Vöhl – „Er­in­ne­rung an jü­di­sches Le­ben in Wal­deck-Fran­ken­berg“, ist der Ti­tel ei­ner Bro­schü­re mit über 70 Sei­ten Um­fang, die Schü­ler und Tou­ris­ten als Rei­se­be­glei­ter über die Ge­schich­te des Land­krei­ses und sei­ner Men­schen in­for­mie­ren soll. Den ers­ten ge­wünsch­ten Ef­fekt hat die mit vie­len Bil­dern aus den Städ­ten und Ge­mein­den il­lus­trier­te Pu­bli­ka­ti­on schon ge­leis­tet.

So ver­wies Land­rat Jür­gen van der Horst auf den Er­folg sei­ner Toch­ter, die bei der Vor­be­rei­tung ei­nes Re­fe­rats über jü­di­sches Le­ben in Bad Arol­sen auf das druck­fri­sche Heft zu­rück­grei­fen konn­te, das in ei­ner Auf­la­ge von 5000 Stück ge­druckt wur­de.

Der er­folg­reich be­stan­de­ne ers­te Här­te­test war nicht der ein­zi­ge Grund, wes­halb der Land­rat den In­itia­to­ren und Au­to­ren des Pro­jekts für ih­ren Bei­trag zur Er­in­ne­rungs­kul­tur dank­te. „Bis zur Zä­sur durch die NS-Zeit wa­ren die Ju­den ein Teil der Ge­mein­schaft, sie un­ter­schie­den sich nur durch ih­ren Glau­ben. Von den 800, die ein­mal hier ge­lebt ha­ben und Op­fer der Ver­fol­gung durch die Na­zis wur­den, kehr­ten die al­ler­we­nigs­ten zu­rück, die Men­schen ha­ben ei­ne Lü­cke hin­ter­las­sen, sie feh­len uns“, sag­te van der Horst. Er hofft auf ei­ne wei­te­re In­ten­si­vie­rung der Er­in­ne­rungs­kul­tur.

„Bei die­ser Zahl han­delt es sich um Men­schen, die ir­gend­wann in un­se­rem heu­ti­gen Kreis­ge­biet ge­wohnt ha­ben, da­bei sind auch die, die aus­ge­wan­dert sind und von dort de­por­tiert wur­den“, er­gänz­te Karl Heinz Stadt­ler, der in sei­ner Re­de bis zu den An­fän­gen der Spu­ren­su­che nach jü­di­schem Le­ben An­fang der 1980er zu­rück­ging.

„Die ers­ten Im­pul­se ka­men von Zu­ge­zo­ge­nen, de­nen es leich­ter fiel, an den Schutt von Schuld und Ver­drän­gung zu rüh­ren,“ er­klär­te er. Die ers­te Idee zu der Bro­schü­re „Er­in­ne­rung an jü­di­sches Le­ben in Wal­deck-Fran­ken­berg“ kam von Ernst Klein und Karl-Heinz Stadt­ler schon vor zehn Jah­ren, an­ge­dacht war ei­ne Fahr­rad­wan­der­kar­te zu den Denk­ma­len jü­di­schen Le­bens.

Doch ei­ne Ta­ges­tour er­wies sich an­ge­sichts der Grö­ße des Krei­ses als nicht durch­führ­bar: zu vie­le Or­te und zu gro­ße Di­stan­zen. Kon­se­quent wei­ter ge­dacht, ent­stand nun mit­hil­fe zahl­rei­cher Kol­le­gen und Co-Au­to­ren ei­ne klei­ne, reich­lich be­bil­der­te En­zy­klo­pä­die, mit der sich vie­le Aus­flü­ge von Bat­ten­feld bis Rho­den oder Arol­sen bis Wil­lin­gen pla­nen las­sen.

In dem hand­li­chen Rei­se­be­glei­ter sind mus­ter­gül­tig re­stau­rier­te Denk­mä­ler eben­so auf­ge­führt wie Ge­bäu­de, die nach Um­bau oder Um­wid­mung die sel­ben Funk­tio­nen er­fül­len wie nach 1938. Aber auch an­de­re, nicht auf An­hieb er­kenn­ba­re Re­lik­te aus der Ver­gan­gen­heit las­sen sich dank der Il­lus­tra­ti­on leich­ter auf­spü­ren.

Am En­de je­des Ka­pi­tels sind An­sprech­part­ner für je­de Stadt oder Ge­mein­de bzw. die je­wei­li­gen Orts­tei­le auf­ge­führt, das sind in der Re­gel die Au­to­ren der ent­spre­chen­den Ka­pi­tel.

Fi­nan­ziert wird die Bro­schü­re durch den Land­kreis und das Netz­werk für To­le­ranz, das die För­de­rung durch Bun­des­mit­tel aus dem Pro­gramm „De­mo­kra­tie le­ben“ des Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­ums er­mög­licht.

Ei­nen be­son­de­ren Dank für die Un­ter­stüt­zung sprach Karl-Heinz Stadt­ler dem MV Me­di­en Ver­lags Fran­ken­berg und sei­nem Ge­schäfts­füh­rers Oli­ver Gentzsch aus, der mit der kos­ten­frei­en Nut­zung von Orts­kar­ten aus dem „Hand­li­chen Te­le­fon­buch“ auch zum rund­um ge­lun­ge­nen Er­geb­nis bei­trug.