Vöhl – „Wir möchten wissen, was bei Kriegsende und in der Zeit der Besatzung bis 1949 in den Dörfern der Nationalparkgemeinde Vöhl los war“ : So begründet Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis Synagoge in Vöhl, was er zusammen mit den vier Pfarrern der evangelischen Kirchengemeinden und dem Geschichtsverein Itter-Hessenstein vorhat.

Pfarrerin Ursula Nobiling sowie die Pfarrer Matthias Müller, Andreas Reichwein und Dr. Harald Wahl laden mit Stadtler und Volker König vom Geschichtsverein die älteren Bürgerinnen und Bürger aller Vöhler Ortsteile, die das Kriegsende meist als Kinder miterlebt haben, am Sonntag, 30. März, um 16 Uhr in die Henkelhalle ein. Dort sollen die Senioren in kleinen Gruppen, unterstützt von den Moderatoren, erzählen.

Sie können berichten über den Einzug der amerikanischen Soldaten, über weiße Fahnen oder Widerstand, über Ge- und Verbote, über Veränderungen in den Kindergärten, Schulen und Kirchen, über Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene oder über das Verhalten der Besatzungsmacht gegenüber führenden Nationalsozialisten. Thematisiert werden sollen auch Flucht und Vertreibung, sowohl aus der Sicht der Flüchtlinge und Vertriebenen als auch aus der Sicht der Einheimischen.

„Ende März vor 80 Jahren war das die Osterzeit, als die amerikanischen Soldaten in unsere Dörfer einrückten. Insofern passt der 30. März als Termin für die Veranstaltung“, so Pfarrer Matthias Müller.

Seine Kollegin Ursula Nobiling hofft, dass viele ältere Menschen kommen und erzählen, woran sie sich noch erinnern.

„In den Jubiläumschroniken einiger Dörfer sowie in Ursula Wolkers Buch ‚Zwischen Kriegsende und Neubeginn‘ gibt es einige Informationen, aber wir wollen mehr erfahren“, meint Geschichtsvereinsvorsitzender Volker König. Außerdem seien die heutigen Alten vielleicht eher als frühere Zeitzeugen bereit, auch kritische Aspekte anzusprechen.

Es gehe ja auch darum, wie die Amerikaner mit den Verantwortungsträgern der NS-Zeit umgegangen seien. Wer wurde seines Amtes enthoben? In welchen Fällen wurde ehrenamtliches Wirken untersagt? Wie war das mit den sogenannten „Persilscheinen“, also mit Gefälligkeitsaussagen, mit denen Täter „reingewaschen“ wurden?

Pfarrer Andreas Reichwein weist darauf hin, dass in Ederbringhausen bei Kriegsende auf amerikanische Panzer geschossen worden sei, dass Häuser zerstört und Menschen auch getötet worden seien. „Kriege sind furchtbar. Ich hoffe sehr, dass wir nie wieder einen Krieg erleben“, macht er deutlich.

Sein Kollege Pfarrer Dr. Harald Wahl hofft darauf, dass es auch noch Fotos aus jener Zeit gibt und am 30. März mitgebracht werden. „Vielleicht machen wir aus den Erinnerungen ein Buch, in dem Bilder die Texte illustrieren.“ Und Dr. Heinrich Knoche wünscht sich auch andere Unterlagen, Ausweise, Schriftstücke und andere Gegenstände aus jenen Jahren.

Auf jeden Fall, darin ist sich die Vorbereitungsgruppe dieser besonderen Aktion einig, soll bei einer weiteren Veranstaltung am 25. Mai eine Zusammenfassung des Erzählten vorgestellt werden. Dann möchte die Liedermacherin Nadine Fingerhut mitwirken“, verrät Karl-Heinz Stadtler.
RED