Samstag, 22. April 2023, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Holocaust-Zeitzeuge Weintraub berichtet
97-Jähriger kommt am 28. April zu Vortrag in die Synagoge Vöhl
Vöhl – Mit Leon Weintraub kommt am Freitag, 28. April, 19 Uhr, eine ganz besondere Persönlichkeit nach Vöhl. Der 97-Jährige wird an dem Abend in der Synagoge aus seinem Leben berichten. Seine persönliche Erinnerung als jüdischer Überlebender und Zeitzeuge wird den Vortrag prägen.
Während einer Bildungsreise im vergangenen Jahr lernte der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Vöhl, Karl-Heinz Stadtler, im polnischen Lódz Leon Weintraub kennen. „Er ist ein geistig fitter Mann, der mir unheimlich imponiert hat“, sagt Stadtler. So lud er den Zeitzeugen nach Vöhl ein, denn Leon Weintraub kommt regelmäßig nach Deutschland und Polen und hält Vorträge. So wird er am kommenden Donnerstag auch vor Schülern des Beruflichen Gymnasiums in Korbach sprechen. Leon Weintraub hat die Zeit des Nationalsozialismus bei Bewusstsein miterlebt, denn er war damals bereits alt genug, sagt Stadtler. 1926 in einer jüdischen Familie in Lódz geboren, erlebte Weintraub mit 13 Jahren den Einmarsch der Wehrmacht in Polen. 1940 musste er zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in das Ghetto Lódz umsiedeln. Später wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und in weitere Konzentrationslager verlegt. 1945 gelang ihm die Flucht. Leon Weintraub studierte nach dem Krieg Medizin und praktizierte als Arzt in einer Klinik in Warschau. Als in Polen jedoch die Judenfeindlichkeit zunahm, wurde er entlassen. Er emigrierte mit seiner Familie nach Schweden, wo er noch heute lebt. Leon Weintraub gehört zu den letzten jüdischen Zeitzeugen, die über die Verbrechen des NS-Regimes sprechen können.
Der Förderkreis empfiehlt eine Platzreservierung per Mail: info@synagoge-voehl.de oder über Tel. 05635/1022. Die Platzkarten bis spätestens 18.30 Uhr abholen. Eintrittsgeld wird nicht erhoben, es wird um Spenden für die Arbeit des Förderkreises gebeten. srs