Vöhl – Der grau­sa­me An­griff der Ha­mas auf Is­ra­el, die ver­schlepp­ten jü­di­schen Gei­seln und der dar­aus ent­stan­de­ne Krieg ge­gen Ha­mas mit vie­len zi­vi­len Op­fern auf pa­läs­ti­nen­si­scher Sei­te über­schat­te­te in die­ser Wo­che auch in Wal­deck-Fran­ken­berg das Ge­den­ken an die Reichs­po­grom­nacht der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten vor 85 Jah­ren. In Vöhl, wo an 72 ver­schlepp­te und er­mor­de­te Mit­be­woh­ner er­in­nert wur­de, griff bei ei­nem Frie­dens­got­tes­dienst in der Mar­tins­kir­che in sei­ner Pre­digt Pfar­rer Jan Fried­rich Ei­sen­berg die­se „hu­ma­ni­tä­re Ka­ta­stro­phe“ auf, ging auf die his­to­ri­schen Ur­sa­chen seit 1948 für den Is­ra­el-Pa­läs­ti­na-Kon­flikt ein und be­ton­te die Ver­pflich­tung von Chris­ten, an der Sei­te von Is­ra­el zu ste­hen, um ei­ne Wie­der­ho­lung der Na­zi-Bar­ba­rei zu ver­hin­dern.

Das be­deu­te auch, dass man Is­ra­el kri­ti­sie­ren dür­fe für sei­ne har­sche und ex­pan­si­ve Sied­lungs­po­li­tik. „Aber wir müs­sen ei­nen schar­fen Trenn­strich zie­hen zwi­schen be­rech­tig­ter Kri­tik an der is­rae­li­schen Be­sat­zungs­po­li­tik im West­jor­dan­land ei­ner­seits und an­de­rer­seits ei­nem An­ti­zio­nis­mus, der Is­ra­el das Exis­tenz­recht ab­spricht,“ for­der­te Ei­sen­berg. „Da­zu ge­hört auch, dass wir heu­te den­je­ni­gen Men­schen ent­ge­gen­tre­ten, die mei­nen, Is­ra­el dür­fe sich nicht ge­gen sei­ne Tod­fein­de weh­ren.“

Chris­ten hät­ten die Pflicht, je­der Art von An­ti­se­mi­tis­mus ent­ge­gen­zu­wir­ken, „egal ob von links oder rechts, weil es so­wohl uns­ren welt­li­chen mo­ra­li­schen Über­zeu­gun­gen ent­spricht als auch un­se­rer bi­blisch-christ­li­chen Glau­bens­grund­la­ge“, sag­te der Theo­lo­ge. In sein an­schlie­ßen­des Frie­dens­ge­bet schloss Vi­kar Jan Ho­mann al­le Op­fer von Krie­gen, Ter­ror und Ge­walt, da­mals wie heu­te, ein.

Nie­der­ge­leg­te Stei­ne, „nach jü­di­schem Ri­tus Zei­chen der Ehr­er­bie­tung auf den Grä­bern der To­ten und Ker­zen als Zei­chen der Hoff­nung“, so lei­te­te Pfar­rer i. R. Gün­ter Mai­er (Ma­ri­en­ha­gen) das an­schlie­ßen­de Op­fer­ge­den­ken ein. Wäh­rend die Na­men von 72 Vöh­ler in der Na­zi-Zeit er­mor­de­ten Frau­en, Män­nern und Kin­dern ver­le­sen wur­den, zün­de­ten Ju­gend­li­che für je­den von ih­nen ei­ne Ker­ze an.

Bei­spiel­haft schil­der­te Karl-Heinz Stadt­ler, Vor­sit­zen­der des För­der­krei­ses Syn­ago­ge Vöhl, das Schick­sal von He­le­ne Ku­gel­mann, die 1938 be­reits in das ret­ten­de Pa­läs­ti­na emi­griert war. Weil sie noch ein­mal ih­re Toch­ter Ruth mit En­kel­kind in Ams­ter­dam se­hen woll­te, wur­de sie dort in­haf­tiert und nach Ausch­witz ver­schleppt.

Aus­drucks­star­ke Mu­sik mit is­rae­li­schen Wur­zeln, ge­tra­gen von dem Flö­ten­trio Sahra Küp­fer, Eve­lyn Frie­sen und Jo­sina Schütz so­wie den Volk­mar­ser „Har­mo­nist:in­nen“ mit Yvon­ne Schmidt-Volk­wein, An­ne Pe­tros­sow und Re­na­te Wal­precht, be­glei­te­te die Ge­denk­stun­de. Sie schloss mit dem jü­di­schen Lob­preis­ge­bet „Kad­disch“, vor­ge­tra­gen von Pfar­rer Mai­er und auf Ara­mä­isch ge­sun­gen von Sahra Küp­fer.