Montag, 30. Januar 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Schüler erinnern an Opfer
Gedenktag in Synagoge – Wie Juden betrogen wurden
VON STEFANIE RÖSNER

Vöhl – Die Demokratie, in der wir heute leben und die Menschenrechte, auf die wir setzen, sind untrennbar verbunden mit den Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus. Daran erinnerten Schülerinnen und Schüler der 9. Realschulklassen der Ederseeschule Herzhausen in der ehemaligen Vöhler Synagoge.
Zum Gedenktag an die Opfer der Gewaltherrschaft, dem 27. Januar, präsentierten sie in Form von Wortbeiträgen und Bildern am Beispiel des Lagers Theresienstadt, wie „das Regime Häftlinge und Bevölkerung betrogen hat“. Gleichzeitig wollten die Schüler die Demokratie in Deutschland feiern.
Lehrer, Eltern und Interessierte waren eingeladen, der Präsentation in der Synagoge beizuwohnen und zu erleben, was die Schüler zuvor im Unterricht mit ihrer Lehrerin Susanne Kubat erarbeitet hatten. Diese schilderten ausführlich, mit welch hinterhältigen Methoden die Nazis Juden zum Teil nach Theresienstadt gelockt hatten und unter welchen Umständen die Menschen dort behandelt wurden oder später umkamen. Das Getto und Durchgangslager Theresienstadt sei zunächst als ein Gefängnis für „unerwünschte Personen“ deklariert und dann zu einem „Vorzeigelager“ der Nationalsozialisten entwickelt worden.
844 hessische Juden, darunter etliche aus Waldeck-Frankenberg, waren am 8. September 1942 aus Kassel nach Theresienstadt deportiert worden. 207 von ihnen wurden direkt weiter nach Treblinka deportiert und dort ermordet, berichteten die Schüler, die sich mit jeweils kurzen Wortbeiträgen abwechselten. 244 dieser Juden wurden in den Jahren 1943 und ‘44 ins Konzentrationslager nach Auschwitz gebracht, und nur 70 erlebten 1945 die Befreiung. Die Schüler berichteten zudem über den NS-Propaganda-Film „Theresienstadt – Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“, der eine heuchlerische Inszenierung gewesen war.
In einem Kapitel ihres Vortrags beleuchteten die Schüler das Thema Kinder in Theresienstadt, das den Besuchern besonders nahe ging. Ebenso gingen sie auf die so genannten „Heimeinkaufsverträge ein“, die alten Leuten ein gut umsorgtes Leben versprachen, die jedoch vielen den schnellen Tod brachten. „Theresienstadt war eine Todesfalle“.
Der Vorsitzende des Förderkreises der Synagoge, Karl-Heinz Stadtler, lobte die Schüler für ihre gut umgesetzte Präsentation.