Vöhl – Be­reits zum 193. Mal hat­te der För­der­kreis „Syn­ago­ge in Vöhl“ zu ei­nem Kon­zert in das ehe­ma­li­ge jü­di­sche Ge­bets­haus ein­ge­la­den und zahl­rei­che Mu­sik­freun­de sind letz­ten Sams­tag der Ein­la­dung ge­folgt. Sie be­ka­men ein er­le­se­nes mu­si­ka­li­sches Me­nü drei­er Aus­nah­me­künst­ler ser­viert, das noch lan­ge in den All­tag nach­klin­gen und in der Er­in­ne­rung lä­cheln las­sen wird. Ein we­nig hat das Pu­bli­kum am Le­ben der Mu­si­ker durch ih­re aus­drucks­star­ke mu­si­ka­li­sche In­ter­pre­ta­ti­on teil­ha­ben dür­fen.

„Kam­mer“ ha­ben Gi­tar­rist Mal­te Vief, Cel­list Mat­thi­as Hüb­ner und Vio­li­nist Flo­ri­an May­er ihr ak­tu­el­les Kon­zert­pro­gramm be­ti­telt. Al­le drei wa­ren be­reits als Mit­glie­der an­de­rer En­sem­bles in der Vöh­ler Syn­ago­ge zu Gast und si­cher­lich ei­ni­gen der Kon­zert­be­su­cher als ab­so­lu­te Kön­ner an ih­ren In­stru­men­ten be­kannt. Der Kon­zert­ti­tel spielt auf ei­nen selbst­ge­schrie­be­nen Stück­zy­klus an, der den Le­bens­kreis be­schreibt und als „Kam­mer“ auf Ton­trä­ger zu­sam­men­ge­fasst ist.

Aus dem Zy­klus prä­sen­tier­ten die drei Sai­ten-Vir­tuo­sen in der zwei­ten Hälf­te des Pro­gramms die Se­quen­zen „Lie­be“, „Kreis“, „Tod“ und „Ich“. Zu­vor hat­ten sie ih­re be­geis­ter­te Zu­hö­rer­schaft be­reits un­ter an­de­rem mit ei­ner eng­li­schen Gigue aus dem 16./17. Jahr­hun­dert oder „Lu­ci­as Tanz“ zum skan­di­na­vi­schen Lich­ter­fest in der dunk­len Win­ter­zeit er­freut.

Stau­nen­de Be­wun­de­rung rie­fen die „Kam­mer“-In­ter­pre­ten vor al­lem mit „Auf der Flucht“ her­vor, ei­nem über­aus laut­ma­le­ri­schen, nicht min­der ra­san­ten Lauf über die Sai­ten, der den ge­schei­ter­ten Ver­such schil­dert, ei­ner all­zu an­häng­li­chen Sand­kas­ten­lie­be zu ent­kom­men.

Bei ei­ner Ca­pri­ce von Pa­ga­ni­ni er­wies sich Flo­ri­an May­er auch als Künst­ler im Ge­sichts­aus­druck. Auch oh­ne die Mu­sik zu hö­ren wä­re deut­lich ge­wor­den, dass es um ei­ne ver­ba­le Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Mann und Frau ging – ein­fach nur, in­dem man May­ers Mi­mik stu­dier­te. Und beim Cel­lo­so­lo „Kratz und Maus“ oder dem „Kin­der­lie­der“-Gi­tar­ren­so­lo lohn­te es sich eben­so, Mat­thi­as Hüb­ner und Mal­te Vief so­wohl zu­zu­hö­ren als auch in die Ge­sich­ter zu bli­cken. Solch ge­leb­te, hin­ge­bungs­vol­le Mu­sik gibt es nicht al­le Ta­ge. Lang an­hal­ten­der Ap­plaus be­lohn­te die drei Künst­ler, die sich mit ei­nem „Veits­tanz“ und ei­ner „Noc­turne“ als Zu­ga­be be­dank­ten.
PE­TRA FRÖ­MEL