Vöhl – Mit der Enthüllung von drei Haustafeln erinnert der Förderkreis Synagoge Vöhl gemeinsam mit der Gemeinde und dem Landkreis an jüdische Familien, die einst in Vöhl lebten. Die Tafeln geben der Geschichte Namen und Gesichter zurück – und setzen ein Zeichen gegen das Vergessen.

„Wir sind verantwortlich für das, was wir tun, und für das, was wir nicht tun!“: Mit diesen Worten eröffnete Philipp Wecker, Vorsitzender des Förderkreises, die Gedenkveranstaltung an der Arolser Straße. Zahlreiche Gäste waren gekommen, darunter Landtagsvizepräsidentin Daniela Sommer, Landrat Jürgen van der Horst und Bürgermeister Karsten Kalhöfer.

Die Vorstellung der Familien, an die erinnert werden soll, übernahm Karl-Heinz Stadtler. Am Haus Arolser Straße 14 lebte Mitte des 19. Jahrhunderts die Familie Salberg. Später übernahm Ferdinand Kaiser das Gebäude, betrieb ein Geschäft und engagierte sich kommunal. Er und seine Frau Ida wurden nach Theresienstadt deportiert und starben dort. Ihre Kinder überlebten durch Emigration.

In der Arolser Straße 10 wohnte zunächst die Familie Blum. Sohn Abraham war Mitbegründer des Verschönerungsvereins und Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Später zog die Familie Frankenthal ein. Tochter Bertha wurde 1941 nach Kaunas deportiert und ermordet. Ihre Schwester Sophie starb in Auschwitz. Deren Kinder entkamen dem Holocaust durch Flucht.

Das Haus Kirchweg 4 gehörte der Familie Kugelmann, die seit 1705 in Vöhl ansässig war. Simon Kugelmann war Händler und Mitbegründer eines Reformvereins. Tochter Antonie wurde 1941 ins Ghetto Lodz deportiert und im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Die Nachfahren leben heute in den USA und zeigten sich tief bewegt von der Gedenktafel. Neil Kugelman sprach im Namen der ganzen Familie Dank und Anerkennung aus: „Unsere gesamte Familie ist demütig und erstaunt über Ihre Bemühungen und die der Gemeinde Vöhl, die diese außergewöhnlichen Leistungen erreicht haben und weiterhin erreichen.“

Beim abschließenden Treffen in der ehemaligen Synagoge würdigten Bürgermeister Kalhöfer und Landrat van der Horst die Erinnerungsarbeit des Förderkreises. Daniela Sommer betonte: „Heute sind die Namen und die Geschichte zurückgekehrt – in die Straßen, die Nachbarschaft und in unser gemeinsames Gedächtnis.“

Ortsvorsteher Peter Göbel hob hervor, dass kein Hauseigentümer das Anbringen der Tafeln verweigert habe – ein Zeichen für breite Akzeptanz. Dierk Glitzenhirn, Eigentümer eines der Häuser, berichtete von persönlichen Begegnungen mit Zeitzeugen. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der jungen Künstlerin Ssubi auf der Querflöte.RED