Vöhl – Auf dem jü­di­schen Fried­hof in Vöhl soll ei­ne Ge­denk­ta­fel auf­ge­stellt wer­den. Die Ta­fel wird die Na­men von 160 Vöh­ler Jü­din­nen und Ju­den zei­gen, die dort einst be­gra­ben wur­den. Am 19. Ok­to­ber wird dies mit ei­nem öf­fent­li­chen Fest­akt ge­fei­ert.

Die Idee da­zu hat­te Karl-Heinz Stadt­ler, der bei ei­ner Stu­di­en­rei­se nach Po­len ei­nen jü­di­schen Fried­hof be­such­te, der im Jahr 1940 von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten kom­plett ein­ge­eb­net wor­den war. Als Er­in­ne­rung an die dort be­gra­be­nen Men­schen ist dort ei­ne Ge­denk­ta­fel mit Na­men er­rich­tet wor­den. Für Vöhl mit sei­ner frü­he­ren jü­di­schen Ge­mein­de sei dies eben­so sinn­voll, dach­te Stadt­ler, der Vor­sit­zen­der des För­der­krei­ses der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge ist.

Der jü­di­sche Fried­hof wur­de 1831 of­fi­zi­ell aus­ge­wie­sen. Ein ers­tes Mal wur­de der jü­di­sche Fried­hof 1935 oder 1936 ge­schän­det, in­dem Grab­stei­ne um­ge­wor­fen wur­den. Von wem, ist heu­te un­klar. Im Jahr 1940 gab es dort die letz­te Be­stat­tung. Al­le Grab­stei­ne wur­den laut den Re­cher­chen des För­der­krei­ses der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge wäh­rend der Zeit des Zwei­ten Welt­kriegs ent­fernt. Der da­ma­li­ge Re­gie­rungs­prä­si­dent hat­te ver­an­lasst, dass die jü­di­schen Fried­hö­fe ein­ge­eb­net wer­den soll­ten.

Die ent­fern­ten Grab­stei­ne la­ger­te man am Orts­aus­gang Rich­tung Bas­dorf, wo je­der sich für pri­va­te Bau­zwe­cke be­die­nen konn­te, be­rich­tet Karl-Heinz Stadt­ler, der sich in­ten­siv mit der Ge­schich­te der jü­di­schen Ge­mein­de be­fasst. Da­mals sei es üb­lich ge­we­sen, dass al­te Grab­stei­ne vor al­lem für Fun­da­men­te ver­wen­det wur­den.

Die meis­ten der Grab­stei­ne sind seit­dem ver­schwun­den. Nach dem Kriegs­en­de, in der Zeit der Be­sat­zung durch die Ame­ri­ka­ner, wur­den die 46 üb­rig ge­blie­be­nen zu­rück­ge­bracht und wie­der auf­ge­stellt. So­mit sind auf dem jü­di­schen Fried­hof 46 Grab­stei­ne er­hal­ten.

Der Lan­des­ver­band der jü­di­schen Ge­mein­den be­für­wor­tet, dass ei­ne Ge­denk­ta­fel auf­ge­stellt wird. So stell­te der Ver­ein ei­nen An­trag auf För­der­geld, denn die Kos­ten für das Pro­jekt be­lau­fen sich auf rund 12 000 Eu­ro. Der Kel­ler­wald­ver­ein gab sei­ne Zu­stim­mung, und der Land­kreis ge­neh­mig­te dies. So­mit wird die Ge­denk­ta­fel zur Hälf­te vom Lea­der-Pro­gramm be­zu­schusst.

Mit 1500 Eu­ro för­dert zu­dem die Denk­mal­be­hör­de das Pro­jekt. Bei dem Fried­hof han­delt es sich um ein Kul­tur­denk­mal, sag­te Ant­je Paul von der Denk­mal­pfle­ge bei der Vor­stel­lung des Pro­jek­tes. Zwei Ver­eins­mit­glie­der ha­ben zu­dem grö­ße­re Geld­be­trä­ge ge­spen­det, be­rich­te­te Stadt­ler.

„Die­ses kul­tu­rell wich­ti­ge Pro­jekt muss ge­för­dert wer­den“, sag­te Jür­gen Rö­mer, Fach­dienst Dorf- und Re­gio­nal­ent­wick­lung beim Land­kreis. „Dies ist ein Teil un­se­rer Ge­schich­te. Dem müs­sen wir uns stel­len.“ Er lob­te die eh­ren­amt­li­che Ar­beit des För­der­krei­ses der Syn­ago­ge so­wie des Kel­ler­wald­ver­eins.

Der Künst­ler Chris­ti­an Schnatz hat die Ge­denk­ta­fel ent­wor­fen. Sie ist in ih­rer Form vier ty­pi­schen jü­di­schen Grab­stei­nen nach­emp­fun­den. So ist ei­ne Ta­fel aus Be­ton mit Schriftre­li­ef ent­stan­den, wo die Na­men der Bei­ge­setz­ten hin­ter­ein­an­der ein­gra­viert sind. „Man muss sich der Schrift nä­hern und wirk­lich nach­le­sen“, er­läu­ter­te Schnatz den Ge­dan­ken da­hin­ter.

Die Ge­denk­ta­fel trägt da­zu bei, die Ge­schich­te sicht­bar zu ma­chen. „Dies kann ei­ne An­re­gung sein für an­de­re, et­was ähn­li­ches zu rea­li­sie­ren“, sag­te Karl-Heinz Stadt­ler.

Die Fei­er zur Er­rich­tung der Ge­denk­ta­fel fin­det statt am Don­ners­tag, 19. Ok­to­ber, um 17 Uhr auf dem jü­di­schen Fried­hof, Her­zings­gru­be in Vöhl. We­gen we­nig Park­mög­lich­kei­ten wird ein Shut­tle-Ser­vice von der Hen­kel­hal­le aus an­ge­bo­ten. Männ­li­che Be­su­cher sind ein­ge­la­den, ei­nen Hut oder ei­ne an­de­re Kopf­be­de­ckung zu tra­gen.