zum ersten mal entspannt zurücklehnen. Eine Verschnaufpause zwischen zwei anspruchsvollen dialogischen Kompositionen.

In Matthias Schmitts Ghania trafen zwei unterschiedlichen Perkussions-Kulturen aufeinander. Während Leon Lorenz afrikanische Muster trommelte, reagierte Deng Wehui erst mit Besen, Pfeife und anderem hellen oder leichtgewichtigen Instrumentarium, ehe sich aus dem Frage- und Antwort-Spiel eine gemeinsame rhythmische Linie ergab.

Georges Aperghis „Le Corps a corps“ erwies sich als ständig weiter eskalierende Diskussion mit der Trommel, bei der die Lippen der Solistin die eine Partei vertraten, die Hände die Gegenposition, ehe ein stürmischer Lauf zum Ausgang das Ende des performativen Werkes markierte. Vor seinem Solostück mit dreizehn Trommeln bot Leon dem Publikum an, sich ruhig die Ohren zuzuhalten, denn auf so engen Raum war „Thirteen drums“ von Maki Ishiii noch nie erklungen.

Doch auch beim härtesten Anschlag auf die Trommelfelle sah sich niemand dazu gezwungen, dieses Angebot anzunehmen. Bei geschlossenen Augen entfaltete die Solokomposition dagegen eine zusätzliche Klangdimension. Strukturell entsprach die Kombination aus brachialer japanischer Taiko-Tradition und den Finessen deutscher Orchesterkultur am ehesten dem Schlagzeugsolo, wechselnde Klangeffekte setzten ständig neue Reize.

Als finaler dynamischer Leckerbissen für das Publikum in der Vöhler Synagoge erklang Ivan Trevinos Kanon „Catching shadows“, in dessen Verlauf die Verzögerung zwischen den beiden Stimmen besondere klangliche Reize entwickelte.

Überwältigender Beifall für das „Ad astra Percussion Ensemble“, in dem sich Perkussion-Liebhaber wie anfängliche Skeptiker vereinigten, ebnete zum Abschluss den Weg für eine Zugabe.

19.7.2023, Neue Landkulturboten vorgestellt

Die neuen Landkulturboten und ihre Unterstützer: (von links) Bürgermeister Karsten Kalhöfer, die Landkulturboten Anton Wensel, Noah Sach, Lea-Sophie Eisenberg, Piet Hartmann und Enrico di Stefano, Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler und Violetta Bat vom Netzwerk für Toleranz. Auf dem Foto fehlt Finja Gräbe. Fotos: Barbara Liese

Neue Landkulturboten vorgestellt

Sechs Jugendliche engagieren sich in Sommerferien in der Vöhler Synagoge

Vöhl – Sechs neue Landkulturboten werden mit Beginn der Sommerferien einen besonderen und anspruchsvollen Ferienjob in der Vöhler Synagoge beginnen. In feierlichem Rahmen wurden sie offiziell zu den Klängen von „Lenas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“ begrüßt. Leni Hoffmann, am Klavier begleitet von Irene Tripp, ließ keinen Zweifel daran, dass ihre Stimme Zukunft hat. Mit dabei an der Geige war ihre Freundin Lena Vaupel. Immer wieder überraschten sie die Besucher während des Abends mit ihrem Können.

Seit 2018 schreibt der Förderverein der Synagoge Vöhl die begehrten Ferienjobs aus. „Dieser besondere Ferienjob, braucht Engagement und Verantwortungsbewusstsein. Wir haben uns schon vor zwei Monaten zum ersten Mal getroffen, damit die Kulturboten die Synagoge kennenlernen, ihre Geschichte und Bedeutung und nicht zuletzt auch die Gruppe untereinander Kontakt findet“, sagte Karl-Heinz Stadtler, 1. Vorsitzender des Fördervereins. „Ich bin schon jetzt begeistert von jedem Einzelnen und überzeugt, dass ihre Arbeit für uns alle wieder ein großer Gewinn sein wird“, erklärte er. Einen eher politischen Blick auf diesen Ferienjob hatte Violetta Bat, Koordinatorin des Netzwerks für Toleranz, sie wünscht sich, dass Demokratie und Toleranz auch mit Projekten wie den Landkulturboten weiter gefördert werden.

Im Rhythmus von zwei Wochen werden die Landkulturboten in Eigenverantwortung Besucher durch die Synagoge führen, die Digitalisierung des Archivs unterstützen, die Social Media Seiten betreuen und im besten Fall auch eigene Ideen entwickeln. Sie lernen viele unterschiedliche Menschen kennen, Touristen, Geschichtskenner, Neugierige, Schüler und Studenten.

Es ist sicher eine Herausforderung für die jungen Menschen der Abschlussklassen der Alten Landesschule in Korbach, der Ederseeschule in Herzhausen und der Mittelpunktschule in Sachsenhausen. Betreut werden Sie von einem freiwilligen Team des Fördervereins. „Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die jungen Menschen uns eigentlich gar nicht brauchen. Sie bringen so großes Interesse und Engagement mit, dass sie sehr schnell eigenständig arbeiten können“, berichtete Stadtler.

Unterstützt wird das Projekt von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg und der Gemeinde Vöhl. Bürgermeister Karsten Kalhöfer sieht in dem Projekt Landkulturboten einen Gewinn für alle, die Synagoge, die Gemeinde, die Region und nicht zuletzt natürlich für die beteiligten Schüler. „Vergangenheit und Gegenwart treffen hier in guter Atmosphäre aufeinander. Freiheit und die Würde des Menschen stehen in unserem Grundgesetz an erster Stelle. Hier in der Erinnerung zu erleben, was es bedeutet sie zu verlieren, öffnet den Blick für die Gegenwart, vielleicht sogar für die Zukunft“, betonte er.

Die Jugendlichen selbst freuen sich jetzt auf einen Ferienjob, der ihnen neben vielen neuen Informationen und spannenden Erlebnissen, auch ein Training für Projektarbeit und mündliche Prüfungen sein kann und natürlich soll er auch Spaß bringen.

Im September, nach den Ferien, treffen sich alle in der Synagoge wieder, um die von ihnen erarbeiteten Projekte vorzustellen.

3.7.2023, Gestapo hörte Predigten mit

 

Gestapo hörte Predigten mit

För­der­kreis Syn­ago­ge Vöhl er­in­nert an Pfar­rer der „Be­ken­nen­den Kir­che“

Pfar­rer im Wi­der­stand: In der Vöh­ler Syn­ago­ge er­in­ner­ten mit vie­len Bil­dern Karl-Heinz Stadt­ler, Karl-Her­mann Völ­ker und Fried­rich Hoff­mann (von links) an Mit­glie­der der „Be­ken­nen­den Kir­che“, die sich vor 90 Jah­ren den Gleich­schal­tungs­ver­su­chen von Hit­lers „Deut­schen Chris­ten“ wi­der­setz­ten. Fo­tos: zve

Vöhl – In der letz­ten Bank der Vöh­ler Kir­che sa­ßen sonn­tags zwei Män­ner der Ge­hei­men Staats­po­li­zei (Ge­sta­po), die sich bei der Pre­digt von Pfar­rer Lic. Fer­di­nand Hoff­mann No­ti­zen mach­ten. Es folg­ten Ver­hö­re im Pfarr­haus. Ei­ne Ver­haf­tung vor ei­nem Got­tes­dienst schei­ter­te, weil sich so­gar NS­DAP-an­ge­hö­ri­ge Vöh­ler Ge­mein­de­mit­glie­der ul­ti­ma­tiv schüt­zend vor ih­ren Pfar­rer stell­ten. Hoff­mann, von 1938 bis 1967 Kreis­pfar­rer und De­kan, wirk­te von Be­ginn an als Ob­mann der 15 Pfar­rer, die sich im evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Fran­ken­berg im Herbst 1933 zur „Be­ken­nen­den Kir­che“ zähl­ten und da­mit ei­nen ent­schie­de­nen Ge­gen­kurs zu Hit­lers „Deut­schen Chris­ten“ steu­er­ten.

Bei ei­nem Vor­trags­abend mit vie­len Bil­dern und Zeit­zeu­gen­be­rich­ten wur­den in der ehe­ma­li­gen Vöh­ler Syn­ago­ge jetzt Schick­sa­le von die­sen „Pfar­rern im Wi­der­stand“ sicht­bar, ein The­ma, das bis­her noch we­nig in den Blick­punkt der For­schun­gen zur NS-Zeit in der Wal­deck-Fran­ken­ber­ger Re­gi­on ge­langt sei, wie Karl-Heinz Stadt­ler als Vor­sit­zen­der des För­der­krei­ses Syn­ago­ge in Vöhl zu Be­ginn er­klär­te.

Karl-Her­mann Völ­ker (Wie­sen­feld), selbst auf­ge­wach­sen im Pfarr­haus von Vier­mün­den, wo er als Kind auf dem Dach­bo­den noch die Ha­ken­kreuz­fah­ne des ein­zi­gen NS-li­ni­en­treu­en Pfar­rers ge­fun­den hat­te, und Fried­rich Hoff­mann (Herz­hau­sen), Sohn des Vöh­ler Ob­man­nes der Be­ken­nen­den Kir­che, be­schrie­ben bei der Ver­an­stal­tung in der Vöh­ler Syn­ago­ge ein­drucks­voll die span­nungs­vol­le Si­tua­ti­on am Bei­spiel kon­kre­ter Pfarrerbio­gra­fi­en.

Mit gro­ßer Be­geis­te­rung wa­ren noch am 1. Mai 1933 im Kreis Fran­ken­berg auch Pfar­rer und Leh­rer der „na­tio­na­len Er­he­bung“ ge­folgt, bei der der sich an­fangs noch be­son­ders fromm ge­ben­de Dem­ago­ge Adolf Hit­ler die Kir­che als „wich­tigs­ten Fak­tor zur Er­hal­tung un­se­res Volks­tums“ um­wor­ben hat­te.

Bern­hard von Hal­ler (1874-1954), von den Na­zis 1934 amts­ent­ho­be­ner Ober­kir­chen­rat, stell­te in Be­zug auf das spä­ter von ihm be­treu­te Wal­deck sehr deut­lich fest: „Die Kir­che hat bei uns zu ih­rem Teil mit da­zu ge­hol­fen, den Bo­den zu be­rei­ten, in dem die Saat des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus auf­ge­hen konn­te. Auch lan­ge vor der Macht­er­grei­fung der NS­DAP ist vom Lan­des­kir­chen­amt bei je­der Ge­le­gen­heit die Wich­tig­keit der Pfle­ge gu­ter Be­zie­hun­gen zu ihr be­tont wor­den.“

Spä­tes­tens seit dem „Sport­pa­last­skan­dal“ vom 13. No­vem­ber 1933, als 20 000 „Deut­sche Chris­ten“ of­fen ih­ren An­ti­se­mi­tis­mus be­kann­ten und die Be­frei­ung vom Al­ten Tes­ta­ment mit sei­ner „jü­di­schen Lohn­mo­ral, von die­sen Vieh­händ­ler- und Zu­häl­ter­ge­schich­ten“ for­der­ten, war für Kir­chen­mit­glie­der klar, wel­chen Kurs die­se ab­ge­spal­te­ne Kir­chen­ver­si­on Hit­lers steu­er­te.

Karl-Her­mann Völ­ker be­schrieb, wie sich auch an­fäng­lich noch NS-be­geis­ter­te Pfar­rer dem „Bru­der­rat“ und „Pfar­rer­not­bund“ der Be­ken­nen­den Kir­che an­schlos­sen. Als Bei­spie­le nann­te er Ge­org Baltz (Bot­ten­dorf) oder Wil­helm Möl­ler (Löhl­bach), schil­der­te dann die Aus­schrei­tun­gen der Na­zis ge­gen Pfar­rer Gus­tav Ham­mann sen. in Löhl­bach oder Theo­dor Dan­nert in Hai­na. Ei­ner der Haupt­rä­dels­füh­rer war bei den Über­fäl­len auf das Löhl­ba­cher Pfarr­haus SS-Haupt­sturm­füh­rer Gott­fried Hart­mann, ab 1952 bis 1964 pro­blem­los wie­der Bür­ger­meis­ter von Hai­na.

Fried­rich Hoff­mann und Karl-Her­mann Völ­ker ge­dach­ten am En­de des Abends der mu­tig be­ken­nen­den Pfar­rer wie Fer­di­nand Hoff­mann oder Hein­rich Bal­zer (Fran­ken­berg) so­wie des aus Bot­ten­dorf stam­men­den Leh­rers Ge­org Maus, der am 15. Fe­bru­ar 1945 als Mär­ty­rer um­kam und im KZ Flos­sen­bürg sei­ne letz­te Ru­he­stät­te fand. zve

20.6.2023, Auf den Spuren seiner Vorfahren

 

Auf den Spuren seiner Vorfahren

Der Ame­ri­ka­ner Wil­liam Roth ist Nach­fah­re der Roth­schilds und be­sucht Vöhl

 
Von weit­her an­ge­reist ist Wil­liam Roth (links), der sich von Karl-Heinz Stadt­ler die Wir­kungs­or­te sei­ner Vor­fah­ren in Vöhl zei­gen lässt. Fo­tos: Ste­fa­nie Rös­ner

Vöhl – Ihm feh­len nur sel­ten die Wor­te, sagt Wil­liam Roth. Doch was er von sei­ner Rei­se nach Vöhl er­war­tet, das kön­ne er schwer in Wor­te fas­sen. Der 80-Jäh­ri­ge über­legt, und dann er­zählt er doch aus­führ­lich dar­über, was ihn an­treibt. Der Ame­ri­ka­ner, der in Bang­kok lebt, will sei­ne ei­ge­ne Ge­schich­te ken­nen­ler­nen. Wis­sen, wo­her er kommt.

„Es ist et­was Er­fül­len­des, zu ler­nen, wo­her du stammst“, sagt Wil­liam Roth. Bis sei­ne Nich­te Eli­sa­beth Foo­te sich mit der Fa­mi­li­en­ge­schich­te be­fass­te, hat­te Wil­liam Roth so gut wie nichts über den Stamm­baum sei­nes Va­ters ge­wusst. Schon Wil­liams Schwes­ter re­cher­chier­te da­zu, und der Va­ter woll­te es nicht wahr­ha­ben – dass sei­ne Vor­fah­ren Ju­den wa­ren.

Wil­liam Roth wuchs in Ka­li­for­ni­en bei Los An­ge­les auf. „Ich war nie wirk­lich an Ah­nen­for­schung in­ter­es­siert.“ Sei­ne Mut­ter stamm­te aus New Or­leans und war Chris­tin. Sein Gro­ßva­ter vä­ter­li­cher­seits aber, Ed­ward Ot­to Roth, war ein Ma­ler, der sei­nen Nach­na­men ab­kürz­te. „Er starb, be­vor ich ge­bo­ren wur­de. Mein Va­ter sprach nicht viel über sei­ne El­tern“, sagt Wil­liam Roth. „Es gab kei­ne In­for­ma­tio­nen. Es hieß im­mer, dass im Zwei­ten Welt­krieg al­le Do­ku­men­te zer­stört wor­den sei­en.“ Nun sei es „auf­re­gend zu se­hen“, wo­her er ei­gent­lich stammt.

Wil­liams Ur­gro­ßva­ter war der Vöh­ler Ju­de Abra­ham Roth­schild (1829 bis 1921), der nach sei­ner Kon­ver­si­on zum christ­li­chen Glau­ben den Na­men Adolph an­nahm und mit sei­ner Fa­mi­lie im Jahr 1866 in die USA aus­wan­der­te. „Ich weiß nicht viel über das Ju­den­tum“, sagt Wil­liam Roth, als er mit Karl-Heinz Stadt­ler in der al­ten Syn­ago­ge in Vöhl sitzt und auf Eng­lisch er­zählt. Er gibt sich ehr­fürch­tig an­ge­sichts die­ses Rau­mes, der für die Gläu­bi­gen ein hei­li­ger Ort war. „Ich fin­de es be­mer­kens­wert, dass Nicht-Ju­den die­sen Ort mit viel Auf­wand er­hal­ten“, sagt er über Eh­ren­amt­li­che des För­der­krei­ses Syn­ago­ge.

Nun hat es den Kos­mo­po­li­ten ins klei­ne Vöhl ver­schla­gen. Den Ju­ris­ten, der auch im Ru­he­stand noch als Do­zent in Bang­kok tä­tig ist. Für den im Al­ter die Er­fah­run­gen aus sei­ner Kind­heit prä­sent wer­den. „Mei­nen Va­ter wür­de ich als eher an­ti­se­mi­tisch be­zeich­nen“, sagt er re­flek­tiert. Mit Vor­ur­tei­len ge­gen­über Ju­den wuchs er auf. An­de­rer­seits er­leb­te er als Jun­ge ei­ne Of­fen­heit im Gro­ß­raum von Los An­ge­les, die sei­nen Wor­ten zu­fol­ge in den 50er Jah­ren ein­ma­lig war. „Der Wes­ten der USA war lan­ge der ein­zi­ge Ort der Welt, wo die meis­ten Ein­woh­ner nicht dort ge­bo­ren wa­ren.“

Die­se Viel­falt brach­te Fort­schritt und In­no­va­tio­nen. Es gab kei­ne Kon­ven­tio­nen, sagt Wil­liam Roth. „Al­le muss­ten ver­han­deln, wie man sich ver­hält. Wir ha­ben un­se­re Re­geln selbst ge­macht. Wir wa­ren dar­an ge­wöhnt, Neu­es zu tun.“ Da­her rühr­te al­ler­dings ein Ge­fühl der Un­ver­bind­lich­keit. Es spiel­te kei­ne Rol­le, wo­her man kam. „Ich hat­te kei­ne Wur­zeln“, sagt Wil­liam Roth.

Ich hat­te kei­ne jü­di­sche Iden­ti­tät.

Wil­liam Roth

An frü­he­ren Häu­sern von Vöh­ler Ju­den scannt Wil­liam Roth je­weils den QR-Code, der ihn zu schrift­li­chen In­for­ma­tio­nen über die jü­di­schen Fa­mi­li­en so­wie zu Bil­dern im In­ter­net lei­tet. Über die Web­sei­te der Vöh­ler Syn­ago­ge sind die Na­men der Ju­den zu fin­den, die bis zum Zwei­ten Welt­krieg in Vöhl ge­lebt hat­ten. Auch der Stamm­baum der Fa­mi­lie von Adolph (Abra­ham) Roth­schild ist dort auf­ge­zeigt, Wil­liam Roths Ur­gro­ßva­ter.

Am jü­di­schen Fried­hof be­sucht Wil­liam Roth die Grab­stei­ne der­je­ni­gen mit dem Na­men Roth­schild, die noch er­hal­ten sind. Un­ter dem Re­gime der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten war der Fried­hof ein­ge­eb­net wor­den.

Nach dem Krieg ver­an­lass­ten die ame­ri­ka­ni­schen Be­sat­zer, dass im­mer­hin 46 Grab­stei­ne wie­der auf­ge­stellt wur­den, so be­rich­tet es Karl-Heinz Stadt­ler. 160 Ju­den müss­ten dort sei­nen An­ga­ben zu­fol­ge be­er­digt sein.

„Ich hat­te kei­ne jü­di­sche Iden­ti­tät“, sagt Wil­liam Roth. „Nun her­aus­zu­fin­den, jü­di­sche Vor­fah­ren zu ha­ben, ist sehr be­deut­sam für mich. Jetzt schlie­ßt sich ein Kreis.“

 

20.6.2023, Sich nicht vor anderen verschließen

 

Sich nicht vor anderen verschließen

Re­ger Aus­tausch zum „Tag der Of­fe­nen Ge­sell­schaft“

 
Im Welt­ca­fé dis­ku­tier­ten Gäs­te wie (von links) Sa­rah So­phia Schmid, Agnes Schmid-Ba­logh, Lia Ma­rie Schmid und Ve­ra Pe­va­nac über of­fe­ne Tü­ren. Fo­tos: wil­helm fig­ge

Kor­bach – „Co­me to­ge­ther“ lässt die Rock-AG der ALS über den Ober­markt schal­len – und vie­le fol­gen dem Ruf des Beat­les-Hits: Zum „Tag der Of­fe­nen Ge­sell­schaft“ ha­ben sich Kor­ba­cher Ver­ei­ne prä­sen­tiert und Bür­ger ei­nen leb­haf­ten Nach­mit­tag ver­bracht.

Ein­ge­la­den hat­te der För­der­ver­ein Le­se­bänd­chen mit der Stadt­bü­che­rei – bun­des­weit ruft der Deut­sche Bi­blio­theks­ver­band auf. Ver­ei­ne und Bür­ger soll­ten sich mit­ein­an­der be­kannt ma­chen und die Leit­fra­ge des Ta­ges klä­ren, er­läu­ter­te Man­fred Wein­reich vom För­der­ver­ein: „In­wie­weit bin ich be­reit, Tü­ren zu öff­nen? Und wel­che Er­fah­run­gen ha­be ich da­mit ge­macht?“

Die Bi­blio­thek be­ant­wor­te die­se Fra­gen je­den Tag, er­klär­te ihr Lei­ter Dr. To­bi­as Metz­ler: „Sie ist ein Haus oh­ne Schwel­len, in das je­der hin­ein­kom­men kann.“ Cor­ne­lia Gliem von der Ar­bei­ter­wohl­fahrt und dem Pro­jekt „De­mo­kra­tie fei­ern“ hob die Be­deu­tung der Zi­vil­ge­sell­schaft her­vor: Die brau­che die Of­fen­heit für Kon­sens wie für Kri­tik – solch ein Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus sei bes­ser als „Hur­ra­ri­tua­le“ wie Fah­nen zu schwen­ken.

Of­fen­heit um­fas­se vie­le Ge­bie­te, hob Bür­ger­meis­ter Klaus Fried­rich her­vor, et­wa Bar­rie­re­frei­heit, Mi­gra­ti­on und den Um­gang der Ge­ne­ra­tio­nen mit­einader – in Kor­bach ma­che es Spaß, sich die Um­set­zung an­zu­se­hen.

Das wur­de auch an den Stän­den des Markts klar. Da stell­te et­wa das Netz­werk für To­le­ranz sei­ne Ar­beit vor. Es rich­tet ei­ge­ne Ver­an­stal­tun­gen aus, för­dert aber auch Pro­jek­te, die drei wich­ti­ge Din­ge zei­gen, er­läu­ter­te Vio­let­ta Bat: ers­tens, dass Bür­ger in der De­mo­kra­tie tat­säch­lich mit­wir­ken kön­nen; zwei­tens, dass Viel­falt nor­mal und gut ist; und drit­tens dass nie­mand aus­ge­schlos­sen wer­den darf. Der För­der­kreis ehe­ma­li­ge Syn­ago­ge Vöhl er­in­ner­te an das Schick­sal der jü­di­schen Ge­mein­de im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. An­ti­se­mi­tis­mus ha­ben sich mit dem En­de des Zwei­ten Welt­kriegs nicht er­le­digt, un­ter­strich der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de Phil­ipp We­cker: „Das The­ma ist im­mer noch ein fa­ta­ler Teil die­ser Ge­sell­schaft.“

Es zeig­ten sich vie­le We­ge, die Ge­sell­schaft zu öff­nen: Selbst­hil­fe­grup­pen er­mög­li­chen Men­schen, die von Krank­hei­ten, aber auch von Pro­ble­men wie Trau­er und Ein­sam­keit be­trof­fe­nen sind, wie­der Kon­tak­te auf­zu­neh­men. „Fai­rer Han­del öff­net Tü­ren“ hielt der Welt­la­den fest; und der Un­ver­packt­la­den nann­te als Ziel, Land­wir­ten ein Fo­rum zu bie­ten.

Auch ge­mein­sa­me In­ter­es­sen öff­nen: So wol­le der NABU Men­schen über die Na­tur zu­sam­men­brin­gen, er­klär­te Thors­ten Klei­ne. Für die Ama­teur-Fun­ker ste­he die Tech­nik im Vor­der­grund, er­läu­ter­te Frie­de­mann Hein­richs – die Freu­de lie­ge dar­in, an­de­re zu er­rei­chen, Re­li­gi­on und Her­kunft sei­en da egal. Auch die Fach­stel­le Mi­gra­ti­on und In­te­gra­ti­on des Land­krei­ses, die VHS, die Ar­bei­ter­wohl­fahrt und das Dia­ko­ni­sche Werk stell­ten sich vor.

In ei­nem Welt­ca­fé dis­ku­tier­ten die Be­su­cher in wech­seln­den Kon­stel­la­tio­nen, was es mit „of­fe­nen Tü­ren“ auf sich hat und hiel­ten ih­re Er­geb­nis­se mit Zeich­nun­gen und Stich­punk­ten fest. Mo­de­ra­tor Uwe Weißflog hat­te das Kon­zept in den USA mit­er­lebt und freu­te sich über dif­fe­ren­zier­te Bei­trä­ge: Da gab es Freu­de dar­über, auf dem Land die Haus­tür wort­wört­lich of­fen las­sen zu kön­nen. Aber es gab auch Un­ver­ständ­nis dar­über, das man­che an­ge­sichts von de­mo­gra­fi­schen Wan­del und Fach­kräf­te­man­gel je­der Öff­nung für Mi­gra­ti­on ent­ge­gen­ste­hen. Und die Er­kennt­nis, die Teil­neh­me­rin So­phia Sa­rah Schmid fest­hielt: Je­man­den her­ein zu las­sen sei das ei­ne – sich selbst für an­de­re zu öff­nen das an­de­re.

13.6.2023, Schöne Isabella und ein guter Freund

 

Schöne Isabella und ein guter Freund

Die „Harmonist:innen“ mit munteren Liedern in der Vöhler Synagoge

 
A-Cap­pel­la-Ge­sang: Die „Har­mo­nist:in­nen“ ga­ben am Wo­chen­en­de ein Kon­zert in der Vöh­ler Syn­ago­ge und sorg­ten im Pu­bli­kum für Be­geis­te­rung. Fo­tos: Pe­ter Frit­schi

Vöhl – Zwölf Lie­der, al­le­samt be­kann­te Gas­sen­hau­er, be­ka­men die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher in Vöhl zu hö­ren. Die „Har­mo­nist:in­nen“ wa­ren der Ein­la­dung des För­der­krei­ses der Vöh­ler Syn­ago­ge ge­folgt und be­geis­ter­ten mit ih­rem Re­per­toire die Zu­hö­rer. Da­zu gab es Kaf­fee, Tee und selbst ge­ba­cke­nen Ku­chen.

Der För­der­kreis-Vor­sit­zen­de Karl-Heinz Stadt­ler hat­te das Pro­gramm zu­vor mit fol­gen­den Wor­ten er­öff­net: „Yvon­ne Schmidt-Volk­wein, An­ne Pe­tros­sow, Re­na­te Wal­precht und Bernd Gei­ers­bach sin­gen Lie­der aus dem Re­per­toire der Co­me­di­an Har­mo­nists, je­ner ‚Boy­group‘, die zwi­schen 1928 und 1935 mit ih­rem A-cap­pel­la-Stil die Mu­sik­welt in Deutsch­land re­vo­lu­tio­nier­te.“

Zwei Jahr­zehn­te zu­vor hat­ten in den USA „The Wif­fen­poofs“ und „The Re­velers“ die­se Mu­sik­rich­tung be­grün­det, die weit­ge­hend oh­ne In­stru­men­te aus­kommt. 1935 war Schluss mit den Co­me­di­an Har­mo­nists, weil ei­ni­ge der Mit­glie­der der Band Ju­den wa­ren. A-Cap­pel­la-Ge­sang war schon oft in der Vöh­ler Syn­ago­ge zu hö­ren. Vor al­lem die „Girls-Group“ Aqua­bel­la gas­tier­te be­reits häu­fig in Vöhl. 2007 wa­ren die „Tail­ed Co­me­di­ans“ in der Syn­ago­ge, die Ori­gi­nal­stim­men aus dem Film „Co­me­di­an Har­mo­nists“.

Im För­der­kreis-Vor­stand war man der Mei­nung, dass es nun wie­der an der Zeit sei, „Schö­ne Isa­bel­la aus Kas­ti­li­en“, „Ve­ro­ni­ka, der Lenz ist da“, „Ein Freund, ein gu­ter Freund“ und „Wo­chen­end' und Son­nen­schein“ in der al­ten Vöh­ler Syn­ago­ge zu hö­ren.

Ei­nes der Schluss-Lie­der, „Ich brech' die Her­zen der stol­zes­ten Frau'n“, wur­de nicht nur von Heinz Rüh­mann 1938 ge­sun­gen, son­dern auch viel­fach ge­co­vert, un­ter an­de­rem von Die­ter Hal­ler­vor­den, Frank Zan­der und Udo Lin­den­berg.

19.5.2023, Musik verbindet drei Kontinente

 

Musik verbindet drei Kontinente

Au­ßer­ge­wöhn­li­ches Hör­aben­teu­er – Trio JMO zu Gast in der Vöh­ler Syn­ago­ge

Bei ih­rem Kon­zert in der al­ten Syn­ago­ge über­schritt das Trio Gren­zen zwi­schen tra­di­tio­nel­len und mo­der­nen Klän­gen aus Afri­ka, Eu­ro­pa und dem Ori­ent. Fo­to: bar­ba­ra lie­se

Vöhl – Der Kon­zert­abend in der al­ten Syn­ago­ge be­gann für die schon im Vor­feld be­geis­ter­ten Zu­schau­er zu­nächst auf der Stra­ße.

Mit gu­ter Lau­ne, Bre­zel in der Hand war­te­ten sie auf die Mu­si­ker. Ein Mo­tor­scha­den bei Frank­furt hat­te für Pro­ble­me und ei­ne deut­li­che Ver­spä­tung ge­sorgt. „Wä­re das Team der Syn­ago­ge nicht so hilfs­be­reit und schnell ge­we­sen, hät­ten wir wahr­schein­lich gar nicht spie­len kön­nen. Sie ha­ben sich um­ge­hend ins Au­to ge­setzt, beim Um­la­den und auch hier beim Aus­la­den ge­hol­fen.“ freu­te sich Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann, das ‘J’ im Na­men, noch im­mer ein biss­chen atem­los. „Das Vöh­ler Pu­bli­kum ist wirk­lich fan­tas­tisch. Es war so ge­dul­dig und hat uns so nett emp­fan­gen. Wir sa­gen noch ein­mal Dan­ke an al­le.“

Oh­ne Sound­check rich­te­ten sie ih­re Büh­ne ein und leg­ten los. Moussa Cis­sok­ho, das ‘M’ im Na­men, nahm sich Zeit für sein In­stru­ment, die Ko­ra. Mit 22 Sai­ten braucht die tra­di­tio­nel­le afri­ka­ni­sche Steg­har­fe viel Zu­wen­dung. Wäh­rend er kon­zen­triert die Sai­ten stimm­te, nutz­te Om­ri Ha­son, das ‘O’ im Na­men, die Zeit für ei­ne Kost­pro­be an Per­kus­si­ons­in­stru­men­ten und scherz­te „Wenn Moussa sei­ne Har­fe stimmt, nen­nen wir es im­mer Fa­mi­li­en­zu­sam­men­füh­rung. Moussa hat 22 Ge­schwis­ter und je­de Sai­te trägt den Na­men ei­nes Bru­ders oder ei­ner Schwes­ter.“

Naht­los pass­te sich Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann mit sei­nem Sa­xo­fon den im­pro­vi­sier­ten Per­cus­sion­klän­gen an, und schlie­ß­lich er­klang auch, per­lend und klar, die Ko­ra.

Von der ers­ten Mi­nu­te an ver­zau­ber­te das Zu­sam­men­spiel der Mu­si­ker aus der Schweiz, Is­ra­el und dem Se­ne­gal das Pu­bli­kum. „Je­der hat ei­nen ei­ge­nen mu­si­ka­li­schen Hin­ter­grund“, er­klär­te Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann. „Ich ha­be an ei­ner Mu­sik­hoch­schu­le in der Schweiz stu­diert, Om­ri ist ein Self­made-Mu­si­ker und spielt sei­ne In­stru­men­te vir­tu­os, Moussa hat die strengs­te mu­si­ka­li­sche Aus­bil­dung. Seit Ge­ne­ra­tio­nen ist sei­ne Fa­mi­lie ei­ne Mu­si­ker­fa­mi­lie. Er spielt bei­na­he al­le tra­di­tio­nel­len In­stru­men­te und kann auch tan­zen“.

Ge­tanzt hat Moussa Cis­sok­ho an die­sem Abend nicht. Es war sei­ne Stim­me, die al­le in ih­ren Bann zog. Sein Ge­sang, in den se­ne­ga­le­si­schen Lan­des­spra­chen Man­din­ka oder Wo­lof, bie­tet ein Pot­pour­ri un­ter­schied­lichs­ter Stil­rich­tun­gen. Er schmei­chelt der See­le, wirkt zart und kräf­tig in den Rag­ga­e­klän­gen, so­gar iro­nisch, wenn Moussa Cis­sok­ho ge­konnt ein­zel­ne Ober­tö­ne her­aus­fil­tert und man sie als ge­trenn­te Tö­ne wahr­nimmt. Ob west­lich rhyth­misch, per­kus­siv oder öst­lich lang­sa­mer, ge­tra­ge­ner – mu­si­ka­li­sche Gren­zen kennt das Trio nicht. Fast scheint es, als un­ter­hiel­ten sich Bass­kla­ri­net­te, Per­cus­sion und Ko­ra mit­ein­an­der. Im­pro­vi­siert, oh­ne et­was dem Zu­fall zu über­las­sen.

JMO mach­ten den Abend in der al­ten Syn­ago­ge zu ei­nem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Hör­aben­teu­er. Lei­der oh­ne Zu­ga­ben, hung­rig nach ei­ner aben­teu­er­li­chen An­rei­se, muss­te pünkt­lich Schluss ge­macht wer­den.   bl

5.5.2023 „Sie haben sich der Unmenschlichkeit angepasst“

 

„Sie haben sich der Unmenschlichkeit angepasst“

In der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge Vöhl be­rich­tet Le­on Wein­traub auch über die Ar­beit der Ka­pos

Nach sei­nem Vor­trag be­ant­wor­tet Le­on Wein­traub in der Vöh­ler Syn­ago­ge noch vie­le Fra­gen und si­gnier­te Bü­cher oder Pla­ka­te. Fo­tos: Bar­ba­ra Lie­se

Ei­nen Tag nach dem Be­such bei den Schü­le­rin­nen und Schü­lern in Kor­bach steht Le­on Wein­traub abends am Pult in der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge Vöhl. Der glei­che An­lass, die glei­che Ge­schich­te, der glei­che Mensch. Und doch ist es an­ders. Er weiß, er trifft auf ein er­fah­re­nes Pu­bli­kum. Es gibt al­so Raum – so­gar für klei­ne Scher­ze, nicht je­des Wort muss ab­ge­wo­gen wer­den. „Ich bin von Stock­holm in zwei klei­ne nord­hes­si­sche Or­te ge­fah­ren, von de­nen ich vor­her noch nie ge­hört hat­te. Es ist ein­drucks­voll. Ich ha­be mit vie­len wun­der­ba­ren Men­schen ge­spro­chen und ste­he jetzt zum ers­ten Mal in ei­ner Syn­ago­ge in ei­nem klei­nen Fach­werk­haus. Ich füh­le mich sehr wohl“, sagt der 97-Jäh­ri­ge.

Wenn er hier von der Wä­sche­rei der Mut­ter er­zählt, dann er­in­nern sich vie­le im Saal, dar­an, wie es war, als die Mut­ter oder Gro­ßmut­ter im hei­ßen Was­ser auf dem har­ten Wasch­brett die Wä­sche rieb. Aus al­ten Er­zäh­lun­gen in der Fa­mi­lie ah­nen sie, was es hei­ßen kann, von Sep­tem­ber 1939 bis April 1945 Hun­ger zu ha­ben. Ei­nen Hun­ger, der un­ab­läs­sig schmerzt. Sie sind ent­setzt, als sie von der Ar­beit der Ka­pos, der Funk­ti­ons­häft­lin­ge, er­fah­ren.

„Als wir in Ausch­witz an­ka­men, hat mir ein Ka­po mei­ne Brief­mar­ken­samm­lung ab­ge­nom­men“, be­rich­tet Le­on Wein­traub „Als ich sie wie­der ha­ben woll­te, sag­te er nur: Die brauchst Du nicht mehr. Du bist nicht hier, um zu le­ben. Im­mer wie­der ha­be ich ge­se­hen und er­lebt, wie die­se Men­schen sich der Un­mensch­lich­keit ih­rer Ar­beit­ge­ber an­pass­ten.“ Er spü­re bis heu­te, dass sein Kör­per sich ver­än­de­re, wenn er dar­an den­ke. Es sei noch ein­mal schlim­mer, von den ei­ge­nen Leu­ten ver­folgt und ge­de­mü­tigt zu wer­den. „Ich hat­te nie ei­ne gro­ße Bin­dung an die jü­di­sche Re­li­gi­on, aber hät­te ich sie ge­habt, in Ausch­witz hät­te ich sie ver­lo­ren.“

„Le­on Wein­traub ist ei­ner der letz­ten Men­schen, der aus ei­ge­ner Er­fah­rung von die­sem dunk­len Ka­pi­tel deut­scher Ge­schich­te be­rich­ten kann“, sagt Va­le­rie van der Kraan aus Fran­ken­au. Sie ist be­ein­druckt. „Es be­rührt sehr, wie er das Grau­en auf die klei­nen Mo­men­te zu­rück­holt. Wie er sich selbst zu­rück­nimmt, kei­ne Schuld zu­weist. Er hat vie­le Jah­re sei­nes Le­bens ver­lo­ren und sich doch sein Le­ben zu­rück­ge­holt und ein neu­es auf­ge­baut.“

As­trid Som­mer und ihr Mann hat­ten ei­nen ganz be­son­de­ren Grund, aus Es­sen zu die­sem Vor­trag an­zu­rei­sen. „Der Va­ter mei­ner Tan­te ist de­por­tiert und er­mor­det wor­den. Sie ha­ben hier in Vöhl in der Nach­bar­schaft der Syn­ago­ge ge­lebt“, er­zäh­len sie. Mit Blick auf den Vor­trag Le­on Wein­traubs be­to­nen sie: „Die ru­hi­ge und sach­li­che Schil­de­rung sei­nes Le­bens hat uns per­sön­lich viel er­klärt. Frei von An­kla­gen er­zählt er, wie es trotz al­lem wei­ter­ging. Er hat­te wohl im­mer die Hoff­nung, wei­ter­ge­hen zu kön­nen. Und wie er sein Le­ben ge­stal­tet hat, ist ein­fach gro­ß­ar­tig. Ge­nau­so gro­ß­ar­tig ist es, dass es Karl-Heinz Stadt­ler ge­lun­gen ist, ihn hier­her zu ho­len in die al­te Syn­ago­ge.“

Er ha­be, so be­tont es Le­on Wein­traub, die Er­eig­nis­se in­zwi­schen ver­ar­bei­tet und ra­tio­na­li­sie­ren kön­nen. Es gä­be kaum ein Er­eig­nis in der Welt­ge­schich­te, das so gründ­lich in Wort und Bild von den Tä­tern, den Über­le­ben­den oder Wis­sen­schaft­lern do­ku­men­tiert wer­de. Je­des Mal aber fal­le nach ei­nem Vor­trag, wenn er sei­ne Pflicht der Er­in­ne­rungs­ar­beit er­füllt ha­be, ge­ra­de auch in Schu­len, ei­ne Last von sei­nen Schul­tern.

Die Zu­hö­rer in der voll be­setz­ten Syn­ago­ge er­in­nert er dar­an, nicht zu ver­ges­sen. „Es wa­ren nicht nur Ein­zel­ne. Es wa­ren Deut­sche. Wir müs­sen ge­mein­sam die Er­in­ne­rung wach­hal­ten.“ Nach ei­nem lan­gen Ap­plaus im Ste­hen be­ant­wor­tet Le­on Wein­traub noch vie­le Fra­gen und si­gniert Bü­cher.  bl

27.4.2023, Gedenkstätten erinnern an Gräuel

 

Gedenkstätten erinnern an Gräuel

Ho­lo­caust-Über­le­ben­der be­rich­tet – Vor­trä­ge in Kor­bach und Vöhl

 
Das Mahn­mal am Ein­gang des Wald­la­gers mit den Mas­sen­grä­bern für die Op­fer von Chelm­no. Fo­tos: karl-heinz stadt­ler/pr

Kor­bach/Vöhl – Der da­mals 18-jäh­ri­ge Le­on Wein­traub wur­de mit ei­nem der letz­ten Trans­por­te von Lodz nach Ausch­witz ge­bracht und über­leb­te – mit Glück und auf­grund ei­ner ge­wis­sen Chuz­pe. Heu­te wird Wein­traub in den Be­ruf­li­chen Schu­len in Kor­bach und am mor­gi­gen Frei­tag in der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge Vöhl über sein Le­ben be­rich­ten.

15 Jü­din­nen und Ju­den aus Wal­deck und Fran­ken­berg wur­den im Ok­to­ber 1941 in das Ghet­to Lodz de­por­tiert. Am 20. Ok­to­ber fuhr ein Zug mit mehr als 1100 Ju­den von Frank­furt in den Os­ten. In ihm sa­ßen auch Emil Isaak und sei­ne aus Bad Wil­dun­gen stam­men­de Frau Sa­bi­na, ei­ne ge­bo­re­ne Flörs­heim, sie hat­ten in Lich ge­wohnt. Ob sie in Lodz, in Chelm­no oder in Ausch­witz star­ben, ist un­be­kannt. Leo Neu­hof und sei­ne Frau Ro­sa, geb. Lö­wens­tern, aus Hö­ring­hau­sen stam­mend, wohn­ten in Schlüch­tern. Für Ro­sa nennt das Ge­denk­buch des Bun­des­ar­chivs Lodz als To­des­ort, ein Da­tum ist nicht ver­merkt. Für Ehe­mann Leo gibt es kei­nen Hin­weis, wo er starb. Ju­li­us Flörs­heim, frü­her in Vöhl Leh­rer an der jü­di­schen Schu­le, kam zu­sam­men mit sei­ner Frau Jen­ny und Sohn Kurt im Frank­fur­ter Zug nach Lodz. Sie wur­den in ei­ner ehe­ma­li­gen Schu­le un­ter­ge­bracht, wo Ju­li­us nach Aus­kunft ei­nes Über­le­ben­den be­reits An­fang 1942 an Ent­kräf­tung starb.

Der­sel­be Zeu­ge will Kurt Flörs­heim im Au­gust 1944 in Ausch­witz ge­trof­fen ha­ben. Das Ge­denk­buch des Bun­des­ar­chivs teilt mit, dass Kurt Flörs­heim am 10. Ju­li 1944 in Chelm­no ge­tö­tet wur­de.

Am 22. Ok­to­ber fuhr ein Zug mit 1018 Jü­din­nen und Ju­den von Köln aus nach Lodz. Im Zug saß Jo­han­na Blu­men­thal, die aus Ro­sen­thal stamm­te. Sie starb am 10. April 1942 in Lodz. Drei Ta­ge spä­ter, am 25. Ok­to­ber, star­te­te ein Zug mit 1034 Ju­den von Ham­burg in den War­the­gau. In ihm saß El­se Daltrop, geb. Ba­ruch, aus Volk­mar­sen. Wann und wo sie starb, ist un­be­kannt.

Wei­te­re zwei Ta­ge spä­ter wur­den 1011 Ju­den von Düs­sel­dorf ab­trans­por­tiert. In ihm sa­ßen die aus Adorf stam­men­den Lou­is und Kla­ra Kann, geb. Wei­ler. Sie starb am 11. Mai 1942 in ei­nem Gas­wa­gen im Ver­nich­tungs­la­ger Chelm­no. Für Lou­is ver­merkt das Ge­denk­buch des Bun­des­ar­chivs, er sei im Sep­tem­ber 1942 in Chelm­no er­mor­det wor­den.

Ein letz­ter Zug mit Ju­den aus un­se­rer Re­gi­on fuhr am 30. Ok­to­ber 1941 mit 973 oder 1011 Ju­den (die Quel­len wi­der­spre­chen sich) von Köln nach Lodz. In ihm sa­ßen die aus Arol­sen stam­men­de Gre­te Lö­wen­stein, geb. Ro­sen­thal, so­wie Er­nes­ti­ne, Her­mann und Il­se Schwe­rin aus Men­ge­ring­hau­sen. Gre­te Lö­wen­stein starb wohl im Mai 1942 in Chelm­no, Er­nes­ti­ne Schwe­rin, geb. Rapp, und Toch­ter Il­se im Ju­li 1944 in ei­nem Gas­wa­gen in Chelm­no, Her­mann Schwe­rin am 4. Ju­ni 1942 in Lodz.

Nach­dem die Wehr­macht am 1. Sep­tem­ber 1939 Po­len über­fal­len hat­te, ge­riet die jü­di­sche Be­völ­ke­rung ins Vi­sier. Über das gan­ze Land ver­teilt leb­ten et­wa 3,3 Mil­lio­nen Ju­den. In den gro­ßen Städ­ten wur­den Ghet­tos ein­ge­rich­tet, in de­nen die Ju­den kon­zen­triert wur­den.

Wie im Deut­schen Reich gab es auch in Po­len über­all dort, wo vie­le Ju­den leb­ten, ei­nen „Ju­den­rat“ oder ei­nen Vor­stand der jü­di­schen Ge­mein­den. Die Deut­schen nutz­ten die­se Gre­mi­en zur Durch­set­zung ih­rer Be­feh­le und Maß­nah­men. Am 13. Ok­to­ber er­nann­ten sie Mor­de­chai Chaim Rum­kow­ski zum „Ju­den­äl­tes­ten“. Die an­de­ren Mit­glie­der des Äl­tes­ten­ra­tes wur­den in den nächs­ten Wo­chen ver­haf­tet und er­mor­det.

Am 8. Fe­bru­ar 1940 be­fahl Po­li­zei­prä­si­dent Schä­fer die Ein­rich­tung ei­nes Ghet­tos und den Um­zug der Ju­den dort­hin. Der auf deut­schen Be­fehl ge­grün­de­te jü­di­sche Ord­nungs­dienst as­sis­tier­te der deut­schen Po­li­zei bei der Um­set­zung. Hun­der­te Ju­den wur­den in die­sem Zu­sam­men­hang ge­tö­tet. Am 10. Mai war das Ghet­to voll­stän­dig ab­ge­rie­gelt. Über 160 000 Ju­den leb­ten hier.

Zur „Ger­ma­ni­sie­rung“ des War­the­g­aus ge­hör­te die Um­be­nen­nung der bis­her west­pol­ni­schen Städ­te. Lodz wur­de in „Litz­mann­stadt“ um­be­nannt, wo­mit der ver­stor­be­ne NS-Funk­tio­när Karl Litz­mann ge­ehrt wer­den soll­te. Das Dorf Chelm­no er­hielt den Na­men „Kulm­hof“.

Chelmno: Ermordung im Lastwagen

Ziel der nationalsozialistischen Rassenpolitik war die Vernichtung der Juden. Weil in keinem Land Europas mehr Juden als in Polen lebten, haben die Nationalsozialisten dort ihre Vernichtungslager eingerichtet. Sie entstanden in relativer Nähe zu den Ballungszentren. Das letzte dieser Lager war Treblinka, rund 100 Kilometer nördlich von Warschau. Im östlichen Polen, nahe den Großstädten Lublin, Lemberg (heute Lwow in der Ukraine) und Bialystok wurden gleich zwei dieser Lager, Belzec und Sobibor, 1942 in Betrieb genommen. Auch Auschwitz lag damals im Einzugsbereich vieler Großstädte. Wichtig neben der Zahl der Juden in der Nähe war die Bahnanbindung. Sowohl für den Inlands- wie auch für den Auslandsanschluss waren Bahnlinien wichtig.

Das erste dieser Vernichtungslager allerdings war in Chelmno, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Lodz. Im Dezember 1941 begann die Vernichtung dort. Der Tötungsvorgang war anders als in den anderen Lagern: In einem ehemaligen Herrenhaus wurden die Juden aus den umliegenden Dörfern und Städten in den Keller geführt; sie mussten sich entkleiden und sollten über einen langen Flur zur Reinigung und Desinfizierung unter die Dusche gehen. Am Ende des Flurs allerdings war keine Dusche, sondern eine Treppe, die in einen Lastwagen führte. Wenn die Ladefläche voll war, wurde die Tür des luftundurchlässigen Fahrzeugs geschlossen, der Fahrer kroch unter den Wagen und schloss einen Schlauch vom Auspuff an eine Öffnung an, die direkt in den Wagen führte. Er ließ den Motor an und tötete so die Insassen des Wagens. Dann fuhr er den Lkw in einen nahe gelegenen Wald, wo Arbeitsjuden die Leichen aus dem Wagen holten und in ein vorbereitetes Massengrab warfen.  red

25.4.2023, So viel wie möglich erfahren

HNA 25.4.2023

Auf Spurensuche in Altenlotheim unterwegs waren die Schwestern Hella Buchheim und Paulette Buchheim. Hier mit (von links) Frankenaus Erstem Stadtrat Rainer Lange, Ortsvorsteher Heiko Backhaus, Karl-Heinz Stadtler von der Synagoge Vöhl und dem stellvertretenden Ortsvorsteher Jonas Bremmer. Sie stehen vor „Buchtals-Haus“ (jetzt Heidels) am Kirchplatz, in dem jüdische Vorfahren der Amerikanerinnen gelebt haben.

 

So viel wie möglich erfahren

Nachfahren der jüdischen Familie Frankenthal in Altenlotheim

VON SUSANNA BATTEFELD

Altenlotheim — „Wir möchten soweit wie möglich zurückgehen“, sagt Paulette Buchheim, „teilweise bis zu fünf Generationen“. Die 65-jährige Amerikanerin ist derzeit mit ihrer Schwester Hella (70) auf Spurensuche ihrer jüdischen Vorfahren in Deutschland.

"Am Wochenende waren sie auch in Altenlotheim, wo ihre Ururgroßeltern namens Frankenthal gelebt haben. Gemeinsam mit Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis der Vöhler Synagoge — der einen Stammbaum der Familie Frankenthal-Grüneberg ausgedruckt hatte – gingen die Schwestern in Altenlotheim unter anderem zu Buchtals und Itziges Haus, wo Ahnen der Familie Frankenthal gelebt haben.

Ortsvorsteher Heiko Backhaus, der mit seinem Stellvertreter Jonas Bremmer und Frankenaus Erstem Stadtrat Rainer Lange an dem Treffen teilnahm. schenkte den amerikanischen Gästen ein Exemplar der Altenlotheimer Festchronik, die zur 750-Jahr-Feier 2004 erschienen ist. Darin ist ein Kapitel den Juden in Altenlotheim gewidmet. Der inzwischen. Verstorbene Heimatforscher Walter Zarges geht unter anderem auf die Judenhäuser in Altenlotheim um 1930 ein. Demnach lebten im Haus Buchtal die Eheleute Bernhard Strauß und Ida, geborene Reinberg. und damit Vorfahren der Schwestern.

„Es ist immer eine spannende Geschichte, wenn Menschen von weither kommen, um Nachforschungen über ihre Ahnen zu betreiben“, sagte Karl-Heinz Stadtler gegenüber unserer Zeitung. Die Amerikanerinnen seien durch die Homepage der Synagoge Vöhl auf ihn gestoßen und hätten sich bei ihm gemeldet, berichtet der Vorsitzende des Förderkreises. In Vöhl habe er anschließend mit ihnen noch die alte Synagoge den jüdischen Friedhof und die beiden Häuser der Familie Frankenthal besucht.

„Wir wollen so viel wie möglich erfahren über unsere Vorfahren - auch über ihr Leben vor dem Holocaust”, sagt Paulette Buchheim, die in Boston lebt und aktuell eine zweiwöchige Rundreise mit ihrer Schwester unternimmt. Sie habe über Google und Facebook geforscht und „Stücke zusammen-

gesetzt“, berichtet sie.

Das Interessanteste in Deutschland sei für sie, dass Familien über viele Jahre in einem Haus leben, merkt ihre Schwester Hella Buchheim an. „Das ist völlig anders als in Amerika: Wir ziehen alle fünf Jahre um.“

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