Mittwoch, 20. Oktober 2021, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Harmonie im Universum
Ghaku Okazaki erklärt sein Kunstwerk in Vöhler Synagoge
VON NADJA ZECHER-CHRIST
Vöhl – Insgesamt 30 Stelen von Künstlern kann man derzeit in den Gärten der ehemaligen Synagoge Vöhl im Rahmen der Ausstellung „Erinnern – Wachen – Erleben“ bestaunen. Am Samstag war einer der Künstler, der japanische Bildhauer und Maler Ghaku Okazaki, zu Gast und erläuterte die Bedeutung seines Kunstwerks.
Okazaki hat japanische Kunst an der Tama Art University in Tokyo studiert und diese Art von Kunst auch bei seiner Stele „Ehre des Sternes“ angewandt. Das Kunstwerk besteht aus Beton und Stein und ist mit Acryllack bemalt.
Mit seinem Werk möchte der Künstler visualisieren, dass alle Lebewesen, darunter auch der Mensch, verschiedene Geschlechter, Kulturen und die Natur miteinander in Harmonie miteinander leben können. „In Deutschland gibt es diese traurige Geschichte“, sagte er. Man spüre, dass diese Harmonie in Gefahr sei.
Bei seiner Stele verbinden sich menschliche und pflanzliche Elemente zum Gesamtkunstwerk. Aus einem blauen lächelnden Kopf wächst ein Baum. Leben und Tod werden dargestellt.
„In meiner Heimat gibt es auch dieses Zeichen, was aussieht wie der Stern bei den Juden. Es hat aber eine andere Bedeutung“, sagt Okazaki. Eins der Dreiecke des Sterns stehe für die Erde, die Weiblichkeit und den Raum, das andere für den Himmel, die Männlichkeit und die Zeit. Zusammen symbolisiere dies das Universum. „Das ist die Magie des Zeichens, wo vielfältige Sachen miteinander verbunden sind. Da gibt es potenzielle Harmonie, weil nichts ausgeschlossen wird“, sagt er.
Im Rahmen seines Kunststudiums in Japan habe er gelernt, Malerei mit Kalligrafie zu verbinden. Daher verwende er auch heute noch Kalligrafie bei seinen Gemälden und Skulpturen. „Bei der japanischen Kalligrafie verwendet man drei Sprachen und auch drei verschiedene Schriftzeichen, und zwar Chinesisch, Sanskrit und Japanisch“, erläutert Okazaki. Auch diese Zeichen befinden sich auf der Stele, ebenso wie „? und ?“, die für den Anfang und das Ende stehen. Ein chinesisches Schriftzeichen steht für die Leere. „Wenn ich immer eine Leere in mir behalte, dann kann ich auch tolerant gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Religionen sein“, betont der Künstler.
Die Ausstellung in der Synagoge Vöhl geht noch bis zum 31. Oktober. Geöffnet ist sie jeweils samstags und sonntags in der Zeit von 14 bis 17 Uhr.