Samstag, 15. März 2025, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Ein erlesenes Musikmenü
„Kammer“-Konzert in Vöhler Synagoge beeindruckt

Vöhl – Bereits zum 193. Mal hatte der Förderkreis „Synagoge in Vöhl“ zu einem Konzert in das ehemalige jüdische Gebetshaus eingeladen und zahlreiche Musikfreunde sind letzten Samstag der Einladung gefolgt. Sie bekamen ein erlesenes musikalisches Menü dreier Ausnahmekünstler serviert, das noch lange in den Alltag nachklingen und in der Erinnerung lächeln lassen wird. Ein wenig hat das Publikum am Leben der Musiker durch ihre ausdrucksstarke musikalische Interpretation teilhaben dürfen.
„Kammer“ haben Gitarrist Malte Vief, Cellist Matthias Hübner und Violinist Florian Mayer ihr aktuelles Konzertprogramm betitelt. Alle drei waren bereits als Mitglieder anderer Ensembles in der Vöhler Synagoge zu Gast und sicherlich einigen der Konzertbesucher als absolute Könner an ihren Instrumenten bekannt. Der Konzerttitel spielt auf einen selbstgeschriebenen Stückzyklus an, der den Lebenskreis beschreibt und als „Kammer“ auf Tonträger zusammengefasst ist.
Aus dem Zyklus präsentierten die drei Saiten-Virtuosen in der zweiten Hälfte des Programms die Sequenzen „Liebe“, „Kreis“, „Tod“ und „Ich“. Zuvor hatten sie ihre begeisterte Zuhörerschaft bereits unter anderem mit einer englischen Gigue aus dem 16./17. Jahrhundert oder „Lucias Tanz“ zum skandinavischen Lichterfest in der dunklen Winterzeit erfreut.
Staunende Bewunderung riefen die „Kammer“-Interpreten vor allem mit „Auf der Flucht“ hervor, einem überaus lautmalerischen, nicht minder rasanten Lauf über die Saiten, der den gescheiterten Versuch schildert, einer allzu anhänglichen Sandkastenliebe zu entkommen.
Bei einer Caprice von Paganini erwies sich Florian Mayer auch als Künstler im Gesichtsausdruck. Auch ohne die Musik zu hören wäre deutlich geworden, dass es um eine verbale Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau ging – einfach nur, indem man Mayers Mimik studierte. Und beim Cellosolo „Kratz und Maus“ oder dem „Kinderlieder“-Gitarrensolo lohnte es sich ebenso, Matthias Hübner und Malte Vief sowohl zuzuhören als auch in die Gesichter zu blicken. Solch gelebte, hingebungsvolle Musik gibt es nicht alle Tage. Lang anhaltender Applaus belohnte die drei Künstler, die sich mit einem „Veitstanz“ und einer „Nocturne“ als Zugabe bedankten.
PETRA FRÖMEL