Vöhl – Die ers­ten Kla­vier­tö­ne, die ers­ten Wor­te des Chan­sons von Hil­de­gard Knef „Zir­kus“ er­klan­gen:   „Tre­ten sie ein, mei­ne Da­men und Her­ren, tre­ten sie ein und zö­gern sie nicht...“ - und so­fort war das Pu­bli­kum mit­ten­drin im Ge­sche­hen.

Ei­nen mit­rei­ßen­den Chan­son-Abend er­leb­ten die Be­su­che­rIn­nen der Syn­ago­ge in Vöhl mit Ma­ria Tho­masch­ke, die schein­bar mü­he­los in die un­ter­schied­lichs­ten Rol­len schlüpf­te und mit je­dem Chan­son ei­ne neue Fa­cet­te ih­rer Ge­sangs- und Schau­spiel­kunst ent­fal­te­te. Am Kla­vier wur­de sie vir­tu­os und vor al­lem ein­fühl­sam be­glei­tet von Ni­ko­lai Or­loff.

Die Band­brei­te der Chan­sons, die sie in­ter­pre­tier­ten, war weit ge­fasst. Der Klas­si­ker von Ge­org Kreis­ler wie „Zwei al­te Tan­ten“ führ­te ein in die The­ma­tik des Pro­gramms „Wenn ich nachts nicht schla­fen kann, schau ich gern beim Fens­ter raus. Und ich se­he mir die Stra­ße an oder vis-à-vis das Haus“. So wur­den die Zu­hö­rer ent­führt nach Ber­lin, ins Vor­der­haus, wo ein Pär­chen frisch zu­sam­men­ge­zo­gen ist und Streit hat („Wo ist das Pro­blem!“ Frank Ra­mond), zum neu­en Nach­barn, der re­den kann, oh­ne Atem zu ho­len („Das Ding, das die Trep­pe run­ter­ge­hen kann“, Se­bas­ti­an Krä­mer), und ins Hin­ter­haus („Da war ein Mann, der wollt so ger­ne nicht mehr le­ben“, Her­mann van Veen).

Aber nicht nur Pro­ble­ma­ti­sches wur­de be­sun­gen, mit „Ich bin ja heut so glück­lich“ (Paul Abra­ham) und „Gast­ge­ber“ (Pi­gor und Eich­horn) wur­den die Lach­mus­keln der Zu­hö­re­rin­nen und Zu­hö­rer ak­ti­viert. Neue und al­te Chan­sons, 98 Pro­zent al­ler Chan­sons han­deln von der Lie­be, stell­te Tho­masch­ke im Lau­fe des Abends fest, ent­täusch­te Lie­be („Ich hab dich im­mer ge­liebt“, Ge­org Kreis­ler), er­wi­der­te Lie­be, ver­gan­ge­ne Lie­be („Wie sich Müh­len dreh’n im Wind“, Mi­chel Le­g­rand), ge­kauf­te Lie­be.

In der in­di­vi­du­el­len Ge­stal­tung er­klan­gen sie fein nu­an­ciert, aus­dif­fe­ren­ziert bis ins Kleins­te und im­mer sehr per­sön­lich. Das letz­te Lied des Pro­gramms wid­me­te Tho­masch­ke ih­rem Be­glei­ter Ni­ko­lai Or­loff, oh­ne den der Abend gar nicht vor­stell­bar sei, mit „Ich bin ver­rückt nach je­dem Pia­nis­ten“ (Rai­ner Biel­feldt). Das Pu­bli­kum ver­ab­schie­de­te die Künst­ler mit mi­nu­ten­lan­gem be­geis­ter­ten Ap­plaus. Als Zu­ga­be gab es ein Lied „das in kein Pro­gramm passt“, um­so glück­li­cher war Ma­ria Tho­masch­ke, es wie­der sin­gen zu kön­nen: „Ein Denk­mal denkt“ von Bo­do Wart­ke - pas­send zum Tag des Denk­mals, an­läss­lich des­sen das Kon­zert mit der Un­ter­stüt­zung der Spar­kas­sen-Kul­tur­stif­tung Hes­sen-Thü­rin­gen statt­ge­fun­den hat.  red