23.12.2019, Ein Heim für verstoßene "Mischlingskinder"

 
Ein Heim für verstoßene „Mischlingskinder“
HistorikerinEva-Kathrein Hack
NewsSuite
Hennig, Armin

Vöhl-Asel - Einer der letzten Vorträge der Reihe „Facetten des Rassismus“ des Förderkreises der Synagoge behandelte eine Einrichtung, bei der Vöhl gewissermaßen ein historisches Alleinstellungsmerkmal besaß: Das Albert-Schweitzer-Heim für „Mischlingskinder“ in Asel.

Nach der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg und in einer Gesellschaft, die durch die Rassenlehre der Nazis geprägt war, standen Frauen unter Druck, wenn sie ein Kind zur Welt brachten, das einen Vater mit afrikanischen Wurzeln hatte.

Referentin Eva-Kathrein Hack ist in den 50ern in Asel aufgewachsen und hatte Kontakt mit den Kindern, die von 1956 bis 1959 auf dem Weinberg eine Heimat fanden. Als Heimatkundlerin hatte sie sich die Geschichte des Heims vorgenommen und Forschungsliteratur studiert. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass Asel bei Fachgelehrten zu Unrecht in schlechtem Licht steht - wenn man die gesellschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegsjahre als Maßstab nimmt.

Schwierigkeiten mit Verwandten, schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder ein Zukünftiger, der bei der Familienplanung bei null anfangen wollte, führten dazu, dass etwa ein Drittel von 6800 Frauen ihre Kinder in staatliche Fürsorge gaben. Die Vermittlung an kinderlose afro-amerikanische Paare war ein Ansatz, oft blieb aber nur die Heimunterbringung, wo die farbigen Außenseiter unter Druck gerieten.

Um der Diskriminierung aus dem Weg zu gehen, entwickelte die Pfarrersfrau Irene Dilloo einen eigenen Ansatz. Die „Mischlingskinder“ sollten in einem Heim unter ihrer Fürsorge aufwachsen und dabei drei Stufen der Akzeptanz durchlaufen: Annahme der eigenen Hautfarbe, Vergebung der weißen Gesellschaft und Vergebung der eigenen Mutter. Das Haus auf dem Weinberg war das Ausweichquartier für Dilloo, die ihr Konzept bereits mit 16 Kindern nahe Wuppertal realisiert hatte.

Die Miete im ehemaligen Bergarbeitererholungsheim in Asel lag bei 750 Mark, sie war „kein Preis der Nächstenliebe“, so der Autor einer Münchner Illustrierten. Mit der Überschrift „Haus der Verstoßenen“ prägte der Journalist einen Begriff, der dem Albert-Schweitzer-Heim bis in die neuere Forschungsliteratur gefolgt ist.

Aufgrund der hohen Miete nutzte Dilloo sämtliche Kanäle beim Sammeln von Spenden und wurde damit international bekannt. Die permanente Öffentlichkeitsarbeit sorgte aber auch dafür, dass die Jugendämter den Verstoß gegen geltende Richtlinien aus der Welt schaffen wollten. Die Kinder wurden 1959 auf dem Schulweg abgefangen und kamen unter Obhut der Behörden oder zurück zu den Müttern, die Druck auf die Ämter wegen Rückgabe ihrer Kinder ausgeübt hatten. Foto: hennig  ahi

 
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