Vöhl – Eine denkwürdige Einweihung einer Gedenkskulptur mit bewegenden und mutigen Reden hat am Donnerstag auf dem jüdischen Friedhof in Vöhl stattgefunden: unter Polizeischutz und in einer gerade für viele Juden herausfordernden Zeit.

Erbauer der Skulptur ist Christian Schnatz aus Dorfitter. Er hat die Silhouetten jüdischer Grabsteine aus Stahl herausgeschnitten und drei Stahlplatten miteinander verbunden. Umlaufend wurden die Namen ehemaliger jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner in Beton gegossen. Nachdem der Förderverein ihm die Idee unterbreitet habe, habe er sich den Ort angesehen, und sofort sei dann die Form des Werks vor seinem inneren Auge aufgetaucht, so Schnatz.

Er selbst habe manche Techniken zum ersten Mal angewendet, erklärte der Handwerker und Künstler. Alles sei sehr stabil im Boden verankert und habe Luft in den Öffnungen für Pflanzendurchwuchs. Er habe lange an dem Projekt gearbeitet und eine innere Reise gemacht, die er nicht mehr vergessen werde.

Nach einer Planungsphase und dem Gang durch komplexe Behördenwege sei das Projekt schließlich mit Unterstützung des Landkreises und der Gemeinde realisiert worden, berichtete Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises „Synagoge in Vöhl“. Finanzielle Leistungen kamen vom Förderkreis, privaten Spendern und durch Leader-Gelder. Der Vöhler Bürgermeister Karsten Kalhöfer wies auf die 160 Namen auf den Tafeln hin, alle ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Vöhler Gemeinden. Die Tafel erinnere auch an die Verbrechen des NS-Staates, den Wunsch nach „Nie wieder“ und das Gebot, nicht zu schweigen, wenn Unrecht geschehe.

Alle Redebeiträge der Feierstunde machten den Anschlag der Hamas und das Erstarken rechter Bewegungen in Deutschland zum Thema. Stadtler begrüßte die Gäste aus Politik und Bevölkerung sowie eine Abordnung der Bundeswehr „in einer schlimmen Zeit“. Schon einmal habe man die Juden auslöschen wollen, das wiederhole sich aktuell. Der Förderkreis stehe eindeutig und einstimmig zum Existenzrecht Israels.

Landrat Jürgen van der Horst dankte dem Förderkreis für die Errichtung des Denkmals und warnte eindringlich vor aktuellen antisemitischen Bestrebungen, die sich nicht wiederholen dürften. Bad Wildungens Bürgermeister Ralf Gutheil sprach als Vorsitzender des Naturparks Kellerwald-Edersee und drückte die Verbundenheit mit dem Förderkreis der Alten Synagoge aus, die sich bereits in vielen Projekten und auch in der Unterstützung des aktuellen zeige.

Philipp Wecker vom Förderkreis informierte abschließend noch einmal über die Situation der Juden in Vöhl während und vor der NS-Zeit. Die aktuellen Ergebnisse der Landtagswahlen erfüllten ihn mit Sorge und belegten das schwache Geschichtsbewusstsein rechter Randgruppen. Hier gelte es Position für die Demokratie zu beziehen, was letztlich auch in dieser Feierstunde deutlich werde, die eine Gedenktafel einweihe und damit auch zur Erinnerungskultur beitrage.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Ingo Stotz und Sarah Küpfer mit Musikstücken, Liedern und Gebeten in hebräischer und aramäischer Sprache.