Archiv der Ausstellungen

Kunst-Ausstellung "Tora und Schofar", Heinrich Groß, 5. Mai 2019

Alter Mann vor drei GrafikenFoto: Stefanie Rösner WLZ

Begegnungen mit jüdischer Kultur

5. Mai bis 11. August 2019

Heinrich Groß lebt in Niederwalgern bei Marburg. Er ist gelernter Zimmermann und zeichnet seit seiner Jugend. Im Jahr 2000 erhielt der Künstler den Otto-Ubbelohde-Kulturpreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Ausstellung „Schicksale“, Sonntag, 22. April 2018

„Schicksale. Menschen aus Waldeck- Frankenberg im Konzentrations- und Arbeitserziehungslager Breitenau“ 

Eröffnung am Sonntag, 22. April 2018, um 11.15 Uhr

Die Ausstellung „Schicksale. Menschen aus Waldeck- Frankenberg im Konzentrations- und Arbeitserziehungslager Breitenau“ wird von Dr. Marion Lilienthal und SchülerInnen der Alten Landesschule eröffnet.

 

Ausstellung zur jüdischen Religion, 21. Oktober 2018

Straßenszene einer Großstadt mit Sakralbau Colorierter Stahlstich von G.M. Kurz nach einer Zeichnung von Ludwig Rohbock (1820-1880), Synagoge-Kassel-1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Vergangenheit und Gegenwart der Jüdischen Gemeinde Kassel 
Ausstellungseröffnung um 11.30 Uhr, bis zum 9. Dezember 2018

Esther Haß, frühere Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Kassel und ehemalige Mitarbeiterin des Kasseler Stadtmuseums, referiert zur Einführung und Einstimmung über das heutige Gemeindeleben der Kasseler Juden; die Ausstellung wird musikalisch umrahmt; angefragt ist ein Auftritt der Theatergruppe des Lebenshilfewerks Waldeck-Frankenberg

Bilder-Ausstellung Richard Rothschild, 11. Juni 2017

Gemölde von Grabsteinen auf einer WieseJüdischer Friedhof, Öl auf Leinwand Richard Rothschild
Zwei ältere Männer im GesprächRichard Rothschild an seinem 100. Geburtstag im Gespräch mit Karl-Heinz Stadtler

 

Richard-Rothschild-Ausstellung in Vöhler Synagoge,
Eröffnung: Sonntag, 11. Juni 2017, 15.00 Uhr


Richard Rothschild wurde am 12. Mai 1905 in Vöhl geboren. Als „strammen Jungen“ annoncieren ihn seine Eltern Alfred und Hermine Rothschild zwei Tage später in der Corbacher Zeitung. Er ging zunächst in die jüdische Schule in Vöhl, dann ins „Fürstliche Landesgymnasium“ in Korbach. Er nahm Jobs in Düsseldorf und Hamburg an, war Anfang der 30er Jahre in Vöhl und galt als „politisch verdächtig“. Anfang 1935 emigrierte er nach Palästina und arbeitete dort im technischen Bereich. Seine Eltern wurden Opfer des Holocaust.
Nachdem Richard Rothschild Rentner wurde, nahm er eine Zweitwohnung in Süddeutschland, wo er mit seiner Frau Gerda bis zum Jahr 2000 die Frühjahr und Sommermonate verbrachte. Im September 2000 nahmen Richard und Gerda Rothschild am Treffen ehemaliger Vöhler Juden in seinem Herkunftsort teil. Zu seinem 100. Geburtstag im Mai 2005 reisten Kurt-Willi Julius und Karl-Heinz Stadtler nach Israel, um dem ältesten in Vöhl geborenen Bürger zu gratulieren. Dort konnten sie zum ersten Mal Landschafts- und Naturbilder bestaunen, die Rothschild im Laufe seines Lebens in Deutschland und in Israel gemalt hatte.
Im Januar 2006 starb Richard Rothschild. Seine Angehörigen übereigneten dem Förderkreis Synagoge in Vöhl 20 Gemälde aus seinem Nachlass. Diese Bilder zeigt der Förderkreis in diesem Sommer in der Synagoge.
Am Sonntag, 11. Juni, 15 Uhr wird die Richard-Rothschild-Ausstellung in der Vöhler Synagoge eröffnet. Karl-Heinz Stadtler wird über das Leben des Malers berichten.


Die Bilder der Ausstellung können sie online aufrufen!

Foto-Ausstellung über Henryk Mandelbaum in der Reihe „Auschwitz“, 13. August 2016

Portrait zweier MännerBlack Stripe at English Wikipedia, Sonderkommando Heryk Mandelbaum & translator, CC BY-SA 3.0

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Auschwitz“ wurde vom 16. Juli bis 13. August 2016 die Ausstellung über Henryk Mandelbaum gezeigt.

"Nur die Sterne waren wie gestern. Das Leben von Henryk Mandelbaum, Angehöriger des Sonderkommandos von Ausschwitz"

Ausstellung zur Erinnerung an die Deportation von Juden, 2. bis 10. Juni 2012

Schüler/innengruppe vor Lager-Modell in der SynagogeFoto: Kurt-Willi Julius, Modell des Vernichtungslagers Sobibor

Für die Ausstellung im Jahr 2012 haben Vöhler Jugendliche mit Hilfe eines Vöhler Malermeisters ein Modell Sobibors angefertigt. Jules Schelvis, ein Sobibor-Überlebender, der das Standardwerk über dieses Vernichtungslager geschrieben hat, war sehr angetan von dem Modell und natürlich vor allem von der Tatsache, dass es von Vöhler Jugendlichen hergestellt wurde. Aus Platzgründen haben wir das Modell an den befreundeten Arbeitskreis Rückblende in Volkmarsen gegeben, der das Modell im Gustav-Hüneberg-Haus ausgestellt hat.

Ausstellung zur Erinnerung an die Deportation von Juden von Kassel nach Sobibor und Majdanek im Juni 1942

Bitte klicken sie auf den Flyer!Flyer

⇒Die Ausstellung „Deportation nach Sobibor und Majdanek“

 
Bitte Klicken sie auf die Grafik!
Plan von bewachten Lager mit Gleisanschluss

 

⇒Dr. Reinhard Kubat hielt anlässlich der Gedenkfeier folgende Rede:


hier der Text:

Rede von Landrat Dr. Reinhard Kubat

Bilder-Ausstellung und Schenkung Richard Rothschild, 13. April 2008

Alte Dame vor Gemälden Geburtstagsplakat
© Kurt-Willi Julius
 
Vom 13. April bis zum 24. Mai 2008 werden 18 Ölgemälde des 1905 in Vöhl geborenen Richard Rothschild gezeigt
 
Richard Rothschild wurde 1905 in Vöhl am Edersee geboren. Seit frühester Jugend beschäftigte er sich mit der Malerei. Er begann ein ernsthaftes Studium Anfang der 1940er Jahre, und zwar bei Professor Josef Schwarzmann, einem Schüler von Käthe Kollwitz. Die verschiedenen Maltechniken erlernte Rothschild bei solch renommierten Künstlern wie Tamari, Eliahu Gat, Garbuss und anderen. 1976 bis 1977 erfolgte ein Spezialstudium der Ikonenmalerei in Santa Barbara, Kalifornien. In den letzten Jahren hatte sich Richard Rothschild ausschließlich der Öl-Malerei zugewandt. Richard Rothschild lebte seit 1935 in Israel und verbrachte von 1979 bis ins Jahr 2000 alljährlich die Sommer- und Frühherbstmonate im Markgräfler Land. Seine Gemälde sind daher einerseits von dem hellen, kontrastreichen Licht Israels geprägt und andererseits von den satten, grüngoldenen Tönen des Markgräfler Landes. Im folgenden sind die Gemälde abgebildet, die in seiner und Gerdas Wohnung ausgestellt waren, als Richard am 12. Mai 2005 seinen 100. Geburtstag feiern konnte. Der Förderkreis "Synagoge in Vöhl" e.V. ist glücklich und dankbar, dass er im Testament von Gerda und Richard Rothschild bedacht wurde und 18 dieser Bilder gerbt hat nun in Vöhl präsentieren kann.
 

Einweihung des Mahnmals von E.R. Nele, 7. September 2007

Mahnmal für alle Deportierten der NS-Zeit

Lebensgroßer,stilisierter Mensch aus schwarzem Metall in einem Rahmen, zu dem eine schwarze Rampe hochführt.© Kurt-Willi Julius
"Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod" (2007) von E. R. Nele

Mahnmal des Landkreises Waldeck-Frankenberg für alle Deportierten der NS-Zeit.

Fortsetzung

Mann und Frau vor einem Kunstwerk in Synagoge
Frau E.R. Nele mit Kurt-Willi Julius
© Kurt-Willi Julius

Frau in Synagoge
Frau E. R. Nele
© Kurt-Willi Julius


Rede des 1. Vorsitzenden des Beirats
des Förderkreis "Synagoge in Vöhl" e.V.
Karl-Heinz Stadtler zur Einweihung
am 7. September 2007

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wenn Sie nach dieser Veranstaltung im Hof einen Blick in den Sakralraum der Synagoge werfen, wozu ich Sie schon jetzt herzliche einlade, werden Sie dort eine Präsentation sehen, die die Namen der deportierten Juden aus Waldeck-Frankenberg zeigt. Alle zehn Sekunden werden Sie dort einen neuen Namen sehen; wenn sie alle Namen sehen wollen, müssen Sie sich auf eine Dauer von fast 2 Stunden einrichten. Nicht ganz 700 Namen haben wir ermittelt; 700 Namen von Juden. Doch nicht nur Juden fielen dem Wahn des Rassismus zum Opfer; Sinti und Roma, Behinderte, Zeugen Jehova, Homosexuelle, politisch Andersdenkende wurden ausgegrenzt, verfolgt, deportiert und vernichtet. Hier steckt die Forschung in unserem Landkreis noch in den Anfängen, doch ich bin sicher, dass die Zahl der Namen, die wir in der Vöhler Synagoge zeigen, weiter wachsen wird. 700 Menschen, um bei dieser Zahl zu bleiben, das sind fast so viele, wie Vöhls Nachbarort Marienhagen Einwohner hat. Sie alle werden Orte kennen, die ähnlich groß sind.

Doch diese 700 Menschen, die lebten nicht in einem einzigen Ort zusammen, sondern waren über viele Kommunen in diesem Landkreis verteilt:

Orte
Anzahl der Personen
Allendorf (Eder)
18
Bad Arolsen
74
Bad Wildungen
76
Battenberg
18
Bromskirchen
4
Diemelsee
20
Diemelstadt
48
Edertal
23
Frankenau
44
Frankenberg
47
Gemünden
62
Haina (Kloster)
21
Hatzfeld
4
Korbach
62
Rosenthal
23
Vöhl
57
Volkmarsen
23
Waldeck
48
Willingen
23

Sie verschwanden aus unseren Dörfern und Städten, und das geschah nicht still und heimlich. Den Boykott jüdischer Geschäfte, die Verbote, bestimmte Berufe auszuüben, die Nürnberger Gesetze, die Schilder auf den Parkbänken mit der Aufschrift "Für Juden" oder "Für Arier", die Reichspogromnacht, in der unzählige Synagogen zum Raub der Flammen wurden und 30.000 jüdische Männer auf einen Schlag in Konzentrationslager eingewiesen wurden, das Tragen der Judensterne, das Verschwinden der Juden aus den Dörfern und Städten mit anschließender öffentlicher Versteigerung von deren Eigentum - in den Dörfern durch die Bürgermeister - ; - meine Damen und Herren, was damals geschah und was ich eben aufgezählt habe, das war für den jeden und jede offensichtlich. Man akzeptierte, was geschah; man nahm es hin; viele machten mit, weil sie sich Vorteile versprachen: Geld und Karriere.

Auch hier bei uns in den Dörfern und Städten Waldeck-Frankenbergs schaute man weg oder machte gar mit. Von Protest und Widerstand ist kaum etwas bekannt. Und dann waren es Leute aus demselben Dorf - Nachbarn, frühere Sangesbrüder und Sportkameraden - , die die Männer oder Frauen aus ihren Häusern holten und zum Bahnhof, in Vöhl zum Beispiel zum Bahnhof Itter brachten, von wo aus sie zunächst nach Kassel und dann von dort nach Riga, nach Sobibor, nach Majdanek oder nach Theresienstadt gebracht wurden.

Wenn ich dies hier schildere, meine sehr geehrten Damen und Herren, so nicht, um anzuklagen oder zu beschuldigen. Denn mein Bestreben und das des Förderkreises Synaogoge in Vöhl, in dessen Namen Sie heute zu begrüßen ich die Ehre habe, ist nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft orientiert. Das furchtbare Geschehene darf sich nicht wiederholen. Deshalb ist ein Mahnmal wie das, das wir heute gemeinsam einweihen, so wichtig.

"Ganz normale Männer", im englischen Original "Ordinary Men", betitelte Christopher Browning ein Buch, in dem er die Arbeit eines Hamburger Reserve-Polizeibataillons beschreibt, das im Sommer 1942 nach Polen zu einem Sonderauftrag geschickt wurde. In den Dörfern und kleinen Städten rund um Lublin sollten sie Juden aufspüren, Arbeitsfähige zum Lagereinsatz aussondern und die übrigen - Alte, Kranke, Frauen und Kinder - auf der Stelle erschießen. Vor ihrem Einsatz machte der Kommandant den 500 ganz normalen Polizisten aus dem Reich das Angebot, wer sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühle, könne sein Gewehr abgeben und würde dann zu einer anderen Aufgabe eingesetzt. Von den 500 meldeten sich gerade mal 12. Alle anderen waren zum Mitmachen bereit.

Wie sehr müssen diese Menschen verführt worden sein, wie sehr müssen sie durch staatliche Propaganda in den Medien, in den Schulen und Universitäten sowie durch Veranstaltungen der Partei und des Ein-Parteien-Staates beeinflusst und indoktriniert worden sein?! Wie sehr müssen aber auch Vorurteile schon vorher dagewesen sein? Und wie sehr muss die Bereitschaft zur Gewaltanwendung, insbesondere auch die Bereitschaft zur Überwindung von moralisch oder religiös bedingten Hemmungen vorhanden gewesen sein?!

Wir müssen uns dies immer wieder bewusst machen. Wir brauchen die Bereitschaft zur Kritik und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion gerade auch gegenüber dem Staat und gegenüber den politischen Entscheidungsträgern und Entscheidungen, um auch nur die Möglichkeit zu verhindern, dass Politiker und Parteien uns als die Bürgerinnen und Bürger für falsche Ziele und Zwecke missbrauchen. Auch dazu fordert dieses Mahnmal auf.

Meine Damen und Herren,

heute exakt vor 7 Jahren standen 15 ehemalige Vöhler Juden bzw. ihre Nachfahren und Verwandten in diesem Hof, und der älteste und der jüngsten von ihnen - Richard Rothschild und Geoffey Baird - pflanzten diesen Apfelbaum. Der Baum der Erkenntnis, der uns vor allem auch lehren soll, zwischen Gut und Böse, zwischen Falsch und Richtig zu unterscheiden, sollte vor allem auch deutlich machen, dass wir gemeinsam an eine gemeinsame Zukunft glauben, in einer Welt, in der für jeden Platz ist und die uns allen gemeinsam gehört. Eine Welt, in der wir Verantwortung tragen für uns und für alle, die mit uns sind.

In diesem Hof steht seit einigen Tagen ein Stein, den ich den "Sag ‚Nein'"-Stein nennen möchte. Ein Diabas hier aus der Region, der älter ist als die Menschheit, und der uns jetzt und für die Zukunft auffordern soll, Nein zu sagen, wenn wir dazu aufgefordert werden, Menschen aus irgend welchen Gründen zu diskriminieren, sie auszugrenzen, sie aus unserer Umgebung wegzuholen, sie zu deportieren und sie gar umzubringen.

Und seit heute steht hier ein Mahnmal mit dem Titel "Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod", das daran erinnert, dass das, was für die Zukunft ausgeschlossen werden soll, tatsächlich geschehen ist. Geschehen hier bei uns, mitten in dem doch so zivilisierten Europa, und verantwortet von einem Volk, das stolz darauf ist, einen Goethe und einen Schiller, einen Kant und einen Hegel hervorgebracht zu haben.

Geschehen auch in unseren Dörfern und Städten, unter Beteiligung unserer Eltern und Großeltern, unter Beteiligung von Menschen also, die uns die Nächsten waren.

Menschen waren damals ganz offensichtlich nicht in der Lage, in dem jeweils Anderen auch einen Menschen zu sehen. Deshalb, so glaube ich, ist es ganz wichtig, unsere Kinder und Kindeskinder in der Familie und in der Schule, aber auch im Dorf und in der Stadt so zu erziehen und bilden, dass sie im Anderen nicht nur den Nächsten sehen, sondern sogar sich selbst. Dass Sie ihn wahrnehmen als jemanden, der genauso denkt, genauso fühlt, dieselben Empfindungen, Empfindlichkeiten und Verletzlichkeiten hat, der Glück, der aber auch genauso Leid und Schmerz empfinden kann wie man selbst.

Dann - da bin ich sicher - können wir mit berechtigter Zuversicht in die Zukunft blicken.

Colorierte Skizze© E. R. Nele

Colorierte Skizze© E. R. Nele

Gebeugte Person im Metallrahmen von hinten© Kurt-Willi Julius
Gebeugte Person im Metallrahmen von vorne, Ausschnitt© Kurt-Willi Julius
Gebeugte Person im Metallrahmen von vorne© Kurt-Willi Julius
Gebeugte Person im Metallrahmen von der Seite, nachts© Kurt-Willi Julius

 

Foto-Ausstellung "Deadline", 12. Mai 2007


Im Jahre 2007 fand vom 12. Mai bis 3. Juni 2007 in der Synagoge die Foto-Ausstellung von Christoph Alexis Werner statt.
 

zur Broschüre

Kunst-Ausstellung Sternenbretter, Vöhl 2005 und 2007

Die Idee im Jahre 2003

Shtil, di Nacht iz oysgeshternt -
Still, die Nacht ist ausgesternt

von Kurt-Willi Julius

 
Fortsetzung

Die Ausstellung hat ihre Geschichte

Im Jahre 2003 wurde der golden ausgesternte hölzerne blaue Nachthimmel der Vöhler Synagoge restauriert. Einige wenige Bretter waren so geschädigt, dass sie ausgetauscht werden mussten. Die Sterne wurden auf diese neuen Bretter nach Rücksprache mit dem Restaurator von verdienten Vereinsmitgliedern und Vertretern Landkreis und Sparkasse Waldeck- Frankenberg neu aufgemalt. Diese beiden Stellen hatten zusammen mit dem World Monuments Fund in New York die Restaurierung finanziert.

In einem Zeitungskommentar war damals zu lesen: "Sie ist kein großartiges Kunstwerk: hellblau gestrichene Bretter, auf denen bronzene Sterne nach Schablonen aufgemalt sind, ein Mond in der Mitte. Aber gerade die Einfachheit ist es, die so gefällt."

Es entstand die Idee, ob man nicht aus den Abfallbrettern Kunstwerke erschaffen lassen könnte.

Zunächst wurden die Abfallbretter vom übrigen Bauschutt getrennt und in Sicherheit gebracht. Der befreundete Restaurator Stefan Böttner konnte Brettfragmente mit 18 der verloren gegangenen 24 Sterne retten, indem er sie aufwändig mit verfestigenden Flüssigkeiten tränkte. Dafür gebührt ihm allergrößter Dank.

Sehr schnelle spontane Zusagen der Mitarbeit von E.R. Nele und Wolfgang Niedecken machten uns Mut. Gemeinsam mit der Konzeptkünstlerin Reta Reinl entstanden weitere Ideen zur Ausgestaltung der Idee.

Die Sternenidee wurde an Künstler aus Nah und Fern "ausgestreut", ganz gemäß der indogermanischen Wortwurzel "ster" = sich ausbreiten. Sterne sind demnach zu begreifen als "die am Himmel Ausgestreuten".

Bretter gingen auf weite Reisen: nach Indien, Togo und Surinam, an Künstler aus Argentinien und Neuseeland. Und fünf Bretter gingen an Künstler jüdischen Glaubens. Eine Selbstverständlichkeit war für uns auch die Beteiligung einiger Künstler aus der Region, die sich schon seit Beginn der Renovierung intensiv einbringen und für unsere Arbeit interessieren.

Noch immer sind wir zutiefst dankbar dafür, wie überraschend und unerwartet unkompliziert sich selbst weltbekannte Künstler für unser Projekt begeisterten. Wir sind beeindruckt von der Ernsthaftigkeit ihres Interesses und beglückt über die vielen persönlichen, schriftlichen und telefonischen Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen.

Jedes der Bretter hat seine Geschichte.

Zunächst waren alle gemeinsam im Synagogenhimmel verankert. An diesem Platz boten sie den unterschiedlichsten Ereignissen ein schützendes Dach. Unter ihnen fanden Gottesdienste, Hochzeiten und der Unterricht für jüdische Schulkinder statt. Unter ihnen wurde sich später verzweifelt versammelt, als das Ende der jüdischen Gemeinde Vöhls und ihrer Mitglieder in der Menschen verachtenden nationalsozialistischen Realität offenbar wurde.

In den folgenden 65 Jahren achtete kaum jemand mehr auf den alternden Himmel, der sich nun über den verlassenen Raum wölbte: mal über ein Baustofflager, mal über einen Raum zum Wäschetrocknen, mal über einen Abstellraum, in den auch noch eine Toilette hineingebaut wurde. Einige der Himmelsbretter verfaulten.

Nun stehen sie im Mittelpunkt des Interesses. Sie haben teilweise Weltreisen hinter sich und kommen von dort zurück, wohin Juden aus Vöhl flüchteten, die sich rechtzeitig den Mordaktionen der Nationalsozialisten entziehen konnten: aus Israel, Asien und Südamerika.

Shtil, di Nacht iz oysgeshternt

Ohne Aussicht und Zukunft erschien nach 1938 das Schicksal der Synagoge. Die Menschen, denen sie ein heiliger Ort war, hatten Vöhl verlassen müssen.

Die ausgestellten Brettfragmente mussten 2003 den Synagogenhimmel verlassen. Fast hätte ihre Geschichte auf einer Bauschuttdeponie ihr Ende gefunden.

Der Partisanenkampf, den das jiddische Lied beschreibt, war aussichtslos. Aber es endet trotzig und in eine bessere Zukunft blickend mit der Hoffnung: "... ermutigt von einem kleinen Sieg, für unsere neue, freie Generation."

Die Ausstellung im Jahre 2005

Rede zur Eröffnung der Ausstellung am 26. Mai 2005 von Kurt-Willi Julius

Der Ursprung der Sternenbretter
Foto und Grafik: Kurt-Willi Julius
 

Bitte die Punkte anklicken!

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Detail Kunstwerk von Balakrishnan
Detail Kunstwerk von Betz-Böttner
Detail Kunstwerk von Karavan
Detail Kunstwerk von Eitel
Detail Kunstwerk von Emde
Detail Kunstwerk von Julius
Detail Kunstwerk von Kaminski
Detail Kunstwerk von Koksch
Detail Kunstwerk von Nele
Detail Kunstwerk von Niedecken
Detail Kunstwerk von Parker, U.+H.
Detail Kunstwerk von Reinl
Detail Kunstwerk von Rothschild
Detail Kunstwerk von Schmitt
Detail Kunstwerk von Ullmann
Detail Kunstwerk von Vidzraku
Detail Kunstwerk von Wong Loi Sing
Detail Kunstwerk von Yassour

Fotos: Kurt-Willi Julius

 Bitte die Kacheln anklicken!
  GIF von 鹈鹂 夏 von Pixabay

 

Der Ausstellungsraum im Jahre 2005

Gestaltung, Einrichtung der Ausstellung: Silvia Steiner (Architektin, Vöhl-Ederbringhausen)

Unrenovierter Synagogenraum mit Kunstwerken Roman Koksch (vorne), hinten von links: Kurt-Willi Julius Katharina Natalie Eitel, Gabriele C. Schmitt, K.V. Balakrishnan, E.R. Nele, Reta Reinl
© Kurt-Willi Julius

Fortsetzung

Unrenovierte Ecke des Synagogenraums mit KunstwerkenKurt-Willi Julius (vorne), Roman Koksch (li), Penny Hes Yasour (re) © Kurt-Willi Julius

Kunstwerke in unrenovierter Synagogevon links: Wolfgang Niedecken, Barbara Betz-Böttner, Katharina Natalie Eitel © Kurt-Willi Julius

Kunstwerke am Boden und der Empore der Syngogeunten von links: E.R. Nele, Wolfgang Niedecken, Barbara Betz-Böttner; oben von links: Dovi Vidzraku, Miguel Rothschild © Kurt-Willi Julius

Blick von der Empore auf die Kunstwerke in der Synagogeoben von links: Micha Ullman, Dovi Vidzraku, Miguel Rothschild; unten von links: Vered Kaminski, Wolfgang Niedecken © Kurt-Willi Julius

Katalog zur Ausstellung im Jahre 2007

zum Katalog

Grafik von René Blättermann, 28. August 2004

Grafik mit hebräischer Schrift im RahmenBild mit Rahmen

Detail einer Grafik mit hebräischer Schrift Ausschnitt

Grafik von René Blättermann, Fotos: Kurt-Willi Julius


Dies ist ein Geschenk von Peter Balluf, Marienhagen. Überreicht  zum 175. Geburtstag der Synagogenweihe im Jahre 2004. René Blättermann ist Künstler und lebt bei Lübeck. Er hatte viele Glaskunstwerke aus dem jüdischen und christlichen Kulturkreis für Sakralräume geschaffen.

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