Kor­bach – „Co­me to­ge­ther“ lässt die Rock-AG der ALS über den Ober­markt schal­len – und vie­le fol­gen dem Ruf des Beat­les-Hits: Zum „Tag der Of­fe­nen Ge­sell­schaft“ ha­ben sich Kor­ba­cher Ver­ei­ne prä­sen­tiert und Bür­ger ei­nen leb­haf­ten Nach­mit­tag ver­bracht.

Ein­ge­la­den hat­te der För­der­ver­ein Le­se­bänd­chen mit der Stadt­bü­che­rei – bun­des­weit ruft der Deut­sche Bi­blio­theks­ver­band auf. Ver­ei­ne und Bür­ger soll­ten sich mit­ein­an­der be­kannt ma­chen und die Leit­fra­ge des Ta­ges klä­ren, er­läu­ter­te Man­fred Wein­reich vom För­der­ver­ein: „In­wie­weit bin ich be­reit, Tü­ren zu öff­nen? Und wel­che Er­fah­run­gen ha­be ich da­mit ge­macht?“

Die Bi­blio­thek be­ant­wor­te die­se Fra­gen je­den Tag, er­klär­te ihr Lei­ter Dr. To­bi­as Metz­ler: „Sie ist ein Haus oh­ne Schwel­len, in das je­der hin­ein­kom­men kann.“ Cor­ne­lia Gliem von der Ar­bei­ter­wohl­fahrt und dem Pro­jekt „De­mo­kra­tie fei­ern“ hob die Be­deu­tung der Zi­vil­ge­sell­schaft her­vor: Die brau­che die Of­fen­heit für Kon­sens wie für Kri­tik – solch ein Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus sei bes­ser als „Hur­ra­ri­tua­le“ wie Fah­nen zu schwen­ken.

Of­fen­heit um­fas­se vie­le Ge­bie­te, hob Bür­ger­meis­ter Klaus Fried­rich her­vor, et­wa Bar­rie­re­frei­heit, Mi­gra­ti­on und den Um­gang der Ge­ne­ra­tio­nen mit­einader – in Kor­bach ma­che es Spaß, sich die Um­set­zung an­zu­se­hen.

Das wur­de auch an den Stän­den des Markts klar. Da stell­te et­wa das Netz­werk für To­le­ranz sei­ne Ar­beit vor. Es rich­tet ei­ge­ne Ver­an­stal­tun­gen aus, för­dert aber auch Pro­jek­te, die drei wich­ti­ge Din­ge zei­gen, er­läu­ter­te Vio­let­ta Bat: ers­tens, dass Bür­ger in der De­mo­kra­tie tat­säch­lich mit­wir­ken kön­nen; zwei­tens, dass Viel­falt nor­mal und gut ist; und drit­tens dass nie­mand aus­ge­schlos­sen wer­den darf. Der För­der­kreis ehe­ma­li­ge Syn­ago­ge Vöhl er­in­ner­te an das Schick­sal der jü­di­schen Ge­mein­de im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. An­ti­se­mi­tis­mus ha­ben sich mit dem En­de des Zwei­ten Welt­kriegs nicht er­le­digt, un­ter­strich der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de Phil­ipp We­cker: „Das The­ma ist im­mer noch ein fa­ta­ler Teil die­ser Ge­sell­schaft.“

Es zeig­ten sich vie­le We­ge, die Ge­sell­schaft zu öff­nen: Selbst­hil­fe­grup­pen er­mög­li­chen Men­schen, die von Krank­hei­ten, aber auch von Pro­ble­men wie Trau­er und Ein­sam­keit be­trof­fe­nen sind, wie­der Kon­tak­te auf­zu­neh­men. „Fai­rer Han­del öff­net Tü­ren“ hielt der Welt­la­den fest; und der Un­ver­packt­la­den nann­te als Ziel, Land­wir­ten ein Fo­rum zu bie­ten.

Auch ge­mein­sa­me In­ter­es­sen öff­nen: So wol­le der NABU Men­schen über die Na­tur zu­sam­men­brin­gen, er­klär­te Thors­ten Klei­ne. Für die Ama­teur-Fun­ker ste­he die Tech­nik im Vor­der­grund, er­läu­ter­te Frie­de­mann Hein­richs – die Freu­de lie­ge dar­in, an­de­re zu er­rei­chen, Re­li­gi­on und Her­kunft sei­en da egal. Auch die Fach­stel­le Mi­gra­ti­on und In­te­gra­ti­on des Land­krei­ses, die VHS, die Ar­bei­ter­wohl­fahrt und das Dia­ko­ni­sche Werk stell­ten sich vor.

In ei­nem Welt­ca­fé dis­ku­tier­ten die Be­su­cher in wech­seln­den Kon­stel­la­tio­nen, was es mit „of­fe­nen Tü­ren“ auf sich hat und hiel­ten ih­re Er­geb­nis­se mit Zeich­nun­gen und Stich­punk­ten fest. Mo­de­ra­tor Uwe Weißflog hat­te das Kon­zept in den USA mit­er­lebt und freu­te sich über dif­fe­ren­zier­te Bei­trä­ge: Da gab es Freu­de dar­über, auf dem Land die Haus­tür wort­wört­lich of­fen las­sen zu kön­nen. Aber es gab auch Un­ver­ständ­nis dar­über, das man­che an­ge­sichts von de­mo­gra­fi­schen Wan­del und Fach­kräf­te­man­gel je­der Öff­nung für Mi­gra­ti­on ent­ge­gen­ste­hen. Und die Er­kennt­nis, die Teil­neh­me­rin So­phia Sa­rah Schmid fest­hielt: Je­man­den her­ein zu las­sen sei das ei­ne – sich selbst für an­de­re zu öff­nen das an­de­re.